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Sprachtherapie mit Kindern


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40 %, wird die Inkonsequenz-Therapie weitere zehn Stunden durchgeführt. Sobald die Inkonsequenzrate unter 40 % liegt, ist die Inkonsequenz-Therapie beendet und die Behandlung der Aussprachestörung wird mithilfe anderer Therapieverfahren, z. B. P. O.P. T. (Kap. 4.2.1), fortgesetzt.

      Ziele Im Rahmen der Inkonsequenz-Therapie werden zwei Ziele verfolgt: Zum einen soll die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Anzahl und Reihenfolge von gehörten Lauten gelenkt werden. Hierbei gibt der Therapeut auditive Stimuli vor, bei denen das Kind nicht nur entscheiden soll, um welche Laute es sich handelt, sondern auch, in welcher Reihenfolge diese gehört wurden. Hierbei ist eine Hierarchie an Steigerungsmöglichkeiten beschrieben (Tab. 10; Fox-Boyer 2016a).

      Das zweite Ziel der Therapie befasst sich mit der Eigenkontrolle des Kindes. Drei verschiedene Übungsformen werden vorgeschlagen, bei denen die Produktionen des Kindes sofort kommentiert, d. h. auch korrigiert, werden (Tab. 10).

Rezeptives Arbeiten zum Thema Laut- und Lautabfolge-IdentifikationProduktives Arbeiten zum Thema Eigenkontrolle
Erarbeiten von Lautsymbolen für die zehn bis 15 Laute (/m t r a z b f/ etc.) Wechselseitiges Identifizieren und in gehörter Reihenfolge Ablegen der Laute:1. zwei mit Abstand voneinander vom Therapeut vorgemachte Laute (z. B. /f/-/t/)2. zwei zusammen gesprochene Laute (z. B. /ft/)3. drei mit Abstand voneinander vorgemachte Laute (z. B. /f/-/a/- /t/)4. drei zusammengesprochene Laute (/fat/)- Kind soll vom Therapeuten vorgemachte Laute und Laufolgen (zunächst nur CV, später auch VC, CVCV, CVC, VCV, CVCVC) korrekt imitieren.- Silbensegmentieren mit begleitendem Sprechen- Wortspiel: Pro Übung wird ein Wort ausgewählt, das während der Übung erläutert und hochfrequent gehört und produziert werden muss. Dieses Wort muss immer korrekt ausgesprochen werden.

      Zum einen werden Nachsprechübungen durchgeführt, bei denen das Kind auditiv wahrgenommene Laute und Lautkombinationen (Fox-Boyer 2016a) nachsprechen muss. Zum anderen werden Übungen zum Silbensegmentieren initiiert. Die letzte Übungsform umfasst die Aufgabe, ein spezifisch ausgewähltes Wort pro Übung immer korrekt auszusprechen.

      Dieser Anteil ist an das Kernvokabular-Konzept von Dodd et al. (2004) angelehnt. Die beiden Ziele werden in jeder Stunde angesprochen, was bedeutet, dass sowohl Übungen im Bereich des Arbeitsgedächtnisses als auch Übungen zur eigenen Kontrolle des Sprechens durchgeführt werden.

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      Fox-Boyer, A. (2016a): Die Therapie der inkonsequenten phonologischen Störung. In: Fox-Boyer, A. (2016a): Kindliche Aussprachestörungen. Schulz-Kirchner, Idstein, 277-284

      Die Kern-Vokabular-Therapie wurde von Dodd et al. 2004 als Konzept publiziert. Dodd et al. beschreiben das Vorgehen genauer (2010).

      zeitlicher Rahmen Die Kern-Vokabular-Therapie wird zweimal wöchentlich über einen Zeitraum von acht Wochen als Einzeltherapie durchgeführt (Crosbie et al. 2005). Im Anschluss wird eine Therapiepause angesetzt, die zu einer Generalisierung des Erlernten führen soll. Dies wird überprüft, und bei Bedarf wird noch eine zweite oder weitere Therapiephase(n) gleichen Ablaufs durchgeführt (Crosbie et al. 2005, McIntosh / Dodd 2008).

      Ziele Vor dem Fernziel der symptomfreien Aussprache steht folgendes primäres Ziel: Die erreichte Wortrealisationskonsequenz bei der bestmöglichen Produktion eines Minimums von 50 Wörtern soll sich auf unbehandelte Wörter übertragen. Dabei wird unter bestmöglicher Produktion eine konsequente, aber nicht notwendigerweise phonetisch und phonologisch korrekte Produktion der Wörter verstanden. Es werden daher noch altersgemäße phonologische Prozesse, wie z. B. die Vorverlagerung von / k / bei einem dreijährigen Kind, als korrekte Produktion akzeptiert. Auch phonetische Abweichungen wie der Sigmatismus werden hierbei ignoriert.

      Zu Beginn der Therapie werden im Minimum 50 Wörter zusammen mit dem Kind, den Eltern und eventuell weiteren Bezugspersonen (Erziehern) ausgewählt, die eine große funktionelle Relevanz für die Alltagssprache des Kindes haben. Das primäre Ziel für jede Stunde ist, dass das Kind die Zielwörter bei jedem Versuch der Benennung immer exakt auf die gleiche Weise produziert. Pro Woche finden zwei Therapieeinheiten statt, die immer auf die gleiche Weise konzipiert sind (Tab. 11).

Therapieeinheit 1: Erarbeitung der ZielwörterEs findet eine willkürliche Auswahl von fünf bis zehn Wörtern aus der erstellten Wortliste statt. Der Logopäde „unterrichtet“ jedes einzelne Wort. Dazu werden das Silbensequenzieren, Imitation und unterstützte Artikulation (cued articulation) eingesetzt. Für jedes Wort wird zunächst jede Silbe erarbeitet, d. h., sie wird Laut für Laut erläutert und vorgemacht. Das Kind soll das Erlernte produzieren und erhält bei Bedarf kinästhetische Hilfen. Sobald jede Silbe eines Wortes erarbeitet wurde, wird das Wort zusammengesetzt. Es soll nun vom Kind mindestens fünfmal produziert werden. Gelingt eine 90%-ige „korrekte“ Produktion, wird zum nächsten Wort übergegangen.
Therapieeinheit 2 : Training der ZielwörterDie zweite Sitzung dient zum Drill der ausgewählten Zielwörter aus Therapieeinheit 1. In spielerischen Settings soll eine Produktionsfrequenz von 100 Items auf 30 Minuten durch das Kind erreicht werden (Elbert et al. 1991). Am Ende jeder zweiten Stunde werden alle Wörter erneut dreimal produziert und jedes Wort, das konsequent produziert werden konnte, wird von der Auswahlliste gestrichen und nicht wieder behandelt. Die Eltern und Lehrer werden angeleitet, die Zielwörter täglich jeweils dreimal zu üben und auf deren konsequente Wortrealisation im Alltag zu achten. Wörter, die nicht konsequent realisiert werden konnten, werden der Liste wieder zugeführt und können in den folgenden Stunden erneut behandelt werden.

      4.3.3 Evidenzen zur Therapieeffektivität

      Im Hinblick auf Evidenznachweise für die Therapie der inkonsequenten phonologischen Störung liegen für die deutsche Sprache nur wenige veröffentlichte Fallbeispiele vor, die zeigen konnten, dass mithilfe der Inkonsequenz-Therapie eine konsequente Wortrealisation innerhalb von ein bis zwei Durchläufen erreicht werden konnte (Fox-Boyer 2016a).

      Für die Kernvokabular-Therapie gibt es bislang keine Nachweise einer Wirksamkeit in der deutschen Sprache. Alle veröffentlichten Studien entstammen dem angloamerikanischen Raum. Neben einer randomisierten Kontrollstudie (Broomfield / Dodd 2011) existieren eine experimentelle (Crosbie et al. 2005) und quasi-experimentelle Studien (McIntosh / Dodd 2008, Dodd / Bradford 2000). Sie alle belegen die Wirksamkeit der Kernvokabular-Therapie für die spezifische Gruppe der Kinder mit inkonsequenter phonologischer Störung. Sie zeigen auch, dass andere phonologische oder motorische Therapieansätze für diese Gruppe nicht wirksam sind. Letzteres konnte auch von Forrest et al. (1997, 2000) nachgewiesen werden.

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      Crosbie, S., Dodd, B., Holm, A., McIntosh, B. (2010): Core Vocabulary Intervention. In: Williams, A. L., McLeod, S., McCauley, R. J. (Ed.): Intervention for speech sound disorders in children. Paul Brookes, Baltimore, 117-136 (inklusive Video)

      4.4 Therapie der verbalen Entwicklungsdyspraxie

      Der Cochrane Report (Morgan / Vogel 2009) weist einen erheblichen Mangel an kontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Behandlungsmethoden nach und geht davon aus, dass keine Rückschlüsse darüber gezogen werden können, welche Therapiemethoden am effektivsten sind.

      Zielgruppe Kinder, bei denen eine verbale Entwicklungsdyspraxie diagnostiziert wurde