versuchten ihn und sprachen: Ist‘s erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet? 4 Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang schuf als Mann und Frau 5 und sprach (Genesis 2,24): »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein«? 6 So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!
7 Sie sprachen zu ihm: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden? 8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, eures Herzens Härte wegen; von Anfang an aber ist‘s nicht so gewesen. 9 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe.
10 Da sprachen seine Jünger zu ihm: Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist‘s nicht gut zu heiraten. 11 Er sprach aber zu ihnen: Dies Wort fassen nicht alle, sondern die, denen es gegeben ist. 12 Denn es gibt Verschnittene[*], die von Geburt an so sind; und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!
Mt 19,1–12 Scheidung und Eheschließung (Mk 10,2–12) 19,1–2 Jenseits des Jordans, östlich des Jordans. Jesus umgeht Samaria (Mt 10,5). 19,3–9 Vgl. Lk 16,18. 19,3 [Sie] versuchten ihn, vgl. Anm. zu 16,1. Aus irgendeinem Grund, jüdische Lehrer gestatteten Scheidung (indem sie an Dtn 24,1–4 anknüpften) aber diskutierten die Gründe, warum sie zu erlauben sei (vgl. Anm. zu 5,31–32; mGit 9,10; mKet 7,6; mNed 11,12; bSan 22a). 19,4–6 Vgl. Anm. zu 6,26. Habt ihr nicht gelesen, die rabbinische Regel „binjan ’av mi-schne ketuvim“ (übers. „Errichtung eines Vaters aus zwei Schriftstellen“) bedeutet, dass unter Benutzung von zwei Bibelversen („als Mann und Frau“, Gen 1,27; „Ein Mann [wird] […] verlassen […] ein Fleisch“, Gen 2,24) eine Entscheidung über einen dritten Vers gefällt wird (Dtn 24,1–4; z.B. bBM 87b; vgl. Mal 2,16). 19,7 Scheidebrief, Dtn 24,1–4; vgl. Anm. zu 5,31–32. 19,9 Unzucht, vgl. Anm. zu 5,32 und 19,4–6. Jesu Beurteilung der Scheidung ähnelt der Entscheidung der rabbinischen „Schule des Schammai“, die Scheidung nur bei schwerwiegenden Verfehlungen gestattete. Die „Schule des Hillel“ urteilte milder (vgl. bGit 90a). 19,12 Es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben, könnte wörtlich gemeint sein oder auch diejenigen bezeichnen, die der Ehe und Fortpflanzung abgeschworen haben. Jüdische Quellen ermutigen sowohl zur Heirat als auch zur Fortpflanzung (Gen 1,28; vgl. Gen 9,1.7; CD 4,20–5,2; bJev 63a), wenngleich in Teilen des Judentums zur Zeit des Zweiten Tempels auch Ehelosigkeit Wertschätzung erfuhr (vgl. CD 6,11–7,9, wo evtl. angedeutet wird, dass zumindest einige Mitglieder der Qumrangemeinde, die hinter den Schriften vom Toten Meer stehen, zölibatär lebten; diese Schlussfolgerung ist in der Wissenschaft jedoch umstritten; vgl. auch Philo cont 8,68).
13 Da wurden Kinder zu ihm gebracht, dass er die Hände auf sie legte und betete. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Aber Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich. 15 Und er legte die Hände auf sie und zog von dort weiter.
Mt 19,13–15 Die Segnung der Kinder (Mk 10,13–16; Lk 18,15–17) Vgl. Anm. zu 18,3. 19,13 Kinder [wurden] zu ihm gebracht, ein Zeugnis der jüdischen Liebe zu und Sorge um Kinder. Die Hände auf sie leg[en], vermutlich, um sie zu segnen; vgl. Gen 48,14; Dtn 34,9. 19,14 Denn solchen, vgl. Mt 18,1–5.
16 Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? 17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur der Eine. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. 18 Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; 19 ehre Vater und Mutter« (Exodus 20,12–16); und: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Levitikus 19,18).
20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch? 21 Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib‘s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! 22 Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter.
23 Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. 24 Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 25 Da das die Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? 26 Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist‘s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.
27 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür zuteil? 28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.