Christin Thomas

Hope


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auf Sam zurück.

      „Sind wir endlich da?“, fragte er seinen Vater erleichtert. „Wir sind ganz in der Nähe, hier liegt irgendwo ihre Hütte. Wir können die Atemmasken jetzt abnehmen. Dieses Gebiet wird von den Magiern irgendwie mit einer Art Sauerstoff angereichert. Aber passt auf, wir sind nun im Bereich der Magier und Jäger.“ Dann sah er plötzlich besorgt auf Sam herab, der sich am Handrücken kratzte. „Was hast du da?“ Er steuerte direkt auf ihn zu und ergriff seine Hand.

      „Nichts ich habe mich wohl irgendwo gekratzt.“ Erschrocken sah der Professor zu ihm auf.

      „Oh mein Gott“, flüsterte er. „Sky!“, rief er besorgt und sie eilte auf der Stelle zu ihnen hinüber.

      „Was ist denn?“, fragte Sam, der nun auch nervös wurde. „Dad?“

      Sein Vater ließ seine Hand los und nahm seine Tasche ab. „Du bleibst jetzt hier bei Sam und drückst ihm hin und wieder den Kühlstein auf die Wunde. Den findest du in der Tasche, ebenso ein paar Handschuhe für dich. Ich suche die Hütte. Ihr rührt euch nicht vom Fleck. Die Hand kann jeden Augenblick anschwellen, sie wird ohne Gegengift nicht aufhören. Du musst dem entgegenwirken und sie kühlen.“

      Sky sah ihn erschrocken an.

      „Sie wird nicht aufhören?“ Sam sah auf seine Hand hinab, die noch immer wild juckte. „Was passiert denn dann?“, erklang seine Stimme besorgt.

      „Dazu wird es nicht kommen. Ich beeile mich“, versprach sein Vater und rannte ohne ein weiteres Wort los. Sams Augen sahen in die von Sky. Sie sah ihn fassungslos an. Sie brauchte einen Moment, ehe sie sich aus ihrem Schock lösen konnte und einen klaren Kopf fasste. Ihre Finger griffen in die Tasche, während Sam sich die Atemmaske vom Kopf strich. Sie zog sich eilig die Handschuhe über und hielt schon bald den blauen Kühlstein in den Händen.

      „Es fängt an zu brennen“, sagte Sam, während er das Gesicht schmerzhaft verzog.

      „Er wird gleich zurück sein“, versuchte Sky ihn zu beruhigen und presste ihm behutsam den Stein auf den Handrücken. „Was ist das für ein Gift?“, fragte Sam unruhig - in aller Hoffnung, sie würde etwas darüber wissen.

      Doch sie schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Wir können nur hoffen, dass sie nicht anschwillt. Willst du dich setzen?“

      Er nickte.

      „Gut, da drüben ist ein kleiner Felsen.“ Vorsichtig begleitete sie ihn ein Stück auf die Lichtung. Schleunigst setzte Sam sich auf den kalten Fels. Erneut nahm sie seine Hand und presste den Stein auf die Wunde. „Ist es schon besser?“

      Mit großen Augen sah er zu ihr auf. „Ich spüre das kaum, Sky.“

      „Die Kälte?“, fragte sie beunruhigt.

      „Auch deine Hände nicht“, antwortete Sam, der sich den Daumen der anderen Hand mit dem Zeigefinger rieb.

      „Alles wird gut. Der Professor kennt sich sehr gut aus, er findet die Hütte und deine Familie hat sicher ein Gegengift.“

      „Was, wenn nicht, Sky?!“ In ihm stieg eine beunruhigende Hitze auf. „Mir wird langsam warm.“

      „Denk nicht an so etwas. Das ist gleich wieder vergessen, Sam.“ Doch auch sie war sich plötzlich unsicher. Ihre Augen suchten zwischen den Bäumen nach den Umrissen seines Vaters.

      „Er ist gleich zurück“, flüsterte sie, während sie innerlich darum bat, er würde tatsächlich gleich auftauchen.

      „Sky, sie juckt noch immer“, teilte Sam ihr mit. Ihre Augen sahen auf seine Hand herab. Sie schwoll langsam an. Nervös leckte sie sich über die Lippen, als sie den Kühlstein ein weiteres Mal auf die Hand presste.

      Sam ließ den Kopf in den Nacken sinken. „Warum passiert immer mir so etwas?“

      „Dafür kann niemand etwas. Solche Dinge passieren einfach, Sam“, noch immer redete sie ihm gut zu.

      „Du kennst sowas ja nicht, Sky, aber ich bin ein Tollpatsch. Mit mir hat man nur Ärger.“

      „So wird es wenigstens nicht langweilig“, entgegnete sie mit einem aufgesetzten Lächeln. Man sah ihr die Nervosität eindeutig an.

      Als er das bemerkte, sah er auf seine Hand hinab. „Oh nein“, stieß er hervor, „sie schwillt an.“ Panisch sah er sich um. „Dad!“, rief er laut und holte gerade Luft für einen weiteren Ruf, doch dazu kam es nicht.

      Eilig legte Sky ihre andere Hand auf seinen Mund. „Die Regeln, Sam. Du musst dich ruhig verhalten. Bitte!“, erinnerte sie ihn.

      Es war ein vorsichtiges Nicken, als würde sein Kopf es eher andeuten.

      Langsam nahm sie die Hand von ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte Sky.

      „Tut mir leid“, entgegnete er. In Sams Vorstellung würde seine Hand wie ein Ballon anschwellen und von einem auf den anderen Moment platzen. Seine Fantasie ließ Panik in ihm aufsteigen, die er nur schwer zurückhalten konnte. „Was machen wir denn jetzt?“ Er atmete schwerer.

      „Wir beruhigen uns und warten auf deinen Vater. Solange kühlen wir die Wunde. Das wird helfen.“

      „Aber es hilft doch gar nicht. Sie schwillt plötzlich an, Sky, und ich spüre nichts mehr außer diesem Jucken.“

      Wieder drückte sie den Stein fest auf seinen Handrücken. Ohne ein weiteres Wort erledigte sie ihre Aufgabe. Immer und immer wieder. Sie wollte Sam keineswegs durch dieses Gift verlieren. Ohne ihn würde sie sich wie verloren vorkommen. Sie nahm ihre Aufgabe ihn zu schützen instinktiv sehr ernst. Doch da war noch mehr als das. Dieser schlaue und liebenswürdige Junge hatte es nicht verdient ihretwegen zu sterben. Sie mochte ihn. Sie konnte das Gefühl nicht benennen, doch ihn so leiden zu sehen, tat ihr furchtbar weh. Innerlich bat sie immer wieder darum, dass Robert gleich auftauchen würde. Sie glaubte fest daran, dass er alles daran setzen würde, seinem Sohn, so schnell es ginge, zu helfen, doch die Zeit schien knapper zu werden und sie sorgte sich immer mehr um ihren Paten.

      „Mir ist heiß“, sagte Sam erneut.

      „Du wirst langsam blass, Sam“, erkannte Sky. „Tief durchatmen. Willst du vielleicht etwas trinken?“

      Er schüttelte den Kopf. „Ich bekomme jetzt wirklich nichts runter.“

      Beunruhigt blickte sie in seine Augen, während sie mit ihrer Hand erneut den Kühlstein aufpresste. Sky musste ihn ablenken. Er war aufgebracht, sein Herzschlag war erhöht, das Blut rauschte dadurch schneller durch den Körper und somit auch das Gift.

      „Wer hat eigentlich die Rettungskapseln gebaut, von denen du mir im Forschungszentrum erzählt hast?“

      Ungläubig runzelte Sam die Stirn. „Meinst du die der Erde?“

      Lächelnd nickte sie.

      „Na, da waren so einige beteiligt“, begann er nachdenklich. „Sie wussten ja lange vor den Kriegen, dass ihre Rohstoffe versiegen würden. Also gab es mehrere Länder, die gemeinsam den Bau eines Raumschiffes in Auftrag gaben. Das geschah, kurz nachdem sie die Meldung erhalten hatten, dass es einen Planeten geben würde, auf den sie sich retten konnten.“ Sam verzog kurz das Gesicht und blickte auf seine Hand.

      „Oh, entschuldige“, entfuhr es Sky und sie hob umgehend den Kühlstein von der Wunde.

      „Es brennt nur schon wieder so“, erklärte Sam, bevor er fortfuhr. „Naja, das Raumschiff hatten sie gemeinsam fertiggestellt. Dafür wurde Geld aus den Kassen der Länder und privater, schwer reicher Investoren genutzt. Und die wollten selbstverständlich alle mit. Es gab mehrere Raketen, die dafür vorgesehen waren, die auserwählten Menschen in das Weltall zu befördern, damit sie am großen Rettungsraumschiff andocken konnten. Doch diese Raketen wurden nie gezündet. Sie wurden alle vorher zerstört.“

      Sky schien verwirrt. „Aber wie haben sie es dann bis hierher geschafft?“

      Sams Mund verformte sich zu einem breiten Grinsen. „Na, sie hatten einige sehr kluge Köpfe dabei. Menschen