I. Tame

Bestiarium


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einer fließenden Bewegung schiebt sich John über den hockenden Liebsten, legt ihm den Unterarm um den Hals und zieht ihn zu sich empor; gegen seine Brust. Dabei spießt sein harter Schwanz Keno wie eine Waffe auf. Er ist in Johns atemraubender Umarmung so gefangen, dass seine Fingerspitzen gerade noch die Polster berühren. Cat ächzt und schnappt nach Luft.

      Gnadenlos beginnen Johns Hüften ihre Arbeit. Erst langsam, doch zügig nehmen die Bewegungen an Wucht und Geschwindigkeit zu.

      Schließlich raunt ihm John ins Ohr.

      „Ich liebe dich, du hirnloser Idiot. Verstehst du das?“ Ihm bleibt dabei vor Erregung die Stimme weg.

      Keuchend zieht John seinen Arm weg. Keno fällt hustend und röchelnd auf seine Hände. Er hat sich nicht gewehrt. Dazu war Johns Gebaren zu aufgewühlt.

      Jetzt liegt sein Mann halb auf ihm wie ein riesiger nackter Bär. Er zerrt Cat unsanft an den Haaren, bis dieser den Kopf in den Nacken legt. Ihre Blicke treffen sich. John lässt alle emotionalen Schranken fallen. Sein eindringlicher Blick kreuzt sich mit Kenos schmerzvoll zusammen gepressten Augenlidern. Das Grün seiner Iris blitzt wie ein Edelstein durch die dichten Wimpern.

      „Ich steh‘ nicht auf Eifersucht, hörst du?!“ Johns dröhnende Stimme wirkt gepresst durch die gleichzeitige Erregung. „Du und ich … wir beide … wir haben jetzt Mika. Und wenn ich dich beobachte … wie du dich freiwillig vor ihn kniest … hah!“ John unterbricht sich japsend. Ein tiefes Stöhnen grollt durch seine Brust. „… wenn ich dich mit ihm sehe … wie du … Mika … befriedigst … ihn fickst … ihn besteigst … fuck … Cat … das macht mich so geil.“

      Er lässt sein Opfer los, zieht sich zurück und gibt Keno die Möglichkeit, sich auf den Rücken zu drehen. Sofort ist er wieder über ihm und dringt erneut bis zum Anschlag in ihn ein.

      Keno beißt die Zähne zusammen. Seine Beine pressen sich gegen die hämmernden Hüften, während er sich an Johns Oberarmen festklammert. Seine Haare kleben verschwitzt in der Stirn. Johns Blick verschmilzt erneut mit seinem.

      „Nichts kann uns trennen. Cat … verdammt! Mach‘ nicht alles kaputt! Mika gehört jetzt zu uns. Du wolltest das … unbedingt. Und jetzt …“ John nähert sich seinem Höhepunkt. Die geraunten Worte verlieren immer mehr an Deutlichkeit und Kraft. Aber Keno versteht ihn. Denn es geht ihm doch genauso. „… jetzt … ich liebe ihn … Cat … und ich liebe dich … liebe dich!“

      Mit einem befreienden Brüllen ergießt er sich in seinen Geliebten. Doch statt sich hinterher von Cat zu lösen, bleibt John in ihm. Keuchend starrt er Keno an. Die Haare seines längeren Seitenscheitels hängen ihm sexy in die Augen. Und mit gleicher Geste wie Mika es vorhin bei ihm getan hat, greift Cat danach und streicht sie zurück.

      „Ich liebe dich auch“, murmelt er. Johns Worte bringen ihn sichtlich in Verlegenheit. „Es tut mir wirklich leid … ehrlich.“

      „Mach‘ sowas nie wieder! Kein Stunt mehr auf der Autobahn!“, fordert John abschließend mit bitterem Ernst. „Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein.“ Er zieht sich zurück.

      Keno nickt und senkt dabei den Blick. John hat ihn wie immer durchschaut. Es war nicht nur das Gerücht um Edward, das ihn aus der Bahn warf. Seine latente Eifersucht nervt ihn schon länger und zwar ständig; manchmal bis zur Weißglut. Meistens, wenn er seine Beiden in inniger Zweisamkeit beobachtet. Dann könnte er die Krallen ausfahren und zuschlagen. Doch wen soll er schlagen? Er liebt sie doch … alle beide. Stattdessen setzt er sich auf seine Maschine und gibt Gas. Schneller, immer schneller; bis das Adrenalin ihn ins Orbit schießt.

      Statt – wie John – sich an dem Anblick der anderen zu erfreuen oder sich einfach aufzugeilen, geht Cat den emotional negativen Weg. Dafür schämt er sich fürchterlich. Wie kann er nur so denken, so handeln … so fühlen?

      Als John neben der Couch steht, betrachtet er nachdenklich den vor Scham zur Seite starrenden Kerl. „Zwei Dinge noch“, ergänzt er ruhig aber bestimmt. „Erstens: Die Maschine kommt weg!“

      Keno nickt automatisch, ohne in Johns Richtung zu sehen.

      „Sieh‘ mich an, Baby“, fordert dieser bestimmend. Cat gehorcht.

      „Zweitens will ich wissen: Gibt es da noch was, dass du mir sagen willst? Irgendetwas?“

      Trotzig starrt Keno von unten zu ihm herauf.

      „Nein“, erwidert er mit kratziger Stimme. „Alles okay.“

      Ein leises „Mhmm“ und für John ist die Sache erledigt.

      Während Cat sich aufsetzt und John hinterherblickt, wie er auf lässige Weise Richtung Küche schlendert, fährt er sich mit zittrigen Händen durch die Haare. Er hat gelogen. Er KANN einfach nicht über dieses Thema reden. Das ist zu … peinlich, zu pervers. Hätte er bloß niemals diese Nummer gewählt … und diese Frau ... Na, wenigstens hat John ihn nicht durchschaut.

      *

      In der Küche findet John den frisch geduschten und angekleideten Mika, der gerade mit gesundem Appetit ein Käsebrot verschlingt. Nackt wie er ist, schiebt er sich vor den Kleinen und darf natürlich abbeißen. Mit vollen Backen und genüsslich kauend grinsen sich die beiden an.

      „Hat er’s kapiert? Was meinst du?“, fragt Mika leise, nachdem er seinen Bissen runtergeschluckt hat.

      „Hm“, John wendet sich ab, um selbst ein wenig im Kühlschrank zu wühlen.

      „Dass er’s kapiert hat, heißt noch lange nicht, dass er sich auch ändert“, antwortet er und denkt dabei nicht im Geringsten daran, seine Stimme zu senken. Nachdenklich betrachtet er einen Kirsch-Joghurt, während er weiterredet. „Ich will ihm nicht unterstellen, dass er es nicht ehrlich meint. Aber … er ist eifersüchtig auf uns. Das und die Neuigkeit mit Edward …“

      „Eifersüchtig? Auf uns? Also, du meinst: auf uns beide?“ Mit aufgerissenen Augen unterbricht ihn Mika fassungslos. „Das gibt’s doch … das erklärt natürlich einiges!“ Mika atmet tief durch. „Warum sagt er denn nichts?“, murmelt er hinterher.

      Johns kurzer Blick reicht. Er kräuselt die Augenbrauen und verzieht einen Mundwinkel. Er muss nichts erklären. Seine Miene sagt alles: Du weißt doch, wie er ist.

      Während Mika seinen letzten Bissen kaut, reibt er einige Brotkrümel von seinen Händen in die Spüle.

      Er beschließt, über Kenos verdrehte Gefühlsregungen intensiver nachzudenken, wenn er alleine in seinem Zimmer ist. So auf die Schnelle kann er das nicht. Außerdem will er die Gelegenheit nutzen und John noch etwas sagen. Mika hat sich nämlich geschworen, in ihrer Dreierbeziehung so offen und ehrlich wie möglich seine Gefühle zu zeigen – ganz im Gegensatz zu Keno. Und so lehnt er sich gegen die Küchentheke und blickt sein Gegenüber liebevoll an. Ohne sich seiner Nacktheit zu schämen steht John vor ihm und löffelt seinen Joghurt.

      „Du musst auch noch Einiges lernen!“, erklärt ihm der Kleine, bevor sich ein leises Lächeln über sein Gesicht stiehlt.

      Gespielt erstaunt hält John inne. „Was genau?“, fragt er unbekümmert.

      Mika zupft ein wenig verlegen an seinem Shirt herum.

      „Na ja, weißt du … wenn wir … also … beim Sex … daa …“ Es fällt ihm doch ein wenig schwer, den dominanten John zu belehren.

      „Jetzt rück‘ schon raus mit der Sprache“, folgt prompt Johns Aufmunterung, während er den leeren Becher in den Mülleimer schmeißt. „Was stört dich?“

      Grinsend steht er vor seinem sich windenden Freund. Ein liebevoller Kuss von ihm schmeckt lecker frisch nach Piemont. Mikas Unsicherheit schwindet.

      „Wenn ich ‚Nein‘ sage, dann ist das noch lange kein Grund für dich, aufzuhören“, erklärt er leise und malt mit dem Zeigefinger kleine Kringel auf die breite Brust vor sich.

      John schiebt sich noch näher heran und legt zärtlich seine flachen Hände auf Mikas Hals. Weitere gehauchte Küsse folgen.