J.D. David

Sternenglanz


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eine Legende wirke ich recht real, oder?“, sagte sie.

      Luna blickte währenddessen skeptisch zu Arthur. Sie musste die Frage nicht stellen. Konnte sie sich zu erkennen geben? Konnte sie ihre wahre Identität preisgeben? Was war zu verlieren, was zu gewinnen? Arthur nickte.

      „Ich bin Luna I. Amalia von Valorien, Erbin St. Gilberts und damit Königin von Valorien und Kargat. Dies ist meine Freundin Yatane vom Volk der Elfen aus dem fernen Land Alydan sowie Arthur von Freital, Freiherr von Freital und Ritter Valoriens.“

      Adrians Miene wirkte wie versteinert, als auch Yatane zurück an die Seite der Königin trat. Er blickte Luna, die noch immer Zeitensturm in der Hand hielt, ungläubig an.

      „Was zum… Wie…Wann…“ Man merkte, dass er versuchte irgendeine sinnvolle Frage zu formulieren, aber es nicht ganz schaffte. Schließlich entschloss er sich, stramm zu stehen, die Faust zur Brust zu führen für den kargatianischen Salut, und sich soldatisch kurz zu verbeugen. „Euer Majestät. Ich hörte von der Auslöschung unseres Königshauses. Ihr erhebt also Anspruch auf die Krone Kargats?“

      „Das tue ich. Wenn Kargat erst frei ist, werde ich das alte Reich Gilberts wiederherstellen.“

      „Dann… dann werdet ihr uns helfen?“

      „Ja, mein Junge.“, antwortete wieder Arthur. „Deshalb die Frage: Wie viele Männer sind unter deinem Kommando?“

      „Etwa zweihundert. Auf viele Dörfer und Lager in den Hügeln verstreut. Wir sind aus Karkliff geflohen, nachdem die Kaiserlichen es eingenommen haben.“ Arthur schaute kurz zu Luna, bevor Adrian noch hinzufügte. „Aber es gibt bestimmt noch mehr Männer, die sich gegen die Soldaten stellen würden, wenn uns jemand hilft.“

      „Danke, Adrian.“, sagte Luna und schaute über die Leichen. Die Kaiserlichen und ihre Männer. „Wir müssen nach Norden, Adrian. Nach Valorien. Kannst du uns helfen?“

      „Wieso seid ihr überhaupt hier in Kargat?“, fragte Adrian, erhielt aber von Arthur nur ein Kopfschütteln als Antwort.

      „In Karkliff liegt die kaiserliche Flotte und hat auch einige der Handelsschiffe beschlagnahmt. Ich glaube nicht, dass ihr dort Glück haben werdet. Eure beste Chance ist ein Schiff in Härengar zu finden, dessen Kapitän mit genug Gold einen Umweg in Kauf nehmen würde. Und keine Fragen stellt.“

      Arthur nickte. So in etwa hatte er sich das vorgestellt. Bevor sie losgezogen waren, hatte er die Karte des Nachbarlandes studiert und lange mit Taskor gesprochen. Karkliff wäre seine erste Wahl gewesen, aber diese fiel nun aus. Also Härengar. Es war ein großes Risiko, in die größte Stadt des Reiches zu gehen. Aber es blieb kaum eine Wahl.

      „Kannst du uns dorthin bringen?“, fragte der Ritter den jungen Hauptmann.

      „Ja. Ich kann euch bis kurz davor begleiten. Allerdings nicht bis in die Stadt. Einige Menschen kennen mich, Kargatianer, die mit dem Feind zusammenarbeiten. Von früheren Treffen.“

      „Es gibt Kargatianer, die mit den Kaiserlichen zusammenarbeiten?“, fragte Luna ungläubig. Adrian nickte.

      „Ja, einige. Es gibt genug Adelige, denen gleich ist, ob sie dem König von Kargat oder dem Kaiser der Sonne dienen, so lange ihre Einnahmen stimmen und sie ihre Ländereien beherrschen können. Mein Vater war nicht einer von denen. Deshalb wurde er hingerichtet.“

      „In Ordnung.“, sagte Luna. „Wenn du uns bis nach Härengar bringst verspreche ich dir, dass bald valorische Truppen in Karkliff stehen werden. Wenn du die Sternenbanner am Horizont siehst, dann sammele alle deine Männer.“

      „Sehr wohl, Majestät.“, sagte Adrian und verneigte sich.

      „Wir müssen uns nun noch um unsere Toten kümmern.“, sagte Arthur und blickte traurig zu Rogard, der von Bolzen gespickt auf dem Weg lag. Er kannte dessen Mutter und Frau gut. Es würde keine einfache Nachricht sein, die er nach Freital brachte. Kein einziger Mann würde in die Heimat zurückkehren. Voraussetzung war allerdings, dass er selbst nach Valorien kam, um Nachrichten zu überbringen.

      „Natürlich.“, sagte Adrian. „Meine Männer werden euch helfen.“ Dann wandte er sich ab und ging zu seinen Soldaten.

      „Geht es dir wirklich gut?“, fragte nun Yatane noch einmal leise und ging näher zu Luna. Sie blickte auf den Bauch der Königin, der unter der dicken Kleidung noch fast unscheinbar wirkte, wenn man es nicht wusste.

      „Ja. Es geht erstaunlich gut.“, sagte sie Königin und betrachtete Zeitensturm noch einmal. „Das Schwert. Es scheint mir Kraft zu geben. Was meintest du damit, als du sagtest, dass es Magie ist?“

      „Es ist die Magie eines Elfenfürsten. Tanatel ist sein Name.“, antwortete Yatane,

      „Der aus deiner Geschichte? Das hast du noch nicht erzählt.“, fragte Luna interessiert und steckte Zeitensturm zurück in die Scheide.

      „Ja. Es gibt immer noch mehr Geschichten zu erzählen.“, sagte Yatane und zwinkerte. Doch auf einmal sah sie einen Ausdruck von Schwäche in Lunas Gesicht, als sich ihre Hand vom Heft des Schwertes löste.

      „Luna, alles gut?“, fragte die Elfe erneut. Doch die Königin antwortete nicht. Sie wirkte auf einmal wieder blasser, kraftloser. Dann zuckten ihre Augen kurz und sie verlor das Bewusstsein.

      „Luna!“, rief Yatane sofort und fing die Königin auf, bevor sie auf den Steinboden fiel. „Luna!“, rief sie erneut sorgenvoll, doch die Königin hörte sie nicht mehr.

      Kapitel 7

      Das Wasser des Calas spritzte bis auf seine Rüstung, als Narthas sein Pferd durch die Furt trieb. Er hatte mit seinen Gefährten ein schnelles Tempo angeschlagen. Neben ihm ritten der Ritter Wanfried, sein Sohn Lokran, und Zirgas, sowie etwa einhundert urbische Reiter. Viel zu wenig, um einen echten Angriff auf die Armee zu führen, die ihnen gegenüberstand. Doch ausreichend, um ihnen zu zeigen, dass die weiße Flagge, die sie trugen, kein Zeichen der Schwäche war. Es ging nur um Verhandlungen, um eine Schlacht zu vermeiden. Vorerst.

      „Anscheinend wollen sie auch reden.“, bemerkte Wulfric als sich aus dem Heer etwa fünfzig Reiter lösten. Im Vergleich zu den Urben waren die Reiter der Peltamark schwer gerüstet. Jeder einzelne Reiter trug eine Plattenrüstung und, wie Narthas bemerkte, ein eigenes Wappen. Auch die dahinterstehenden Fußsoldaten trugen in Gruppen zu zehn bis zwanzig Mann verschiedene Banner, sahen ansonsten aber ärmlich aus, ausgerüstet mit Bögen, Äxten, einfachen Holzschilden, oder Speeren, jedoch ohne jegliche Rüstung. Das Banner des vordersten Reiters war dennoch am meisten zu sehen: ein schwarzer Turm auf hellblauem Grund, umrahmt von mehreren Weizenären.

      „Halt!“, sagte Narthas auf urbisch und streckte die Faust in die Höhe. „Nur wir vier und zwei Bannerträger.“, sagte er und ritt mit Wanfried, Lokran, und Zirgas nach vorne, gefolgt von zwei Reitern, die das Banner des Khans und ein Sternenbanner Valoriens führten. Auch die gegenüberliegenden Reiter hielten inne und formierten sich ordentlich in drei Reihen, die Lanzen in die Höhe gerichtet. Neben dem Anführer lösten sich zwei weitere schwer gepanzerte Reiter, ein Bannerträger mit dem schwarzen Turm, und ein jüngerer Mann, der nur leicht gerüstet war. Narthas musterte sowohl die Armee als auch den Anführer, als sie näher aufeinander zukamen. Die etwa fünfzig schwer gerüsteten Reiter waren ohne Zweifel das Herzstück der Armee. Neben diesen gab es noch etwa achtzig weitere Reiter, die jedoch keine eigenen Banner trugen und deutlich leichter gerüstet waren. Außerdem wirkten sie jung. Daneben gab es noch dreihundert Fußsoldaten. Obwohl es Bauern wohl besser traf. Trotz der unterlegenen Position wirkte der Anführer selbstbewusst. Er blickte entschlossen zu Narthas und dem Khan direkt in die Augen. Seine hellbraunen Haare waren wie sein spitzer Bart ordentlich frisiert. Seine Plattenrüstung war aufwendig aus vielen Einzelteilen gefertigt. Auf dem Rücken trug er einen Wappenschild, am Schwertgurt eine breite Klinge.

      Narthas hielt inne, als sie nur noch wenige Schritte trennten. „Ihr betretet die Länder der Peltamark, Urbe. In Adenurs Name, kehrt um oder findet den Tod!“, sagte der Mann bedrohlich in gebrochenem Urbisch. Erst jetzt blickte er zu Wanfried und bemerkte,