J.D. David

Sternenglanz


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helfen.“, sagte so die Elfe und lief dann los.

      Die Elfe blickte gedankenverloren in die tanzenden Flammen des Lagerfeuers. Hinter sich hörte sie das ruhige Atmen der Königin. Sie hatten eine Höhle gefunden, um zu rasten. Immerhin. Doch weiter waren sie nicht mehr gekommen. Lunas Kräfte hatten einfach nicht ausgereicht. Der ganze Marsch war sowieso ein großes Risiko, für die Königin genauso wie für ihren Nachwuchs. Und er war eigentlich unnötig.

      Arthur hatte Yatane von dem Schiff berichtet, dass sie an der Küste des Kaiserreichs hätte abholen sollen, um sie nach Lyth Valor zu bringen. Nachdem sie aus Sonnfels geflohen waren, hatten sie wie geplant die Küste erreicht. Aber statt eines valorischen Schiffes war dort nur eine kleine kaiserliche Flotte gewesen, die vor der Küste patrouillierte. Drei Tage hatten sie gewartet und dann die Hoffnung aufgegeben. Zurück nach Valorien gab es nur einen Weg: über Kargat. Dort würden sie versuchen, erneut ein Schiff zu finden. In Karkliff vielleicht, oder in Härengar. Im schlimmsten Fall würden sie den Weg bis nach Valorien zurücklegen müssen, um irgendwie durch das Eisentor zu schreiten. Aber das lag noch so weit in der Zukunft. Nun galt es, alle sicher durch das Hügelland von Balor nach Norden zu führen. Ein Weg, der für Yatane allein kein Problem dargestellt hatte. Mit Luna und den Männern allerdings…

      „Yatane. Bist du wach?“

      Die Elfe hörte die schwache Stimme der Königin und drehte sich zu ihr.

      „Natürlich. Für dich immer.“, sagte sie und lächelte. „Wie geht es dir?“

      „Besser.“, sagte Luna und nickte. Sie richtete sich leicht auf. Besser sah sie aber leider nicht aus. Sie wirkte blass und kraftlos. Gleichzeitig sah man, wie ihr Bauch sich langsam wölbte. Luna musste es schon beim Aufbruch gewusst haben, dessen war sich Yatane sicher. Dennoch hatte sie für ihr Königreich das Risiko der Reise auf sich genommen.

      „Willst du etwas essen?“, fragte die Elfe, doch Luna schüttelte den Kopf.

      „Nein. Einfach kurz reden, danach wieder schlafen.“

      „In Ordnung.“, sagte Yatane, konnte aber ihren sorgenvollen Blick nicht verbergen. Dies war das nächste Problem. Seit einigen Tagen hatte die Königin nicht mehr richtig gegessen, selbst nicht, als Yatane extra etwas gejagt hatte. Wenn sie etwas aß, dann spuckte sie es meist kurz später wieder aus. Falls das so weiterging, würden sie es nicht schaffen, dessen war sich Yatane fast sicher. Andererseits zeichnete sich die Sippe Gilberts durch große Stärke und Widerstandkraft aus. Und dann war da noch die Kraft des Schwertes, das Luna trug. Vielleicht eine stärkere Kraft als die Erschöpfung.

      „Erzähl mir doch eine Geschichte.“, sagte Luna nach einigen Momenten. Yatane lächelte. Sie erinnerte sich an die Zeit in Alydan, als sie dem jungen Mädchen die Geschichten alter Elfenhelden erzählt hatte.

      „In Ordnung. Aber nur, wenn du dafür eine Kleinigkeit isst.“, bot Yatane an. Luna blickte kurz zu Boden, nickte dann aber.

      „Ich versuche es.“, sagte sie. Yatane stand auf und ging zu einem der Proviantsäcke, die sie mittrugen. Sie holte ein Stück Brot hinaus und reichte es Luna. Vorsichtig begann die Königin das Brot zu kauen, während Yatane sich wieder ans Feuer setzte.

      „Dann erzähle ich dir die Geschichte vom letzten König von Danarkant und dem Amulett des Windes.“, sagte Yatane und lehnte sich dann zurück an die Höhlenwand, um Luna näher zu sein, und mit ruhiger Stimme sprechen zu können.

      „Vor langer Zeit im mächtigen Reich Darnakant der Menschen starb ein König und sein Sohn wurde zum König ernannt.“, wollte sie gerade die Erzählung beginnen, als auf einmal Arthur schnell in die Höhle gelaufen kam.

      „Wir müssen das Feuer schnell löschen.“, zischte er leise, kniete sich dann aber selbst an das Feuer und löschte die Flammen mit etwas Wasser und Sand, sodass kaum Rauch aufstieg.

      „Was ist los?“, fragte Luna sofort alarmiert und stützte sich auf.

      „Bleibt liegen, Majestät.“, mahnte Arthur und wandte sich an Yatane. „Kommt mit.“, sagte er nur. Die Elfe sprang sofort auf und nickte. Dann wandte sie sich aber noch einmal an Luna.

      „Ruh dich aus. Ich sage dir, wenn wir weitermüssen. Ich werde dich schützen.“

      Man merkte, dass Luna protestieren wollte, dann aber nur erschöpft nickte und sich zurücksinken ließ. Sie hatte keine Kraft mehr, Arthur und Yatane zu widersprechen, bevor diese aus der Höhle hinaustraten.

      „Sieh, dort!“, sagte Arthur schon, während sie die ersten Schritte auf den Hügelkamm setzten. Yatane blickte von ihrer höher gelegenen Position in die Täler vor ihnen und erkannte sofort, wovor Arthur sie gemahnt hatte. In großer Entfernung erkannte man Flammen im Tal. Fackeln wahrscheinlich, bestimmt ein Dutzend. Entsprechend viele Männer mussten es auch sein.

      „Sind das kaiserliche Soldaten?“, fragte Arthur Yatane, die deutlich weitersehen konnte. Sie zuckte mit den Schultern.

      „Bei der Dunkelheit und der Entfernung kann selbst ich das nicht erkennen. Allerdings gibt es für mich keinen anderen Schluss. Kaum jemand sonst würde in so gerader Linie und mit dieser Mannstärke durch das Hügelland ziehen. Wir sollten auf jeden Fall Feuer vermeiden und tagsüber auf der Hut sein.“, bestätigte sie Arthurs Sorgen.

      „Ja. Ich werde Luna einen weiteren Mantel bringen.“

      „Das ist gut. Dennoch müssen wir morgen so schnell wie möglich weiter. Ich werde vor euch aufbrechen und den Weg auskundschaften.“

      Arthur nickte nur und drehte sich dann um. „Bleibst du noch auf Wache?“, fragte er die Elfe, die doch deutlich mehr Kraftreserven als er zu haben schien.

      „Ja.“, sagte Yatane nur und verharrte dann draußen, während Arthur zurück in die Höhle ging. Gespannt beobachtete sie den Fackelschein, ohne aber eine neue Erkenntnis zu erlangen.

      Das Hügelland war ein ungünstiger Ort, um einen sicheren Weg zu suchen. Ja, die Täler, die das Land durchzogen, boten viel Schutzmöglichkeit, sich zu verbergen. Doch andersherum erlaubte dies auch nicht, verlässlich nach Feinden Ausschau zu halten. Yatane versuchte dennoch den Weg vor ihnen stets auszukundschaften. Doch trotz der Fackeln, die sie gesehen hatte, wirkte die Umgebung vollkommen unbetreten.

      Die Elfe wollte sich gerade wieder umdrehen, um zu Arthur und Luna zurückzukehren, als sie stockte. War dort vorne nicht etwa? Sie schaute genauer hin, und auf einmal erkannte sie einen Mann in einem dicken braunen Umhang, der in einiger Entfernung auf einem Stein saß. An ihn gelehnt hatte er einen Wanderstab. Aber gerade noch war er doch nicht da gewesen?

      Luna legte ihre Hand an ihr Schwert und ging auf die Gestalt zu. Mit schnellem Schritt näherte sie sich, aber der Mann verharrte regungslos. Erst als sie ihn erreichte blickte er sich zu ihr um.

      „Wer…?“, wollte die Elfe gerade fragen, als sie das Gesicht erkannte. Es war ein bekanntes Gesicht, das sie hier nie erwartet hätte. „Was macht Ihr hier?“, fragte die Elfe so verdutzt. Sie erinnerte sich an ihre letzte Begegnung mit ihm. Dem Wanderer. Dem dritten Fürst des Elfenreiches, als er sie zum ewigen Aufenthalt in Alydan verurteilt hatte. Doch bevor der Mann antwortete spürte Yatane, dass etwas nicht stimmte. Die Kraft, die den mächtigen Fürsten der Elfen innewohnte, fehlte. Sie spürte sie nicht. Er konnte nicht wahrhaft hier sitzen. So überraschte sie die Antwort auch nicht.

      „Ich bin nicht wirklich hier. Ich verweile weiterhin in Alydan. Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht beobachten würde, Yatane.“, sagte der Elfenfürst ernst.

      „Wieso bin ich dann noch in Freiheit?“, fragte sie verwundert.

      „Weil es einen Unterschied zwischen Beobachten und Einfangen gibt.“, antwortete der Fürst fast schelmisch. „Aber im Moment bist es nicht du, die meinen Blick auf sich zieht.“

      Yatane schaute den Elf verwundert hat, verstand dann aber, was er meinte. „Luna.“

      „Ja. Oder denkst du, wir würden die Macht, die sie in der Hand hält unbeobachtet in der Welt der Menschen belassen?“

      „Aber