Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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gestellt,

       Doch sie, die seinen Sinn bethört, lag wollustathmend

       da,

       So reizend und so zauberisch wie er kein Weib noch

       sah.

       Wild schlägt sein Blut und ungestüm betritt er das

       Gemach,

       Was kaum ein kleiner Funken schien wird schnell als

       Flamme wach;

       Vor seiner Schönen sinkt auf's Knie er liebeflehend

       hin,

       Sie senkt ihr glühend schwarzes Aug voll heißer

       Gluth auf ihn.

       Verzeihung heischt sein banger Blick, daß er zu

       stürmisch war,

       Doch sie reicht lüstern ihm zum Kuß die Rosenlippen

       dar:

       Und feurig preßt sein starker Arm sie fest an seine

       Brust,

       In langen Zügen trinken sie den Becher wilder Lust. –

       Doch als des Morgens Frühgold kaum des Schlosses

       Zinnen säumt,

       Verläßt ihn leis die Buhlerin, indeß er sorglos träumt.

       Und als er auf vom Schlummer fährt durch

       Waffenlärmgeweckt,

       Schon eine rauhe Eisenfaust nach seiner Brust sich

       streckt.

       Doch wie er auch sich sträuben mag, wie er nach

       Hülfe schreit,

       Hier ist die eigne Kraft zu schwach und Hülfe nicht

       bereit.

       Es schleppt ihn fort der starke Mann zum untersten

       Verließ,

       In das die falsche Buhlerin den armen Fremdling

       stieß.

       Da saß er nun mit wirrem Geist, der grübelnd es nicht

       faßt,

       Daß, die so brünstig ihn geliebt, ihn jetzt so grimmig

       haßt;

       Und als des Abendglöckleins Ruf noch einmal ihm

       erschallt,

       Da denkt er wohl wie liebend es ihm gestern rief im

       Wald.

       Es sinkt das müde Haupt zur Ruh, er flüstert ein

       Gebet,

       Und mit des Glöckleins letztem Schlag, sein

       Herzschlag stille steht;

       Doch oben vom Altane tönt der Zaubrin süßes Lied,

       Das lockend durch die Lüfte hin, durch Flur und

       Wälder zieht.

       So sang oft Amalberga noch, Thüringens Königin,

       Und manchen Ritter lockt sie noch zu sich in frevlem

       Sinn:

       Von Allen, die da kamen auch, hat Keiner mehr

       geschaut,

       Wie außerhalb Saalecks Verließ der Himmel heiter

       blaut.

       267. Der heilige Salzfluß.

       Die Nachweise aus T a c i t u s , B a r t h ,

       S c h m i d t , M a n n e r t bei G. T h . R u d h a r t ,

       Aelteste Geschichte Bayerns S. 30. G r i m m d.S. II., 1.

       Die Germanen gewannen auf diese Art ihr Salz, daß

       sie das salzhaltige Wasser auf glühende Bäume

       goßen. Zwischen den Katten und Hermunduren

       strömte ein salzreicher Fluß, die fränkische Saale,

       dessen Besitz ein jeder Theil für sich in Anspruch

       nahm. Dazu kam noch der Glaube der Germanen, eine

       solche Gegend sei dem Himmel am nächsten und nirgendwo

       erhörten die Götter besser die Gebete der

       Sterblichen; denn durch die Gnade der Götter entstehe

       fortwährend das Salz in diesem Flusse und diesen

       Wäldern. Das Kriegsglück war den Hermunduren

       günstig, verderblich den Katten, weil die Katten im

       Falle des Sieges die feindlichen Reihen dem Mars und

       Mercurius geweiht, ein Gelübde, welches Männer,

       Rosse und jegliches Leben der Tödtung anheim giebt.

       Die Drohung traf nun die Katten selbst, denn die Hermunduren

       übten an den Besiegten, was diese als Sieger

       gethan haben würden.

       268. Die Schlacht am Salzflusse.

       Von J . B . G o ß m a n n . – Die Schlacht mag im. J.

       57-58 n. Chr. in der Gegend von K i s s i n g e n

       vorgefallen und dem G r a b f e l d e vielleicht von den

       Gräbern der erschlagenen Katten sein Name geworden

       sein. G. T h . R u d h a r t a.a.O. S. 30.

       Siehst du's von jenen Bergen niederziehen

       Mit Sturmeseil' in zott'gen Bärenfellen?

       Hörst du der Schlachtenhörner Melodieen

       Wie gräßlich sie, verstärkt durch's Echo, gellen?

       Es scheint der Fluß, als woll' er scheu entfliehen,

       In seinem Bett mit Grau'n sich aufzuschwellen!

       Dem Lande weh, dem diese Rache schwuren,

       Das sind die fürchterlichen Hermunduren!

       Und hörst du's klirren auf der andern Seite,

       Und siehst du drohend es dort niedereilen?

       Sie schwingen Aexte, wie zum nahen Streite,

       Und durch die Wälder schallt ein gräßlich Heulen,

       Daß Schrecken bei dem Gegner sich verbreite!

       Dem Lande weh, wo diese feindlich weilen,

       Es hüllt sich ein in Nacht und Todesschatten

       Vor ihrem Grimm; das sind die wilden Katten!

       Und horch! schon mischen sich im Schlachtgefilde

       Geheul und Ruf und Kampf und Hörnerklänge!

       Schon rasseln dumpf auf Schädel und auf Schilde

       Streithämmer ein und Kolben im Gedränge,

       Und wilder stürzt zum Streit heran der Wilde,

       Begeistert durch der Barden Schlachtgesänge!

       Die Helme sind Geweih und Löwenrachen,

       Die Panzer aber Häute schupp'ger Drachen!

       Wie mähen ungeheure Sichelwagen

       Im dichtesten Gewühl die Heldenschaaren!

       Und dichter wirrt der Knäul sich! Weiber tragen

       Die Todten fort, und werden überfahren!

       Um deine Quellen ward die Schlacht geschlagen

       Du Saale dort, von heulenden Barbaren,

       Und als die Nacht sich senkt' auf deine Fluren,

       Da floh'n die Katten vor den Hermunduren.

       269. Die Saalnixe.

       Mündlich.

       Am grünen Ufer der Saale saß eine liebreizende Nixe,

       beschäftigt, mit ihrer Angel