Christin Thomas

Hope


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Man könnte ja Zulassungen erstellen, ohne die man keinen Cyborg dieser Art kaufen konnte. Sam wollte auf keinen Fall mit ansehen müssen, wie sie die Träume seines Vaters zerstörten. Und da er Sky längst als lebendes und fühlendes Wesen erkannt hatte, wäre es qualvoll gewesen, eine Entscheidung mit anhören zu müssen, die über ihren Tod entschied.

      Das Ratsoberhaupt setzte sich. „Dann habe ich nur noch eine Frage speziell an Sie, Professor. Wenn dem so ist, wieso haben Sie uns weder im Vorfeld noch nach der Erweckung über diesen Ansatz Ihrer Forschung informiert? Wir wissen erst seit wenigen Stunden von den Gefühlsfähigkeiten der R2-Serie und sollten wir sie einstampfen, dann haben Sie mit den finanziellen Mitteln vieler Investoren jongliert.“

      Das war das erste Mal, dass Sam davon erfuhr, dass das Forschungszentrum sich scheinbar nicht selbst mit seinen Entwicklungen finanzierte. Die Menschen, die Anlagen in dem Projekt hatten, würden sicher nicht erfreut sein, wenn diese Verhandlung ein negatives Ergebnis brachte.

      Sein Vater war eine ganze Weile still und Mister Winson drängte ihn zu einer Antwort: „Professor, bitte, Sie sollten unsere Zeit nicht vergeuden.“

      Robert schluckte. „Um ehrlich zu sein ist den Investoren durchaus bewusst, in was für eine Forschung sie investierten. Ich erhielt bei der Vorstellung unserer Ideen großen Zuspruch und jede der beteiligten Personen hielt es für das Beste diese Entwicklung vorerst nur im Forschungszentrum klar zu benennen. Es durfte keinerlei Risiko für die Erschaffung der R2-Serie geben. Es gibt dazu eine handschriftliche Unterzeichnung aller.“

      Empört stand Winson erneut auf. „Sie verstoßen gegen Ihre Verfassung, die besagt, dass Sie im Bereich Ihrer Forschungen dem Stadtrat stets alle Einzelheiten mitzuteilen haben. Wir hätten der Entwicklung dieser R2-Serie in diesem Punkt vielleicht nicht zugestimmt. Somit haben Sie etwas gebaut, das eine fälschliche Genehmigung erhielt!“

      „Ich bin mir dessen sehr bewusst, verehrter Stadtrat, und werde jegliche Verantwortung tragen. Verone hat die Freigabe der Informationen durch uns erhalten, weil wir den R2 gern in der Gesellschaft testen wollten, um die Meinung der Öffentlichkeit ebenfalls einzuholen. Das sollte ursprünglich vor einer Verhandlung geschehen. Weder ich noch einer der anderen Forscher wollten Sie erzürnen. Dieses Abkommen diente dem Schutz des Projektes und der Sicherheit Cyrons.“

      „Glaubten Sie ernsthaft, dass wir uns die Berichte nicht anhören? Oder dass wir uns ein solches Verhalten länger angesehen hätten, damit Sie uns Meinungen der Öffentlichkeit präsentieren, die einen solchen Cyborg in keinster Weise so hinterfragen würden, wie wir es tun?“

      „Nun, mit allem Respekt, verehrter Rat, aber Sie sind die Stimme des Volkes und daher sollte das Volk einen Teil zu dieser Entscheidung beitragen.“

      „Genug jetzt!“, fuhr der alte Mann Sams Vater an. „Wir entscheiden für sie, dazu haben sie uns erwählt und diese Aufgabe erfüllen wir mit bestem Gewissen. Hiermit ist Ihre Anhörung beendet, Professor. Sie dürfen dort hinten Platz nehmen.“ Verärgert deutete Mister Winson auf einen Sessel, der nahe dem Eingang stand. Sam erkannte die Enttäuschung seines Vaters und er wusste nicht, was er noch tun konnte.

      Der Rat richtete sein Wort an Sky. „Wir kommen nun zu dir, R2. Oder sollen wir dich lieber Sky nennen?“

      Sie nickte vorsichtig, sagte aber nichts weiter.

      „Nun gut. Wie fühlst du dich bislang in der Nähe deines Paten oder des Professors? Gab es irgendwelche Differenzen oder fühltest du dich in irgendeiner Weise unwohl?“

      „Nein, verehrtester Rat.“ Sky lernte schnell und hatte die offizielle Anrede des Rates prompt übernommen. „Bislang bin ich sehr glücklich, in ihnen meine Zukunft zu sehen. Der Professor ist ein sehr liebenswerter Mensch. Er ist stets vorsichtig im Umgang mit mir und übermittelt unglaublich viel Wissen. Ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben, aber dasselbe empfinde ich in Sams Nähe.“

      „Sam? Du meinst Samuel, nicht wahr?“

      Sam hätte am liebsten danach gefragt, wen sie wohl sonst meinen sollte, doch diese Unhöflichkeit konnte er sich hier keineswegs erlauben. Auch wenn er Mister Winson sehr wohl gern einmal darüber aufgeklärt hätte, wie viel Arbeit sein Vater sich im vergangenen Jahr gemacht hatte und dass ihm dieser ganze Zirkus im Angesicht dessen und der ganzen Zeit, die er aufgebracht hatte, undankbar erschien.

      Sky hatte längst zugestimmt, während Sam sich mal wieder in seinen Gedanken verloren hatte, doch als sie ihn zu loben begann, war er sofort bei der Sache.

      „Er ist unglaublich clever. Genau wie sein Vater. Sie sollten Sam einmal hören, wenn er von der Erde spricht. Man kann seine Vorstellungen in seinen Augen leuchten sehen und er hat mich damit direkt fasziniert. Ich glaube, dass er ein sehr fantasievoller Mensch ist. Er hat mir versprochen, dass er mir die Erde zeigen würde und ich konnte sie vorhin tatsächlich sehen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ihnen vertrauen kann und bin in ihrer Nähe sehr glücklich.“

      „Das klingt sehr schön, Sky.“ Dann sah er zum Professor hinüber. „Ich hoffe, dass ihre Antworten nicht auch eine Abmachung aus dem Forschungszentrum sind?“

      „Nein, Mister Winson. Es gibt keine anderen Abmachungen, über die Sie nicht informiert sind“, erklärte Sams Vater.

      Eine von Mister Winsons in Falten gelegten, grauen Augenbrauen hob sich skeptisch, doch er widmete sich prompt erneut Sky. „Eine letzte Frage: Bist du über den aktuellen Krieg zwischen den Magiern und uns im Bilde?“

      Sie sah zu Sams Vater zurück, ehe ihr Blick wieder den von Mister Winson traf. Man sah ihr an, dass sie sich um eine Antwort bemühte, die ihrem Dasein nicht schadete. Doch sie war ehrlich, denn sie hätte nichts darüber erzählen können. „Nein. Ich weiß, was ein Krieg ist, aber ich bin leider noch nicht darüber informiert, dass Sie sich scheinbar in einem Gefecht befinden, verehrtester Rat.“

      Mister Winsons Blick traf erneut prüfend die anderen Ratsmitglieder, die scheinbar auch mit Skys Anhörung zufrieden waren. Und so wurde diese für beendet erklärt. Als er Sam darum bat nach vorn zu treten, schickte er Sky und den Professor vor die Tür.

      „Den Paten wollen wir allein sprechen“, waren die Worte gewesen, die Sam das Herz in die Hose rutschen ließen. Als er hören konnte, wie sich die Tür schloss, war der Druck plötzlich so groß, dass er den Tränen nah war.

      Kapitel 5

      Sam kam mit roten Augen aus dem Anhörungsraum. Sein Vater erkannte auf Anhieb, dass er geweint hatte und nahm seinen Sohn in die Arme. „Was ist denn passiert?“, fragte Robert besorgt.

      Doch Sam löste sich aus seiner Umarmung. Er mochte es nicht, wenn er Schwäche zeigte. Wieso musste sein Vater so einen Moment dann nur noch schlimmer machen? Doch als auch Sky ihn fragend ansah, blieb ihm nichts anderes übrig, als den beiden von der Frage des Rates zu erzählen. Ihre Zukunft hing davon ab und Sam konnte nicht einschätzen, ob er dazu beigetragen hatte, dass sie Leben durfte oder ob sie sterben musste.

      „Mister Winson hat mich gefragt, ob ich es bedauern würde, wenn Sky nicht bei uns bleiben könnte.“ Sein Vater ballte nachdenklich die Hände zu Fäusten. „Ich konnte nicht antworten. Ich weiß nicht, wieso. Irgendwie war ich durcheinander und nervös. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich brachte einfach kein Wort heraus. Ich will nicht schuld sein, wenn sie gehen muss, Dad.“

      Sein Vater konnte ihn gut verstehen. „Schon gut.“

      Dann ergriff er Sams Hand. Er zog ihn ohne ein weiteres Wort zum Aufzug. Sky folgte den beiden schnellen Schrittes. Als Sam etwas sagen wollte, schüttelte sein Vater kaum merklich mit dem Kopf, doch in seinen Augen lag ein lautes Nicht hier! und so schluckte Sam die Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. Auch Sky passte sich der Stille an. Sie hielt ihre Neugier zurück, als spürte sie die Eile, die plötzlich vom Professor ausging. Auch durch die Eingangshalle spurteten sie und hetzten die Stufen hinab.

      Er wusste nicht warum, doch Sam fürchtete sich vor der Ungewissheit. Irgendetwas stand hinter der Frage, die Mister Winson ihm gestellt hatte – wie ein Schatten, der es seinem