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Handbuch Bibeldidaktik


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Zorn in sich trägt, aber ein Übergewicht der Gnade betont. Der Tun-Ergehen-Zusammenhang wird behauptet und außer Kraft gesetzt (z.B. Jona). Vergebung und Neuanfang sind scheinbar möglich. Die Konfrontation mit anderen Menschen- und Gottesbildern und ihre Beziehung zueinander bietet sich an und lädt zum Theologisieren ein. Besonders das Jonabuch eignet sich dazu (wem gilt Gottes Heil; wie straft Gott; wer hat Jona gerettet?).

       Gibt es auch heute echte Propheten? Nicht jeder, der Missstände kritisiert, ist schon ein Prophet. Oder gibt es Prophetie auch unabhängig vom Gottesverhältnis des Sprechenden?

       Ende, Wende oder Neuanfang; wo stehen wir heute? Kurz vor der ökologischen Katastrophe oder auf einem guten Weg zur großen Völkergemeinschaft? Vor dem Niedergang des Christentums in Europa angesichts von Säkularisierung und Ausbreitung des Islam oder auf dem Weg zur Selbstbestimmung, zur freien Entscheidung und zur interreligiösen Verständigung?

       Darüber hinaus lassen sich auch Verbindungen zum NT herstellen. Im Markusevangelium wird mehrfach die Frage aufgeworfen „Wer ist dieser Jesus?“ (z.B. Mk 4,41Mk 4,41; 8,27–30Mk 8,27–30). Dabei werden Bezüge zum Propheten Elija hergestellt und auch zu Johannes dem Täufer, der ebenfalls in die Reihe der Propheten eingeordnet wird (vgl. Mk 6,14–20Mk 6,14–20). Es ist also sicher lohnend, Johannes den Täufer mit den alttestamentlichen Propheten zu vergleichen |144|und auch im Blick auf Jesus der Frage nachzugehen, ob er zu Recht Prophet genannt wird und warum die Menschen seiner Zeit das tun.

      Ein kumulativer Kompetenzaufbau, der mit Elija und/oder Jona in 3/4 oder 5/6 beginnt, mit Amos in 7/8 unter dem Gesichtspunkt von Widerstand und Kritik und Jeremia mit seinem Ringen um die Erfüllung seines Auftrages in 9/10 fortsetzt, ist ein denkbarer didaktischer Weg.

      Leseempfehlungen

      Albrecht, Alois, Hoffnung lernen. Stuttgart 1995.

      Baldermann, Ingo, Einführung in die biblische Didaktik. Darmstadt 1996, 131–197.

      Bauer, Jochen, Für eine gerechte Welt – Prophetinnen, Propheten und wir, Kösel 2014.

      Fischer, Georg, Jeremia. Prophet über Völker und Königreiche, Leipzig 2015.

      Johannsen, Friedrich, Alttestamentliches Arbeitsbuch für Religionspädagogen. Stuttgart, 32005, 183–207.

      Kirsner, Inge, Amos. 8.–11. Schuljahr, Paderborn 2016

      Lachmann, Rainer et al. (Hg.), Elementare Bibeltexte. Exegetisch – systematisch – didaktisch. Göttingen 22005 (zu Propheten: 165–208).

      Laubi, Werner, Geschichten zur Bibel. Elia, Amos, Jesaja. Düsseldorf 41996.

      Oberthür, Rainer/Mayer, Alois, Kinder fragen nach Leid und Gott. München 52006, 132–167.

      Seiler, Claudia/Will, Peter, Schiefe Mauern in Israel. UE zu Amos im 7./8. Schuljahr. Forum Religion (2/1997), 12f.

      Themenheft „Prophet“. WUB (3/2013).

      Themenheft „Sind Propheten out?“. Religion 5–10 (1/2016)

      Themenheft „Wie Propheten reden“. entwurf (3/2011).

      Fußnoten

       1

      Es gibt Erzählungen über Propheten aus der Epoche der frühen Königszeit (z.B. Nathan in 2 Sam 12) und der vorklassischen Prophetie (z.B. Elija und Elischa in 1 Kön 17–2 Kön 8).

       2

      Vgl. Jeremias, Jörg, Das Proprium der alttestamentlichen Prophetie. ThLZ 119 (1994), 483–494. Einen Überblick über den Wandel in der Prophetenforschung hinsichtlich der Schriftlichkeit gibt Maier, Christl M., Jeremia am Ende. Prophetie als Schriftgelehrsamkeit. EvTh 77 (2017), 44–56.

       3

      Vgl. Jeremias, Jörg, Art. Prophet. RGG4 6 (2003), 1694.

       4

      Ezechiel muss furchtbare Zeichenhandlungen mit und an sich selbst ausführen (Ez 3,26; 4,4–13), Hosea wird die Namensnennung seiner Kinder vorgeschrieben (Hos 1,4–9).

       5

      Vgl. Jeremia, der sehr leiden muss (siehe Konfessionen, z.B. Jer 15) und in seiner Berufung starke Zusagen erhält (Jer 1).

       6

      Der Gegensatz zwischen falscher und wahrer Prophetie lässt sich exemplarisch an Jer 27f. erkennen.

       7

      Zenger, Erich, Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 82012, 519.

       8

      In den Visionen von Am 7 gelingt es Amos, zweimal erfolgreich Fürbitte einzulegen, in der vierten Vision (Am 8,1–3) bekommt er keine Gelegenheit dazu, was Israels Untergang bedeutet. Vgl. Jeremias, Jörg, Der Prophet Amos. ATD 24,2. Göttingen 1995, 94–105.

       9

      Vgl. Wolff, Hans W., Einführung in die klassische Prophetie. In: Ders., Studien zur Prophetie – Probleme und Erträge. ThB 76. München 1987, 15–18.

       10

      Vgl. Jeremias, 1995, 22–24.

       11

      Vgl. Jeremias, Jörg, Theologie des Alten Testamentes. GAT 6. Göttingen 2015, 193–194.

       12

      Vgl. Wolff, 1987, 19.

       13

      Vgl. Jeremias, 2009, 110f.

       14

      „JHWH (ist) JHWH, ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig im Zorn und reich an Gnade und Treue“ (Ex 34,6). Diese Aussage über JHWH ist von dieser ältesten Form im Exodusbuch als wirkliche Formel im Zwölfprophetenbuch aufgenommen worden (Joel 2,13; Jona 3,9; usw.). Vgl. dazu Franz, Matthias, Der barmherzige und gnädige Gott. Die Gnadenrede vom Sinai (Ex 34,6f.) und ihre Parallelen im Alten Testament und seiner Umwelt. BWANT 160. Stuttgart 2003.

       15

      Als Gegenthese wären Ausleger anzuführen, welche die Authentizität der Prophetenworte bestreiten und sie lediglich als literarische Reflexion der beiden großen Krisen in der Geschichte Israels ansehen (z.B. Kratz, Reinhard G., Prophetenstudien. Kleine Schriften II. Tübingen 2011, 68f.).

       16

      Jeremias, 1994, 491.

      17

      Vgl. M. Chagall, S. Köder oder die Holzschnitte in Oberthür, 2006, 150–153.

      18

      Auf Wortkarten