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Wortbildung im Deutschen


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von Verbalisierungen sein können, ist m.E. sowohl semantisch als auch pragmatisch erklärbar: Ohne entsprechende logische Ergänzung ergeben VerbenVerb wie *tischen oder *weichen (in der hier intendierten Bedeutung) bzw. deren Verwendung keinen Sinn. Ähnlich argumentiert Neef (1990: 89) bei seiner Erklärung für sogenannte „Zusammenbildungen“, die ebenso nach Reduktion um eines ihrer Morpheme kein sinnvolles oder zumindest kein informatives Denotat ergeben.

      Somit steht als Letztes die augenscheinliche Transparenz von Ptk-V für Wortbildungsprozesse zur Diskussion. Diese ist wesentlich komplexer als die bisherigen und wird im folgenden Abschnitt zunächst anhand der Ptk-Vn mit dem SimplexSimplex komm- veranschaulicht.

      3 NominalisierungNominalisierung als Beweis für die lexikalische Bildung von PartikelverbenPartikelverb?

      3.1 NominalisierungNominalisierung von komm- und ihre Eigenschaften

      Prinzipiell existieren zu Ptk-Vn mit komm- drei Arten von Nominalbildungen: Substantive mit der unproduktiven Nominalbildung [kunft], suffigierte Adjektive (mitunter auch in der Form von Partizipien) und nominalisierte InfinitiveInfinitiv:

(49)a.Ankunft, Herkunft
b.zukünftig, herkömmlich; zuvorkommend, heruntergekommen
c.Weiterkommen, Durchkommen, Einkommen

      Diese Wortbildungsprodukte existieren offensichtlich unabhängig von der Separierbarkeit, selbst wenn es sich um V-Ptkn handelt, die augenscheinlich Phrasenköpfe sind (vgl. aber 32a. oben).

(50)a.Woher/ Von dort her seid Ihr alle gekommen?
b.Herkunft

      Wie bereits eingangs bemerkt, ist die Bedeutung von Substantiven wie Herkunft stark idiomatisiert und muss nicht dem Denotat des Basisprädikats entsprechen. Viele dieser Bildungen sind demotiviert und semantisch intransparent.

(51)Woher kommst Du gerade? – *Meine Herkunft ist Wuppertal.

      Was in der verbalen Verbindung abtrennbare Ptk ist, ist zudem in der NominalisierungNominalisierung stets nicht-abtrennbar; dies trifft auch dann zu, wenn das Nomen ohne Ptk verwendbar ist (54).

(52)a.Von Norden her sind sie alle gekommen.
b.Der Zug kam in Bern an.
(53)a.*Dorther/ hieran war ihre Kunft.
b.*Ihre Kunft war her/an.
(54)a.*Dorther/ daran war ihre Leitung.
b.*Ihre Leitung war her/an. (vs. Sie leiteten es her/an.)

      Und, wie ebenfalls bereits eingangs bemerkt, werden die meisten dekomponierbaren Ptk-Vn, die mutmaßlich die jüngere Bildungen sind (weshalb sie kaum in den etymologischen Lexika gelistet werden), ausschließlich als InfinitiveInfinitiv nominalisiert:

(55)a.Viel weiter sind wir leider nicht gekommen.
b.Ein Weiterkommen/*eine Weiterkunft war unmöglich.

      In der folgenden Tabelle ist die Mehrzahl der noch gebräuchlichen oder zumindest geläufigen Ptk-Vn, z.T. in verschiedenen Lesarten, mit zugehörigen oder potentiellen, ggf. auch unmöglichen Nominalformen aufgelistet. Es scheint offensichtlich, dass auch die NominalisierungNominalisierung mit dem nach wie vor produktiven InfinitivInfinitiv wenig lexikalisch genutzt zu sein scheint. Die Verbindungen mit der Nominalbildung +kunft, die selbst nicht mehr als Substantiv verwendet wird, sind darüber allesamt nicht rezent, meist idiomatisiert und vor allem nicht produktiv.

(56)PartikelverbenPartikelverb(vgl. Augst 2009; Kluge 2011; Pfeifer 2000; DWB)
VNAInfinitivnominalisierung
% = archaisch oder auf regionale Varietäten beschränkt# = potentielle Bildung, nicht lexikalisiertid. = idiomatisiert, Bedeutung nicht systematisch* = nicht mögliche oder blockierte Bildung
%abkommen1 (17. Jh.) ‚herkommen‘%Abkunft (17. Jh.) / Abkömmling%abkünftig*Abkommen
%abkommen2 (17. Jh.) ‚wegkommen‘*Abkunft(un)abkömmlichAbkommen (id.) (17. Jh.) urspr. ‚von Schuld abkommen‘
ankommen1Ankunft/ %Ankömmling (arch.)ankommend/*ankünftig#Ankommen
ankommen2 (gegen) (id.)*Ankunft#ankommend/*ankünftigAnkommen
ankommen3 (auf)*Ankunft#ankommend/*ankünftig*Ankommen
aufkommen*Aufkunftaufkommend/ aufgekommen#Aufkommen
aufkommen (id.) ‚zusammenkommen‘*Aufkunft*aufkommend/ *aufgekommenAufkommen (id.)
auskommen1 (id.) (mit etw.)*Auskunft%auskömmlich (arch.) / *auskünftig / #auskommendAuskommen (id.)
auskommen2 (mit jdn.) (id.)*Auskunft*auskömmlich/*auskünftig#auskommend%Auskommen (arch.)
*auskommen3 ‚herauskommen‘Auskunft (id.) (15. Jh.)*auskömmlich/*auskünftig*auskommend*Auskommen
beikommen (id.)*Beikunft*beikömmlich#Beikommen
durchkommen1*DurchkunftdurchkommendDurchkommen
durchkommen2 (id.) ‚überleben‘*Durchkunftdurchgekommen#Durchkommen
%einkommen (14. Jh.)Einkünfte/?Einkunft (14. Jh.)(id.)*auskünftig/*einkömmlich/ *einkommendEinkommen (id.) (14. Jh.)
fortkommen*Fortkunft*fortkünftig/*fortkömmlichFortkommen
*fürkommen*Fürkunft*fürkommend*Fürkommen
herkommenHerkunft (id.) (16. Jh.)herkömmlich (id.) / *herkünftig#Herkommen
herunterkommen (id.)*Herunterkunftheruntergekommen/ *herunterkünftig#Herunterkommen
hinkommen%Hinkunft (ö.; ‚Zukunft‘)hinkünftig (id.)#Hinkommen
mitkommen*Mitkunft#mitkommend/ *mitkömmlich#Mitkommen
nachkommen*Nachkunft/ Nachkomme/ Nachkömmlingnachkommend#Nachkommen
niederkommen (id.) (9. Jh.)Niederkunft#niedergekommen/ *niederkünftig#Niederkommen
übereinkommen (id.)Übereinkunft*übereinkömmlich/ *übereinkünftigÜbereinkommen
umkommen (id.)*Umkunftumgekommen#Umkommen
unterkommen (id.)Unterkunftuntergekommen/ *unterkünftig#Unterkommen
vorkommen*VorkunftvorkommendVorkommen (id.)
weiterkommen*Weiterkunft*weiterkömmlichWeiterkommen
wiederkommen?Wiederkunftwiederkommend/ *wiederkünftig#Wiederkommen
(hin)zukommen(*Hin)Zukunft (id.) (9. Jh.)*(hin)zukommend/ zukünftig*(Hin)zukommen
*(zu)rückkommen(*Zu)rückkunft(*zu)*rückkünftig/ zurückkommend#Zurückkommen
zusammenkommenZusammenkunft#zusammenkommend#Zusammenkommen
zuvorkommen*Zuvorkunft/ Zuvorkommenheitzuvorkommend (id.)Zuvorkommen (id.)

      Tabelle 1

       PartikelverbenPartikelverb

      Ich will nur einige Beispiele exemplarisch besprechen, zunächst die 3 Lesarten von auskommen. Den zwei jüngeren, (mit etw./jdn.) auskommen, entspricht das N Auskunft offensichtlich nicht; nur zur letzten Lesart, die synchron gar nicht mehr verwendet wird, existiert das demotivierte Nomen Auskunft. Nur zur ersten Lesart existiert ein nominalisierter InfinitivInfinitiv, dieser idiomatisiert als ein NOMEN ACTI (ein Auskommen haben) bereits im Fnhd. (vgl. Pfeifer 2000). Auch Infinitivbildungen mit der Lesart eines NOMEN (F)ACTI, wie z.B. Aufkommen oder auch Übereinkommen, sind zunächst als syntaktische Konversionen zu betrachten, die mit einer idiomatisierten Bedeutung lexikalisiert wurden, letztere vielleicht in Analogie zum älteren Übereinkunft.1

      Adjektive werden zu keiner der drei Lesarten gebildet, jedoch sind für die ersten beiden Partizipien möglich, die prinzipiell