verschoben werden kann, ist eine Phrase. Echte V-Ptkn sind jedoch Köpfe in einem komplexen Prädikat, adjungiert an V°. Da nur das minimale finite VerbVerb in die linke Satzklammer bewegt wird (C° im generativen Phrasenstrukturmodell), nicht aber die Partikel, bleibt diese in Sprachen wie DeutschDeutsch stets IN SITU.3Verbpartikel Aus diesem Grund sind Satzpaare wie die folgenden auch nicht derivationell auf einander zu beziehen. In (32a) ist die RICHTUNG des Laufens erfragt, in (32b) das ZIEL des Hinlaufens. Nur auf die Frage in (32a) ist also ein Richtungsadverbial wie westwärts eine mögliche Antwort. Ähnliches ergibt sich aus dem Datum in (32c): Hinlaufen erlaubt keine direktionale Interpretation.
(32) | a. | [CPWohini [C’ laufenv [sie denn ei [V° ev] ] ] ] ? – Westwärts. | (direktional) |
b. | [CPWoi [C’ laufenv [sie denn ei [V° hin ev] ] ] ] ? – *Westwärts/ ✔nach Westen. | (resultativ) | |
Sie sind *nach Westen/ ✔zum Berg hingelaufen. |
Nachdem nun dafür plädiert wurde, dass V-Ptkn keiner Hybridkategorie zwischen syntaktischen Phrasen und Köpfen zugeordnet werden müssen, wende ich mich der Frage der scheinbaren Unterspezifiziertheit hinsichtlich des Status als Kopf im V-Komplex oder als Wortglied einer lexikalischen Bildung zu. Zunächst wiederhole ich einige Argumente von Stiebels/Wunderlich (1994). Im Anschluss daran diskutiere ich die Nominalisierung von Ptk-V mit komm- und gelange schließlich zu einer Erklärung, die ohne die lexikalische Bildung von Ptk-V auskommt.
2.3 VerbpartikelnVerbpartikel als Wortglieder?
Stiebels/Wunderlich (1994) argumentieren ausführlich dafür, dass Ptk-Vn wie Pfx-V lexikalisch gebildet würden. In der Tat scheinen sie mit diesen eine Reihe von Eigenschaften zu teilen (ibd. 927ff.). Das stärkste Argument, das wir dann im nächsten Abschnitt ausführlich diskutieren werden, stellt aus unserer Sicht die Transparenz von Ptk-Vn für Wortbildungsoperationen dar: Genau wie Pfx-Vn, können sie augenscheinlich die Basis die deverbale NominalisierungNominalisierung oder Adjektivierung bilden (ibd. 923):
(33) | a. | Unter’nehmung, Um’gehung |
b. | ’Aufklärung, ’Einarbeitung | |
(34) | a. | Unter’nehmer, Be’werber |
b. | ’Ausreißer, ’Angeber | |
(35) | a. | über’setzbar, ent’zündbar |
b. | ’einstellbar, ’annehmbar |
Des Weiteren sind V-Ptkn genau wie V-Pfxe oft sogar obligate Komponente von denominalen und deadjektivischen VerbenVerb (ibd. 924):
(36) | a. | be’kleiden, *(über)’brücken |
b. | ’ankleiden, *(’auf)tischen, | |
(37) | a. | er’wärmen, *(er)’weichen |
b. | ’aufwärmen, *(’auf)weichen |
Wie auch V-Pfxe, können abtrennbare V-Ptkn offenbar nicht iteriert werden (ibd. 925f.):
(38) | a. | *verüber’setzen, *entüber’brücken1 |
b. | *’radeinfahren, *’einklavierspielen |
Scheinbare Gegenbeispiele wie das folgende in (a) sind dadurch erklärbar, dass die vorangehende augenscheinliche Ptk in Wahrheit ein Adverbial ist, weshalb das Wort auch der VP vorangehen kann (b). *mitankommen ist also kein Ptk-V in unserem Sinne.
(39) | a. | weil er in Bern mit ankam |
b. | weil er mit [VP in Bern ankam] |
Möglich dagegen sind die Kombinationen Pfx>Ptk sowie Ptk>Pfx, wobei vor allem erstere ein starkes Argument darstellen könnte, da lexikalische PräfigierungPräfigierung nach der Anwendung syntaktischer Operationen doch implausibel erscheint (ibd. 926):
(40) | a. | be’auftragen, über’anstrengen | (Pfx+Ptk+V) |
b. | ’anvertrauen, ’auserwählen | (Ptk+Pfx+V) |
Darüber hinaus argumentieren Stiebels/Wunderlich (1994: 927) noch mit Mundartdaten, da in Mundarten mit einer Verlaufsform am+InfinitivInfinitiv die als Aspektmarker grammatikalisierte Präposition am offenbar nicht zwischen V-Ptk und VERBUM SIMPLEX intervenieren kann (41b). Da sie auch nicht der VP vorangehen kann (41c), scheint Evidenz dafür vorzuliegen, dass die Verbindung Ptk+V ein Wort darstellt.
(41) | a. | %er ist sein Zimmer am aufräumen |
b. | *er ist sein Zimmer auf am räumen | |
c. | *er ist am [VP sein Zimmer auf räumen] |
Wie oben bereits skizziert, schlagen Stiebels und Wunderlich vor, dass Pfx-V und Ptk-V beide auf die gleiche Weise lexikalisch gebildet seien, jedoch hätten V-Pfxe und V-Ptk nunterschiedliche inhärente Eigenschaften (ibd. 929): Nur letzteren könne das Merkmal [+max] zugewiesen werden, um die Struktur [ Y+max V ] syntaktisch zu bilden.
(42) | a. | prefix verb: [ Y+min V ] | (⇒ Y cannot constitute a possible word) |
b. | particle verb: [ Y+max V ] | (⇒ Y enters the syntax as Y°) |
Eine solche Annahme der Transzendenz von einer lexikalischen in eine syntaktische Kategorie ist freilich nur notwendig, wenn die Indizien für die lexikalische Bildung von Ptk-V eindeutig sind. Dies sind sie m.E. jedoch nicht. So zeigen die Mundartdaten in (41) hauptsächlich, dass die Aspekt-Ptk am nicht in gleicher Weise grammatikalisiert ist wie die Infinitiv-Ptk zu, die auch in den Mundarten, so vorhanden, wie im StandarddeutschenStandarddeutsch zwischen Partikel und SimplexSimplex interveniert, im Schwäbischen sogar in flektierter Form. In ebendieser Mundart kann am sowohl dem Objekt als auch dem Ptk-V vorangehen, nicht jedoch der Ptk folgen.
(43) | a. | %er hat versprochen, sein Zimmer auf zum räumen | (an Standardlautung angepasst) |
b. | %er ist (am) die Küche (am) sauber (*am) machen |
Auch Müller (2002: 304) diskutiert Evidenz mit intervenierenden nominalen Elementen in der Verlaufsform:
(44) | a. | Wir sind die grade am komplett Durchbestellen. |
b. | Er ist ständig am Werbung für sich machen. |
Signalisierte die Ptk am tatsächlich die Wortgrenze, müssten Einheiten wie ‚komplett-Durchbestellen‘ u.ä. eine Art Phrasenkompositum darstellen; tut sie es nicht, kann ihr ein syntaktisches Element folgen. In beiden Fällen könnten V-Ptkn wie durch ebenso syntaktische Elemente sein, wie die ihnen vorangehenden Nomina.
Nicht zuletzt haben mir rheinische Sprecher bestätigt, dass für sie auch die Stellung von am nach der Ptk möglich ist, wenn es sich nämlich um ein dekomponierbares Ptk-V wie saubermachen handelt:
(45) | %er ist die Küche sauber am machen |
Stiebels/Wunderlichs (1994: 926) Argument, dass die Kombination Pfx>Ptk möglich sei (40a), spräche zwar stark für den lexikalischen Status des Ptk-V, doch scheinen zumindest die von ihnen hierzu angeführten Beispiele auch als die PräfigierungPräfigierung von Rückbildungen aus Nomen wie Auftrag oder Anstrengung (letztere mit Suffixtilgung, ähnlich wie bei uraufführen) erklärbar. Die Präfigierung von Ptk-V ohne parallelem Nomen scheint dagegen gar nicht möglich:
(46) | *ent’festbinden; *über’einweichen |
Dies ist m.E. auch die einfachste Erklärung dafür, dass diese Art von Ptk-V-Bildung nicht transparent für syntaktische Regeln ist: Da diese Rückbildungen gar nicht auf das SimplexSimplex zurückgehen, bedarf es keiner zusätzlichen Erklärung der nicht-Abtrennbarkeit der Ptk.
(47) | a. | *Er strengte sich überan. | |
*Sie reichten es ihm verab. | (⇒ Y enters the syntax as non-head) |
V-Ptkn, die mit Pfx-Vn verbunden werden, verhalten sich dagegen nicht anders als sonst.
(48) | a. | Sie bewahrten es auf. | |
b. | Er vertraute es ihr an. | (⇒ Y enters the syntax as Y°) |
Dass