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Große Werke der Literatur XIV


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Da vindet si der minne bette und minnen gelas, von gotte unmenschliche bereit. So sprichet únser herre: »Stant, vroͮwe sele!« »Was gebútest du, herre?« »Ir soͤnt úch usziehen!« »Herre, wie sol mir denne geschehen?« »Froͮw sele, ir sint so sere genatúrt in mich, das zwúschent úch und mir nihtes nit mag sin. […] Darumbe sont ir von úch legen beide vorhte und schame und alle uswendig tugent; mer alleine die ir binnen úch tragent von nature, (14v) der sont ir eweklich phlegen: Das ist úwer edele begerunge und úwer grundelose girheit; die wil ich eweklich erfúllen mit miner endelosen miltekeit.« »Herre, nu bin ich ein nakent sele und du in dir selben ein wolgezieret got. Únser zweiger gemeinschaft ist das ewige lip ane tot.« So geschihet da ein selig stilli nach ir beider willen. Er gibet sich ir und si git sich ime.36

      Ich zitiere Kasten:

      Diese Stelle vermittelt einen Eindruck davon, mit welchen Mitteln Mechthild die Intensität und Direktheit der mystischen Liebeserfahrung sprachlich zum Ausdruck bringt. Das Schweigen, die Stille, erscheint hier nicht, wie bei Augustin und später noch bei Eckhart, als Voraussetzung für die Entrückung, sondern als deren Höhepunkt. Es markiert das Intimum, das Unaussprechliche, der Gotteserfahrung. Gelegentlich markiert Mechthild diese Grenze ausdrücklich, indem sie erklärt, der Genuß in der unio sei unsagbar (S. 264) und das allerliebeste müsse sie verschweigen (S. 258), sie macht ferner für die Bräute Christi das Recht geltend, darüber zu schweigen, was sie erfahren (S. 50). Schließlich verweist sie auch auf die Unzulänglichkeit der menschlichen Sprache, die göttliche Wahrheit zu kommunizieren (S. 166): „mich jamert des von herzen sere sid dem male, das ich súndig wip schriben muos, das ich die ware bekantnisse und die heligen erlichen anschouwunge nieman mag geschriben sunder disú wort alleine; sie dunkent mich gegen der ewigen warheit alze kleine.37

      Das fließende Licht der Gottheit provoziert bei seiner Empfängerin also mindestens ebenso sehr wie die Sprache das Schweigen. Ohne in stetem Fluss je ein Verstummen zu erlauben.

       Literaturverzeichnis

       Primärliteratur

      Mechthild von Magdeburg: Das fließende Licht der Gottheit. Hg. Gisela Vollmann-Profe. Frankfurt a.M. 2003.

      –: „Das fließende Licht der Gottheit“. Nach der Einsiedler Handschrift in kritischem Vergleich mit der gesamten Überlieferung. Hgg. Hans Neumann und Gisela Vollmann-Profe. 2 Bde. München/Zürich 1990 und 1993.

       Forschungsliteratur

      Flasch, Kurt: Meister Eckhart. Die Geburt der „Deutschen Mystik“ aus dem Geist der arabischen Philosophie. Beck 2006.

      –: Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. Beck 2010.

      –: „Meister Eckhart. Versuch, ihn aus dem mystischen Strom zu retten“. Gnosis und Mystik in der Geschichte der Philosophie. Hg. Peter Koslowski. Zürich 1988. 94–110.

      Haas, Alois Maria: „Mechthild von Magdeburg“. Sermo mysticus. Studien zu Theologie und Sprache der deutschen Mystik (Dokimion 4). Freiburg/Schweiz 1979. 67–135.

      Hasebrink, Burkhard: „‚Das fließende Licht der Gottheit‘ Mechthilds von Magdeburg. Eine Skizze“. Bete und arbeite! Zisterzienser in der Grafschaft Mansfeld. Begleitband zur Ausstellung im Sterbehaus Martin Luthers in Eisleben, 24.10.1998–24.6.1999. Hg. von Esther Pia Wipfler. Halle a.d. Saale 1998. 149–159.

      Kasten, Ingrid: „Die doppelte Autorschaft. Zum Verhältnis Sprache des Menschen und Sprache Gottes in mystischen Texten des Mittelalters“. „… wortlos der Sprache mächtig.“ Schweigen und Sprechen in der Literatur und sprachlicher Kommunikation. Hgg. Hartmut Eggert und Janusz Golec. Stuttgart/Weimar 1999. 9–30.

      Köbele, Susanne: Bilder der unbegriffenen Wahrheit. Zur Struktur mystischer Rede im Spannungsfeld von Latein und Volkssprache. Tübingen 1993.

      Löser, Freimut: „Meister Eckhart, die ‚Reden‘ und die Predigt in Erfurt. Neues zum sogenannten ‚Salzburger Armutstext‘“. Meister-Eckhart-Jahrbuch Bd. 6. Hgg. Dagmar Gottschall und Dietmar Mieth. Stuttgart 2013. 65–96.

      –: „Mystik“. Literaturwissenschaftliches Lexikon. Hgg. Horst Brunner und Rainer Moritz. Berlin 2006. 284–287.

      –: „‚Schriftmystik‘. Schreibprozesse in Texten der deutschen Mystik“. Wolfram-Studien 22 (2012): 155–204.

      Mundhenk, Christine (Hg.): Der Occultus Erfordensis des Nicolaus von Bibra. Kritische Edition mit Einführung, Kommentar und deutscher Übersetzung. Weimar 1997.

      Nemes, Balász J.: Von der Schrift zum Buch – vom Ich zum Autor. Zur Text- und Autorkonstruktion in Überlieferung und Rezeption des ‚Fließenden Lichts der Gottheit‘ Mechthilds von Magdeburg. Tübingen/Basel 2010.

      Neumann, Hans: „Mechthild von Magdeburg“. Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters, Bd. 6. Hgg. Kurt Ruh et. al. Berlin 1987. Sp. 260–270.

      Ruh, Kurt: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 2: Frauenmystik und Franziskanische Mystik der Frühzeit. München 1993.

      Squires, Catherine und N. Ganina: „Ein Neufund des ‘Fließenden Lichts der Gottheit’ aus der Universitätsbibliothek Moskau und Probleme der Mechthild-Überlieferung“. ИНДОЕВРОПЕЙСКОЕ ЯЗЫКОЗНАНИЕ И КЛАССИЧЕСКАЯ ФИЛОЛОГИЯ – XIII. Материалы чтений, посвященных памяти профессора Иосифа Μоисеевича Тронского. 22–24 июня 2009 г. Sankt Petersburg 2009. 643–654.

      Strauch, Philipp, Margaretha Ebner und Heinrich von Nördlingen: Ein Beitrag zu Geschichte der deutschen Mystik. Freiburg i. Br. 1882.

      Friedrich Hölderlin

      Andenken

      Gerhard Kurz

      Für Jean-Pierre Lefebvre

      Andenken

      Der Nordost wehet,

      Der liebste unter den Winden

      Mir, weil er feurigen Geist

      Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.

      Geh aber nun und grüße

      Die schöne Garonne,

      Und die Gärten von Bourdeaux

      Dort, wo am scharfen Ufer

      Hingehet der Steg und in den Strom

      Tief fällt der Bach, darüber aber

      Hinschauet ein edel Paar

      Von Eichen und Silberpappeln;

      Noch denket das mir wohl und wie

      Die breiten Gipfel neiget

      Der Ulmwald, über die Mühl’,

      Im Hofe aber wächset ein Feigenbaum.

      An Feiertagen gehn

      Die braunen Frauen daselbst

      Auf seidnen Boden,

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