Tamara Duker Freuman

Bye-bye Blähbauch


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Frau ähnelt.

      Eine APD kommt bei Menschen mit Angststörungen und Depressionen vergleichsweise häufiger vor. Zwar können Männer und Frauen an einer APD leiden, doch junge Frauen sind unverhältnismäßig oft davon betroffen. Frauen, in deren Anamnese schwere Angststörungen, ein anderes seelisches Trauma, sexueller Missbrauch und/oder Essstörungen zu finden sind, entwickeln eventuell mit größerer Wahrscheinlichkeit eine APD als andere Menschen. In manchen Fällen – nicht in allen – geht eine APD auch mit einer Dyssynergie der Beckenbodenmuskeln einher, durch die es zu Verstopfung kommt, Darmgase nur schwer entweichen und Stuhl unter Schwierigkeiten, nur durch Beugen nach vorn, starkes Drücken und mit großer Anstrengung abgesetzt werden kann. Das kommt daher, dass zur Defäkation (Stuhlentleerung) Druck in der Bauchwand benötigt wird, damit genügend Kraft entsteht, um den Stuhl nach außen zu transportieren. Eine übermäßig entspannte Bauchwand kann dieses Maß an Druck nicht aufrechterhalten. Mehr über die Verstopfung durch eine Dyssynergie des Beckenbodens erfahren Sie in Kapitel 7.

      Das Blähgefühl bei APD

      Bei der APD kommt es zu der Art von Blähbeschwerden, die am meisten einem schwangeren Bauch ähneln. Oft beginnen sie im Abdomen ziemlich weit oben und zeigen sich als Schwellungen im Dreieck unter dem Brustkorb mit einem gleichmäßig gerundeten, angefüllt aussehenden Bauch darunter. Diese Art von Blähbauch kann buchstäblich wie ein „Nahrungsbaby“ aussehen. Der geblähte Bauch ist im Allgemeinen nicht gespannt oder straff.

      Ein weiteres Charakteristikum der APD ist das gelegentliche Auftreten einer Art Rille, die aussieht, als habe sie sich absichtlich direkt unter dem Brustkorb gebildet, bevor sich der geschwollene Bauch vorwölbt. In unserer Praxis sehen wir diese Art am häufigsten bei schlanken jungen Frauen, die Selfies mitbringen, die sie nach dem Essen gemacht haben, auf denen ein sehr aufgeblähter, wie schwanger aussehender Bauch zu sehen ist, der im Widerspruch zu ihrem ansonsten schmalen Körperbau steht.

      Ein weiterer spezifischer Aspekt von Blähbeschwerden durch eine APD ist, dass sie sogar durch Wassertrinken oder relativ kleine Nahrungsportionen ausgelöst werden können. Alles, was in den Magen und den Dünndarm gelangt – Essen, Flüssigkeiten oder Luft –, kann zu Blähbeschwerden führen, obwohl deren Schwere sicher auch von der Menge der Mahlzeit (oder des Getränks) abhängt sowie von der Beschaffenheit der Nahrung selbst. Voluminöse, ballaststoffreiche Mahlzeiten führen bei Vorliegen einer APD zu einer ausgeprägteren Aufblähung als dichtere von weicherer Konsistenz. Meistens beschreiben Menschen die Blähbeschwerden durch eine APD eher als unangenehm (und psychisch quälend) und nicht als deutlich schmerzhaft.

      Eine APD diagnostizieren

      Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie an einer APD leiden könnten, ist es hilfreich, ein Foto von Ihrem Blähbauch zu machen, wenn er am schlimmsten ist und es zum Termin bei einem Gastroenterologen mitzubringen, denn möglicherweise haben Sie dann gerade keinen, und ohne Foto kann er die Symptome nur aufgrund Ihrer Beschreibung nicht beurteilen. Auch wenn viele Ärzte allgemeinen Klagen über Blähbeschwerden ablehnend gegenüberstehen mögen, werden Sie mit größerer Wahrscheinlichkeit ernst genommen, wenn Sie ein Foto des charakteristischen „Schwangerschaftsbauches“ vorlegen können.

       Klinische Untersuchung

      Zur Diagnose einer APD gehört normalerweise eher die körperliche Untersuchung durch einen Arzt als objektive Kriterien, wie sie zum Beispiel durch Labortests ermittelt werden. Ein Arzt könnte bei einer Untersuchung Ihres aufgeblähten Bauchs feststellen, dass er sich relativ „hohl“ anfühlt – das heißt, nicht mit einer Menge Essen oder Gas gefüllt ist, die zum Schweregrad der sichtbaren Vorwölbung passen würden. Ihr Arzt könnte sich Ihre mitgebrachten Fotos ansehen, die zu verschiedenen Tageszeiten gemacht wurden – beim Aufwachen, nach einem Frühstück und/oder nach anderen Mahlzeiten im Laufe des Tages. Vielleicht gibt er Ihnen in der Praxis auch eine kleine Menge zu trinken, um zu sehen, ob sich die erwartete sofortige übermäßige Aufblähung des Bauches als Reaktion auf die geringe Flüssigkeitsmenge provozieren lässt.

       Anorektale Manometrie

      Dabei handelt es sich um eine Untersuchung, mit der Ärzte die Funktion der Beckenbodenmuskeln – der Muskeln, die für die Defäkation, den Stuhlgang, verantwortlich sind – beurteilen und die auch genutzt werden kann, um das Vorliegen einer APD feststellen. Diese Untersuchung wird als anorektale Manometrie bezeichnet. Dabei schiebt der Gastroenterologe eine dünne Sonde (ca. 10 cm weit) in den Enddarm, an deren Spitze sich ein aufblasbarer Ballon befindet. Die Sonde verfügt über Drucksensoren. Durch die Sonde wird ein wenig Luft eingeleitet, um den Ballon aufzublasen, und Sie werden gebeten, Ihre Muskeln im Laufe des Tests nach Aufforderung anzuspannen, wie für den Stuhlgang zu pressen oder sie zu entspannen. Dabei wird gemessen, ob die an der Defäkation beteiligten Nerven und Muskeln ordnungsgemäß funktionieren.

      Manche Ärzte machen noch einen zusätzlichen Schritt, um festzustellen, ob eine APD vorliegt; sie untersuchen, wie sehr sich Ihr Bauch während der Manometrie aufbläht, als Reaktion auf die Einleitung von ein wenig Luft oder wenn Sie pressen, als würden Sie versuchen, Stuhl abzusetzen. Manche Ärzte machen das, indem sie eine Hand auf Ihren Bauch legen, um zu fühlen, wie stark sich der Bauch wölbt. In unserer Praxis stellt der Gastroenterologe mithilfe eines Maßbandes fest, um wie viele Zentimeter Ihr Bauchumfang während der Untersuchung zugenommen hat. (Unter normalen Umständen sollte er so gut wie nicht zunehmen.) Doch hier kommt die klinische Beurteilung eines Arztes ins Spiel; gegenwärtig gibt es keine objektiven Kriterien dafür, inwieweit eine Zunahme des Bauchumfangs noch als normal und ab wann sie als nicht mehr normal gilt. Von daher sucht man sich am besten einen Arzt, der mehr Erfahrung mit der APD hat. Solche Ärzte erkennen eine APD leichter, wenn sie sie sehen.

      Eine APD behandeln

      Die APD gehört nicht zu den Krankheiten, die besonders gut erforscht sind, und zurzeit gibt es keine alleinige Behandlung nach Goldstandard dafür. Gegenwärtig wird sehr individuell behandelt und im Allgemeinen werden mehrere Methoden kombiniert: Medikamente, Ernährungsumstellung und Physiotherapie.

       Die medikamentöse Behandlung bei APD

       Oberflächenaktive Medikamente

      Da alles, was den Magen füllt – auch Gas und Luft, die geschluckt wird –, Blähbeschwerden auslösen kann, die mit einer APD einhergehen, verringern Medikamente, die große Gasblasen in klitzekleine Bläschen zerteilen, das Ausmaß der Aufwölbung Ihres Bauches. Diese Medikamente werden als oberflächenaktive Mittel bezeichnet. Freiverkäufliche Arzneimittel mit dem Wirkstoff Simeticon wie zum Beispiel Lefax oder Sab simplex können hilfreich sein, insbesondere, wenn man sie eher vor dem Essen als nachträglich einnimmt. Weniger Gas bedeutet weniger Völlegefühl und das bedeutet, einen weniger aufgetriebenen Bauch. Oberflächenaktive Medikamente werden nicht in den Blutstrom aufgenommen, sie verbleiben vielmehr im Verdauungstrakt. Daher sind sie ausgesprochen sicher und werden gut vertragen, selbst bei regelmäßigem Gebrauch über eine lange Zeit. Bei einigen meiner APD-Patienten ist die Einnahme vor jeder Mahlzeit üblich.

       Medikamente, die die Nervensignale anpassen

      Die APD ist eine Funktionsstörung von Nervensignalen, die zu einem geblähten Aussehen führt. Daher können bei manchen Menschen Medikamente helfen, die jenen anormalen Nervenreflex unterbrechen, der eine übermäßige Muskelentspannung der Bauchdecke bewirkt. Zu den Präparaten dieser Kategorie gehören diejenigen, die zur Behandlung von anderen Störungen bei einem Reizdarmsyndrom (RDS) und funktionellen gastrointestinalen Leiden eingesetzt werden (Ihr Arzt sollte sie kennen), manche Antidepressiva und manche neurologischen Medikamente. Es erscheint zwar paradox, doch bestimmte Muskelrelaxanzien mit dem Wirkstoff Baclofen (im deutschen Sprachraum unter den Handelsnamen Lebic (D), Lioresal (D, A, CH) vertrieben sowie Generika (D, CH); Anm. d. Übers.) scheinen manchen Menschen auch zu helfen. Da alle diese Medikamente Nebenwirkungen haben können, sollten Sie Risiken und Nutzen mit Ihrem Arzt besprechen.

       Physiotherapie und Biofeedback

      Physiotherapie in Kombination mit einer Biofeedback-Therapie (der Elektromyografie