Группа авторов

Handbuch Bibeldidaktik


Скачать книгу

heute eher angemessen, „Erbarmen“. E enthält die verbale Form „sich erbarmen“, BaBi „barmherzig sein“.

      Das Partizip phoboumenois, ist in L, El und E mit „fürchten“ wiedergegeben. Das wird heute wohl ausnahmslos im Sinne von „Angst haben“ missverstanden. „Ehren“ wählt GN, „ehren und vertrauen“ präzisiert und entfaltet BaBi.

      Epoiēsen kratos: Weder Luthers „Gewalt üben“ noch der völlig ungebräuchliche Ausdruck „Macht üben“ (El) wird Heutigen verständlich. „Machtvolle Taten vollbringen“ (E) trifft die Sache. Luthers „hoffärtig“ für hyperēphanous, ist sicher geeignet die Fremdheit des Textes zu betonen, (wie auch das in der 2017er Revision wieder aufgenommene „währet“) aber völlig ungebräuchlich geworden. El wählt „hochmütig“, E „voll Hochmut“. GN übersetzt „die Stolzen“, BaBi „die Überheblichen“. BigS verdeutlicht: „Die ihr Herz darauf ausgerichtet haben, sich über andere zu überheben“. „Die sich sonst was einbilden“ popularisiert V.

      |81|Fazit

      Für den Religionsunterricht erscheint mir eine Bibelübersetzung geeignet, die ihre Verständlichkeit dadurch erhöht, dass sie sich in ihrer Wortwahl mutig von traditionellen Begriffen entfernt. Durch die Darstellungsweise der begleitenden Materialien im Buch sollte sie sich als Übersetzung zu erkennen geben und zugleich notwendige Informationen zur selbstständigen Arbeit der Schülerinnen und Schüler mit der Bibel bereithalten.

      Solange die BasisBibel, die im September 2012 als NT und Psalmen und 2015 zusätzlich als eine „Auslese“ auch mit 20 alttestamentlichen Texten erschienen ist, noch nicht als gesamte Bibel vorliegt – das ist für 2019 geplant – greifen Lehrende – die bewusst teils sperrige Wortwahl in Kauf nehmend – am besten zur neuen Lutherbibel. Diese wird auch als (kostenfreie) App mit hilfreicher Konkordanzfunktion und kurzen Erläuterungen angeboten. Zusammen mit der BasisBibel läutet sie dadurch eine neue Ära der Bibeldidaktik ein, dass sie sich damit harmonisch in die Lebenswelt Jugendlicher integrieren lässt.

      Leseempfehlungen

      Der Bibel-Katalog der Dt. Bibelgesellschaft. Hier werden alle dt. Übersetzungen kurz vorgestellt.

      Stolze, Radegundis, Übersetzungstheorien. Eine Einführung. Tübingen 52008.

      Themenheft „Übersetzung“. ZNT 26 (2010).

      Fußnoten

       1

      Morgenthaler, Christoph, Einleitung ‚Menschen und Lebenswelten‘. In: Lämmermann, Godwin et al. (Hg.), Bibeldidaktik in der Postmoderne. Klaus Wegenast zum 70. Geburtstag. Stuttgart et al. 1999, 107–109, 107.

       2

      Vgl. Röhser, Günter, Kriterien einer guten Bibelübersetzung – produktions- oder rezeptionsorientiert? ZNT 26 (2010), 16–26, 22f.

       3

      Vgl. a.a.O., 22–24.

       4

      Das gilt m.E. auch für die Luther-Schulbibel von 2017. Auch wenn ein Register am Rand das bequeme Aufschlagen erleichtern soll, wird es insgesamt dadurch erschwert, dass die Apokryphen überhaupt enthalten sind. Auch die kanonische Anordnung der Bücher ist für die Orientierung hilfreich. Daher erscheint z.B. die Bibelausgabe von Klaus Berger/Christiane Nord (mit ihren vielen interessanten apokryphen Schriften und Fragmenten) für den RU nicht geeignet.

       5

      Vgl. Scholz, Stefan, Bibeldidaktik im Zeichen der Neuen Medien. Chancen und Gefahren der digitalen Revolution für den Umgang mit dem Basistext des Christentums. Berlin 2012.

       6

      Das Wort Messias kommt in Jes 11,1–5 nicht vor. Dennoch ist der Abschnitt auch in der neuen Lutherbibel wieder mit „Der Messias und sein Friedensreich“ überschrieben, was eher der traditionellen christlichen Interpretation entspricht. Auch die traditionelle Bezeichnung der Gleichnisse in den Evangelien kann als eine vorgefasste inhaltliche Verengung verstanden werden.

       7

      Die für diesen Textteil vorgesehenen Informationen können unter Verwendung der Seitenzahl direkt im Internet aufgerufen werden. Die Adresse steht am unteren Rand jeder Druckseite. Eine Lösung ohne Seitenzahlen wäre m.E. vorzuziehen, um den Gedanken wach zu halten, dass Seitenzahlen im Bereich der Bibel versagen.

       8

      Vgl. Scholz, 2012, 263f.

       9

      A.a.O., 262.

       10

      Lk 1,46 in der King James Version.

       11

      Vgl. Wolter, Michael, Das Lukasevangelium. HNT 5. Tübingen 2008, 97.

       12

      Vgl. Alkier, Stefan, Über Treue und Freiheit oder vom Desiderat einer Ethik der Übersetzung in den Bibelwissenschaften. ZNT 26 (2010), 60–69, 63. „Der Appell etwa, dem Text gerecht zu werden und ihm durch die eigene Auslegung keine Gewalt anzutun, lässt sich nicht hermeneutisch, sondern nur ethisch begründen“. So a.a.O., 66.

       13

      Vgl. Wolter, 2008, 101.

       14

      Nur BigS zieht den neutrischen Ausdruck Rettung (aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit) vor.

       15

      Es ist die gesellschaftliche Stellung der Maria, die niedrig ist, so dass der aktive Ausdruck „Erniedrigung“ in der BigS unangemessen erscheint.

      Bibelausgaben damals und heute

      Michael Landgraf

      Die Bibel ist mit Abstand das meist übersetzte Buch der Welt. 2017 liegen Vollbibeln oder Teilausgaben in über 2700 Sprachen vor. Vision bibelgesellschaftlicher Arbeit ist es, dass jeder Mensch eine Bibelausgabe in seiner Muttersprache vorliegen hat, damit er die „Heilige Schrift“ verstehen kann. Dies unterscheidet das Christentum von den anderen Schriftreligionen Judentum und Islam, wo die „Heilige Schrift“ in der Sprache der Offenbarung überliefert wird und Grundlage für Lehre und Liturgie ist. Während es bei diesen in der Geschichte um die möglichst genaue Weitergabe eines Urtextes ging, wurden im Christentum Übersetzungen als „Heilige Schrift“ anerkannt. Daher umfasst die Frage nach den Bibelausgaben auch die der Bibelübersetzung.

      Älteste Belege alttestamentlicher Schriften (Jesaja-Rolle Qumran, um 220 v. Chr.) im Vergleich zur hebräischen Bibel heute zeigen, welchen Wert die jüdische Tradition auf die genaue Weitergabe der hebräischen Texte legte. |82|Allerdings war die Sprache der Heiligen Schrift bereits vor