Christin Thomas

Hope


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endlich verlassen zu können.

      Sky und er setzten sich auf die Rückbank und sein Vater navigierte das Fahrzeug mit dessen Kontrollfeldern. Sam konnte sehen, dass es scheinbar nach Hause ging. Während er auf die Finger seines Vaters achtete, versank Sky erneut im gewaltigen Anblick Cyrons, als hätte sie schon vergessen, welche unangenehmen Fragen ihnen gestellt worden waren.

      Als das Fahrzeug sich in die Lüfte hob, schien Sams Vater jedoch noch immer voller Anspannung zu sein. „Du gehst gleich in dein Zimmer und packst etwas Kleidung ein. Danach hilfst du Sky dabei ein paar Kleidungsstücke auszuwählen. Aber ihr müsst euch beeilen. Ich werde in der Zeit ebenfalls einiges zusammensuchen und mich danach um Jenna kümmern.“

      „Was soll das heißen?“, fragte Sam und auch Skys Blick fiel verständnislos nach vorn.

      Sein Vater wirkte plötzlich traurig, als er sagte, dass er sich um Jenna kümmern müsse. Was sollte das überhaupt bedeuten? Nie zuvor hatte sein Vater so etwas gesagt. Jenna war doch selbst dazu da, um sich um alles zu kümmern.

      „Dad?“ Sam wurde mit jedem Augenblick unruhiger. „Was meinst du damit? Wir werden doch nicht abhauen, oder?“

      „Sam, bitte nicht jetzt“, entgegnete sein Vater streng. „Ich erkläre es dir später. Konzentrier dich darauf, welche Dinge du zusammenpacken wirst. Entscheide dich jetzt, wir haben nur wenig Zeit.“

      Sam spürte, wie seine Beine zu zittern anfingen, hilflos sah er Sky in die Augen.

      „Ganz ruhig“, flüsterte sie. „Ich verstehe nicht, was los ist, aber ihr macht mich beide sehr nervös.“

      Sam wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Gedanken rasten, als er erkannte, dass Skys Augen zu leuchten begannen. Ihr Verteidigungsmodus schien sich langsam zu aktivieren und sie begann sich nach möglichen Gefahren umzusehen.

      „Dad, du machst uns Angst“, ertönte panisch Sams Stimme, den Skys Reaktion erneut aufwühlte.

      „Ihr müsst mir jetzt vertrauen. Im Haus wird kein Wort gesagt, bis Jenna die Energiezufuhr unterbrochen hat und wir von Coroc abgeschirmt sind. Danach muss alles ganz schnell gehen. Beruhig dich bitte, Sam, denn es bleibt vorerst keine Zeit für Fragen.“

      Der Professor hatte sich diesmal nicht umgedreht. Er sah fixiert aus. Der Gleiter raste wie ein Geschoss durch die Luft und es dauerte nicht lange, bis ihr Zuhause in Sicht war.

      Das Fahrzeug hielt über dem Parkplateau, das direkt über dem Haus lag. Als es hinabgesunken war, sprang Sams Vater umgehend heraus und sah sich mehrmals um, bevor er Sam und Sky hektisch hinauswinkte. Danach rannten sie zum Aufzug und ließen sich in das zweite Geschoss hinab.

      Als sich die Türen öffneten, stand Jenna bereits im Flur. „Guten Tag, Mister Stanson.“

      Sein Vater nickte ihr nur kurz zu und entgegnete ihr: „Unterbrechen Sie die Energieversorgung aller Räume.“

      Jenna machte sich umgehend auf den Weg und es dauerte nicht lang, bis das Licht kurz erlosch, bevor die Notenergieversorgung des Hauses ansprang. Sam spürte, wie sein Vater ihn drängend nach vorn schob, und er schnappte sich Skys Hand, bevor er mit ihr losrannte.

      Sie hatte keine Zeit sich ihr eigentliches Zuhause anzusehen. Sam führte sie in sein Zimmer und griff nach seinem Hologramm-Armband. Zügig legte er es sich um, bevor er sich eine kleine Tasche an den Gürtel heftete. Es handelte sich um ein kleines Wunder der Technik, das die Fähigkeit besaß Dinge zu komprimieren und sie dadurch kleiner und leichter zu machen. So verstaute er in ihr sein Körperfunktionsmessgerät, einige Klamotten, seine Aktionsbrille und einen Allzweckstab, der viele Funktionen übernehmen konnte, ähnlich einem Taschenmesser, welche es einst bereits auf der Erde gegeben hatte. Sky verfolgte jeden seiner Schritte, noch immer leuchteten ihre Augen und sie schien sich keineswegs in Sicherheit zu fühlen. Das sollte eigentlich ihr neues Heim werden, doch sie hatte längst begriffen, dass das nicht geschehen würde.

      Als Sam mit dem Packen fertig war, rief er ihr umgehend zu: „Nun zu dir!“ Erneut ergriff seine Hand die ihre. Im Eiltempo liefen sie die Flure des Hauses entlang, bis sie eines der hintersten Zimmer erreichten. Es hatte eine große Glasfront, durch die Sky eine wunderbare Aussicht auf das Stadtarchiv gehabt hätte. Das große weiße Bett mit seiner schwungvollen Form sah unglaublich gemütlich aus. Sie hätte sich ganz bestimmt sehr wohl gefühlt.

      Doch so sehr sie diesen Raum auch bewunderte, er half ihr nicht die Sorge um ihren Paten abzulegen. Ihre Aufgabe lag darin Sam zu beschützen und irgendetwas Schlimmes ging vor sich. Der Professor hatte keinen Zweifel daran gelassen und so zog sie ohne große Überlegungen einige der weißen Kleidungstücke aus der Ankleide, die sich aus dem Boden heraus vor ihnen aufgebaut hatte.

      Unterdessen hatte auch Sams Vater alles Wichtige eingepackt und trat nun Jenna entgegen.

      „Es tut mir leid“, flüsterte er. Ihm war klar, dass sie in Wirklichkeit nichts von all dem verstehen würde, doch es war ihm eine Herzensangelegenheit und so umarmte er die treue Seele seines Hauses.

      „Kann ich etwas für Sie tun, Mister Stanson?“, fragte sie mit ihrer verzerrten Stimme und dem Professor trieb dieser Augenblick Tränen in die Augen.

      Liebevoll blickte er in die Augen der alten Maschine. „Sie haben genug für uns getan, Jenna. Es ist an der Zeit Abschied zu nehmen.“

      Und als sein Vater gerade die kleine Klappe über ihrer Brust öffnete, vernahm er die Schritte von Sam und Sky, die sich dem Wohnraum eilig näherten. Sich seiner Sache völlig sicher drückte der Professor einen kleinen gelben Knopf, der neben vielen anderen lag. In wenigen Minuten würde sie sich selbst zerstören und dadurch den Alarm Corocs auslösen.

      Sam ahnte, was sein Vater getan hatte, als er sah, wie dieser sich das Gesicht am Ärmel abwischte. „Dad? Warum hast du das gemacht?“ Er stand wie versteinert da, nur Skys Hand gab ihm in diesem Moment noch Halt.

      „Wir haben maximal fünf Minuten, bis dahin müssen wir bei der Hauptschleuse sein“, drängte sein Vater, der noch immer keine Zeit hatte auf die Fragen seines Sohnes zu antworten. Sam schluckte den Klos hinunter, der wie ein Stein in seinem Hals lag. Zügig begleiteten er und Sky den Professor zum Aufzug. Sie würden die Stadt tatsächlich verlassen. Und sie schienen dies eindeutig unerlaubt zu tun.

      „In den Gleiter, schnell!“, rief Robert, als er seine Tasche in das Fahrzeug warf und sich eilig hineinsetzte. „Manuelle Steuerung“, gab er als Befehl an dessen Computer. Die Armatur verformte sich und ein Steuerknüppel richtete sich vor dem Professor auf. Als Sam und Sky Platz genommen hatten, glitten die Türen zu.

      „Anschnallen!“, rief sein Vater unter Hochdruck und beide gehorchten.

      Sam spürte, wie schwer es war den Sicherheitsgurt mit seinen zittrigen Händen zu schließen. Es war lange her, dass sein Vater von ihm verlangt hatte, dass er sich anschnallte. Doch diese Fahrt schien rasant zu werden.

      „Drei Minuten“, flüsterte Sam mehr zu sich selbst, als er auf sein Hologramm-Armband blickte.

      Sein Vater navigierte das Fahrzeug in die Lüfte und sie nahmen umgehend an Geschwindigkeit zu. Sie sahen, wie die Gebäude immer schneller an ihnen vorbeirauschten.

      Sam warf einen Blick zurück. Ihr Zuhause entfernte sich Stück für Stück. Wie sollten sie es in der kurzen Zeit nur zur Hauptschleuse schaffen? Der Professor hatte das jedoch längst bedacht. Er verließ die gekennzeichneten Luftstrecken und schoss plötzlich mit dem Gleiter durch den Spalt zwischen zwei Gebäuden hindurch. Sam krallte sich in den Stoff der Sitze und Sky klammerte sich an ihren Gurt. Sie schloss die Augen, deren Licht im Schutz ihrer Lider verschwand. Die Fenster der umliegenden Büros und Wohnungen waren so dicht an ihnen dran, dass Sam fast meinte, jede Einzelheit darin erkennen zu können. Dann ertönte ein Knall aus der Ferne und nur einen Augenaufschlag später erklang der Alarm Corocs, der durch ganz Cyron hallte. Jenna hatte sich und ihr