und nehmen im Kanon nicht aufgenommene frühchristliche Schriften auf.
Bibel in gerechter Sprache (2006; www.bibel-in-gerechter-sprache.de): 40 Übersetzerinnen und Übersetzer prägen den Charakter der Bücher unterschiedlich (z.B. verschiedene |85|Gottesnamen, Frauen werden immer „mitgedacht“ und antijudaistische Tendenzen entschärft).
2. Verständnisorientierte („kommunikative“) Übersetzungen
Leitsatz: „So verständlich wie möglich.“
Gute Nachricht Bibel (2000; www.die-bibel.de): einzige ökumenische Übersetzung in modernem Deutsch mit verständlicher Sprache, frei, aber ohne zusätzliche Erklärungen übertragen.
Hoffnung für alle (rev.2002; www.bibleserver.com): in Freikirchen verbreitet, frei und deutend nacherzählt, orientiert an der US-amerikanischen „Living Bible“ (Kenneth N. Taylor).
Neues Leben. Die Bibel (2005; www.bibleserver.com): kommunikative Übersetzung, die bewusst theologische Schlüsselbegriffe wie Sünde, Gnade, oder althergebrachte Worte wie „Statthalter“ beibehält. Auf Grundlage der US-amerikanischen „New Living translation“.
Neue Genfer Übersetzung (NGÜ – NT, Psalmen, Sprüche 2015; www.die-bibel.de): einfache Sprache, meist kommunikativ übersetzt.
BasisBibel (Evangelien 2010; www.die-bibel.de/online-bibeln): am Sprachgefühl der Computergeneration orientiert. Schwierige Begriffe werden vermieden. Interaktives Informationssystem und eine Online-Community.
Freie Übertragungen
Jörg Zink (1998 Auswahl AT, NT vollständig): wortreich umschreibende, meditative Übertragung.
Volxbibel (2010; www.volxbibel.de): provozierende Übertragung und Deutung biblischer Texte in die Alltagssprache Jugendlicher.
Mundartbibeln: Es gibt freie Übertragungen und textnahe Übersetzungen. Ziel ernst gemeinter Projekte ist es, Menschen bei ihrem Sprachempfinden abzuholen und ihnen eine Brücke zur Standardbibel zu ermöglichen. Überblick unter www.bibel-gesangbuch.de/mundart.html.
3. Übersetzungen, die einen Mittelweg gehen
Leitsatz: „So nah am Urtext und so verständlich wie möglich.“
Luther 2017 (2016; www.biblserver.com): Die evangelische Standardbibel ist nahe am Urtext („ad fontes“) und an der Sprache der Menschen („Man muss den Leuten aufs Maul schauen“). Kernstellen werden hervorgehoben und Fußnoten weisen auf Übersetzungsprobleme hin (z.B. Vaterunser, Ende des Markusevangeliums). Sie enthält eine kraftvolle Sprache und eine freie Wiedergabe bei schwierigen Passagen. Ebenfalls zugänglich sind die Ausgaben Luther 1545 (Standardbibel 1545–1892; lutherbibel.net). Der Text Luther 1912 (www.bibel-online.net) ist als Billigbibel – da rechtefrei – in Kaufhäusern erhältlich.
Einheitsübersetzung (2016; www.die-bibel.de): Katholische Standardbibel, an Urtextausgaben und der Vulgata orientiert, mit gehobener Sprache, teils auch kommunikativ übersetzt. Mit Einleitungen, Fußnoten und Ergänzungen.
Zürcher Bibel (1529/1931/rev.2007; www.die-bibel.de): Standardausgabe reformierter Gemeinden in der Schweiz. Gehobener Stil, genau und kraftvoll übersetzt.
|86|Kommentierende Sonderausgaben der Standardbibeln
Luther bzw. Gute Nachricht für dich: Standardausgabe mit 90 erklärenden Farbseiten (Autorinnen und Autor: Hannelore Jahr, Karin Jeromin und Michael Landgraf).
Stuttgarter Erklärungsbibel: Lutherbibel mit Kommentaren und Erklärungen.
Stuttgarter Altes Testament und Stuttgarter Neues Testament: Einheitsübersetzung mit Kommentaren und Erklärungen.
Leseempfehlungen
De Hamel, Christopher, Das Buch. Eine Geschichte der Bibel. Berlin 2001.
Deutsche Bibelgesellschaft (Hg.), Deutsche Bibelübersetzungen. Stuttgart 2008.
Landgraf, Michael, Bibel kreativ erkunden. Stuttgart 22017, 109f.
Ders., Bibel. Einführung – Materialien – Kreativideen. ReliBausteine 3. Stuttgart 32013. (insbes. 113–149: Bausteine zur Aufarbeitung der Geschichte der Bibel im Unterricht der Sekundarstufe)
Ders./Metzger, Paul, Bibel unterrichten. Stuttgart 2011, 54–56.
Ders./Wendland, Henning, Biblia deutsch. Bibel und Bibelillustration in der Frühzeit des Buchdrucks. Speyer 2005.
Miller, Stephen M./Huber, Robert V., Die Bibel. Das Buch der Bücher und seine Geschichte. Stuttgart 2004.
Kinder- und Schulbibeln
Michael Landgraf
Zur Geschichte
Der Begriff Kinderbibel wurde lange verschieden verwendet.[1] Ein Merkmal ist der Unterschied zur Vollbibel, denn Kinderbibeln sind Auswahlbibeln, oft eingesetzt im pädagogischen Kontext, um Kindern den Weg zur Lektüre der Vollbibel zu ebnen. Formal definiert C. Reents Kinderbibel als Sammelbezeichnung für Bibelbearbeitungen für Kinder, denen gemeinsam sei, „dass sie von ihrer Gebrauchssituation her definiert werden, zumeist durch eine Adressatenangabe auf dem Titelblatt, im Vorwort oder ähnlich“.[2] Andere wie R. Tschirch legen den Schwerpunkt auf den Inhalt als „Auswahl mehr oder weniger frei nacherzählter |87|biblischer Texte, die in eine kindgemäße Sprache gefasst und mit Bildern versehen sind“.[3]
Kinder und Jugendliche an Bibeltexte heranzuführen gehört zur jüdisch-christlichen Tradition.[4] Älteste archäologische Zeugnisse des Bibellernens sind Abschriften von Texten für liturgische Zwecke (Vaterunser; ausgewählte Psalmen).[5] Bis zur Reformation entstanden nur wenige Bücher, die sich als Lernmaterial für biblische Geschichten eigneten. Sie vermittelten den Dekalog, wie der „Decalogus“ (um 1400) oder „Der Sele Trost“ (1478) zeigen[6], oder sie deuteten die Passion Christi als Heilsgeschichte, wie in den „Heilsspiegeln“ oder den „Biblia pauperum“, in denen typologisch auslegende Bilder zu Texten aus dem AT einem Passionsbild zugeordnet wurden.[7] Sogenannte „Abecedarien“, Einzeldrucke, mit denen man das Alphabet lernte, enthielten das Vaterunser als ersten Lesestoff.
M. Luther forderte in seinen Schriften an den Adel (1520) und an die Ratsherren (1524), dass jeder Junge und jedes Mädchen lesen lernen sollte, um das Evangelium zu verstehen.[8] Ziel evangelischer Bildung war die Kenntnis der Heiligen Schrift zur Lebensgestaltung. Daher entwickelte man Bibelausgaben für „Kinder und Unverständige“ (Ungebildete). P. Melanchthons Schulbuch „Enchiridion elementarum puerilium“ (Latein: 1523; Deutsch: 1529) beinhaltete neben dem ABC und liturgischen Texten das Vaterunser, Psalm 66,2–8, den Dekalog, die Bergpredigt, Römer 12, Johannes 13 und Sprüche. Als Prototyp der Kinderbibeln gilt M. Luthers „Ein betbüchlein mit eym Calender und Passional hübsch zu gericht“ (1529), das 50 biblische Holzschnitte mit kurzen Texten enthielt.[9] Das Vorwort betont, dass Bilder wichtig seien, „um der Kinder und Einfältigen willen, welche durch Bildnis und Gleichnis besser bewegt werden, die göttlichen Geschichten zu behalten als durch bloße Worte oder Lehre.“ Eine der ersten reinen Bibelausgaben für Kinder- und Laienhände ist C. Egenolffs in Frankfurt 1533 veröffentlichtes Buch „Biblische Historien figürlich fürgebildet“ mit Holzschnitten von H. Sebald Beham, ergänzt durch je einen kurzen, zusammenfassenden Satz auf Deutsch. Die um 1540 entstandene „Straßburger Leienbibel“ von W. Rihel war mit 169 Holzschnitten von H. Baldung Grien und H. Vogtherr ausgestattet. Den Bildern wurden in Reimen verfasste moralische Verse |88|beigegeben, um „einfältigen Laien, der Jugend und den kleinverständigen und kindischen Leut das Gedächtnis fördern und den Verstand heller (zu) machen“.[10]
Im Zeitalter des Pietismus und der Aufklärung entwickelte man dann eine Vielzahl von Auswahlbibeln mit Bildern.