Wo hast du den gekauft?“
Elinborg stöhnte innerlich auf: „Das weiß ich nicht mehr. Es kann auch sein, dass der Wein ein Geschenk von Dietmar und Marianne war.“
Elinborg hatte das Thema Hillesheim bereits angesprochen, jedoch keine Antwort von ihrem Mann erhalten. Das missfiel ihr sehr, daher sprach sie es beim Abendessen erneut an.
„Wirst du nun mit nach Hillesheim kommen?“, fragte sie mit einem leicht genervten Unterton.
Bernd legte eine Scheibe Käse auf das Vollkornbrot und biss hinein, mit vollem Mund, fragte er: „Was war nochmal in Hillesheim? Eigentlich hatte ich mich mit Dietmar zum Golfen verabredet.“
„Hillesheim nennt sich selbst Krimihauptstadt Deutschlands. Der Ort ist hier in der Eifel, südlich von uns gelegen. Am kommenden Wochenende wird in dem bekannten Krimihotel ein Krimi-Schreibworkshop stattfinden. Ich bin als Beraterin eingeladen worden und lese aus `Endstation Alexanderplatz´ vor. Das Honorar ist zwar nicht der Rede wert, aber der Veranstalter bezahlt die Übernachtung.“
Bernd verdrehte die Augen: „Was ist ein Krimihotel?“
„Ein Hotel, in dem die Zimmer individuell eingerichtet sind. Ich oder wir würden im Kommissar Maigret-Zimmer übernachten.“
„Kommissar Maigret? Wer ist das denn?“
Bernd las keine Krimis, daher kannte er auch nicht die, von dem belgischen Schriftsteller Georges Simenon, ins Leben gerufene Figur.
Elinborg spülte ihre Verärgerung mit einem Schluck Kräutertee hinunter und klärte ihren Mann auf.
Genervt entgegnete Bernd: „Was soll ich so lange machen, wenn du bei diesem Schreibworkshop bist?“
„Du könntest in das Kriminalhaus mit dreißigtausend Krimis gehen oder in die ortsansässige Buchhandlung oder dich in ein Café setzen. Oder du könntest auch einfach nur spazieren gehen. Du musst dich auch mal entspannen und deine Gerichtsverfahren vergessen und golfen kannst du auch ein anderes Mal.“
Als ob er nur auf das Stichwort gewartet hätte, begann Bernd: „Die Bundesregierung hat endlich den Entwurf des Gesetzes zur Umsetzung der Vierten EU-Geldwäscherichtlinie beschlossen.“
„Ja und?“
„Das bedeutet, dass die Präventionsmaßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gestärkt werden. Das ist ein großer Fortschritt!“
„Aha“, murmelte sie gleichgültig.
„Kommst du nun mit nach Hillesheim?“
Er brummte: „Meinetwegen.“
Kapitel 7
Bernd und Elinborg Steinhausen fuhren nach Hillesheim. Bernd parkte den Wagen auf dem Hotelparkplatz. Im Foyer des Krimihotels fand zuerst ein Come together statt. Auf Stehtischen standen Kaffee, Tee und Kekse. Frau Bergmaier, die Organisatorin des Schreibworkshops begrüßte sie und Bernd. Elin schaute sich im Foyer um und schätzte die Teilnehmerzahl auf fünfundzwanzig, vorwiegend Frauen. Kurz darauf winkte ihr fröhlich eine Frau mit einer platinblonden Kurzhaarfrisur zu. War das ihre Freundin Margriet?, fragte sich Elin im ersten Moment. Als die Frau näher zu ihr kam, erkannte sie, dass es nicht ihre Freundin war. Diese Frau hatte nur sehr viel Ähnlichkeit mit ihr.
„Guten Tag Frau Steinhausen! Als ich auf Ihrer Website las, dass Sie dieses Wochenende in Hillesheim sind, habe ich mich sofort angemeldet,“ erklärte sie und schüttelte überschwänglich ihre Hand. Bernd, der neben ihr stand, meinte: „Ich gehe uns an der Rezeption anmelden. Das Gepäck werde ich dann auch auf unser Zimmer bringen. Bis gleich!“
„Okay“, erwiderte Elin.
Elin überlegte wer diese Frau sein könnte. Sie war klein, höchstens 1,60 m. Ihre auffälligen Ohrringe pendelten, während sie sprach. Die Frau schaute Elinborg erwartungsvoll mit einem Lächeln an: „Sicher wissen Sie nicht wer ich bin, oder?“
Verlegen lächelte die Autorin zurück: „Nein, tut mir leid.“
„Ich bin Greta Lundgren“, stellte sich die Frau mit einem leichten Akzent vor.
„Frau Lundgren. Endlich lernen wir uns persönlich kennen.“
„Ich freue mich sehr Sie persönlich zu treffen. Neulich habe ich Ihnen ein Exposé geschickt. Haben Sie es schon gelesen?“
„Nein. Tut mir leid. Bis jetzt hatte ich keine Zeit dazu.“
„Meine Idee war, dass wir zusammen einen Krimi schreiben könnten. Wie ich schon in dem Brief erwähnte, könnte Kommissar Krassek einen Serienmörder jagen …“
Suchend schaute sich Elin im Foyer um. Wo war Bernd? Er wollte doch nur schnell das Gepäck auf das Zimmer bringen.
Sie hörte Greta Lundgren nur mit einem halben Ohr zu, nickte manchmal.
„Wir könnten uns regelmäßig zum Schreiben treffen oder ...“, schlug Greta Lundgren eben vor.
Endlich entdeckte Elinborg ihren Mann. Er kam die breite Treppe hinunter geschritten. Mit einer Handbewegung signalisierte Elin ihm, dass er rasch zu ihr kommen sollte.
Sie sagte zu Bernd: „Frau Lundgren möchte mit mir zusammen einen Krimi schreiben.“
Bernd sah die blonde Frau an. „Ach, tatsächlich? Sie schreiben auch Krimis?“
Greta Lundgren nickte eifrig. „Ja, wenn es meine wenige Freizeit zulässt. Ich habe nämlich ein eigenes Reisebüro.“
„Sie haben ein eigenes Reisebüro?“, wiederholte Bernd.
„Da ich aus Schweden bin, habe ich mich auf Reisen nach Skandinavien spezialisiert.“
„Meine Frau und ich wollten schon länger einmal mit den Hurtigruten fahren“, erklärte Bernd. Elinborg sah ihren Mann erstaunt an. Das war ihr neu.
„Das kann ich nur empfehlen. Wir bieten eine 12-tägige Reise mit Flug an, inklusive Stadtführungen in Oslo und Bergen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gerne das Angebot per E-Mail zukommen lassen.“
Bernd nickte: „Ja, gerne.“
Elinborg mischte sich in das Gespräch ein: „Wissen Sie eigentlich, dass mein Mann Staatsanwalt ist?“
Greta Lundgren fragte: „Wirklich? Das klingt spannend.“
„Er kann Ihnen von zahlreichen Gerichtsurteilen berichten, die das Potential für ganze Romanreihen haben. Nicht wahr, Bernd?“
Elin sah ihren Mann auffordernd an, auch Greta Lundgren schaute ihn mit ihren blauen Augen interessiert an. Als Bernd begeistert anfing von seiner Arbeit als Staatsanwalt zu berichten, entfernte sich Elin. Sie gesellte sich an einen anderen Stehtisch und beobachtete aus den Augenwinkel, wie Greta Lundgren an den Lippen ihres Mannes hing.
Die Stimme von Frau Bergmaier hallte durch die Lobby: „Darf ich Sie nun alle bitten, mir in den Tagungsraum zu folgen.“
Bernd kam zu seiner Frau. „Ich werde jetzt einen Spaziergang durch das Dorf machen. Danach werde ich mich in das Krimicafé setzen, an dem wir vorhin vorbeigefahren sind.“
„Ja, gut. Ich wünsche dir viel Spaß.“
„Danke. Bis später.“
Im Tagungsraum saßen die Teilnehmer an Tischen und schauten Frau Bergmaier erwartungsvoll an.
„Herzlich willkommen zu unserem Krimischreibworkshop!“, eröffnete sie ihre Rede und erläuterte daraufhin den Ablauf des zweitätigen Schreibworkshops. Dann referierte sie fast eine Stunde lang über Kriminalliteratur. Frau Bergmaier zitierte aus „Das verräterische Herz“ von Edgar Allen Poe, nannte den Roman „Der talentierte Mr. Ripley“ als den Beginn des modernen Psychothrillers. Manche Teilnehmer schrieben eifrig in ein Notizheft oder auf einen Block mit. Andere verschränkten die Arme und hörten nur zu. Schließlich schloss Frau Bergmaier