Patrizia Lux

Love of Soul


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bis ich in seinem Bett landete und meine Lust in vollen Zügen genoss. Wie die Tiere fielen wir übereinander her. Fünf Stunden wurden meine abgründigsten Wünsche erfüllt. Erst gegen Mittag schliefen wir erschöpft ein. Als ich wieder aufwachte, kam ich mir vor wie gesteinigt. Ich versuchte, die letzte Nacht zu rekonstruieren, und konnte gar nicht fassen, was da mit mir passiert war. Ich sah ihn an und hatte das Gefühl, dass ich mich in ihn verliebt hatte. So ein Mist!

      Als er aufwachte, gingen wir zusammen frühstücken.

      „Wieso hast du mich gestern mitgenommen?“, fragte ich. Ich wollte sofort die Wahrheit wissen und nicht, wenn es zu spät war.

      „Alles an dir hat mich irgendwie gezwungen, deine traurigen Augen, dein verlangender Mund, dein rotes Kleid.“

      Er grinste. „Mein Schwanz war geradezu verrückt danach, in dich einzudringen.“

      Diese Wahrheit war knallhart, und mein Gesicht tränkte sich mit roter Farbe. Ich wusste gar nicht mehr, wo ich hinsehen sollte, und zündete mir verlegen eine Zigarette an.

      „Du bist in mich eingedrungen. Und was jetzt? Jetzt kommt die nächste, oder?“

      „Nein, ich will mehr. Du nicht?“

      „Ich weiß es nicht. Ich meine, ich kenne dich eigentlich gar nicht.“

      Er grinste wieder. „Oh, wenn ich an die letzte Nacht denke, dann kommst du mir sehr bekannt vor. Ich glaube, dass es keine Stelle an deinem Körper gibt, die ich nicht kenne.“

      Mein Gesicht glühte schon, aber ich musste da durch. Wie würde mein Opa sagen? Bauernbacken.

      „Du kennst nur meinen Körper, und den auch nur unter Drogen. Das kann doch nicht alles sein. Du bist kein Typ, der lieben kann, ich meine mit dem Herzen. Das gestern waren doch nicht wirklich wir. Das war nur Schein.“

      „Finde ich nicht. Du bist mal ziemlich enttäuscht worden. Es muss nicht immer gleich die große Liebe sein. Manchmal zählt einfach nur Spaß, aber das ist bei euch Frauen immer ein Problem.“

      Ich dachte ja genauso, dass man sich nicht zu viel vormachen sollte, dass man das Leben mehr genießen sollte, ohne sich gleich zu binden und das Große zu erwarten. Das Problem war nur, dass ich mich verliebt hatte, und gegen Gefühle konnte man nicht ankämpfen.

      „Fahren wir wieder zu mir“, meinte er. „Hier ist alles so unpersönlich.“

      Wir standen auf und fuhren los. Ich folgte ihm ja schon wie ein Hündchen, das läufig war.

      „Lass dich einfach fallen“, meinte er, und ich ließ mich fallen. Genau drei Tage und drei weitere Nächte ließ ich mich fallen. Ich rannte die ganzen Tage nur in seinen Jogginghosen und seinen T-Shirts herum, weil ich nichts zum Anziehen dabeihatte. Am vierten Tag fuhr ich mit schlechtem Gewissen zu Anna, die sich bestimmt Sorgen machte, weil sie überhaupt nicht wusste, wo ich war.

      „Tut mir leid“, meinte ich reumütig, als sie mich ansah, als wäre ich ein Gespenst. „Ich bin eine miese Freundin. Wie geht es deiner Entzündung?“

      „Schon ok. Ich habe nicht erwartet, dass du meine Krankenschwester spielst, aber auf die Pizza habe ich gewartet. Wir hatten nur noch verschimmeltes Brot und gegorene Milch. Ich habe mir dann eine kommen lassen, nachdem ich zwei Stunden auf dich gewartet hatte und du auch nicht an dein Handy drangegangen warst. Am nächsten Tag hat eine Nachbarin für mich eingekauft, weil ich sonst verhungert wäre. Wen hast du überhaupt kennengelernt? Du siehst ja fertig aus.“

      „Ich bin auch total am Ende. Du kennst ihn vom Sehen, Patrick heißt er.“

      „Er muss dich ja ganz schön gestresst haben.“

      „Ja, das kann man sagen.“

      Ich erzählte Anna von den Nächten mit ihm, und Anna grinste dabei.

      „Ich glaube nicht, dass er dir auf die Dauer gut bekommt.“

      „Ja, momentan brauche ich auch etwas Abstand von ihm.“

      Zwei Tage brauchte ich, um mich zu erholen, dann ging ich wieder arbeiten. Nach der Arbeit rief ich bei ihm an, weil er sich nicht meldete. Nicht mal eine SMS. Selbst war die Frau. Er ging aber nicht ans Telefon. Nur die doofe Mailbox war dran.

      Ich fuhr mit Anna in die Disco, in der Hoffnung, ihn zu sehen. Ich sah mich um, aber keine Spur von ihm.

      „Ist er das?“, fragte Anna.

      Er stand tatsächlich an der anderen Bar mit einer Tussi im Arm, die ich vom Sehen her kannte. Sie unterhielten sich ganz angeregt, und ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr kannte, tauchte plötzlich wieder auf, nämlich Eifersucht. Ich sah sie schon zusammen im Bett, und da kochte es innerlich in mir. Er würdigte mich keines Blickes, obwohl er mich gesehen hatte ‒ als wäre ich Luft. Ich bestellte mir gleich einen doppelten Jacky Cola und tanzte. Ein Typ, den ich flüchtig kannte, tanzte auf mich zu und machte mich an. Ich ging darauf ein, weil ich Patricks Blicke spürte. Vielleicht wurde er ja auch eifersüchtig. Der Typ hieß Mario und war kein schlechter Tänzer. Als uns das Wasser herunterlief, erfrischten wir uns an der Bar. Ich schüttete gleich einen halben Liter Wasser in mich hinein. Jetzt behandelte ich Patrick wie Luft. Anna unterhielt sich angeregt mit einer Bekannten und warf mir ab und zu unverständliche Blicke zu, aber sie wusste ja auch nicht, warum ich mich so benahm. Ich wusste es eigentlich selbst nicht. Der Typ hatte seine Hände bald überall an meinem Körper, aber ich ließ es geschehen, denn mir war alles egal. Auf einmal war Patrick mit seiner Tussi verschwunden, und ich konnte ihn nirgendwo finden. Ich trank noch einen Jacky und wollte enttäuscht gehen, aber dieser Mario klebte wie Kaugummi an mir und nervte mich, weil meine Gedanken nur bei Patrick waren. Ich ließ ihn einfach stehen und ging zu Anna, um mich zu verabschieden.

      Mario ging mir hinterher und zog mich wieder auf die Tanzfläche. Auch schon egal, dachte ich mir. Ich sah nur noch eins, Patrick mit dieser Tussi im Bett, und das machte mich fast wahnsinnig. Ich trank noch einen Wodka, und es kam so weit, dass mich Mario überredete, zu ihm zu fahren. Mir war sowieso schon alles egal. Aus reinem Trotz fuhr ich mit, denn der Typ bedeutete mir gar nichts, aber der Alkohol machte meinen Verstand unwillig.

      Als wir bei Mario waren, fühlte ich mich sofort unwohl, alles nur Hightech. Es wirkte so steril, dass man sich gar nicht hinzusetzen traute. Die kalte Atmosphäre, nicht mal eine Pflanze stand im Raum, machte mich total unsicher und wieder nüchtern, sodass ich überhaupt nicht mehr wusste, warum ich hier war. Das war nicht einmal Patrick wert. Ich wollte nur eins, weg von hier. Mario legte Musik auf und holte ein kleines Päckchen heraus. Dieses Giftzeug verfolgte mich.

      „Willst du auch was?“, fragte er.

      „Nein, ich gehe jetzt lieber. Muss morgen früh aufstehen.“

      Er tat, als hätte er mich nicht gehört, und zog sich das Zeug gierig rein. Danach setzte er sich lüstern auf meinen Schoß und wollte mich abknutschen. In mir drehte sich alles, und bevor ich zu kotzen anfing, wollte ich aufstehen. Diese Sabberei widerte mich an. Es war, als wollte er in meine Bronchien gelangen.

      „Ich gehe jetzt“, sagte ich bestimmt.

      „Nein, nicht jetzt.“

      „Doch, ich bin müde. Ich muss morgen früh raus“, wiederholte ich.

      Ich drückte ihn weg, stand auf und wollte zur Tür, aber er war schneller, sperrte ab und zog den Schlüssel heraus.

      „Du kannst doch jetzt nicht wirklich gehen“, meinte er. „Soll das ein Witz sein?“

      „Nein, eigentlich nicht. Lass mich sofort raus.“

      „Wieso?“

      „Frag nicht so dumm.“

      Panik ergriff mich auf einmal, und von einer Sekunde auf die andere erschien er mir wie ein Monster, das mich auffressen wollte.

      „Du zitterst ja“, meinte er grinsend. „Hast du Angst?“

      „Nein, mir ist kalt“, log ich.

      Nur keine Angst zeigen, sonst nutzt er die