Geri Schnell / Dieter Thom

Der Drang nach Freiheit


Скачать книгу

Schlager den die Musik spielte kannte er, doch er hatte keine Ahnung, wie man dazu tanzt, doch sie packte beherzt zu und führte ihn gekonnt über die Tanzfläche. Die meisten anderen Tanzpaaren, tanzen eng, auch Sabine zog in eng an sich. Er spürte durch die dünne Bluse ihren Körper, ein neues Gefühl wühlte Dieter auf. Zum Glück war das Licht abgedunkelt, sonst hätte man gesehen, dass Dieter das Blut in den Kopf schoss. Er beobachtete die andern Paare, deren Hände waren überall, nur nicht an den Armen. Doch sein Herz klopfte so stark, er traute sich nicht und hielt weiter Sabines Arm fest. Am Schluss des Schlagers drückte ihm Sabine einen Kuss auf die Wange, «danke, du lernst schnell!»

      Leider war dies sogleich der letzte Tanz. Die Veranstaltung war beendet. Die jungen Leute mussten den Saal verlassen. Dieter begleitete Sabine nach Hause. Der Alltag hatte Dieter wieder eingeholt. In der Schulpause traf er sich jetzt immer mit Sabine. Gerd, hänselte ihn: «Du hast ja nur noch Sabine im Kopf!».

      «Und du bist nur eifersüchtig, weil du noch keine Freundin hast!», konterte Dieter.

      Damit war das Thema erledigt. Sie blieben Freunde, auch wenn jetzt das Bienchen, wie sie Sabine nannten, nun zu ihrer Bande gehörte.

      Das Boxen kam nicht zu kurz. Nachdem er zwei weitere Kämpfe gewonnen hatte, schickte ihn sein Trainer zum Boxclub SC Chemie Halle ins Training. Dort übernahmen Herr Gath und Rolf Caroli die Leitung des Trainings. Es wurde vier Mal pro Woche trainiert.

      Dann, endlich Sommerferien. Acht Wochen keine Schule. Wie üblich, durften die Schüler zwei Wochen in einem Betrieb arbeiten, um etwas Geld zu verdienen. Dieter suchte einen Ferienjob und fand schliesslich eine Arbeit in einem Kunststoffbetrieb. Die Firma Poli Plast stellte verschieden Kunststoffteile her. Die Aufgabe von Dieter bestand darin, die von einer Maschine produzierten Becherstapel in eine Kartonschachtel einzupacken. Diese Arbeit war sehr langweilig. Doch er brauchte das Geld, denn nach diesem Job, ging es ins Ferienlager der Deutschen Reichsbahn und da konnte man ein bisschen Taschengeld gut brauchen.

      Mit gepacktem Rucksack stand Dieter am Bahnhof in Halle. Seine Mutti verabschiedete ihn. Der Extrawagen wurde am Ende des Zugs angehängt. In Mulda im Erzgebirge hielt der Zug und sie mussten aussteigen.

      Nach einem kurzen Fussmarsch erreichten sie das Gelände für das Lager. Sie wurden auf die zwei Baracken, eine für die Mädchen, die andere für die Burschen, verteilt. Jedem wurde eines der zweistöckigen Betten zugeteilt. Dieter durfte oben schlafen, da hatte es mehr Platz. Allmählich spielte sich das Lagerleben ein. Es wurde viel Sport getrieben. Abends sass man am Lagerfeuer und sang Lieder. Die sportliche Rothaarige, welche sich neben Dieter setzte hiess Zoe. Am nächsten Morgen gelang es Dieter, dass er ins gleiche Korbballteam wie Zoe eingeteilt zu wurde. Wann immer es möglich war, spielte Dieter den Ball Zoe zu, die so einige schöne Körbe erzielen konnte, worüber sie sich freute. Nach dem Spiel bedankte sie sich bei Dieter mit einem mutigen Kuss, den Dieter sichtlich genoss. Bei der Umarmung spürte er ihre tolle Figur.

      In den folgenden Tagen schauten die Beiden immer, dass sie in die gleiche Gruppe eingeteilt wurden. Mit grossem Einsatz kämpfte Dieter ums Sportabzeichen. Mit vollem Einsatz, erkämpfte er das goldene Abzeichen, was nur wenige schafften. Zoe war mächtig stolz auf ihn und spazierte mit Dieter händchenhaltend durchs Lager.

      In der zweiten Woche wurde ein Boxturnier ausgetragen. Die Gegner wurden ausgelost. Wer als Sieger aus dem Ring stieg, kam eine Runde weiter, der Verlierer schied aus. Die ersten beiden Kämpfe waren für Dieter kein Problem, er dominierte seine Gegner dank seiner Geschwindigkeit und seinem guten Auge. Doch der Gegner für den Finalkampf war drei Jahre älter und wesentlich schwerer als Dieter. Während er die ersten Gegner noch überraschen konnte, war dieser Gegner gewarnt, er wusste, dass Dieter sich gut im Ring bewegte, da er seinen letzten Kampf gesehen hatte.

      Das Finale war natürlich ein Grossereignis im Lager. Alle Kinder versammelten sich am Ring und sorgten für eine gute Stimmung. Der Leiter gab den Kampf frei. Die beiden Boxer tatsteten sich ab. Nur zögernd kam Dieter aus seiner guten Deckung hervor. Der körperlich überlegene Gegner versuchte ihn zu treffen, doch Dieter konnte geschickt ausweichen. Nach jedem Angriff konnte er einen Konterschlag im Ziel platzieren. Meisten auf den Körper. Doch je länger der Kampf dauerte, umso mehr Treffer konnte er landen. Sein Gegner hatte bereits ein blaues Auge. Immer auf der Hut, dass er dem Gegner keine Gelegenheit zu einem harten Schlag bot, brachte Dieter den Kampf problemlos über die drei Runden, er war klarer Sieger nach Punkten.

      Sein Gegner war wütend, doch als ihm Dieter erklärte, dass er im Boxclub Halle trainierte und schon einige Kämpfe gewonnen hatte, war sein Gegner plötzlich stolz auf seine Leistung. In den folgenden Tagen waren sie oft zusammen unterwegs. Dieter zeigte ihm einige Tricks und wie man sich im Kampf taktisch richtig verhält. Zoe war nach seinem Sieg noch mehr von Dieter begeistert und folgte ihm Schritt auf Tritt.

      Wenn sie alleine waren, versuchte Dieter ihren tollen Körper genauer kennen zu lernen. Doch immer wenn er glaubte, dass er jetzt am Ziel sei, blockte sie im letzten Moment ab und brachte ihre Kleidung unter einem Vorwand wieder in Ordnung. Dieter war etwas frustriert.

      Als sie aus dem Dunkeln zurück zum Lagerfeuer schlenderten, meine er: «Schon wieder ein Fuchs und keine Flinte.»

      Zoe sah Dieter verwundert an, dann löste sie die Hand und rannte weinend davon. In Bezug auf ihre roten Haare war sie zu oft gehänselt worden, sie konnte den Spruch nicht witzig finden, wie es Dieter eigentlich gemeint hatte. Es traf sie an ihrem wunden Punkt. Die restliche Zeit ging Zoe ihm aus dem Weg, er konnte sich nicht einmal bei ihr entschuldigen. Schade, denn sie war eine tolle Freundin. Es sollte Dieter eine Lehre sein, bei Spässen muss man darauf achten, dass sie für den andern nicht verletzend sind.

      Halle Neustadt

      Die Winter in Halle waren kalt, aber es gab nicht viel Schnee. Es war die Zeit, in der die Schüler eigentlich viel Zeit zum lernen hätten. Dieter gab sich redlich Mühe, seine Lehrerin Frau Kasche nicht zu enttäuschen, doch das Boxtraining hatte bei ihm eindeutig Priorität. Inzwischen hatte er bereits acht Kämpfe bestritten und jeden gewonnen. Der Trainer Herr Gath verlangte viel von Dieter. Viermal in der Woche wurde trainiert. Meistens harte Sparringrunden mit andern, meist älteren Boxern. Er musste einiges einstecken, doch er teilte auch aus. Blaue Flecken störten ihn nicht, das gehört zu Geschäft.

      Endlich wurde es Frühling. An freien Nachmittagen konnte Dieter mit seinem Rad durch Halle fahren. Meistens begleitete ihn Helmut oder Gerd. An einem Nachmittag fuhren Helmut und Dieter nach Halle Neustadt. Sie bestaunten die modernen Hochhäuser und die schönen Parkanlagen.

      «Schau mal», meinte Helmut, «am Donnerstagabend ist hier eine Tanzveranstaltung.»

      «Toll», meinte Dieter, «da müssen wir unbedingt dabei sein! Donnerstag habe ich kein Training, das passt gut».

      Am nächsten Donnerstag trafen sich die beiden nach dem Nachtessen. Mit der Strassenbahn fuhren sie nach Hanoi, so lautet die Abkürzung für Halle Neustadt. Da sie im Tanzlokal niemand kannte, merkte keiner, dass sie noch zu jung waren, sie wurden reingelassen.

      Das Lokal war einfach eingerichtet. Nur ein schwaches rötliches Licht erhellt den Saal. Sie merkten schnell, dass hier die Tänzer mit den Mädels auf Tuchfühlung gingen. Den Mädchen welche sich in dieses Lokal wagten, war das offensichtlich egal, sie hatten nichts dagegen, sonst müssten sie ein anderes Lokal besuchen.

      Nachdem sie sich einen Überblick verschafft hatten, wagten sie sich, die Mädchen zum Tanzen aufzufordern. Als die Mädchen feststellten, dass Dieter ein guter Tänzer war, hatte er leichtes Spiel, er konnte sich die Mädchen aussuchen. Mit der Zeit wurde Dieter mutiger, wenn sich die Gelegenheit bot, streiften seine Hände wie zufällig über den Busen der Tanzpartnerin. Als er keine Abwehrreaktion feststellen konnte, nutzte er immer mehr Gelegenheiten, die tollen Brüste zu berühren. Inzwischen hatte er sich auf eine Tanzpartnerin festgelegt. Nelli hatte wirklich feste Brüste und schien es zu geniessen, wenn sich seine Hände intensiv mit ihnen beschäftigten.

      «Kommt ihr noch in meine Wohnung?», fragte Nelli, als es eigentlich an der Zeit wäre, mit der letzten Strassenbahn nach Hause zu fahren.

      Dieter