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Handbuch Bibeldidaktik


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Leipziger Missionsgesellschaft erwähnt, die ab 1892 Missionare nach Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) entsandte. Diese besaßen für ihre Bildungsarbeit meist eine Handbibliothek religionspädagogischer Literatur, darunter Sammlungen von biblischen Geschichten und Bilderbibeln. Deren Auswahl und Übersetzung war auch den Gegebenheiten im Missionsgebiet geschuldet. So sollten beispielsweise Texte zur Beschneidung (im Alten Testament) ausgeklammert bleiben, um nicht den Eindruck zu erwecken, die in Ostafrika bestehende Beschneidungspraxis mit dem neuen Glauben legitimieren zu können.[8]

      Die Bibel als nationales Kulturgut: Luthers Meisterwerk und andere Übersetzungen

      Die transnationalen, d.h. die Idee der Nation weder voraussetzenden noch auf sie hinweisenden Transferprozesse im Umfeld der King-James-Bibel belegen zudem die hohe Mobilität von Menschen und Ideen in der europäischen Gelehrtenrepublik:

      1 „Viele europäische Humanisten forderten eine Übertragung der Bibel ins Lateinische oder sogar in die Volkssprachen aus dem hebräischen und griechischen Urtext. Nach dem Vorbild von Erasmus und Luther, die diese Forderung für das lateinische bzw. deutsche Neue Testament verwirklicht hatten, faßte William Tyndale (1494?-1536) den Plan zu einer neuen englischen Übersetzung […]

      2 Die nächste Etappe in der Geschichte der englischen Bibelübersetzung ist mit dem Namen des vormaligen Augustinermönches Miles Coverdale (1488–1568) verknüpft. Aber wo Tyndale sich seinen eigenen Weg bahnte, verließ sich Coverdale weitgehend auf andere Übersetzungen, vor allem ins Deutsche: Seine Vorlagen, neben der Vulgata und der wörtlichen lateinischen Übertragung des Alten Testaments durch Pagninus, sind vor allem Luther sowie die Zürcher Bibel von Zwingli und Leo Jud, der er sogar bei Abweichungen vom Hebräischen und von der Vulgata folgte. Seine Bibel wurde wohl in Köln gedruckt und in Bogen nach England gebracht, wo sie 1535 erschien. […]

      3 1537 veröffentlichte John Rogers unter dem Pseudonym Thomas Matthews eine Neubearbeitung der Tyndale/Coverdale-Bibel, in der nur OrMan, und zwar nach |97|dem französischen Text Olivétans, von ihm selbst übersetzt war; er fügte außerdem theologische Zusammenfassungen nach der französischen Übersetzung von Faber Stapulensis und zahlreiche Randbemerkungen nach Tyndale, Luther, Bucer, Erasmus, Pellikan u.a. bei. […]

      4 Zu der Gruppe englischer Protestanten, die vor dem gegenreformatorischen Kurs der Maria Tudor nach Genf geflohen waren, gehörten auch einige tüchtige Gelehrte, die sich angesichts des Vorbilds der französischen Genfer Bibel und der ebendort vorgenommenen italienischen und spanischen Revisionen zu einer durchgreifenden Überarbeitung der englischen Bibel entschlossen. Sie begannen mit den Psalmen (1557 und 1559) und dem Neuen Testament (1557); die Vollbibel erschien 1560 in Genf. […]

      5 Am Ende der Regierungszeit von Elisabeth I. (1603) gab es eine deutliche Unzufriedenheit über die Vielfalt der umlaufenden Übersetzungen. Jakob I. stimmte auf einer Konferenz, die sowohl von den Führern der Puritaner als auch von den Bischöfen besucht wurde, dem puritanischen Vorschlag zu, eine neue Übersetzung in engster Anlehnung an den hebräischen und griechischen Urtext anzufertigen […] Die so entstandene King James Version (oder Authorized Version) erschien 1611.“[13]

      Bibeldidaktik und transnationale Forschung: Unterrichtsideen und Desiderate

      Die transnationale Religions- und Bildungsforschung bietet vielfältige Zugänge, die globale Dimension des christlichen Glaubens zu analysieren und bibeldidaktisch zu erschließen. Der mehrdeutige Begriff der Transnationalität bezieht sich dabei auf drei Forschungsfragen: Zum Ersten geht es um den grenzüberschreitenden Transfer von Büchern, Ideen und Praktiken von einem Ort an einen anderen (Transfergeschichte und Kulturtransferforschung). Indem Schülerinnen und Schüler beispielsweise Übersetzungsorte und Reisewege der Bibel (z.B. mit einer Stationsarbeit) kennenlernen und in eine Weltkarte eintragen, entdecken sie nicht nur die globale Dimension des christlichen Glaubens. Die Beschäftigung mit dem Thema eröffnet auch einen Zugang zu den vielfältigen Formen der Mobilität, Migration und Mission in der Bibel selbst (z.B. Pilgerreisen zum Jerusalemer Tempel, Exodus, Missionsreisen des Paulus