J.D. David

Sternenglanz


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ihnen bei der Suche zu helfen. Und um sie zu bewachen, so vermutete Narthas zumindest. Er fand den Herzog am Rand des Schlachtfeldes. Die Spuren auf seiner glänzenden Rüstung ließen allerdings erkennen, dass Arnold sich keinesfalls aus der Schlacht zurückgehalten hatte.

      „Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt.“, stellte Narthas trocken fest.

      „Ja, das habt ihr.“

      „Also?“, fragte er herausfordernd nach.

      Arnold grinste. „Wenn mir jemand vor einigen Monaten gesagt hätte, dass ich auf der selben Seite wie ein Urbe kämpfen würde, hätte ich es nicht geglaubt.“, sagte er. „Ich habe heute Morgen eine Nachricht aus Tarvestdamm erhalten. Der Erzherzog hat einen Erlass ausgestellt, dass sich jeder Ritter eurem Feldzug anschließen darf. Die Kirche hat das Kaiserreich zu Ketzern und Feinde von Adenur erklärt.“

      „Und das heißt?“, fragte der Khan. Arnold blickte dem Urben in die Augen.

      „Das heißt, dass ich so viele Ritter wie möglich sammeln werde und dich und deine Männer in zwei Wochen an der Belgafurt treffe. Von dort ziehen wir durch die Peltamark nach Kargat.“

      Narthas nickte und schlug dem Herzog auf die Schulter. „Das wird aber ein anderer Kampf, das verspreche ich dir.“ Dann wandte sich der Khan ab.

      Kapitel 8

      „Vierter Cedric, tritt vor.“ Die Stimme des Zweiten hallte über die kaiserlichen Soldaten, die in enger Formation standen und eine freie Fläche in der Mitte bildeten. Neben dem Zweiten stand der Erste der 11. Armee. Darcilos war eine beeindruckende Gestalt. Seine Haut war schwarz, etwas, das man in Valorien kaum kannte, und wies auf seine Herkunft jenseits der See von Tartum weit im Süden der kaiserlichen Provinzen hin. Doch vielmehr war es seine Größe und Kraft, die einen Feind erzittern lassen konnte. Seine Arme waren von Narben bedeckt, die er sich zugezogen hatte, während er sich durch die Ränge des Kaiserreiches gekämpft hatte. Jeder Mann in den Diensten des Kaisers konnte großes erreichen. Darcilos hatte dies bewiesen. Und der Erste war überzeugt, dass der junge Mann, der nun vor ihm niederkniete, ähnliche Möglichkeiten hatte.

      „Cedric.“, begann der Erste mit tiefer Stimme zu sprechen. „Du hast mehr als einmal Führungskraft und Stärke im treuen Dienst für den Kaiser bewiesen. Selbst in größter Not warst du ein Vorbild des Mutes und der Entschlossenheit für die Soldaten unter deinem Kommando, hast in erster Reihe gekämpft, und dem Banner der Sonne Ehre gemacht. Für diese Tapferkeit erhebe ich dich in den Rang eines Dritten. Von diesem Tag an sollst du das 6. Banner des 1. Regimentes der 11. Armee als Offizier befehligen, es in den Kampf anführen, um den Frieden des Kaisers zu erstreiten. Erhebe dich, Dritter Cedric.“

      Der junge Mann stand auf und schlug die Faust zum Salut auf die Brust. „Erster!“, sagte er anerkennend. „Ich werde mein Leben für den Kaiser geben.“

      Darcilos nickte anerkennend. „Lebend wirst du ihm mehr dienen können.“, sagte er und fasste den neuen Dritten dann an der Schulter. „Komm mit!“, sagte er und wandte sich dann an den Zweiten, der neben ihm stand. „Du auch, Kalik!“, sagte er.

      Gemeinsam schritten die Offiziere durch eine Gasse, die die kaiserlichen Soldaten öffneten, dann durch das Heerlager bis auf den kleinen Erdwall, der das Lager schützend umgab.

      Als die drei Männer die kleine Anhöhe erreichten blickten sie auf den Fluss, den Teng, und die Stadt, die an dessen Ufer lag. Gründau.

      „Cedric, ich hoffe, du bist bereit, dein Banner in deine erste Schlacht als Dritter zu führen.“

      „Gegen wen kämpfen wir, Erster?“, fragte Cedric verwundert. Er hatte eigentlich angenommen, dass sie hier nur ein längeres Lager aufgeschlagen hatten, um aus der Stadt versorgt zu werden. Sie waren ja auch erst vor zwei Tagen eingetroffen. Doch erst jetzt bemerkte er, dass auf den Palisaden der Stadt die Banner des Kaiserreiches fehlten.

      „Kalik?!“, sagte Darcilos auffordernd.

      „Gründau hat sich schon vor etwas mehr als einem Jahr gegen den Frieden des Kaisers aufgelehnt. Damals konnten wir die Bürger unter der Androhung eines Angriffes überzeugen, die Stadt wieder zu übergeben. Die Rebellen waren bereits geflohen. Wir haben später in Dornat einige der Rädelsführer gefangen nehmen können. Sie sollten vor einigen Wochen hier am Ort des Verbrechens hingerichtet werden. Seitdem haben wir keine Nachricht mehr vom Dritten erhalten, der die Stadt gehalten hat.“

      „Deswegen habe ich das 1. Regiment hierhergeführt.“, fügte der Erste hinzu. Ein volles Regiment war mehr als genug, um diesem Widerstand ein Ende zu bereiten. Dennoch hatte er gewartet, bis alle Banner zusammengezogen waren, bevor er den Angriff befahl. Es war um einiges schwieriger, ein rebellisches Land mit einer kaiserlichen Armee zu halten, als es initial einzunehmen. Während des Vormarsches konnte man die Armee zusammenhalten, die Stärke ihrer Anzahl und Geschlossenheit nutzen. Nun war er dazu gezwungen worden, die 11. Armee über das ganze Land zu verteilen, um Präsenz zu zeigen.

      „Wir werden die Stadt für den Kaiser zurückerobern!“, sagte Cedric entschlossen. „Ich werde den Vormarsch mit Freuden führen.“

      Doch der Erste schüttelte den Kopf. „Nein. Wir werden die Stadt nicht einnehmen. Wir haben diesen Bürgern den kaiserlichen Frieden angeboten. Zweimal. Doch sie haben ihn ausgeschlagen. Nun werden wir ein Exempel statuieren, dass man in der ganzen Provinz Kargat hören wird.“, sagte er und wandte sich dann an Kalik.

      „Zweiter, die Katapulte.“, befahl er. Der Zweite salutierte nur, wandte sich ab, und schritt den Erdwall hinunter. Doch bis nach oben hörte man den Befehl.

      „Katapulte, vor!“

      Cedric erkannte, wie mehrere Männer vier Katapulte in Stellung brachten, während weitere Männer Steine und Brandgeschosse heranschafften.

      „Aber Erster, sind wir als Soldaten nicht verpflichten, die Bürger des Kaiserreiches zu beschützen?“, fragte Cedric und blickte sorgenvoll auf die kleine Stadt. Doch Darcilos schüttelte den Kopf.

      „Nein Junge, diese Menschen sind keine Bürger mehr. Sie sind Rebellen und Feinde des kaiserlichen Frieden. Feinde des Kaisers der Sonne selbst. Es gibt nur eine Möglichkeit mit ihnen zu verfahren.“, antwortete er mit ruhigem Ton. „Nun geh zu deinem Banner. Auf meinen Befehl wirst du den Angriff führen.“

      Cedric überlegte noch kurz, was er dazu antworten konnte. Aber er wusste nichts, dagegen einzuwenden. Also salutierte er nur noch. „Sehr wohl, Erster!“

      Er drehte sich nun ebenfalls um und schritt den Erdwall hinunter. Von oben hörte er noch die lauten Befehle des Ersten, der sich direkt an die Mannschaften der Katapulte wandte: „Zielt mit den Steinen auf das Tor. Schickt die Brandgeschosse tief in die Stadt hinein.“ Nachdem er die Ziele ausgegeben hatte, zögerte Darcilos kurz. Dann gab er den Angriffsbefehl. „Feuer frei!“ Nun hörte Cedric nur noch die krachenden Geräusche der vier Katapulte, die abgefeuert wurden.

      Der junge Dritte zog sein Schwert. Er blickte auf das geborstene Stadttor, hinter dem sich verzweifelte und verängstigte Verteidiger sammelten. Er sah die Flammen und Rauchsäulen, die aus der Stadt aufstiegen. Auch die Palisade selbst war an mehreren Stellen durch den dauernden Beschuss zerstört worden. Er hörte auch die Rufe. Die Schreie. Das Wehklagen. Von Frauen. Von Kindern. Von den Schwachen, die dachten, sie wären sicher, weil sie selbst kein Schwert führen konnten. Aber die Mitwisserschaft machte sie genauso schuldig, wie jeden Mann, der sich gegen das Kaiserreich aufgelehnt hatte.

      „Formation bilden!“, befahl Cedric laut. Sofort hoben seine Soldaten die Schilde, traten je einen Schritt in die Mitte der Formation, um diese zu schließen, und bildeten dann einen massiven Schildwall. Die zweite Reihe hob die Schilde, um auch gegen Beschuss gefeit zu sein, während die Schützen in den hinteren Reihen ihre Armbrüste spannten.

      Er erinnerte sich an das kleine Dorf in Valorien, an dem sie unter dem Dritten Jaromir ein ähnliches Exempel hatten statuieren wollen. Damals hatte sich ein Mönch der Laëa dazu entschieden, das Morden zu stoppen. Er hatte unter seinen Kameraden ein Blutbad angerichtet und nur Cedric Gnade