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Gender@Wissen


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von Hostie und Wein in Fleisch und Blut verkündet hat. Und tatsächlich lässt sich das undefinierbare Gen auch am besten mit der Hostie vergleichen, dem corpus christi mysticum, mit dem sowohl der Leib Christi, das ‚fleischgewordene Wort‘, als auch die Gemeinde der Gläubigen bezeichnet wird. Beide Funktionen hat das Gen übernommen. Das Gen ist Zeichen und Fleisch zugleich, eine Metapher für den individuellen und den kollektiven Körper, und es bietet das Versprechen einer fleischlichen Unsterblichkeit. [<< 33] Wie Hostie und Heiliges Abendmahl macht es das Göttliche ‚gegenwärtig‘, es birgt die Erlösung von der ‚Erbsünde‘ (erblicher Krankheit oder Behinderung); und wie bei der Transsubstantiation verspricht es magische Verwandlungen und ‚Wunderheilungen‘. Es ist die Leib gewordene Schrift. Mit der Gentechnologie, so schreibt Hans Jörg Rheinberger,

      Mit anderen Worten: Geistesgeschichtlich gesehen bilden viele Fortschritte der Neuzeit und wissenschaftliche Neuerungen keinen Gegensatz zu theologischen Diskursen, sondern geradezu deren Realisierung. Diese Erkenntnis tritt am deutlichsten zutage, wenn man die Geschichte der Wissensordnung mit der Geschichte der symbolischen Geschlechterordnung vergleicht. Das bedeutet weder das Ende der ‚fruchtbaren Ehe‘ von Wissen und Glauben noch stellt es die Bedeutung wissenschaftlicher Errungenschaften in Frage – es impliziert vielmehr einen Erkenntnisvorgang, bei dem Wissensordnung und symbolische Geschlechterordnung auf ihre Überlagerungen und Verflechtungen untersucht werden müssen. Genau das ist das Anliegen dieses [<< 36] Buches: eine Untersuchung der Rolle, die die Kategorie ‚Geschlecht‘ für die Eta­blierung theo­retischer Diskurse sowie für die Wissensordnung insgesamt gehabt hat und weiterhin hat. Dabei rücken auch die Neuen Medien, die wie die Geschlechterstudien eine ‚Querschnittswissenschaft‘ sind, in den Blickpunkt des Interesses: Die Geschichte der Wissensordnung hängt eng mit der Geschichte medialer Vernetzungen und Speichersysteme zusammen. Eben dieser Zusammenhang wird jedoch von der Wissensgeschichte ausgeblendet, so als gelte es die ‚Ursprünge‘ oder die Triebkraft der Wissensordnung zu verbergen. Die symbolische Geschlechterordnung offenbart die historische Wirkungsmacht