Sarah Glicker

Love Against The Rules


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schon.“ Niemand, den ich kenne, klingelt an einem Samstagmorgen um sieben Uhr an meiner Tür. Und schon gar nicht ohne Unterbrechung.

       Schnell streife ich mir einen Pullover über und renne zur Wohnungstür. Wer auch immer auf der anderen Seite wartet, er hat es anscheinend eilig, denn schon wieder schellt er Sturm.

       „Ms. Warren?“ Vor mir steht ein Teenager, der nicht älter als neunzehn oder zwanzig sein kann. Er trägt die Uniform eines Paketdienstes. Anscheinend ist er genauso begeistert davon wie ich, dass er so früh bei mir eine Lieferung abgeben muss.

       „Das bin ich.“

       „Dieses Paket ist für Sie.“ Er reicht mir einen länglichen Karton. Schwer ist er nicht, dafür aber groß.

       „Wer ist der Absender?“, erkundige ich mich erstaunt.

       Der Kurier zuckt mit den Schultern und reicht mir seinen kleinen Computer, damit ich den Empfang bestätigen kann. Nachdem er wieder gegangen ist, stehe ich immer noch an der gleichen Stelle und starre das Paket in meinen Händen an.

       Wer schickt mir etwas?

       „Guten Morgen, Kaylee. So früh schon wach?“ Mrs. Banks, meine 60-jährige Nachbarin, kommt aus ihrer Wohnung und reißt mich aus meinen Gedanken. Erschrocken zucke ich zusammen und schaue in ihre Richtung, obwohl es mir schwerfällt, den Blick von dem Karton zu lösen. Entschuldigend blickt sie mich an.

       „Sie wollen schon mit dem Hund raus?“, lenke ich ab.

       „Manchmal denke ich mir, dass eine Katze vielleicht einfacher gewesen wäre. Aber die täglichen Spaziergänge tun mir gut und halten mich fit“, erklärt sie mir lachend.

       „Wenn das so ist, wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“

       „Ihnen auch, Liebes. Der Mann, der ihre Augen so zum Strahlen bringt, sollte einen Orden bekommen.“

       Mit diesen Worten geht sie den Flur hinunter und verschwindet durch die Haustür nach draußen. Schnell schließe ich meine Tür wieder, bevor mir noch mehr Nachbarn über den Weg laufen. Ich lege das Paket auf den Wohnzimmertisch und öffne es.

       „Was …?“ Fassungslos werfe ich einen Blick in den Karton. In ihm befinden sich mindestens zwei Dutzend roter Rosen.

       Jayden, geht es mir durch den Kopf. Diese wunderschönen Blumen können nur von ihm sein.

       Die Stiele werden von einem dicken, roten Satinband zusammengehalten. Vorsichtig nehme ich den Strauß heraus und trage ihn in die Küche, wo ich Wasser in eine Vase fülle und sie reinstelle. Ich stelle mich davor und betrachte sie ausführlich. Die Farben der Blüten leuchten in einem kräftigen Rot. Stolz tragen sie ihre Köpfe nach oben. So schönes Rosen habe ich in den letzten Jahren selten gesehen.

       Wir kennen uns erst eine Woche, rufe ich mir in Erinnerung. Aber in dieser Zeit hat er etwas in mir berührt, von dem ich nicht wusste, dass es da ist.

       Während ich mir einen Tee mache, huscht mein Blick zu meinem Handy. Ohne darüber nachzudenken, ob es richtig ist oder nicht, mache ich schnell ein Bild von den Blumen und führe es in eine Nachricht ein.

       Danke!

       Mit Tee und Handy in der einen Hand und Blumenvase in der anderen gehe ich zurück ins Wohnzimmer und sehe mich um. Die Pflanzen brauchen einen Ehrenplatz. Irgendwo, wo ich sie immer sehen kann. Ich lasse meinen Blick durch das Zimmer gleiten und entscheide mich für den Esstisch, der gegenüber der Wohnungstür steht. So habe ich immer gute Laune, wenn ich nach Hause komme.

       Kaum habe ich sie hingestellt, dringt das Klingeln des Handys an mein Ohr.

       Es freut mich, dass sie dir gefallen. Was machst du heute?

       Ich treffe mich nachher mit Lisa zum Mittag. Für heute Abend habe ich noch nichts geplant.

       Hast du was dagegen, wenn ich vorbeikomme?

      Mein Herz würde am liebsten schreiben und ihm sagen, dass er jederzeit vorbeikommen darf und er nicht fragen braucht.

       Gerne, du kennst ja meine Adresse.

       Wie könnte ich die vergessen? ;)

       Die Vorfreude auf den gemeinsamen Abend mit Jayden wächst von Sekunde zu Sekunde.

       „Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du hättest unser Essen vergessen.“ Lisa zieht einen Schmollmund, als ich zu ihr an den Tisch trete.

       „Ich habe ewig gebraucht, bis ich einen Parkplatz gefunden habe. Das ist doch wirklich unnormal“, erwidere ich genervt.

       „Das ist Los Angeles an einem Samstag. Es gibt Dinge, die werden sich nie ändern.“

       „Hast du schon bestellt?“

       „Für mich und auch für dich. Pizza, sonst dauert das ja noch ewig, bis ich endlich essen kann.“ Sie zwinkert mir zu und ich muss anfangen zu lachen.

       „Danke.“ Mühsam unterdrücke ich ein Gähnen. So schön ich die Blumen von Jayden auch finde, kam die Lieferung eindeutig zu früh für mich.

       „Müde?“

       „Sieht man das nicht?“

       „Hat Jayden dich in der letzten Nacht nicht schlafen lassen?“

       „Ich habe die letzte Nacht alleine verbracht. Er hat mir Rosen geschickt und den Laden angewiesen, dass sie früh geliefert werden sollen. Vielleicht hatte er Angst, dass ich sonst nicht zu Hause bin.“

       „Er hat was?“

       „Ihn angewiesen ...“

       „Nein, das meine ich nicht“, unterbricht sie mich aufgeregt. „Der Traum jeder Frau hat dir Rosen geschickt?“

       „Schrei es nicht so raus“, weise ich sie zurecht, nicke aber mit dem Kopf.

       „Oh mein Gott, der Kerl ist total verrückt nach dir.“

       „Ich antworte nicht darauf, weil ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Stattdessen erzähle ich ihr von unserer Nacht unter den Sternen. Aufmerksam hört sie mir zu.

       „Das ist so romantisch. Ich hätte nie gedacht, dass er so sein kann. Schließlich wird er in den Medien immer so hingestellt, als wäre er gefühlskalt. Aber bei dir scheint er anders zu sein.“

       Ich bekomme große Augen.

       „Unter den Sternen zu schlafen, war wirklich romantisch.“ Kurz kommt das Gefühl wieder hoch, dass ich schon gespürt hatte, als ich in seinen Armen lag.

       „Kann schon sein“, gebe ich vorsichtig zurück.

       „Kann schon sein? Dieser Mann liegt dir zu Füßen!“

       „Das tut er nicht. Wir kennen uns erst seit einer Woche und haben uns nur dreimal gesehen. Ich glaube kaum, dass man so etwas behaupten kann. Außerdem, warst du nicht diejenige, die meinte, ich solle vorsichtig sein?“

       „Und der Meinung bin ich noch immer. Vielleicht sollten wir uns mal mit unseren beiden Jungs zum Abendessen treffen. Tim besitzt eine gute Menschenkenntnis“, überlegt sie laut.

       „Stellt du meine Menschenkenntnis etwas infrage?“

       Ich erwidere nichts, denn sie hat recht.

       „Können wir das Thema wechseln? Ich bin eh schon nervös genug.“

       „Wieso bist du nervös? Siehst du ihn heute noch?“

       Als Antwort nicke ich erneut, werfe Lisa aber einen finsteren Blick zu. Sie lacht, kommt aber meinem Wunsch nach.

       Wir sitzen eine Ewigkeit in dem Restaurant, unterhalten uns und haben einfach Spaß. Lisa lenkt mich erfolgreich ab, wofür ich ihr dankbar bin. Mit ihr kann ich stundenlang zusammensitzen und quatschen.

       Als es schließlich fünf Uhr ist, verabschiede