Ewa A.

1001 Dattelkeks


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      Damit ließ er sie stehen. Navid wurde schlagartig einiges klar, als er die Kehrseite der rassigen Rothaarigen sah. Sie hatte einen Hintern, der rund wie ein Apfel war und bei jedem Schritt appetitlich wogte. Prompt krabbelten Parviz' Finger von der Taille an abwärts. Frech erkundeten sie, was der Knackpo des kurzsichtigen Mädchens zu bieten hatte.

      Navid schnaubte. »Ein feiner Schah, dein Parviz.«

      »Ja, stimmt!«, staunte Shanli angetan. »Ihm ist es vollkommen egal, dass sie fast nichts sieht.«

      »Ja«, lachte Navid auf. »Er legt auf andere Dinge wesentlich mehr Wert.«

      Shanli schmunzelte. »Endlich siehst du ein, dass Parviz wirklich ein guter Mann ist.«

      Navids blonde Brauen zogen sich zusammen. »Entweder du verschließt absichtlich deine Augen vor den Tatsachen, oder du bist blinder als die Rothaarige.«

      Verärgert starrte Shanli ihn an, um ihn dann zu ignorieren. Missmutig stiefelte sie zur Tafel, wo sie auf ein bekanntes Gesicht traf.

      »Simin! Schön, dich hier zu treffen. Parviz hat dich also ebenfalls erwählt?«

      Verstört schaute die Tochter des Wesirs sie an. »Entschuldige – wer bist du? Müsste ich dich kennen?«

      Entsetzt hielt Shanli den Atem. Verflixt! Wie hatte ihr nur solch ein Fehler unterlaufen können?

      »Ich … ich …«

      Navid drängte sich auf einmal neben sie. »Wir sind Shanlis Cousinen. Sie hat uns von dir so viel erzählt, dass wir schon glauben, dich selbst zu kennen.«

      Simins Gesicht klärte sich. »Ach, die Bäckerstochter? Ja! Ich hatte so gehofft, dass Parviz auch sie erwählen würde. Shanli ist so lieb und lustig. Ich mag sie sehr.«

      Shanli entfloh lediglich ein erfreutes Lachen. Doch Navid grummelte nickend: »Oh, ja. Allerdings kann sie auch ein ganz schön gemeines Biest sein.«

      Der letzte Satz brachte ihm einen verstohlenen Fußtritt von Shanli ein. Er zuckte leicht zusammen und fuhr ächzend fort: »Wie ich immer wieder feststellen muss.«

      Shanli lächelte säuerlich, gewann indessen aber ihre Selbstsicherheit zurück. »Meine Cousine wird bloß unleidig, wenn sie auf verbohrte Trottel trifft, die glauben, immer das letzte Wort haben zu müssen.«

      »Ja, solche Leute mag ich auch nicht«, pflichtete Simin ihr bei. »Ihr habt also auch um Parviz' Hand angehalten? Wo kommt ihr her? Ich habe euch noch nie in Al Hurgha gesehen.«

      »Aus Hesch Tael«, sprudelte es aus Navid heraus.

      »Hesch Tael? Dann seid ihr fast drei Tage durch die Wüste gereist? Wie habt ihr so schnell von Parviz' Suche erfahren?«

      »Oh, wir besuchten Shanli rein zufällig. Sie erzählte uns von Parviz' Suche nach einer Braut, und wir packten die Gelegenheit beim Schopfe.« Mit ernster Miene spann Navid die Lüge weiter.

      Simin hörte aufmerksam zu und meinte: »Ich freue mich, dass es bei euch geklappt hat mit der Bewerbung. Dass ich Simin bin, wisst ihr ja, aber eure Namen kenne ich noch nicht.«

      »Ich heiße Navida«, sagte der Dschinn.

      Aber Shanli schaute ängstlich zwischen ihm und Simin hin und her. Was sollte sie nur sagen? Einen falschen Namen anzugeben, würde nur weitere Fragen und Lügen aufwerfen, wenn Parviz sie vor Simin mit »Shanli« ansprechen würde.

      Kurz entschlossen stellte sich die Bäckerstochter mir ihrem richtigen Namen vor. Simin legte den Kopf schief und grinste.

      »Du hast den gleichen Namen wie deine Cousine? Wohl sehr beliebt in eurer Familie?«

      Abermals kam Navid zur Hilfe. »Ja, es war der Name unserer Großmutter.« Und um Simin nicht die Gelegenheit zu geben, noch weitere Fragen zu stellen, übernahm er das Gespräch. »Und, hast du mit Parviz schon deine Unterredung gehabt? Er wollte ja jede der Bewerberinnen heute Abend besser kennenlernen.«

      Auf Simins Gesicht spiegelte sich Traurigkeit. »Nein, noch nicht. Ich denke, er wird sich mit mir auch nicht unterhalten wollen. Wir sehen uns ja fast täglich im Palast.«

      Navid wirkte überrascht und musterte Simin genauer. »Wieso das? Arbeitest du für ihn?«

      Simin grinste betreten, denn wieder einmal würde zur Sprache kommen, wessen Tochter sie war. »Ich bin Wesir Ziars Tochter und diene Parviz' Mutter.«

      »Ahh«, meinte Navid und geriet ins Grübeln.

      »Hannihanno, anne zusammen! Könntet ihr wohn einen Schritt zur Seite gneiten, damit ich besser an die köstnichen Fneischbännchen herankomme?«, trötete es unerwartet neben ihnen. Eine kleine Schwarzhaarige lächelte sie fröhlich an. »Ich bin übrigens Neinah und komme aus Pannagur.«

      Während Simin sich auf die Lippen biss, um nicht naut – äh – laut loszugrölen, verzog Navid schmerzvoll das Gesicht, und Shanli blinzelte perplex.

      Das Mädchen bemerkte offenbar das Verhalten jedoch nicht und plapperte munter weiter. »Ihr sonntet euch diese Köstnichkeiten wirknich nicht entgehen nassen. Die gefünnten Manden-Äpfen sind totan necker, und die Ninsensuppe ist einfach unvergneichnich.«

      Navid trat schließlich beiseite, damit das Mädchen an die Platte mit den Fleischbällchen gelangen konnte, und fragte sie: »Du meinst, du kommst aus Pallagur.«

      Sie blickte Navid zweifelnd an. »Ja, sagte ich doch.«

      Shanli hatte nun ebenfalls zwei und zwei zusammengezählt und begriffen, dass das Mädchen kein L aussprechen konnte, sondern stattdessen immer ein N verwendete. Sie nickte aufatmend. »Ach, ja, dein Name ist Leilah.«

      Skeptisch kräuselte sich die Stirn des Mädchens. »Nein! Wie kommst du denn da drauf? Bnoß wein ich kein N sprechen kann, gnaubst du, mein Name muss vonner Ns sein?«

      Simin rutschte ein Prusten heraus, und Shanli schluckte nervös. »Entschuldige. Ich wollte nicht … ich dachte nur …«

      Plötzlich lachte Leilah. »Ha, reingenegt! Natürnich, heiße ich Neinah. Wer heißt schon Neinah?«

      Alle vier krümmten sich vor Lachen. Navid war der Erste, der sich wieder fing. »Allerdings könnte es schon passieren, dass Parviz dir diesen Namen gibt, denn anscheinend kann er sich keinen einzigen merken. Abgesehen von dem seines Stachelschweins.«

      Leilah nickte vielsagend. »Ja, das ist mir auch schon aufgefannen. X-man musste ich ihm erknären, wie ich heiße und dass ich einen Sprachfehner habe. Ehrnich gesagt wäre ich nicht hier, wenn er nicht so schrecknich gut aussehen würde und ein Schah wäre.«

      Simin zuckte mit den Schultern. »Er kann sich die Namen durchaus merken. Er benötigt nur etwas länger Zeit als andere. Um diese Schwäche zu verbergen, benutzt er auch immer Kosenamen.«

      »Aha«, sagt Shanli und blickt vorwurfsvoll zu der blonden Dschinni. »Er ist gar kein Schleimer, wie du behauptest, Navida!«

      Leilah lachte. »Schneimer?! Haha, wie nustig.«

      »Ach, komm, Shanli, schau dir die ganzen Mädchen doch mal genauer an.« Navid platzte der Kragen, und er ereiferte sich weiter: »Parviz achtet nur auf das Äußere. Die Rothaarige, die fast genauso viel sieht wie eine Kichererbse, hat er ausgewählt, weil sie rote Haare und einen Knackarsch hat.« Erbost zeigte er mit dem Finger auf Shanli und sich selbst. »Und uns, weil er auf schlanke Blondinen steht.«

      Die schwarzhaarige Leilah nickte. »Ja, das gnaube ich auch. Über die Hänfte der Mädchen hat bnonde Nocken. Und ich bin sichernich nur auserwähnt worden, wegen meines prannen Busens.«

      »Ja«, sagte Navid und starrte genau dorthin. »Der Gedanke kam mir auch schon!«

      »Und warum bin ich dann hier?«, fragte Simin und schaute die zwei erwartungsvoll an. »Ich habe weder blonde Haare und einen Knackarsch noch eine große Oberweite. Weswegen hat er mich dann ausgesucht?«

      »Ja«, murmelte Navid. »Die Frage habe ich mir auch