Thomas Hülshoff

Medizinische Grundlagen der Heilpädagogik


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Haupt-Wirkort Wirkung Auswirkungen von Störungen chemisch verwandte Substanzen (Drogen, Medikamente) Acetylcholin Motorische Endplatte, Zwischenhirn, Basalganglien Stabilisierung des Muskel-tonus, Gedächtnis-modulation a) Lähmungen b) Mb. Alzheimer Dopamin a) Hypothalamus- Hypophyse b) Basalganglien c) Limbisches System/Stirn- lappen Erregender Neurotrans-mitter im „Belohnungssystem“ a) Mb. Parkinson b) Schizo- phrenie Neuroleptika verringern, Dopaminergika verstärken Dopaminwirkung. Noradrenalin vom Lokus coeruleus ins gesamte Gehirn Regulierung von Wachsamkeit und Erregung Depression, Sucht-verhalten selektiveAntidepressiva, Amphetamine, Kokain Serotonin vom Stammhirn zum gesamten Gehirn Schlaf-Wach-Rhythmus, Gefühlserleben u. a. Depression selektive Antidepressiva, LSD Gamma-Amino-Buttersäure erregungs-hemmender Neurotransmitter Feinsteuerung, Erregungs-hemmung u. a. Angstsyndrome, Sucht Alkohol, Barbiturate, Tranquilizer Endorphine Zwischenhirn, Limbisches System Belohnungs-system, analysierend, euphorisierend Sucht Morphium, Opium, Heroin, Methadon Adrenalin u. a. vegetatives Nervensystem Stresshormon, „flight and fight reaction“ Stress, Erschöpfungssyndrom

      Überprüfen Sie Ihr Wissen!

      1.Wie erklären Sie sich die Plastizität des menschlichen Gehirns in der Kindheit?

      2.Erläutern Sie die Prinzipien, nach denen Informationen im zentralen Nervensystem weitergeleitet werden.

      3.Warum kann man den Thalamus als „Vorzimmer des Bewusstseins“ bezeichnen?

      4.Warum ist es möglich, dass Psychopharmaka und Drogen das Bewusstsein beeinflussen können?

      Literaturhinweise

      Dudel, J., Menzel, R., Schmidt, R. F. (Hrsg.) (2001): Neurowissenschaft. Vom Molekül zur Kognition. Berlin/Heidelberg/New York

       In diesem gut illustrierten, nicht immer leicht zu lesenden Fachbuch werden grundlegende Aspekte tierischen und menschlichen Erlebens ebenso informativ wie detailliert behandelt.

      Eliot, L. (2010): Was geht da drinnen vor? Die Gehirnentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren. Berlin

      Gut verständliche, ausführliche Übersicht über die neuro- und sinnesphysiologischen Entwicklungsprozesse vor und nach der Geburt sowie in den ersten fünf Lebensjahren.

      Hülshoff, Th. (20083): Das Gehirn. Funktion und Funktionseinbußen. Göttingen/Bern/Toronto/Seattle

      Übersicht über Gehirnfunktion und Funktionseinbußen, die sich an pflegende, beratende und soziale Berufe wendet.

      Hüther, G. (20094): Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn. Göttingen

      In leicht lesbarer, bildreicher Sprache befasst sich der Neurobiologe und Arzt mit der Frage, wie man mit seinem Gehirn umgehen sollte, damit es zur vollen Entfaltung der in ihm angelegten Möglichkeiten kommen kann.

      Gespräche von Menschen jenseits des 30. Lebensjahres drehen sich nicht selten um Gesundheit bzw. deren Fehlen, nämlich die Krankheit. Da wird von schweren Unfällen, Operationen oder chronischen Krankheiten bei Verwandten und Freunden und auch von den eigenen Malaisen berichtet. Alle medizinischen Fortschritte täuschen nicht darüber hinweg, dass wir nach wie vor im Laufe unseres Lebens erkranken und dass uns diese Thematik zutiefst beunruhigt.

      Auf den ersten Blick scheint es ganz einfach zu sein: Gesund ist, wer kein ärztlich festzustellendes Leiden aufweist, bei dem eine „Diagnose“ fehlt. Bei näherem Hinsehen stellen sich die Dinge komplizierter dar: Was ist mit den chronischen Rückenschmerzen, die sich weder röntgenologisch noch funktionsdiagnostisch zeigen? Sie führen dennoch dem Patienten erhebliches Leid zu und lassen ihn möglicherweise vorübergehend arbeitsunfähig sein. Hier müssen wir von „Störungen der Befindlichkeit“ und dem (meist naturwissenschaftlich) objektivierbaren Befund unterscheiden. Das ist aber eine spezielle, oft zu kurz gegriffene Sichtweise, wenn man nur dem objektiven Befund „Krankheitswert“ zuweist. Umgekehrt: Einem medizinischen Bonmot zufolge sind gesunde Menschen lediglich solche, die noch nicht ausreichend untersucht wurden. Irgendetwas, so könnte man sarkastisch formulieren, findet sich immer. Gerade die Möglichkeiten neuerer Gentests, aber auch eine immer detaillierter ausfallende biochemische oder durch bildgebende Verfahren gestützte Diagnostik können kleine Abweichungen des „Normzustandes“ zeigen. Man scheint somit nicht gesund, sondern „noch nicht krank“ zu sein.

      Wenn man aber Krankheit als einen „regelwidrigen“ Zustand versteht, bei dem körperliche Funktionen, Messgrößen oder Befunde nicht im Normbereich stehen, so muss man sich fragen, was denn unter einer solchen Norm zu verstehen ist. Der Arzt und Anthropologe Schiefenhövel berichtet beispielsweise von Gebieten Afrikas, in denen Würmer in der menschlichen Blase als „Norm“ zu betrachten sind – zweifellos lästig, zweifellos unangenehm, angesichts ihrer Alltäglichkeit aber letztlich „normal“. Messgrößen und Befunde, so führt er weiter aus, werden maßgeblich von trendsetzenden Medizinern und Bevölkerungsschichten etabliert. Manche solcher Befunde unterliegen auch bestimmten Moden und dem „Zeitgeist“.

      So war um 1900 in den meisten internistischen Lehrbüchern ein niedriger Blutdruck weder als Symptom noch als Krankheitseinheit zu finden. Um