Nachhinein“. Klassische Beispiele hierfür betreffen Unternehmen, die obsolet gewordene Namensbestandteile ablegen oder in neue Werbeslogans umwandeln (AEG < „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ wird zu „Aus Erfahrung gut“). Dies kann aber auch einer Umweg-Nomination dienen: Der DFB (Deutsche Fußball-Bund) untersagte einem bekannten Getränkehersteller, seinen neugegründeten Verein RedBull Leipzig zu nennen, da Firmennamen nicht in Vereinsnamen auftreten dürften. Daraufhin wurde der Verein als RasenBallsport Leipzig gegründet und kann so trotzdem unter dem intendierten Akronym RBL firmieren.2Akronym
AkronymeAkronym sind somit semiotisch mehrdimensional einsetzbar und können auch in Konstellationen semantischer Kämpfe metasprachlich thematisiert und sozusagen rekodiert werden.3OrganisationsakronymAkronym
Die oben besprochenen Reihenbildungen durch Initial-Erweiterungen (AQ zu AQAP) stellen außerdem besondere Fälle von AkronymenAkronym für kollektive Akteure dar. Sie erlauben nämlich eine geschickte sprachliche Aktualisierung der Organisationsstruktur und eine nebenbei ablaufende Vermittlung von Informationen über intraorganisationale Beziehungen des Denotats.4OrganisationsakronymAkronym
Die Gründe für die Präferenz von Initialkurzwörtern bei Selbstbenennung durch die Organisationen und bei Referenzialisierungen aus Fremdperspektive sind letztlich konvergent. Kollektive Akteure wünschen sich kompakte, gut zu merkende Namen und Journalist_innen wünschen sich ökonomische, musterhaft zu gebrauchende Benennungsmittel; und dass diese Interessen sich durch AkronymeAkronym gemeinsam erfüllen lassen, erklärt, warum es in den letzten Jahrzehnten zu einem Auftreten und starkem Anstieg dieser Wortbildungsprodukte kam. OrganisationsakronymeOrganisationsakronym sind emblematisch prägnante, multifunktionale, diskurssemiotisch komplexe Spracheinheiten.
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Ist die NominalisierungNominalisierung von PartikelverbenPartikelverb im DeutschenDeutsch Argument für deren lexikalische Bildung?
Eine Diskussion unter besonderer Berücksichtigung von +KOMM- und +KUNFT
Peter Öhl
Abstract
Due to their transparency to syntactic operations, particle verbs should be analysed as constituted by syntactic objects. On the other hand, since their meaning is often non-transparent to logical decomposition, they are often regarded as products of lexical word formation. This assumption seems to be supported by their lexical properties, among them the existence of nouns apparently resulting from their nominalisation according to lexical rules. This paper discusses these arguments and argues that the nouns in question can be formed independently by lexical composition. Thus, it does not seem necessary to assume the lixical formation of particle verbs.
1 Einführung
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