O. M.

Die Männin


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Weg findest, findet ihn niemand.“ (Galadriel in „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“)

      Unberücksichtigt bleiben in der Statistik natürlich auch die Fälle, in denen die Strafe milder oder gleich ganz ausfällt, weil attraktive Blondinen dem Polizisten mit unschuldigem Augenaufschlag berichten, dass sie nur vor Aufregung zu schnell gefahren sind, weil sie gerade mit ihrem Ex Schluss gemacht haben.

      Hat eine Politesse bei Ihnen schon einmal das Argument strafmildernd gelten lassen, dass Sie Ihr Auto nur deshalb kurz im absoluten Halteverbot abgestellt haben, weil Ihre Frau Sie sitzen gelassen hat und Sie deshalb zum Stressabbau dringend eine Stange Zigaretten vom Kiosk an der Ecke brauchten?

      Ein ähnlicher Effekt ist auch bei älteren Menschen zu beobachten, die bei Kontrollen durch Polizeibeamte öfter mit einer mündlichen Verwarnung davonkommen.

      Seit Einführung automatischer Blitzanlagen Ende der 90er Jahre in Großbritannien ist die Zahl der dort erwischten über 60-jährigen Temposünder allerdings erheblich gestiegen: Bei den Männern um 540%, bei den Frauen sogar um 1200 Prozent (!) (12)

      Die technische – hauptsächlich durch uns Männer initiierte - Entwicklung kommt den Frauen natürlich entgegen, denn Autofahren wird immer einfacher: Die Zeiten, in denen das Auto noch angekurbelt werden musste, liegen zum Glück schon einige Jahrzehnte zurück. Und auch der Einsatz des Chokes bei kaltem Motor oder das Zwischengas beim Schalten sind schon lange automobile Geschichte. Automatikgetriebe und elektronische Helfer wie ABS und ESP verhindern grobe Fahrfehler und machen die automobile Fortbewegung sicherer. Durch entsprechend angepasste Tankrüssel und Tanköffnungen ist es mittlerweile praktisch unmöglich, ein Auto falsch zu betanken, zudem gleicht die moderne Motorsteuerung es aus, wenn anstatt Super Normal oder umgekehrt getankt wurde. Und selbst die Angst vorm klassischen Reifenwechsel gehört dank verbesserter Materialzuverlässigkeit, Notfallreparatursets in Sprayform oder des zunehmenden Einsatzes von Run-Flat-Reifen weitgehend der Vergangenheit an.

      Navigationssysteme entlasten das weibliche Orientierungsvermögen und elektronische Abstandswarner erleichtern das Einparken. Und wenn erst einmal vollautomatische Einparkhilfen auf dem Massenmarkt zur Verfügung stehen, werden Frauen in der Unfallstatistik sicherlich noch besser abschneiden.

      Wenn man sieht, wie manche Frauen beim Ein- und Ausparken das Spiel von Kupplung und Gaspedal beherrschen, könnte man hin und wieder schon anzweifeln, dass Frauen die feineren sensorischen Fähigkeiten besitzen sollen – aber da sind wir schon wieder bei einem anderen Vorurteil, was hinterfragt werden sollte.

      Nun gut – Männer sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren: Dem aktuellen James Bond – Darsteller Daniel Craig wird nachgesagt, dass er nur Autos mit Automatik-Getriebe fahren und deshalb seinen ersten Dienstwagen, einen Aston Martin, erst nach dessen Umbau von Handschaltung auf Automatik von der Stelle bewegen konnte.

      Frauen werden von den Autoherstellern zunehmend als Kunden umworben. Wie man vermuten dürfte, beschränkt sich das aber bei weitem nicht nur auf japanische Kleinwagen oder trendige Autos, wie den Mini von BMW oder das eine oder andere Cabriolet. Heimlich still und leise passt selbst die Firma Porsche – der Name steht eigentlich eher für die Erfüllung unserer kühnsten Männerträume – ihre Autos an die Bedürfnisse von Frauen an. Dies muss nach außen nicht immer so offensichtlich sein, denn die Nützlichkeit von Bremskraftverstärker (Serie seit 1978) oder Servolenkung (ab 1989) können auch wir Männer noch nachvollziehen. Aber schon bei Einführung der Schaltautomatik Tiptronic (ab 1990) - der Durchschnittsfahrer sollte damit schneller die 100er Marke erreichen als mit einer Handschaltung - sehen wir Männer unsere Toleranzbereitschaft arg strapaziert. Die Tiptronic wurde übrigens auf dem US-amerikanischen Markt auch abwertend als „Chicktronic“ (Hühner-Automatik) verspottet. Deutsche Hardcore-Porschefans bezeichneten entsprechend ausgestattete Autos hingegen schon gern einmal als „Tipse“.

      Die Notwendigkeit einer elektrische Sitzhöhenverstellung (ab 1984) in einem Sportwagen bietet schon erheblichen Diskussionsbedarf und mit dem im gleichen Jahr eingeführten fahrerseitigen Make-up-Spiegel dürfte Porsche wohl endgültig seiner männlichen Kundschaft in den Rücken gefallen sein.

      Und wie schaut es aktuell bei Porsche aus? Betrachten wir uns doch einmal eines der absoluten Spitzenprodukte aus der Sportwagenschmiede, den Porsche 911 GT3 RS (415 PS / 305 KW, Höchstgeschwindigkeit 310 km/h). Auch bei einem absoluten Autolaien dürfte diese eindrucksvolle Modellbezeichnung nicht gerade Assoziationen an ein Frauenauto wecken. Entsprechend charakterisiert auch Porsche selbst diesen Boliden mit Straßenzulassung: „Reduzierung auf das Wesentliche“, „Noch näher am Motorsport“, „Konsequenter Leichtbau“, „Interieur … ist auf Motorsport ausgelegt“ (13) Umso mehr verstört uns deshalb, wenn wir bei einem Blick in die Preisliste auf folgendes serienmäßige Ausstattungsdetail stoßen: „beleuchteter Make-up-Spiegel in den Sonnenblenden (Fahrer- und Beifahrerseite)“ (14)

      Wozu um Himmels willen braucht der Fahrer eines deutlich über 300 km/h schnellen Supersportwagens, bei dem es auf jedes Gramm Gewicht ankommt, einen beleuchteten Make-up-Spiegel?

      Abgesehen davon weiß Porsche natürlich nach wie vor, wer seine treuesten Kunden sind: Gegenwärtig beträgt die Damenquote unter den Käufern des 911ers relativ bescheidene 10%. Beim „Hausfrauenporsche“ 924 (1976 – 1985) lag sie immerhin schon einmal bei fast 20%!

      Später werden wir noch einmal auf das Thema Wehleidigkeit zurückkommen.

      Aber welcher Mann würde sich wie die amerikanische Hotel-Erbin Paris Hilton hilfesuchend mit den Worten „Mami, das ist nicht gerecht!“ an seine Mutter wenden? Die Worte entfuhren der Society-Lady, nachdem sie wegen Fahrens ohne Führerschein und Trunkenheit am Steuer zu einem kurzen Gefängnisaufenthalt verdonnert wurde.

      Kommen wir zur Zusammenfassung, denn letztlich lässt sich der Fakt, dass Frauen in der Verkehrsstatistik weniger auftauchen, auf einen einfachen Punkt reduzieren: Politisch korrekt ausgedrückt könnte man sagen, Frauen fahren vorsichtiger und weniger aggressiv. Politisch nicht mehr ganz so korrekt könnte man hingegen auch behaupten, dass sie sich unsicher, ängstlich und deshalb übertrieben langsam und übervorsichtig in einer Umgebung bewegen, die nicht ihrem ursprünglichen natürlichen Umfeld entspricht.

      Wobei auch hier der Trend in Richtung Annäherung der Geschlechter geht:

      Frauen holen bei den Verkehrsdelikten auf. Laut TÜV Rheinland ist Fahren mit stark überhöhter Geschwindigkeit längst schon keine Männerdomäne mehr (15)

      Außerdem erwachsen durch Frauen am Steuer mittlerweile auch neue Gefahrenquellen. Laut der Studie einer britischen Versicherung geht eine zunehmende Gefahr von diätsüchtigen Frauen im Straßenverkehr aus: Acht von zehn Frauen setzen sich mit knurrendem Magen hinters Lenkrad. Bedingt durch Müdigkeit, Konzentrationsmangel und eine verlangsamte Reaktionszeit verursachen diese Damen häufiger Unfälle. (16)

      1.2 Frauen sind schlauer

      Reformator Martin Luther hätte über ein solches Postulat noch irritiert gelächelt, denn seine Überzeugung war: „Weibern mangelt es an Stärke und Kräften des Leibes und am Verstande“ Und eigentlich könnte uns Männern eine solche Behauptung auch ziemlich egal sein, denn wie formulierte es der US-Fernsehmoderator Jerry Springer gut 500 Jahre später so treffend: „Es soll Frauen geben, die intelligenter als Männer sind, aber davon wird die Küche auch nicht sauber!“

      Mittlerweile stehen wir Männer aber mit dem Rücken an der Wand, wenn wir dies in Zweifel ziehen, denn nach Jahren der weiblichen Emanzipation schlägt sich die Statistik zunehmend auf die Seite der Frauen:

       Der Anteil von Mädchen an den vorzeitig eingeschulten Kindern liegt bei etwa 60 Prozent, der Anteil an den verspätet eingeschulten Kindern hingegen bei nur 40 Prozent. (17)

       Mädchen lesen bereits in der Grundschule besser und mehr. Während 19 Prozent der deutschen Jungen außerhalb der Schule nie oder zumindest nicht zum Spaß lesen, sind es bei den Mädchen