J.D. David

Mondschein


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alten Freundes Victor.“

      Die junge Dame knickste vor dem Ritter, der auf sie zuging.

      „Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen.“, begrüßte Geron Isabel und nahm die ihm gereichte Hand zum Kuss.

      „Setz dich doch bitte, wenn es dir nichts ausmacht, sollen sich auch dein Knappe und das Mädchen dort neben hinsetzten, dann lass ich uns eine kleine Stärkung auftragen.“, forderte Richard seine Gäste auf und zeigte Geron seinen Platz an der anderen Kopfseite der Tafel. Geron zeigte auf einen kleineren Tisch, der an der Wand stand und Priovan und Lora setzten sich an den für sie bestimmten Tisch.

      Nachdem Diener einige Teller mit Früchten und anderen kleinen Speisen aufgetischt hatten, begannen die Gespräche zwischen Geron und dem Herzog. Lora versuchte noch möglichst lang zu folgen, verlor aber sehr schnell den Faden. Alleine die Unkenntnis über die genannten geographischen Orte und Personen ließen ihr es wirklich schwer fallen, das zu verstehen, was da besprochen wurde. Sie schaute zu Finn. Dieser folgte dem Gespräch aufmerksam und schien mehr zu verstehen, offensichtlich sogar alles. Das war aber auch gut so, immerhin war er ja König und sollte Valorien mal regieren. Die beiden Adeligen redeten über die Reise, die Geron mit dem König unternahm, über die Vorkommnisse in Tandor und in Rethas, den beiden Herzogtümern, in denen sie vorher gewesen waren, und den immer noch anhaltenden Frieden mit Kargat. Sie redeten über alte Zeiten und auch über Aussichten für die Zukunft. Nach etwa einer halben Stunde schien sich das Gespräch dem Ende zu neigen, als Geron noch etwas einfiel.

      „Ach, mir ist aus verlässlichen Quellen zu Ohren gekommen, dass eine Kutsche, die in den nächsten Tagen aufbrechen soll, auf der Reise von Tjemin nach Andtweil überfallen werden soll. Kennt Ihr einen solchen Transport, bei dem sich ein solcher Übergriff lohnen könnte?“

      Geron erkannte, wie die Farbe aus dem Gesicht der Dame Isabel wich. Auch Richard wirkte offensichtlich besorgt. „Ja, Geron, in der Tat weiß ich von einer Kutsche, bei der sich ein Überfall lohnen könnte, und umso glücklicher bin ich, dass du mich warnst. Mein Mündel, Isabel, wollte in den nächsten Tagen zu ihrer Mutter nach Andtweil reisen, um diese zu besuchen. Ludwig wollte sie begleiten, da er oft dort an der Universität arbeitet. Ich hatte eigentlich nur vor, eine kleine Eskorte mitzuschicken, da man ja eigentlich davon ausgehen kann, in Fendron sicher zu sein. Aber deine Warnung belehrt mich eines Besseren. Ich werde genug Männer zu beider Schutz mitschicken. Vielen Dank für den Hinweis.“

      „Das ist selbstverständlich“, antwortete Geron. „Wenn ich darf, würde ich gerne ebenfalls mitreisen. Meine neue Gefolgsfrau ist keine gute Reiterin und die ersten Tage der Reise in einer Kutsche mitzureisen würde ihr sehr gut tun. Außerdem liegt mir natürlich auch viel an dem Schutz der Tochter von Victor und Eures Sohnes. Ganz davon abgesehen ist unser nächstes Ziel sowieso Andtweil, von dort reisen wir dann nach Lyth Valor weiter.“

      Richard lächelte zufrieden. „Es würde mich sehr freuen, die beiden unter deinem Schutz zu wissen.“

      Der alte Herzog seufzte angestrengt. Anscheinend waren die langen Gespräche für ihn kräftezerrender, als für seine jungen Gesprächspartner. „Gut, ich denke, das war es. Wenn ihr erlaubt, ziehe ich mich jetzt kurz zurück. Wir sehen uns dann in einer Stunde in der großen Halle, ein Diener wird euch dorthin führen. Ich denke das wäre es. Geron, es war mir wie immer eine Freude.“

      Richard erhob sich und nach ihm alle anderen, die am Tisch saßen. Priovan ging zu Geron, um sich hinter ihn zu stellen. Wie angewiesen folgte ihm Lora und stellte sich an dessen Seite. Nachdem der Herzog den Raum verlassen hatte, drehte sich auch Geron um und ging wieder hoch in Richtung ihrer Gemächer.

      Kapitel 4

      Ikran Khan sah die feindlichen Linien näher kommen. Er sah die Angst in den Augen der Verteidiger, die mit Speeren nach vorne gerichtet der Front aus urbischen Reitern entgegen sahen. Er sah die Angst nicht nur in ihren Augen, er spürte sie auch. Er spürte sie, wie sie ihm entgegen schlug. Es war diese Angst, die er stets hervorrufen wollte. Er labte sich an der Angst seines Feindes, bevor er ihn zerschmetterte. Er zog seinen Bogen aus, um mit allen anderen Reitern einen Pfeilhagel auf den Feind niederzulassen. Gleich waren sie nah genug dran für den Angriff. Dann würden sie sich wieder zurückziehen und dann wieder angreifen. Die Valoren würden langsam zermürbt werden, um dann am Ende endgültig von der Kavallerie besiegt zu werden. Er schaute über den angelegten Pfeil auf seine Feinde. Dann sah er etwas, das ihn sowohl überraschte als auch erschreckte. Hinter den Reihen der Feinde erhoben sich auf einmal Bogenschützen, Langbogenschützen. Und sehr viele davon. Ikran Khan wusste noch gar nicht, wie ihm geschah, als auf einmal dreihundert Pfeile auf die Urben zu flogen.

      Die Pfeile aus Rethas waren gut gezielt. Die meisten fanden ihr Ziel. Pfeile durchschlugen die leichten Rüstungen der Steppenkrieger, sie brachten Pferde zu Fall und warfen Reiter aus dem Sattel. Kaum war die erste Salve abgefeuert, flogen schon die nächsten Pfeile von den Langbögen auf die Urben zu. Ikran Khan schaute sich nach links und rechts um. Zwei seiner Söhne waren getroffen worden, nur zögerlich flogen auch Pfeile auf die Valoren zu, die aber aufgrund der Schilde keinen größeren Schaden anrichteten. Auf der Seite der Urben war der Angriff dafür umso verheerender. Pferde und Reiter wurden getötet und blockierten den Weg für die hinteren Krieger. Alles ging drunter und drüber. Der Überraschungsangriff der Bogenschützen aus Rethas war wirklich gelungen, ebenso wie es Celan geplant hatte.

      Ikran Khan warf den Bogen davon und zog seinen Säbel. Er reckte die Klinge in die Luft und ritt wieder zurück Richtung Osten. Von dem ersten Schock des Gegenangriffs erholt ordneten sich die Reiter wieder hinter ihrem Anführer. Nun war es Zeit für den Gegenangriff. Ikran Khan wendete sein Pferd. Er schaute auf den Feind und deutete, als er einen seiner Söhne anschaute, auf die rechte Flanke des Feindes, der den Befehl wortlos mit einem Nicken bestätigte und mit seinen Reitern einen Angriff auf die rechte Flanke vorbereitete. Dann begann ein erneuter Hauptangriff. Die Urben hatten aus ihrem ersten Fehler gelernt. Ihre Reihen waren jetzt weiter aufgefächert und so nicht so leicht zu treffen. Obwohl ihnen wieder die rethanischen Pfeile entgegenschlugen, konnten die Urben ihren Angriff diesmal besser durchführen. Statt direkt zurückgeworfen zu werden gelang es den Steppenkriegern einige Lücken in die Infanterie des Feindes zu schießen. Und gleichzeitig begann der Flankenangriff und stiftete so weitere Unordnung. Ikran Khan war erst von dem Gegenangriff verwirrt gewesen, aber jetzt war er wieder zuversichtlich. Da hörte er den Klang von Trompeten.

      Arthur achtete nicht darauf, ob sein erster Pfeil traf oder nicht. Er zog direkt seinen zweiten Pfeil aus den Boden und schickte ihm den Feind entgegen, ebenso schnell ließ er die nächsten drei Pfeile folgen. Dann schaute er nach vorne. Der Angriff war wirklich gelungen. Nicht nur war der erste Angriff der Urben gestoppt worden, sondern sie drängten die Reiter auch noch zurück. Arthur sah zufrieden wie sie zurückwichen, erkannte aber, dass sie sich nur neu ordneten. Dann kam der erneute Angriff und dieser würde nicht so leicht zurückzuwerfen sein. Arthur erkannte, wie sich ein Teil der Angreifer löste und die Flanke attackierte. Das Zentrum stand wie eine Mauer, dessen war sich Arthur sicher, aber wie gut es um die rechte Flanke bestellt war, konnte er nicht so gut einschätzen. Zumindest würde ihnen etwas Feuerhilfe gut tun. Er lief hinter den Reihen entlang. Während die regulären rethanischen Bogenschützen ihren Beschuss fortsetzten, folgten die schwarzen Pfeile ihm zu der rechten Flanke. Die fünfzig Bogenschützen formierten sich um Arthur und ein weiterer gezielter Angriff ging auf die Urben los, die die rechte Flanke bedrohten.

      Doch der Angriff wurde nicht gestoppt. Nur einzelne Reiter wurden von den Pfeilen aus dem Sattel gehoben. Trotzdem traf fast die gesamte Wucht der urbischen Kavallerie die rechte Flanke der tandorischen Truppen. Die leichten Soldaten, die zum größten Teil das erste Mal in einer Schlacht standen, hatten den erfahrenen Steppenkriegern nichts entgegen zu setzten. Reihenweise wurden die Soldaten von den Reitern abgeschlachtet. Doch langsam kam der Sturm zum Stehen und es entwickelten sich mehr und mehr Zweikämpfe. Arthur ließ den Beschuss durch die schwarzen Pfeile fortsetzten, aber langsam schwand seine Hoffnung, da er auch sah, wie der Hauptangriff nach und nach das Zentrum schwächte. Wann kam endlich der Angriff des Herzogs? Oder ließ er sie hier alleine mit den Urben? Kurz zweifelte Arthur, als er endlich die Trompeten hörte, die den Angriff der tandorischen Reiterei einleiteten. Und Arthur sah