Группа авторов

Sprachliche Höflichkeit


Скачать книгу

Dieter (2016). Historische Sprachvariation: Das Werden der Sprache im Sprachgebrauch. Sprachreport 32/3, 24–33.

      Ehrhardt, Claus/Neuland, Eva (Hrsg.) (2009). Sprachliche Höflichkeit in interkultureller Kommunikation und im DaF-Unterricht. Frankfurt am Main: Peter Lang.

      Gerdes, Joachim (2011). Konzeptionelle Unhöflichkeit – Loben und Kritisieren in der deutschen Jugendsprache. In: Ehrhardt, Claus/Neuland;Eva/Yamashita,Hitoasi (Hrsg.) Sprachliche Höflichkeit zwischen Etikette und kommunikativer Kompetenz. Frankfurt am Main: Peter Lang, 175–188.

      Haase, Martin (2004). Die Grammatikalisierung von Höflichkeit. In: Der Deutschunterricht 5/2004, 60–69.

      Heringer, Hans-Jürgen (2009). Duzen und Siezen revisited. In: Ehrhardt/Neuland (2009), 61–75.

      Krumrey, Volker (1984). Entwicklungsstrukturen von Verhaltenstandarden. Eine soziologische Prozessanalyse auf der Grundlage deutscher Anstands- und Manierenbücher von 1870–1970. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Liang, Yong (2009). Wie höflich ist die chinesische Höflichkeit? In: Ehrhardt/Neuland (2009), 131–151.

      Lindorfer, Bettina (2009). Zur europäischen Geschichte des höflichen Sprechens: Von der mittelalterlichen Didaxe zur Stilisierung des höflichen Umgangs in der Renaissance. In: Ehrhardt/Neuland (2009), 27–40.

      Linke, Angelika (1996). Sprachkultur und Bürgertum. Zur Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts. Stuttgart, Weimar: Metzler.

      Ljungerud, Ivar (1979): Der deutsche Anredestil. Moderna språk 73, 353–379.

      Objartel, Georg (2016): Sprache und Lebensform deutscher Studenten im 18. und 19. Jahrhundert. Aufsätze und Dokumente. Berlin, Boston: De Gruyter.

      Roeber, Urs/Bernsmeier, Uta (Hrsg.) (2009): Manieren. Geschichten von Anstand und Sitte aus sieben Jahrhunderten […]. Berlin, Heidelberg: Braus.

      Zehetner, Ludwig (1985): Das bairische Dialektbuch […]. München: Beck.

      Verbale Höflichkeit in der Übersetzung

      Literarische Beispiele aus dem 19. Jahrhundert

      Heinz-Helmut Lüger

      Verbal politeness normally entails certain aspects of relationship handling. A communicative exchange requires not only anticipation of the constellations between the partners involved, but also strategies in order to influence or to make clear the image of the interlocutors. The contribution deals with fundamental functions of face-work and seeks to illustrate this through literary dialogues taken from novels of Theodor Fontane. The analysis focusses, above all, on problems that may arise from translations into French, and offers information on how polite behaviour is influenced by social and cultural factors during the period in question.

      1. Theodor Fontane als Sprachvirtuose

      Die Übersetzung literarischer Texte erfordert in der Regel mehr als nur eine wortgetreue Übertragung von Ausgangstexten. Dies gilt vor allem dann, wenn sich die gegebenen Äußerungen nicht auf einen reinen Informationstransfer beschränken lassen, sondern auch Merkmale emotionaler Befindlichkeit, sozialer und regionaler Herkunft oder altersmäßiger Gruppenzugehörigkeit aufweisen. Weitere Schwierigkeiten können sich insofern ergeben, als bestimmte sprachstilistische Besonderheiten oder Verweise auf kulturspezifische Realien eine entsprechende Wiedergabe in der Zielsprache erschweren bzw. ausschließen. Übersetzen geht also meist über ein einfaches Umkodieren hinaus, im Falle literarischer Texte dürfte dies sogar die Regel sein. Es kann im wesentlichen nur darum gehen, zwischen ausgangs- und zielsprachlichen Äußerungen jeweils eine Art kommunikativer Gleichwertigkeit herzustellen, und zwar auf der Ebene der betreffenden Texte insgesamt (und nicht auf der Ebene der sprachlichen Mittel). Wichtig ist dabei, das soziale und kulturelle Umfeld, in dem ein Text erstellt wurde, und die Bedingungen, unter denen sprachlich gehandelt wird, von vornherein mitzureflektieren und auf diese Weise eine – wie Coseriu (1981: 43) es schlagwortartig nennt – „Invarianz des Textinhalts“ anzustreben.1

      Mit Blick auf Theodor Fontane erhalten diese Bemerkungen zusätzliches Gewicht, da es sich hier um einen Autor handelt, für den die Thematisierung von Sprache und Sprachverhalten eine zentrale Rolle spielt. Dies gilt ebenfalls für seine Romane. Ganz generell dienen sprachliche Verhaltensweisen sowohl der Charakterisierung einzelner Protagonisten als auch der Darstellung und Abgrenzung verschiedener gesellschaftlicher Milieus, als Zeichen für Kultiviertheit, Bildung, Kreativität oder aber als Indiz für Überheblichkeit und peinliche Niveaulosigkeit. Einige Figuren sind mit einer markanten Sensibilität für Sprachliches ausgestattet. Nicht selten werden Handlungsabläufe unterbrochen, um metakommunikativen Kommentaren mit Problematisierungen des sprachlichen Ausdrucks Raum zu geben. Sprache und Stil rücken somit nicht nur in der Figurenrede, sondern ebenso im Erzählertext immer wieder in den Vordergrund.2

      Fontane gehört bekanntlich zu den Autoren, die sich um eine starke Annäherung an den alltäglichen Sprachgebrauch bemühen. Dies zeigt sich vor allem in den gesprochenen Passagen der Protagonisten, wo z.B. mit dialektalen Ausdrücken, Registerwechseln oder mit verschiedenen syntaktischen Mitteln ein möglichst realistisches, d.h. zeit-, schicht- und situationsspezifisches Bild vom mündlichen Sprachverhalten erzeugt werden soll. Das Gespräch wird gleichsam, so Preisendanz (1984: 473), zum „beherrschenden Medium der Wirklichkeitsmodellierung“. Trotz eines solchen Bestrebens bleibt jedoch festzuhalten: Die in den Romanen vorgestellte Mündlichkeit ist immer nur eine fingierte bzw. simulierte. Eine auch nur annähernd komplette Wiedergabe alltagsweltlicher Gesprächsstrukturen (etwa mit simultanem Sprechem, Rückmeldepartikeln oder Selbst- und Fremdkorrekturen) würde für literarische Texte als unangemessen gelten; andererseits schafft die zugrundeliegende fiktionale Bezugswelt auch Freiräume für Verbalisierungsmöglichkeiten jenseits zweckrationaler Handlungsbedingungen.

      In diesem Rahmen ist nun ebenfalls der Ausdruck sprachlicher Höflichkeit anzusiedeln. Wie bringen die Kommunikationsbeteiligten ihre Beziehung zueinander zum Ausdruck, wie regulieren sie diesbezügliche Veränderungen? In welcher Form wird wechselseitige Respektbezeugung signalisiert? Welche Verfahren kommen in Frage, um Gesichts- oder Imagebedrohungen zu vermeiden oder abzumildern, wie wird auf Gesichtsverletzungen reagiert? Mit welchen Mitteln lassen sich Erwartungen an das Partnerimage bestätigen, wie können Sprecher das Gewähren von Freiraum und Distanz bestätigen oder einschränken?3 Für all diese Fragen und den Einsatz von Höflichkeitsstrategien kommen in den Fontane-Romanen vor allem die folgenden Bereiche in Betracht (vgl. Abb. 1):

      Abb. 1: Simulierte Mündlichkeit und Bereiche verbaler Höflichkeit

      1 SprechstileMit dem Einsatz dialektaler Elemente und der Kontrastierung zum Hochdeutschen wird nicht nur Lokalkolorit vermittelt; oft handelt es sich auch um ein Verfahren zur Herstellung kommunikativer Nähe, zur Markierung von Schichtzugehörigkeit, von Überlegenheit oder Unterlegenheit. Ebenso kann der Rückgriff auf vorgeprägtes Sprachgut, auf floskelhafte Ausdrücke unter bestimmten Bedingungen einen Imageverlust oder eine soziale Herabstufung zur Folge haben.

      2 Dissens-RegulierungEin geradezu privilegiertes Feld höflichkeitsrelevanter Kommunikation stellt die Aushandlung kontroverser Positionen dar; hier ist die Beziehung zwischen den Partnern fast immer mit im Spiel, ein Umstand, der im allgemeinen das Vorkommen abschwächender oder zurückweisender Maßnahmen zum Schutz des positiven Gesichts wahrscheinlich macht. Beispiele für den entgegengesetzten Fall der Selbstdemontage sind seltener.

      3 Phraseme, ZitateFontane gilt nicht zuletzt als ein Meister der kreativen Verwendung phraseologischer Ausdrucksmittel: Auf diese Weise lassen sich z.B. bestimmte Romanfiguren – besonders im Falle von Modifikationen oder anspielungsreich in die Rede eingefügter Zitate und geflügelter Worte – leicht als originell, literarisch gebildet und gesellschaftlich hochgestellt charakterisieren.

      4 Fremdsprachen-EinsatzAuch das Vorkommen fremdsprachlicher Elemente ist alles andere als zufällig, vielfach ist es ebenfalls ein Signal der Status-Differenzierung. So deutet