Heike Möller

Weltenwanderer-Chroniken II


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Magie. Bei uns auf der Erde gibt es keine wirkliche Magie. Nur Technik und Fortschritt. Hier, mach´ mal ein Foto von mir. Du siehst mich hiermit und dann drückst du auf diesen Knopf.“ Sondra drückte dem Druiden einfach die Kamera in die Hand und erklärte ihm, was er zu tun hatte.

      Zögernd hob Bijae die Kamera und zielte auf Sondra. Als er den Knopf drückte und ein leises Surren ertönte, zuckte Bijae kurz zusammen. Dann sah er, dass Sondras Bild in der Kamera eingefangen war.

      „Interessant, aber nichts für mich.“

      „Ist schon in Ordnung, Jae. Wir brauchen die Fotos nur für den Pass. Allerdings müs­sen wir zu Tom, einem Cousin von Andreas fahren. Der kann die Fotos so gestalten, wie wir sie benötigen.“

      „Fahren?“, fragte Elsir. „Ich habe keine Pferde gehört. Hast du eine Kutsche bestellt?“

      Sondra seufzte. „Oh je! Ich glaube, ihr werdet gleich einen richtigen Schock erleben. Zieht euch in Ruhe an. Ich werde kurz duschen und mich dann auch anziehen.“

      Sie ging zur Tür vom Arbeitszimmer, blieb aber nochmals stehen und drehte sich um. „Elsir, bitte fasse den Computer nicht an, in Ordnung?“

      Der dunkelblonde Elf fuhr ertappt hoch. Gerade hatte er sich über den PC gebeugt und wollte eine Taste drücken. Ein verlegenes Grinsen huschte über sein Gesicht.

      Sondra stand mit Bijae und Elsir vor dem Touareg. „Das hier ist ein Auto. Pferde werden bei uns nur zum Sport und für einen vergnüglichen Ausritt benutzt, nicht mehr zur grundsätzlichen Fortbewegung. Ein Auto ist eine Maschine, die ein spe­zielles Futter braucht, Benzin. Man setzt sich rein und jemand, der gelernt hat damit zu fahren und eine entsprechende Erlaubnis hat, kann das Auto dann von einem Ort zum anderen bewegen.“

      Die Augen der Elfen, von Natur aus schon groß, wurden noch größer. Elsir war, wie immer, sofort begeistert und besah sich das Fahrzeug von allen Seiten, während Bijae skeptische Blicke drauf warf.

      „Am besten, ihr zwei sitzt hinter mir, auf der Rückbank. Und Elsir, während ich fahre, lässt du deine Hände bitte bei dir. Es wäre gefährlich, wenn du plötzlich nach vorn greifst und mich damit verwirrst oder ablenkst, in Ordnung?“

      „Ich kann ihn ja wieder mit einem Bannspruch belegen“, bot Bijae an. Entsetzt blick­te Elsir seinen Cousin an.

      Nachdem die beiden Elfen sich ins Auto gesetzt hatten und Sondra ihnen half, sich anzuschnallen, klingelte ihr Handy. Bijae knurrte erschrocken auf, fasste sich aber gleich wieder. Elsir hingegen schien jetzt einen Punkt erreicht zu haben, in dem ihm alles Neue einfach nur willkommen, aber nicht mehr sonderbar erschien.

      Sondra erkannte die Nummer von Andreas auf dem Display. „Hallo, mein Schatz!“, sagte sie in das Handy hinein.

      Bijae starrte Sondra an, als ob sie übergeschnappt sei. Sie wiederum zwinkerte ihm zu und grinste breit. Dann drehte sie sich um und ging ein wenig beiseite.

      „Seid ihr schon bei Tom?“, fragte Andreas. Er saß in seiner Dienststelle und nutze gerade die Gelegenheit, dass niemand außer ihm im Raum war.

      „Wir wollten gerade losfahren. Ich habe die beiden ins Auto verfrachtet und fest­geschnallt. Jae hat mir versprochen, Elsir mit einem Starrebannspruch zu belegen, wenn er mir beim Fahren ins Lenkrad greifen will.“ Sondra spielte beim sprechen mit dem Autoschlüssel, den sie wohlweislich noch nicht ins Schloss gesteckt hatte.

      „Kann er das denn?“ Andis Stimme klang überrascht und neugierig zugleich.

      „Ja. Hat er heute Morgen schon bewiesen. Elsir hat ihn mal wieder geärgert. Was gibt es Neues?“

      „Ach so, ähm…. Wenn ihr nachher die Fotos habt, übergebe sie bitte Holger. Er bringt sie dann zu mir aufs Revier. Er war ziemlich überrascht, als ich ihm von unserem Besuch erzählt habe.“

      „Kann ich mir vorstellen. Holger wartet also auf meinen Anruf, wenn die Bilder fertig sind?“

      „Ja. Er sagt, er kommt dann in Toms Laden. Ich glaube, er ist ein wenig neugierig auf die beiden.“

      Sondra hörte das breite Grinsen regelrecht, dass auf Andreas´ Gesicht lag. „Weiß Tom, dass wir kommen?“

      „Ja, ich habe ihn auch vorgewarnt. Rufe ihn aber an, bevor du losfährst. Er meinte, du musst mit den beiden nicht in eine Boutique fahren. Er organisiert etwas.“

      „Danke, Andi. Du bist wirklich der beste und liebste und klügste und….“

      „Hör jetzt auf, meine Süße. Sonst lasse ich hier alles stehen und liegen und zeige dir, dass du auch über Telefon eine hohe Anziehungskraft hast.“

      Sondra kicherte. „Ups!“ Dann gab sie ihm noch einen Kuss durch das Telefon und legte auf.

      „Führst du Selbstgespräche?“, fragte Bijae und sah Sondra leicht zweifelnd an.

      Während sie losfuhr erklärte sie den beiden Elfen aus Vilgard die Art der Kommu­nikation, die sie gerade geführt hatte. Dann wählte sie per Freisprechanlage Toms Nummer und gab ihm Bescheid, dass sie in etwa vierzig Minuten bei ihm sein würden.

      „Alles klar, Sondra. Ich bin gespannt auf die beiden.“

      „Hhm!“, machte sie und blickte in den Rückspiegel, den sie so eingestellte hatte, damit sie die beiden Männer beobachten konnte.

      „Ich habe gleich heute Morgen einem Kumpel von mir gebeten, diverse Klamotten und Kopfbedeckungen in mein Geschäft zu bringen. Ich hab ihm gesagt, ich brauche sie für ein plötzliches Fotoshooting. Andi hat mir die ungefähre Konfektionsgrößen durchgegeben. Der eine ist ja unglaublich groß und breit!“

      Sondra grinste. „Ja, ist er. Hast du zufälliger Weise auch Schuhe geordert?“

      „Nein, soll ich das rasch machen?“

      „Nein, danke Tom. Ich denke, wenn Elsir und Jae erst einmal in irdischen Klamotten und entsprechender Kopfbedeckung rumlaufen, kann ich es auch riskieren in einen Trekkingladen zu gehen. Wir brauchen noch Ausrüstung für die Karpaten.“

      Stille am anderen Ende. „Karpaten“, sagte Tom Behrens trocken. „Wollt ihr auf Vampir- oder Werwolfjagd gehen?“

      Sondra zögerte ein wenig. „Mit dem Thema Wolf bist du nahe dran, Tommi. Ich erkläre dir alles, wenn wir da sind. Bis gleich.“

      Sondra warf wieder einen Blick in den Rückspiegel. Elsir klebte regelrecht an der Fensterscheibe und saugte in sich auf, was an dem Fenster vorbeizog. Bijae hingegen beobachtete Sondra ununterbrochen. Seine bernsteinfarbenen Augen schienen ein Eigenleben zu führen, glitzerten in einem fort. Sein Gesicht hingegen war unbewegt, ruhig und abwartend.

      „Was geht dir durch den Kopf, Jae?“, fragte Sondra.

      „Meine Eltern haben mir erzählt, dass du in Vilgard sehr gut zurechtgekommen bist. Du hattest keine Probleme, dich unserer Welt anzupassen, obwohl du diese Welt hier gewohnt warst.“

      „Ich bin in Vilgard geboren, es liegt mir im Blut. Außerdem hat mein Vater mich von Kindheit an auf deine Welt vorbereitet. Mit fünfzehn war ich das erste Mal in Vilgard und Ylra.“

      Bijae schüttelte seinen Kopf. „Trotzdem. Ich weiß nicht, ob ich mich auf Dauer hier zurecht finden würde. Oder gar wohlfühlen! Es ist so….“ Er kämpfte offensichtlich mit den Worten, um Sondra nicht zu verletzen.

      „Befremdlich? Erschreckend?“ Sondra versuchte ihm entgegen zu kommen.

      „Ohne Magie!“

      Sondra nickte mit geschürzten Lippen. „Du bist mit der Magie in dir geboren worden, nicht wahr?“

      Überrascht sah Bijae sie an. „Mein Vater sagte, dass er von einem Energiestrahl getroffen wurde, als er Maharbas Stab zerschlug. In der gleichen Nacht bin ich wohl gezeugt worden.“

      Wieder nickte Sondra. „Das hatte ich schon vermutet.“

      Sondra passierte jetzt die Stadtgrenze von Flensburg und fuhr die