Wolfgang Cremer

Eine Insel in 650m Höhe


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Verlängerung, diverse Schläuche und eben alles war beim Bau einer solchen Hütte benötigt wird hatte der Besitzer hier gelassen. Ich schaute mir das Notstromgerät an. Es machte einen sehr sauberen Eindruck und dahinter sah ich zwei Kanister mit jeweils 10L Benzin. Es befand sich aber noch genügend Benzin im Tank des Gerätes und ich versuchte mein Glück. Nach dem 10. Versuch gab ich auf. Der Motor machte nicht die geringsten Anstalten anzuspringen.

      Ich sah mir die Türe nochmals genauer an. Nein, aufhebeln würde keinesfalls gehen. Die Fenster bestens mit den Läden verschlossen verwerten ebenfalls den Eintritt. Das Dach. Ich schaute es mir genauer an. Es war mit Zementziegel gedeckt. Ich erinnerte mich an den klassischen Aufbau. Die Ziegel lagen auf Dachlatten die in einem Abstand von ungefähr 25cm verlegt waren. Dann kam eine Teerpappenschicht oder Folie und da drunter waren die Sparren in etwa 60cm Abstand. Dann vielleicht nochmals eine schützende Folie und je nach Komfort der Hütte nochmals eine Verkleidung aus Holz. Wenn ich also durchs Dach einsteigen wollte, ginge das, aber ich würde den Schaden eventuell nicht mehr reparieren können und ein undichtes Dach ist nicht gut. Das Schloss der Türe würde nur aufzubohren sein, dazu müsste dieser blöde Motor anspringen. Wenn man es schaffte, konnte man zwar nie mehr abschließen, aber das kümmerte mich nun wirklich nicht. Eine dritte Möglichkeit war das Sägen. Am Türboden war eine schmale Holzleiste angebracht die den unteren Türschlitz verbarg und wahrscheinlich dazu diente Wind und Regen abzuhalten. Diese war aber nur mit drei Schrauben am Boden verschraubt und sollte kein Problem sein. Wenn ich nun eine der flexiblen Stichsägen in den Türspalt drücken konnte, so konnte ich sicher auch mit der Säge in einem Bogen von der waagerechten in die Senkrechte gelangen und dann hoch sägen bis oberhalb vom Schloss. Dann wieder im Bogen nach links bis zum Türrahmen. Mit Sicherheit würde mit einem Vorschlaghammer das Restliche Holz abreißen und sich die Türe dann aufdrücken lassen. Die Türe wäre natürlich dauerhaft hinüber und könnte nicht mehr Wind und Regen fernhalten. Irgendwie fielen mir gerade die aus dem LKW mitgenommenen Zigaretten ein. Ich zündete mir eine an und versuchte den Rauch nicht auf Lunge zu ziehen sondern nur zu paffen. So saß ich in der Sonne und überlegt welche der drei Möglichkeiten die bessere wäre. Zweifelsohne das Aufbohren des Schließzylinders. Aber dafür musste ich diesen blöden Motor auf Gang bekommen. Ich setzte mir eine Zeit als Vorgabe. Ich wollte mit aller Kraft in diese Hütte, nein ich musste in diese Hütte. Vielleicht hing mein Leben von dieser Hütte ab.

      Also für den Dacheinstieg oder das Türsägen würde man vielleicht jeweils eine Stunde benötigen. Es lohnte sich also allemal noch einmal an diesem Seilzugstarter zu ziehen. Das Gerät war auf einem kleinen Gestell montiert und verfügte über eine Hinterachse mit zwei Rädern. Ich nahm es nun vorne und zog es ins Freie, um mir das ganze Teil noch einmal genauer anzusehen als es in diesem Halbdunkel des Schuppens möglich gewesen war. Das Gerät sah so gepflegt aus das es eigentlich verwundern sollte, dass es solche Probleme mit dem Anspringen hätte. Mit Strom könnte ich vielleicht auch ein Loch unterhalb des Türschlosses bohren, so groß das ich das Sägeblatt der Stichsäge dort einsetzten könnte und so ganz bequem das Schloss aus der Türe aussägen. Natürlich hatte man dann in der Türe ein Loch so groß wie ein Eimer, aber ich hatte im Schuppen genügend Bretter und Holzplatten gesehen mit denen man dann die Öffnung wieder verschließen könnte. OK besser als das Dach beschädigen und so stand die Priorität fest.

      1) Motor starten und wenn er anspringt das Schloss aufbohren.

      2) Motor starten und wenn er anspringt das Schloss aussägen.

      3) Der Motor springt nicht an, dann versuchen mit der Handstichsäge von unten her

      das Schloss auszusägen und wenn das nicht geht dann eben durch das Dach.

      In dieser Hütte schlafen zu können und das motivierte mich sehr. Richtig gut gelaunt ging ich zur Werkstatt und hatte alsbald auch Bohrer gefunden die nach guter Qualität aussahen. Ich nahm die Bohrer, die Kabeltrommel, einige Schraubendreher und die Bohrmaschine mit und legte alles vor der Hütte ab. Dabei schaute ich über den Teich und empfand wieder dieses Gefühl der Schönheit und Geborgenheit. Rechts am hinteren Ende gab es wohl eine kleine Lichtung die bis ans Wasser heranreichte. Hier standen ein kleiner Hirsch und drei Rehe die mich aufmerksam beobarteten. Mehrere Minuten lang bewegte sich keiner von uns, weder die Tiere noch ich. Jeder schaute den anderen an, unschlüssig was man von dem neuen Gegenüber halten sollte. Aber scheinbar hatten die vier bereits genug Wasser aufgenommen, jedenfalls bewegten sie sich und gingen ohne Panik und Furcht ruhigen Schrittes in den Nadelwald und waren außer Sicht. Ich rückte das Notstromgerät näher an die Hütte als wenn es völlig klar wäre das es nun beim ersten Zug anspringt und es nie anders war. Ich versuchte mich zu erinnern wie das denn mit meinem älteren Motorrasenmäher gewesen war. Die muckten doch auch manchmal oder sogar oft herum und sprangen schlecht an. Genau, die nächste Generation hatte dann einen Knopf den man drücken musste um irgendwie den Vergaser zu füllen oder so. Ich schaute an dem Gerät und konnte auf Anhieb einen dieser kleinen Gummischalter sehen, genauso einen wie ich ihn vom Rasenmäher in Erinnerung hatte. Den schwarzen Druckknopf von der Größe eines Cent hatte ich im Halbdunkel nicht gesehen. Hatte aber auch nicht daran gedacht. Wie war das noch, genau, es musste dreimal gedrückt werden und dann am Seilzug so stark wie möglich angezogen werden. Also einmal, zweimal, dreimal und mit voller Kraft den Seilzug ziehen.

      Und wirklich der Motor hustet will anlaufen und geht aber wieder aus. Aber das ist der Weg. Ich warte einen Moment und wiederhole das Ganze. Der Motor wiederholt es genauso aber ich denke er hat etwas mehr gehustet als vorher. Also noch mal und dann wirklich bei dem berühmten dritten Versuch holpert und hustet er vor sich hin. Ich strahle ihn an und er belohnt mich in dem er nach wenigen Sekunden rund läuft. Schnell die Verlängerungstrommel eingesteckt und bis zur Tür getragen. Bohrmaschine eingesteckt und schon geht das Überlegen wieder los. Wie war denn das mit dem Schließzylinder. Nicht in das Schlüsselloch selbst durfte man Bohren sondern die Federstifte befanden sich ja unterhalb. 6mm Bohr aus Titan, jedenfalls in der Farbe wie Titan. Ich musste sehr aufpassen, ein Abbrechen des Bohrers und das Öffnen war Geschichte. Nein, 6mm das konnte nicht funktionieren. Nach kurzer Suche fand ich ein 2mm Bohr. Nun versuchte ich einen Mittelpunkt zu finden der die Bohröffnung so setzte, dass 1/3 der Bohrung im drehbaren Zylinderbereich und 2/3 im unteren Zylinderbereich sein würden. Mit geringer Drehzahl und wenig Druck setzte ich das Bohr auf den imaginären Mittelpunkt an. Erfreut sah ich das sich kleine Späne bildeten und versuchte möglichst ruhig zu halten. Wenig später schaltete ich ab und wechselte den Bohrer von 2 auf 6mm Größe. Ich setzte in die vorhandene 2mm Öffnung an und dass Bohr hatte genügend Stabilität ohne wegzurutschen. Mehrmals stoppt ich um den Bohrer abkühlen zu lassen. Bereits nach kurzer Zeit verspürte ich das das Bohr kurz hackte und dann ging es weiter. Richtig, das waren die Öffnungen der Stifte die ich nun durchbohrte. Nachdem ich etwa 40mm tief gebohrt hatte glaubte ich fertig zu sein. Ein Schlüssel war ja auch nicht länger. Ich tauschte die Bohrmaschine mit einem Schraubendreher den ich fest in die Schlüsselöffnung presste und versuchte zu drehen. Und wirklich, ich konnte drehen und drückte die Türklinke hinunter.

      Die Jagdhütte

      Die Türe öffnete sich und ich freute mich wie ein Schneekönig. Bevor ich eintrat schaltete ich das Notstromgerät wieder ab und wohltuende Ruhe breitete sich wieder über dieses wunderschöne kleine Paradies. Direkt hinter der Türe befand sich ein winziger Flur. Rechts gab es eine Türe und gerade vor an der Stirnseite. Diese öffnete ich und blickte erstaunt in ein winziges Bad. Eine Toilette, ein kleiner Waschtisch und eine Sitzbadewanne. In der Wand eins der kleinen Fenster. Ich öffnete es und konnte nun den Fensterladen ebenfalls öffnen. Ich hatte Recht behalten. Es war genau die gleiche Konstruktion wie auf den Hütten in den Bergen. Direkt hinter der Türe befand sich noch ein Hebel von ca. 50cm. Eine Handpumpe war das. Wahrscheinlich war in der Dachschräge ein Wassertank untergebracht. Mittels der Pumpe wurde dann von einem Brunnen das Wasser in diesen Behälter gepumpt und stand dann mit dem Eigendruck hier wieder zur Verfügung. Ich öffnete den Wasserhahn an dem kleinen Waschtisch und klares Wasser kam heraus. Ich betätigte die Handpumpe und hörte nach einigen Sekunden über mir Wasser einfließen.

      Also genau wie gedacht war es wohl. Die zweite Türe führte in den Hauptraum. Auch hier öffnete ich zuerst das Fenster und die Läden. Dominiert wurde der