K.P. Hand

Willenbrecher


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hoffte sie, dass man sie einfach in Ruhe lassen würde. Die Vorstellung, vergewaltigt zu werden, drehte ihr fast den Magen um.

      Licht erhellte den Raum. Künstliches, grellweißes Licht, das nicht durch die Tür fiel, denn Mona hatte gehört, wie sie bereits wieder verschlossen wurde.

      Sie hob müde den Kopf, als ihr Entführer in ihr Blickfeld trat. Er hatte das Sakko ausgezogen und sein Haar war zerzaust, als hätte er es sich mehrfach gerauft. In der Hand hielt er eine Neonröhre, die das Licht abstrahlte.

      Er seufzte und wandte ihr den Rücken zu, als er in eine andere Ecke ging. Bedauernd sagte er über die Schulter: »Entschuldige, das du warten musstest, ich hatte einige ... Dinge zu regeln.«

      Sollte sie jetzt etwas erwidern? Selbst wenn sie gewollt hätte, ihre Kehle war zu ausgetrocknet um auch nur einen Laut herauszubekommen.

      »Wie ich sehe, sitzt du immer noch in der hintersten Ecke«, erkannte er, nachdem er die Neonrohre an einem Hacken an der Decke aufgehängt hatte.

      »Das ist gut«, meinte er fröhlich und drehte sich wieder zu ihr um. »Ich möchte, dass du ab sofort immer in diese Ecke gehst, sobald du hörst, dass ich die Tür herein komme. Verstanden?«

      Mona starrte zu ihm auf.

      Er kam zu ihr und ging vor ihr in die Hocke, erneut fragte er: »Kapiert?«

      Sie sah ihm in die blauen Augen und nickte stumm.

      »Sollte ich dich je in der Nähe der Tür erwischen, werde ich dich aufhängen und auspeitschen«, drohte er. »Hast du auch das verstanden?«

      Mona bekam keine Luft mehr.

      »Nicke!«

      Sie tat, wie er ihr befohlen.

      »Und was sagte ich dir über das Ansehen?«, fragte er streng.

      Sofort senkte sie den Kopf und starrte zu Boden.

      »Wiederhol die erste Regel«, befahl er ernst. »Los. Sprich!«

      Monas Stimme war nur ein zitternder Lufthauch, als sie sagte: »Ich werde nicht unaufgefordert sprechen.«

      »Die zweite Regel?«, drängte er.

      Mona schwieg.

      »Sieh mich an.«

      Sie hob den Blick und er wartete geduldig.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit grinste er und forderte auf: »Sprich!«

      »Regeln Nummer Zwei: Ich blicke nur dann auf, wenn es mit gestattet wurde.«

      Ohne Vorwarnung holte er aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Unter der Wucht seines Schlags flog sie zur Seite.

      »Fast richtig«, seufzte er. »Aber ich sagte, wenn ich es dir gestatte. Merk dir das! Du hörst nur auf das, was ich sage. Verstanden?«

      Mona wollte nicken, hielt aber inne.

      »Nicke!«, gab er den Befehl.

      Sie tat es eilig.

      »Gut, du bist willig, zu lernen«, erkannte er. »Du bist klüger als die anderen. Wer aufmüpfig ist, überlebt hier leider nicht lange.«

      Er hatte ja keine Ahnung, wie gerne sie ihre Angst überwunden und sich gewehrt hätte. Sie wollte es ihm nicht so leicht machen. Aber die Vernunft siegte bei ihrem inneren Kampf. Mona wusste ganz genau, das sie sterben würde, sollte sie ihm zu schwierig werden. Und noch klammerte sie sich zu sehr an das Leben.

      »Die dritte Regel? Sprich!«

      »Ich werde sofort in meine Ecke gehe, wenn Ihr die Tür hereinkommt«, antwortete sie kleinlaut.

      »Gut«, sagte er zufrieden. »Sehr schön. Jetzt sieh mich an.«

      Zögerlich hob sie den Blick und sah in ein freundlich lächelndes Gesicht.

      »Wie heißt du?«, wollte er wissen.

      Einen augenblicklang überlegte sie, einen falschen Namen zu nennen. Aber dieser Mann hatte ihre Handtasche und in ihrer Handtasche befand sich ihre Geldbörse mit ihrem Personalausweis. Er wusste ganz genau, wie sie hieß. Was er hier mit ihr anstellte, waren pure Psychospielchen. Er testete sie.

      »Sprich«, forderte er auf.

      »Mona«, sagte sie ihm. »M ... mein Name ist Mona.«

      Er grinste breit. »Mona? Wie die Mona-Lisa?«

      Mona sagte nichts.

      Er legte den Kopf schief und betrachtete sie grübelnd. »Lächeln mich mal an!«

      Mona blieb das Herz stehen. Sie wusste, er würde ihr wieder wehtun, wenn sie nicht gehorchte, aber sie war nicht einmal in der Lage, die Lippen zu einem falschen Lächeln zu verziehen. Unter großer Anstrengung schaffte sie es dennoch gerade so, ein leicht schiefes Lächeln hervorzubringen, das ihn zufrieden nicken ließ.

      Es hielt zwei Sekunden, eher es wieder verschwand.

      »Weißt du, wer ich bin?«, fragte er. »Nicke, wenn dem so ist!«

      Sie nickte.

      »Du hast meinen Namen also gehört?«, wollte er wissen und klang darüber alles andere als glücklich. »Nicke!«

      Sie bewegte den Kopf bejahend.

      »Nun gut, er ist aber für dich nicht relevant«, sagte er mürrisch. Er beugte sich zu ihr, umfasste ihr Kinn und brachte sein Gesicht nahe an ihres. »Für dich bin ich einfach nur dein Herr. Verstanden? Du nennst mich niemals beim Namen. Ich bin dein Herr. Dein Meister. Andere Namen dulde ich aus deinem Mund nicht. Nicke, wenn du das verstanden hast.«

      Sie nickte, soweit es sein Griff zuließ.

      »Wenn ich dir in Zukunft Fragen stelle, beantwortest du sie mit ’Ja, Herr’ oder ’Ja, Meister’. Hast du das verstanden? Sprich!«

      »Ja, Herr«, brachte sie hervor und musste ihre Tränen zurückhalten.

      Es war eine Erniedrigung, dieses arrogante Arschloch auch noch derart ansprechen zu müssen!

      »Gut«, erwiderte er gedehnt und grinste.

      Seufzend rieb er mit seinem Daumen über ihre trockenen Lippen. »Du warst lange bewusstlos. Weißt du, welcher Tag heute ist?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Das ist auch gut«, sagte er erfreut. »Lange bist du noch nicht bei mir, aber der nette Herr Tie hat sich ein paar Tage um dich gekümmert, eher er dich hergebracht hat. Er schwor mir, dir Wasser eingeflößt zu haben, davon weißt du vermutlich nichts mehr, oder?«

      Mona versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Es war beängstigend, das sie nicht wusste, wie lange sie bei diesem mysteriösen Tie gewesen war, oder was man dort wohl alles mit ihr angestellt hatte.

      »Sprich!«, wurde sie aufgefordert.

      Sie riss sich zusammen und antwortete: »Nein, Herr. Ich weiß nichts davon.«

      »Nun ... nichtsdestotrotz, musst du durstig sein, oder?«, fragte er fürsorglich.

      Erneut erwischte sie sich dabei, wie sie dankbar wurde. Sie nickte eifrig.

      »Willst du etwas trinken, Süße?«

      Sie nickte noch mehr. Was würde sie nicht alles für einen Schluck Wasser tun!

      Man wusste Flüssigkeit erst richtig zu schätzen, wenn man kurz vor dem Verdursten stand und kein Wasser in Reichweite war.

      Er stand auf und sie atmete erleichtert aus - dachte sie doch, er würde ihr ein Glas Wasser holen.

      Doch er blieb über ihr ragend stehen und fragte: »Weißt du, was ich mit dir vorhabe?«

      Sie schüttelte den Kopf. Es war ihr auch egal, sie wollte nur dieses Wasser!

      »Ich werde dich unterwerfen«, sagte er mit bedrohlicher Stimme. »Ich