Bernd Dombek

Ab dä Fisch


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regeln würdest.''

      ''Stimmt auch.''

      ''Deshalb, liebes Bruderherz, trete ich hiermit zurück.''

      ''Wie bitte?!''

      ''Natürlich nicht offiziell. Das muss unter uns bleiben. Wir haben dann die besten Chancen Doktor L dieses Mal richtig kaltzustellen. Er wird sich ganz auf mich konzentrieren und dich dabei völlig außer Acht lassen.''

      ''Hört sich gut an.''

      ''Aber das Ganze passiert nur unter einer Bedingung!''

      ''Und die wäre?''

      ''Ich will auf einem kleinen blauen Planeten wohnen.''

      ''Okay, geht klar.''

      ''Und der soll so richtig langweilig am Rand einer noch langweiligeren Galaxie liegen.''

      ''Gut. Bitteschön. Geht auch klar.''

      ''Und dort will ich an einem kleinen langweiligen Fluss leben.''

      ''Ist gebongt. Sonst noch etwas?''

      ''Ja, und zwar mein Herzenswunsch.''

      ''Ist schon erfüllt.''

      ''Ich will eine Wäscherei in Kleve!''

      Selbstverständlich hat sich der Alte sofort darauf eingelassen und in den nächsten zig Milliarden Jahren genau so daran gearbeitet. Seine Schwester reist fortan durch das Universum um irgendwo wieder einmal nett zu entspannen. Zwischendurch zeigt sie sich leicht bekleidet dem entstehenden Leben und behauptet, die Schöpferin des Universums zu sein. Daher kommen übrigens die ganzen halbnackten Abbildungen von Fruchtbarkeits-, Sieges-, Jagd-, Kampf-, Mond- oder Sonnengöttinnen. Wolke hat die Eingeborenen ganz schön kirre gemacht.

      ''Hast du die Titten von der Alten gesehen?! Boah!''

      Das alles dient jedoch einem guten Zweck. Doktor L wird abgelenkt. Er fokussiert tatsächlich sein Augenmerk nur noch auf Wolke und fragt sich natürlich woher eigentlich die ganze Schöpfung kommt. Wolke macht nichts außer Urlaub auf fremden Planeten und liegt dort auch nur ausnahmslos am Strand. Hat ab und zu einen neuen Badefummel dabei, ist aber ansonsten überhaupt nicht mit der Genesis beschäftigt. Währenddessen bastelt der Alte am Universum. Ständig bemüht keine Aufmerksamkeit zu erregen, schleichen sich aber hier und da kleine Flüchtigkeitsfehler in das System ein. Meistens sind sie unscheinbar und nicht der Rede wert, manchmal jedoch recht nervig.

      Genesis

      Zuerst aufgefallen ist es bei den Globsch. Die leben auf einem Wasserplaneten, haben sich irgendwie semi amphibisch entwickelt und auch schon einen gewissen Grad an Intelligenz erreicht. Genau da liegt der Haken. Bis heute kann es nicht ganz geklärt werden, ob nicht doch Doktor L seine Finger im Spiel hat, oder es sich um einen Systemfehler handelt.

      ''Du hast dort nicht richtig aufgepasst, Helge'', lautet Wolkes Kommentar dazu.

      Bei den Globsch ist jedenfalls folgende Sachlage eingetreten. Zur Fortpflanzung müssen sie unbedingt ins Wasser gehen und dort ablaichen. Das hat bis dato einwandfrei funktioniert, jedoch kommt es in der letzten Zeit immer mehr zu Störfällen. Anstatt ins Wasser, platziert einer von den Froschköpfen sein Gelege auf das Blatt einer Teichrose. Selbstverständlich trocknen die Eier dadurch aus. Es entstehen jedoch knisternde Geräusche dabei, die den Globsch ein angenehm kitzelndes Gefühl im Hypothalamus verschaffen. Von diesem Augenblick an beherrscht ein kollektives, grenzenloses Entzücken die gesamte Population.

      ''Der heilig' knisternde Laich, der heilig' knisternde Laich'', betet die Gemeinschaft in jeder Laichzeit. Völlig berauscht vom eigenen Schwachsinn basteln sie sich auf diese Weise die erste verbriefte Religion der Schöpfung.

      Ein ums andere Mal wird die zukünftige Generation der Globsch von nun an auf Blätter von Teichrosen gelegt. Umringt von frömmelnden Anbetern, vertrocknen die Gelege dort innerhalb kürzester Zeit. Und so geschieht es zum ersten Mal in diesem Universum, dass eine Lebensform durch eigene Idiotie von der Bildfläche verschwindet.

      Viele Milliarden Jahre später wird von einer anderen angeblich intelligenten Lebensform eine durchaus galaktisch umstrittene These entwickelt.

      Die Hochintelligenz Theorie!

      Diese Theorie beschreibt im Detail, dass Lebensformen die absolut verblödet, ungetrübt durch Fachwissen, von sich selbst über alle Maßen eingenommen und obendrein in der Schule das nächste Level nie erreichen, aller Wahrscheinlichkeit nach hochbegabte Wesen sind.

      Es kommt darauf hin zu vermehrten elterlichen Versuchen, ihre beknackten Sprösslinge als 'Ultima Ratio' anzupreisen, weil bei ihnen sämtliche Voraussetzungen für Hochintelligenz zutreffen.

      ''Hier guck mal, unser Kevin. Nur Sechsen in der Schule. Der Junge hat es richtig drauf!''

      Wie gesagt, diese These stößt im Universum nicht unbedingt auf ungeteilte Zustimmung.

      Was dem Alten im Laufe der Zeit klar wird, ist der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Idiotie. Je mehr Grips er den Lebensformen mit auf den Weg gibt, desto blöder verhalten die sich.

      Ein gutes Beispiel dafür sind Wesen, die zu mehr als 90% aus Wasser bestehen. Aus einem dem Alten immer noch schleierhaften Grund, zieht es diese Leute immer wieder in die trockensten Gebiete ihrer Planeten.

      ''Wieso schickst du die eigentlich immer in die Wüste'', will Wolke von ihrem Bruder wissen.

      ''Damit hab ich nichts zu tun! Die Irren gehen von ganz alleine dahin!''

      Das stimmt. Ohne Zwang und aus völlig freien Stücken marschiert immer mal wieder das eine oder andere Individuum in die Wüste. Angeblich fühlt es sich auserwählt, kann dort am allerbesten meditieren und mit seinem Gott in Kontakt treten.

      ''Was erzählst du dem denn für ein Zeug'', fragt Wolke neugierig.

      ''Ich erzähl dem gar nichts. Der Bekloppte hört Stimmen!''

      Auch das stimmt. Nach mehreren Wochen mangelhafter Nahrungsaufnahme und gefährlicher Wasserunterversorgung haben die sogenannten Auserwählten einen besorgniserregend dehydrierten Zustand erreicht. In diesem Stadium arbeitet der klare Verstand eigentlich nur noch wie eine Stotterbremse. Warum dieser sogenannte Messias dann von seinen Artgenossen überhaupt noch ernst genommen wird, bleibt wohl für immer deren Geheimnis. Noch viel rätselhafter sind jedoch die 'Worte Gottes', die solch ein Messias in der Wüste empfangen haben will.

      ''Helge?!''

      ''Ich hab' keinen Ton gesagt'', beteuert der Alte immer wieder bei seiner Schwester.

      Mittlerweile vermutet er Doktor L hinter all den Einflüsterungen. Mit seinem schon fast kriminell zu bezeichnendem Humor würde er nur allzu gut ins Bild passen. Das ist das stille Post Prinzip auf galaktischer Basis. Erzähle irgendeinem etwas und lass es von ihm an seine Jünger weitergeben. Was am Ende dabei herauskommt ist bar jeglichen Verstandes und meistens haarsträubend schrill. Trotzdem aber hochgradig lustig und das liebt Doktor L.

      Was die ganze Angelegenheit aber wirklich ärgerlich macht, sind die Mitteilungen an den Alten. Es verhält sich ungefähr so wie in den sozialen Netzwerken. Er bekommt sofort eine Nachricht, sobald wieder irgendein angeblich Berufener seinen Namen nennt.

       'Gott, du wurdest in einem Kommentar erwähnt'.

      Ping und schon klingelt es beim Alten. Wirklich ärgerlich.

      An dieser Stelle muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass Wolke dies alles geahnt hat. Außerdem weiß sie auch, dass der Alte mehrere Milliarden Jahre für den kleinen blauen Planeten brauchen wird. Dann kommt noch einmal der Fluss nebst Kleve hinzu. Das sind summa summarum zusätzlich ein paar hundert Millionen Jahre obendrauf. In der ganzen Zeit hat sie nichts weiter zu tun als Urlaub machen und die Aufmerksamkeit des Doktors auf sich zu ziehen, während ihr Bruder für alles verantwortlich zeichnet. Da zeigt sich wahre Intelligenz. Immerhin und das spricht für ihren guten Charakter, steht sie ihm mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Trotzdem gibt es immer wieder Vorkommnisse, zu denen selbst