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Neulateinische Metrik


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George Eckel: Vergil and Classical Hexameter Poetry. A Study in Metrical Variety, Ann Arbor 1969.

      Flood, John L.: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-Bibliographical Handbook, Bd. 1, Berlin 2006.

      Garber, Klaus: Cunrad (Conradus), Caspar, in: Wilhelm Kühlmann u.a. (Hg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon, Bd. 2, Berlin 2012, 75.

      Garber, Klaus: Reformierte Mentalität und literarische Evolution. Aspekte kultureller Disposition der nobilitas literaria Silesiae im europäischen Kontext, in: Joachim Bahlcke/Irene Dingel (Hg.): Die Reformierten in Schlesien. Vom 16. Jahrhundert bis zur Altpreußischen Union von 1817, Göttingen 2015 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abt. für Abendländische Religionsgeschichte, Bd. 106).

      Hermann, Friedrich Carl: Die Elision bei den römischen Dichtern, in: Jahresbericht über die Königstädtische Realschule, Berlin 1863, 3–32.

      Hermann, Gottfried: Elementa doctrinae metricae, Leipzig 1816.

      Klopsch, Paul: Pseudo-Ovidius de vetula. Untersuchungen und Text, Leiden 1967 (Mittellateinische Studien und Texte, Bd. 2).

      Klopsch, Paul: Einführung in die mittellateinische Verslehre, Darmstadt 1972.

      Kocks, Wilhelm: De caesura versus hexametri poetarum Latinorum, quae est post quinti pedis arsim, Köln 1862.

      Multhammer, Michael: Was ist eine „natürliche Schreibart“?, in: Aufklärung. Interdisziplinäres Jahrbuch zur Erforschung des 18. Jahrhunderts und seiner Wirkungsgeschichte 25 (2014), 133–158.

      Norberg, Dag: Introduction à l’étude de la versification latine mediévale, Stockholm 1958 (Acta Universitatis Stockholmiensis, Bd. 5).

      Schimmelpfennig, Adolf: Monau, Jacob, in: Allgemeine Deutsche Biographie 22, 1885, 162–163.

      Stotz, Peter: Sonderformen der sapphischen Dichtung. Ein Beitrag zur Erforschung der sapphischen Dichtung des lateinischen Mittelalters, München 1982 (Medium Aevum, Bd. 37).

      Thraede, Klaus: Der Hexameter in Rom. Verstheorie und Statistik, München 1978.

      Verfehlte Klassik oder neue Normen in der Metrik des neulateinischen Dramas?

      Jürgen Blänsdorf

      Forschungen zur neulateinischen Dichtung haben bisher selten die Metrik in den Blick genommen. Dies gilt insbesondere für die Metrik des Dramas.Seneca1 Zu offenkundig ist die generelle Nachahmung der Tragödien Senecas und zu bedauerlich die Unfähigkeit der neulateinischen Komödiendichter, die PolymetriePolymetrie des PlautusPlautus, ja selbst die iambischen SenareIambusSenar des TerenzTerenz zu reproduzieren. Auf diese beiden Feststellungen lassen sich die Behandlungen der neulateinischen Tragödien und Komödien in den Standardwerken zusammenfassen.Caesius Bassus2 Schon von der frühen Kaiserzeit an hatten die Metriker Anlass zu dem Hinweis, dass die lateinischen Dramen tatsächlich in Versen geschrieben seien.PriscianDe metris fabularum TerentiiAsmonius3 Asmonius lehrte den Unterschied zwischen den iambischen TrimeterIambusTrimetern der Tragödien und den der Umgangssprache näheren iambischen SenarenIambusSenar der Komödien.PriscianDe metris fabularum TerentiiErasmus von Rotterdam4 Doch die von ihnen formulierten Regeln befähigten die Komödiendichter der Renaissance nicht, sie korrekt anzuwenden. Noch Erasmus von Rotterdam sah sich genötigt, der Meinung zu widersprechen, die antiken Komödiendichter und besonders TerenzTerenz hätten keine metrischen Regelnfreier Vers befolgt oder sich so viele Freiheiten erlaubt, dass es die Mühe nicht lohne, sie zu untersuchen.TerenzCreticus5 Aus dieser Unkenntnis seien viele der neueren Textkonjekturen zu erklären.TrochaeusErasmus von Rotterdam6 Erasmus dagegen erkennt die Absicht des Terenz,Terenz die Verse trotz Bewahrung des Metrums möglichst weit der Umgangssprache anzugleichen. Seine „in nur vier Tagen“Erasmus von RotterdamDe metris verfasste Metrik ist im Kern richtig. Er erfasste zwar alle iambischenIambus und trochäischenTrochaeus Metra und selbst einige CanticaCanticum, ebenso die ElisionElision und die SynizeseSynizese, aber das IambenkürzungsgesetzIambusIambenkürzung und erst recht die Regeln der Teilung von LongumLongum, geteiltes“ und AncepsAnceps, geteiltes (darüber s.u.) waren ihm noch unbekannt.Erasmus von RotterdamFaber, TanaquilTerenzDactylusIambus7 Ford urteilt: „Iambic metres in Renaissance verse tend to be the least well known, not least because of the confusion between the practice found in the comic writers TerenceTerenz and PlautusPlautus and that of the poets, especially HoraceHoraz. DiomedesDiomedes’ relatively strict advice is often ignored in the Renaissance.“Priscian8

      Den Anstoß zu diesem Beitrag gab die im Jahr 1529 im Druck erschienene Tragödie Imber Aureus von Antonio TelesioTelesio, AntonioImber aureus (Antonius Thylesius Cosentinus), in der eine große Anzahl merkwürdig holpriger Verse auffallen.Telesio, AntonioImber aureus9 Als Beispiele seien hier einige Verse des Anfangs und zwei besonders schwer zu skandierende Verse zitiert.SkansionIktus10

Ut filià parentí parìat ingens nefas11 50
Vetùlus ut ònere bos iugi fessus diu 52
Verbère cadìt agricòl(ae) immemòris ictus graui 53
Animamque non merìt(am) emerìtus edit gemens. 54
Gaudere pòtius, fùgere quìa potis est malum 56
[usw., besonders schwierig:]
Tamèn habuìt. inanè cape sòlium inflictum tempori. 604
Ferr(e)ae. pavòr oculos putò fefellit senis. 976

      Der Grund für die Holprigkeit dieser iambischen TrimeterIambusTrimeter – nicht Senare, denn das zweite, vierte und sechste Breve sind immer eingehalten – liegt nicht nur in der Häufung der Doppelkürzen, sondern in der Teilung der BreviaBreve, geteiltes“ durch die Wortgrenzen, seltener bei geteiltem Breve, also den Fällen von zerrissenem AnapästAnapaestuszerrissener, als bei geteilten LongumLongum, geteiltes“.PyrrhichiusTrochaeusIambusTribrachysIambusTrimeter12 Aber trotz der Holprigkeit der Trimeter beeindruckt TelesioTelesio, AntonioImber aureus durch eine reiche Fülle iambischerIambus und anapästischer Verstypen Anapaestus– einmal verwendet er auch stichische PherekrateenPherecrateus – und einen inhalts- und stimmungsbezogenen Wechsel der Verstypen, sodass die weitere Beschäftigung mit dieser Tragödie lohnt. Wir werden am historisch passenden Ort auf TelesioTelesio, AntonioImber aureus zurückkommen.

      Dieser Beitrag verfolgt daher jeweils zwei Aspekte der neulateinischen Metrik, den eigentlichen Versbau und die metrische Komposition der Tragödien. Die von der großen Zahl neulateinischer Dramen erzwungene Beschränkung auf die Tragödien fällt leicht, weil die Komödien lange Zeit nur in Prosa oder nur teilweise metrisch gefasst waren – meistens nur die Versenden ab dem 5. Fuß –, später fast nur den iambischen TrimeterIambusTrimeter nach dem Vorbild der Tragödie gebrauchten, und das meistens sehr fehlerhaft, und sich selten an die Langverse und überhaupt nicht an die plautinischen CanticaCanticum heranwagten.IambusSenarFreiheiten in KomödieVergerio, Pier PaoloPiccolomini, Enea SilvioIambusAnapaestusTribrachysDactylusIambusSenarPlautusUrceo Codro, AntonioGnapheus, WilhelmAcolastus13 Zu den seltenen Ausnahmen gehören der Acolastus des Gulielmus Gnapheus (Willem de Volder) von 1529Birck, SixtDrama comicotragicum Iudith14, das Drama comicotragicum Iudith des Sixt Birck (Xystus Betuleius) von 1544 und der Anabion des Johannes Sapidus Sapidus, JohannesAnabionvon 1540. Bis auf die wenigen bekannten PlautusPlautus-SupplementePlautus15 gingen die neulateinischen Komödiendichter in der Dramaturgie überhaupt eigene Wege. Die Plautus- und TerenzTerenz-NachfolgeImitation beschränkte sich bis auf wenige Versuche auf die Sprache, ist aber auch darin von vollständiger Stilimitation weit entfernt.16

      Wenden wir uns nun der Metrik der Tragödien der Renaissance zu.Mussato, Albertino17 Das erste Drama in antiker Form verfasste bekanntlich im Jahr 1315 der Paduaner Jurist, Staatsmann und Historiker Albertino Mussato,