J.D. David

Sternenglanz


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brachte.

      „Es war das Schicksal, dass sie hierherführte. Auch wir können das Schicksal nicht ändern. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass ihr euch begegnet.“, sagte der Fürst, schaute dann aber ernster. „Und nun, Yatane, solltest du schnell umkehren.“

      „Wieso…?“, wollte Yatane noch fragen, bemerkte dann aber die Dummheit der Frage. Es gab nur einen Grund. Die Menschen, die Kaiserlichen. Sie mussten durch ein anderes Tal gezogen sein, und hatten sie umgegangen. Hoffentlich achtete Arthur auf Luna. „Werden wir uns wieder begegnen?“, fragte die Elfe noch, bevor sie loslaufen wollte.

      „Bestimmt.“, antwortete der Wanderer. Dann drehte sich Yatane um und lief los. Sie blickte noch einmal kurz über die Schulter. Aber das Tal vor ihr war leer.

      „Haltet die Schwerter bedeckt und senkt den Kopf. Überlasst das Reden mir.“, wies Arthur hektisch die Mitreisenden an. Rogard und die anderen beiden Freitaler stellten sich um die Königin und Arthur trat einige Schritte nach vorne.

      Sie hatten die Patrouille zu spät gesehen. Yatane war vorweg gegangen, aber anscheinend hatte sie einen anderen Weg eingeschlagen als jenen, aus dem die Kaiserlichen gekommen waren. Es waren einige Männer, bestimmt zwei Dutzend. Sie konnten es nicht auf einen Kampf ankommen lassen. Sie hatten keine Rüstungen, und die Kaiserlichen waren gut bewaffnet und achtsam. Das Risiko war zu groß. Auch zur Flucht gab es keine Möglichkeit mehr, sie waren schon gesehen werden. Also mussten sie unauffällig weiter, als hätten sie nichts zu verbergen.

      „Halt, im Namen des Kaisers.“, sagte der Offizier der kleinen Truppe, noch bevor diese sie erreicht hatten. Arthur erkannte, wie einige der Soldaten ihre Armbrüste vom Rücken nahmen und bereithielten, während sechs weitere Soldaten weitermarschierten, um sie zu umzingeln. Arthur gab den Männern hinter ihm ein Zeichen, inne zu halten, und beobachtete die Soldaten des Kaisers.

      „Wie kann ich Euch weiterhelfen, mein Herr?“, fragte Arthur höflich mit einer leichten Verneigung.

      „Das heißt Vierter.“, korrigierte der Offizier Arthur harsch. „Wir sind im Kaiserreich. Gewöhne dich daran, Bürger. Was macht ihr hier im verlassenen Hügelland?“

      „Wir sind Jäger auf der Wanderung. Wir hörten von prächtigem Wild, dass sich im Winter hier tief in den Hügeln aufhalten soll.“, antwortete Arthur.

      Der Offizier betrachtete Arthur skeptisch und blickte dann an ihm vorbei zu den anderen Gestalten.

      „Vierter, der Mann trägt ein Schwert.“, sagte auf einmal einer der Soldaten, der sie umrundet hatte und deutete auf Arthur. Trotz aller Bemühungen: Blutstein war doch zu groß, um es einfach unter einem Umhang zu verbergen. Sofort legte der Vierte seine Hand auf sein Schwert.

      „Wir suchen einige Aufständische hier in den Hügeln. Ich denke, ihr habt uns einiges zu erklären.“, sagte er und ging dann langsam auf die Gruppe zu. Seine Hand lag auf dem Schwertgriff, während die zwei Soldaten hinter ihm bereits ihre Armbrüste hochnahmen.

      „Wir haben niemanden gesehen.“, versuchte es Arthur noch ruhig und wich langsam ein, zwei Schritte zurück. Er schaute kurz über die Schulter und sah, dass sich die Männer enger um Luna positionierten.

      „Legt alle eure Waffen nieder, dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“, befahl der Vierte, als er bemerkte, dass Arthur wohl nicht der einzige Mann mit einem Schwert war.

      Arthur wog alle Optionen ab. Die Wahrscheinlichkeit, die ganze Sache zu überleben, wenn sie kämpften, war nicht gerade groß. Yatane wäre eine große Hilfe gewesen, aber sie war nicht da. Wenn die Kaiserlichen allerdings das Schwert von ihm und Luna genauer erkannten, war er sich ganz sicher, dass sie dies nicht überleben würden.

      Vorsichtig und ohne auffällige Bewegung griff er unter seinem Mantel zu seinem Dolch. Er sah, dass die Armbrustschützen mittlerweile auf sie anlegten. Jeder Krieg forderte Opfer. Und wenn er als erster Mann das sein würde, dann war dies wohl sein Schicksal.

      „Die Waffen auf den Boden. Sofort!“, befahl der Vierte diesmal mit Nachdruck. „Ansonsten betrachten wir dies als Widerstand gegen das Kaiserreich.“

      „Männer…“, sagte Arthur ruhig und hob die Hand beruhigend. „Schützt die Königin!“, rief er dann laut, zog mit der linken das Messer und warf es nach vorne, direkt in die Kehle des kaiserlichen Offiziers.

      „Verdammt.“, zischte Yatane leise und schlug mit ihrer Hand auf den Stein. Wo waren die nur hergekommen? Sie schollt sich einen Narren, sich so weit von Luna und Arthur entfernt zu haben. Immerhin hatte sie versprochen, die junge Königin zu schützen. Doch in ihrem Drang, den Weg vor ihnen so gut wie möglich zu kennen, hatte sie genau diese vernachlässigt. Nun waren sie in einer Situation, die mehr als verfahren war. Sie sah, wie Arthur mit dem Anführer sprach, konnte aber die Worte nicht verstehen. Langsam legte sie einen Pfeil auf den Bogen, wollte aber noch nicht schießen. Vielleicht schaffte es der Ritter, ohne einen Kampf aus der Situation zu entkommen. Denn selbst wenn sie aus der Ferne half, waren die Chancen auf einen Sieg schlecht.

      Sie blickte sich um. Erkannte, wie die Soldaten die kleine Gruppe umzingelten, wie dahinter einige Kaiserliche Armbrüste spannten und schussbereit hoben. Doch da war noch mehr, das spürte sie. Wachsam schaute sie von ihrer erhabenen Position in das Tal hinein. Dann erkannte sie eine Bewegung. Unauffällig, fast nicht sichtbar, aber ihrem Auge nicht entgangen. Skeptisch musterte sie den Weg. Ein Stein, hinter einem großen Felsen, wirkte unnatürlich. Die Büsche an einer Seite des Weges schienen nicht in das Gesamtbild zu passen. Und sie bewegen sich mehr, als der Wind es verursachen würde. Die Kaiserlichen waren nicht die einzigen Menschen im Tal.

      Dann nahm sie noch etwas wahr. Sie sprang auf, ließ den Bogen fallen, und zog in einer blitzschnellen Bewegung ihre Klinge aus dem Gürtel. Die Spitze des elfischen Schwertes verharrte genau auf dem Brustpanzer ihres Gegenübers, dessen Schwert wiederrum auf ihre Brust gerichtet war. Wie konnte sie ihn nicht bemerkt haben? Sie musterte den jungen Mann.

      Er war für einen Menschen eher jung, vielleicht vier, fünf Jahre älter als Luna. Sein Gesicht wurde von einem schlecht rasierten Bart geziert, der wie seine strubbeligen Haare tiefschwarz war. Außer dem glänzenden Brustpanzer mit einer Krone und zwei Sternen darauf trug er nur einfache Lederrüstung und einen dicken Umhang aus Fell, der ihn vor Kälte schützte aber auch im Hügelland tarnen konnte. Sein Schwert war klassisch kargatianisch, aber von guter Machart.

      „Du gehörst nicht zu denen da unten.“, stellte Yatane kalt fest und meinte damit natürlich die Kaiserlichen.

      „Und du?“, fragte der Mann mit hochgezogener Augenbraue zurück.

      „Ich habe keine Zeit hierfür. Versuch entweder mich abzustechen, oder lass mich in Ruhe.“, antwortete Yatane.

      Der Mann grinste. Aber bevor er etwas antworten konnte, hörte man den Ruf von Arthur, der durch das Tal schallte: „Schützt die Königin!“

      Yatane erkannte, dass dieser Mann sie nicht sofort töten würde. Er war das geringere Problem. Sie drehte sich weg, steckte ihre Klinge in die Erde neben sich, griff den Bogen, den Pfeil, und schickte dann den Tod ins Tal.

      Als sein Messer noch in der Luft war, griff Arthur bereits zu Blutstein und zog die schwere Klinge aus der Scheide auf dem Rücken. Er lief nach vorne auf die Mehrzahl der Soldaten zu und erwartete jeden Moment, wie ihn die Bolzen stoppten. Doch zu seiner Überraschung feuerten die Schützen an ihm vorbei. Er schaute kurz über die Schulter und erkannte noch, wie Rogard sich schützend vor Luna stellte. Doch es gab nichts, was die Bolzen bremsen konnten. Drei Stück schlugen in seine Brust ein. Arthur blickte wieder nach vorne. Er konnte auch nichts anderes tun.

      Mit einem Hieb schlug er den Speer eines noch überraschten Kaiserlichen zur Seite und versenkte seine Klinge in dessen Brust. Den nächsten Feind konnte er ebenso leicht besiegen, auch noch den Dritten. Doch dann war er umstellt. Zwei Hieben konnte er noch ausweichen, einen weiteren parieren, aber dann erkannte er nur noch den Schild aus seinem Augenwinkel. Die Wucht des Schildschlages ließ ihm die Luft aus der Lunge weichen. In seiner Schulter hörte er ein Knacken und spürte einen beißenden Schmerz. Er fiel nach hinten auf den Boden