Christin Thomas

Hope


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erteilen, schützen wir damit Ihre Identität. Haben Sie vorab Fragen?“

      Mister Winsons Stimme war ungemütlich. Sam hatte diesen Mann bereits im Fernsehen als unsympathisch empfunden und in der Realität gab es keinerlei Unterschied. Er wirkte kalt und die tiefen Kerben in seiner Haut verliehen seinem Gesicht stets ein grimmiges Aussehen.

      Sein Vater schien jedoch wie immer unbeeindruckt. Er stand diesem furchteinflößenden Mann ganz ruhig gegenüber. „Ich würde den Rat darum bitten, die Meinung meines Sohnes zu berücksichtigen. Sein Name ist Samuel und er ist der Pate dieses R2-Modells.“

      Es dauerte nicht einmal einen Augenblick, bis Sam genervt mit den Augen rollte. Da war es wieder. Samuel. Er mochte den Geschmack dieses Wortes nicht. Es war natürlich nicht so, dass es tatsächlich nach irgendetwas schmeckte, doch Sam nannte es so, wenn er den Klang eines Wortes deutete. Und Samuel schmeckte nach etwas Älterem und irgendwie auch ziemlich langweilig. Da war ihm die Abkürzung Sam deutlich lieber. Es war erfrischender dieses Wort zu sagen und so war es ihm jedes Mal ein Gräuel, wenn sein Vater ihn anders vorstellte.

      „Nun gut“, gewährte Mister Winson den Wunsch seines Vaters. Dann sah er auf das Pult hinab. Man konnte nichts dahinter sehen, doch das Licht, welches sich auf der Kleidung der Ratsmitglieder brach, ließ Steuerelemente vermuten. Sicherlich wurde nun die Aufzeichnung gestartet und er las seine Fragen noch einmal genau durch. Als sein Blick sich wieder hob, richtete sich sein Vater noch einmal ganz gerade auf.

      „Die R2-Serie kann also Gefühle wahrnehmen. Wo liegen die Grenzen dieser Technik?“

      Der Professor räusperte sich. „Nun ja, sie empfindet physische Gefühle ebenso wie psychische. Daher gibt es bislang keine erkennbaren Grenzen, verehrtester Rat.“

      „Ist dieser Cyborg in der Lage sich zu verlieben?“

      Sams Augen weiteten sich. Was war das denn für eine Frage? Sein Vater hatte diese doch zuvor eigentlich bereits beantwortet.

      „Sky ist wie wir in der Lage das Gefühl der Liebe zu entwickeln. Dafür gibt es noch keinerlei Beweise, weil sich nicht alle Gefühle einfach so prüfen lassen wie beispielsweise Schmerz.“

      Mister Winson warf hin und wieder einen Blick auf den R2 und baute mit den Pausen zwischen seinen Fragen bei allen eine unglaubliche Anspannung auf.

      „Ihr Cyborg ist aber nicht in der Lage sich in irgendeiner Art und Weise mit einem Menschen zu paaren oder sich gar selbst fortzupflanzen?“

      Sams Vater schüttelte den Kopf. „Nein, verehrter Rat, diese Eigenschaft ist ausschließlich den biologischen Spezies vorbehalten. Im Forschungszentrum gibt es dazu ein Betriebsgesetz, welches wir verpflichtet sind einzuhalten. Es liegt keinerlei Straftat in diesem Punkt und auch bezüglich keinem anderen dieser Gesetze vor.“

      „Glauben Sie nicht, Professor, dass ein Wesen mit künstlicher Intelligenz, welches in der Lage ist ein Gefühl der Minderwertigkeit zu entwickeln, dadurch einen solchen Komplex erfahren könnte?“

      Sam schluckte, ebenso wie sein Vater. Nur Sky stand vollkommen regungslos da.

      „Das ist eine sehr gute Frage, verehrter Rat.“ Sein Vater schindete Zeit. Das war es, was er ihnen geraten hatte. Nun musste er erst einmal selbst genau überlegen, bevor er antworten konnte. „Es gibt auch unter unseresgleichen Menschen, die nicht in der Lage sind auf natürliche Weise ein Kind zu zeugen oder zu gebären. Dennoch erfahren sie …“

      „Das ist nicht der Ansatz, den ich meine, Mister Stanson“, fiel Winson ihm ins Wort. „Sky kann sich also in einen Menschen verlieben. Könnte sie sich im Angesicht dessen, dass sie im Gegensatz zu einem Menschen nicht zu einem sexuellen Akt in der Lage ist, minderwertig vorkommen?“

      „Das könnte durchaus passieren“, entgegnete der Professor, dem keinerlei Gegenargumente in den Sinn kamen.

      „Wäre es dann nicht auch möglich, dass sich diese Liebe in Abneigung gegen ihre Schöpfer verwandeln könnte?“

      Robert wollte gerade etwas entgegnen, als Sky plötzlich ungefragt das Wort ergriff: „Sie reden von Hass, nicht wahr? Sie glauben, ich könnte die Menschheit dafür hassen, dass ich nicht jede ihrer Fähigkeiten besitze und ihnen zwar ähnlich, aber nie gleich sein werde. Dann möchte ich Ihnen nun auch gern eine Frage stellen, verehrter Rat. Ich möchte wissen, woran Sie glauben. Wer hat Sie erschaffen?“

      Mister Winson und die anderen Mitglieder sahen überrascht aus. Sam schlug sich im Hintergrund die Hand vor den Kopf, weil er gar nicht fassen konnte, dass sie diesem Mann einfach seine Gesprächsführung aus den Händen riss.

      Doch der alte Ratsleiter schien sich nicht beirren zu lassen. „Wir glauben an eine höhere Macht, an einen Gott, der in allen Dingen ist und jedes Wesen erschaffen hat. Etwas Übernatürliches, für das wir keinen anderen Namen kennen außer diesen, der uns seit Urzeiten begleitet.“

      „Dann besitzt Ihr Schöpfer ebenfalls Fähigkeiten, die Sie nicht besitzen. Und dennoch verehren Sie ihn dafür, dass er Ihnen das Leben geschenkt hat. Oder irre ich mich?“

      Das Ratsoberhaupt Winson sah überrascht aus. „Wohl wahr. Du hast Recht, R2, aber ich empfinde auch keine derartige Liebe für meinen Schöpfer. Sie kennen scheinbar die Unterschiede noch nicht. Unser Glaube ist eine familiäre Liebe und keine, die der Fortpflanzung dient.“

      In Skys Augen lag Unsicherheit. „Ist denn die Liebe nur auf Körperlichkeit bedacht?“

      „Nein“, ergriff der Professor plötzlich das Wort, der nun unendlich dankbar für ihre Denkansätze war. „Es ist viel mehr als das.“

      Das Oberhaupt des Rates sah nach und nach jedes andere Mitglied an. Sie nickten zustimmend und er schien die Fragen über diese Möglichkeiten damit abzuschließen.

      „Gut, Professor, nehmen wir nun einmal an, sie würde in die Hände der Magier fallen. Soweit unser Verstand es zulässt, ist sie in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen und anderer Ansicht zu sein, als wir es wünschen. Ist diese Vermutung korrekt?“

      Sams Vater nickte und sein Sohn konnte keinen Augenblick länger still stehen. Unruhig trat er von einem Bein aufs andere und rieb sich wild Daumen und Zeigefinger.

      „Das stimmt. Sie ist nicht geschaffen worden, um sich einzig zu unterwerfen. Sie ist ein Zeichen unserer Fähigkeiten und stellt eine eigene Art da. Sky wird sich stets selbst fragen müssen, wofür sie stehen will.“

      Es schien, als würden die Ratsmitglieder ebenfalls unruhig werden. Sie sahen sich nervös an und hätten scheinbar am liebsten selbst das Wort ergriffen.

      „Dann ist sie auch in der Lage unsere Vorstellung von der Zukunft als falschen Weg anzuerkennen und könnte sich unserem Feind anschließen.“

      Der Professor wehrte sofort ab. „Das ist sehr unwahrscheinlich. Sie würde die Prinzipien ablehnen, die ihr das Leben ermöglichen und ich halte das für zu weit hergeholt. Mit allem Respekt, verehrter Rat, aber diese Vorstellung muss ich ablehnen.“

      Mister Winsons generell grimmige Miene verzog sich nun gänzlich dazu. „Es geht in dieser Hinsicht nicht um Ihre Fantasie, es geht einzig um die Optionen, die Möglichkeiten und nicht um Ihre eigene Einschätzung dieser Frage. Ist das deutlich genug, Professor?!“

      Robert nickte resignierend. „Dann fahren wir fort. Nun, vor uns steht also ein Cyborg, der durchaus Gründe erfahren könnte, die ihn zu einer ablehnenden Haltung unserer Art zu leben gegenüber verleiten könnten. Ein Wesen, das sich durchaus dafür entscheiden könnte, sich mit unserem Feind zu verbünden. Und Sie glauben dennoch, dass die R2-Serie und ihre Besonderheiten wertvolle Errungenschaften sind?“

      Sams Vater stimmte zu: „Ja, Mister Winson. Ich glaube daran, weil ich stets guter Dinge bin. Sky dient der Verteidigung meiner Familie, aber sie soll sich eben nicht vorkommen, als würden wir sie nur deshalb zu schätzen wissen. Sie soll ein Teil unseres kleinen Kreises werden und Akzeptanz erfahren. Daher glaube ich, dass einzig der Umgang mit einem R2 darüber entscheiden wird, für welchen Weg er sich im Leben entscheidet. Ich kann an dieser Stelle nur den Vergleich zur Erziehung von