das mit Recht, denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; drum besser wär's, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element.“
Das Zitat der Teufels, aus Goethes „Faust.“
Ihre Gedanken wanderten zurück zu den jüngsten Ereignissen.
Leathan, dachte Patricia. Er war Mephistopheles. Ein teuflischer Elf. In seinen Händen verfiel alles, wurde hässlich und starb.
Sie sah die Feenkamine noch vor sich. Eine vermooste unwirtliche Landschaft, die einmal wunderschön gewesen sein musste. Nur ganz kurz war sie mit Richard zusammen in der Anderswelt gewesen. Sie hatte Annabelle und auch Leathan gesehen. Sie, eine Fee, schillernd und verlockend, er, ein Dunkelalb, gefährlich und schön. Ein egozentrisches Zwillingspaar, das sich nur in seinem Hunger nach Macht und einer durch nichts zu befriedigenden Besitzgier ähnelte.
Das Läuten der Pausenglocke holte Patricia zurück in die Wirklichkeit. Sie stand auf und ging hocherhobenen Kopfes an ihrem Lehrer vorbei zur Tür. Miriam, ihre ständige Begleiterin, folgte ihr.
Um das flache Wasserbecken herum, das den Mittelpunkt des Innenhofs bildete, standen die jüngeren Schüler. Sie bespritzten sich kreischend gegenseitig mit Wasser, das drei ungeheuer kitschige rosafarbene Sandsteinnixen unentwegt in das Becken spuckten. Lisa und Ben standen mit ihren Freunden wie immer unter den Arkaden, die den quadratischen Hof begrenzten, als sie Herrn Zorn, den Hausmeister auf sich zueilen sahen. Der „Zornige“, wie die Schüler ihn nannten, eilte immer, war aber sonst von eher ausgeglichenem Gemüt und sehr selten zornig.
„Frau Dr. Kirchheim-Zschiborsky möchte sie sehen.“
„Jetzt?“ Lisa sah ihn verwundert und fragend an.
Herr Zorn nickte nur und eilte vor ihr her. Als ob sie den Weg nicht kannte, der zum Zimmer der Direktorin führte.
Aber er ging nicht zum Büro der Direktorin, sondern brachte sie auf direktem Weg zur Krankenstation. Lisa folgte ihm. Es war doch niemand krank? Ihre Freunde standen alle gesund und munter an der gewohnten Säule unter den Arkaden. Vor der Tür erwartete sie Schwester Dagmar.
„Du kannst gleich reingehen, Lisa.“
Sie öffnete ihr die Tür.
„Faith!“
Lisa stürzten die Tränen aus den Augen. Sie konnte es nicht glauben. Faith war wieder da. Lisa warf sich auf die Freundin und drückte sie an sich.
„Lass mich los. Ich kriege keine Luft mehr.“ Faith entwand sich ihr lachend.
„Ist Robert auch zurück?“
„Nein.“
Die Antwort war so kurz und der Blick auf die Direktorin und den Arzt, die sich leise unterhielten, so eindeutig, dass Lisa nicht weiterfragte. Sie kannte ihre Freundin und wusste, wann es besser war den Mund zu halten.
“Komm später wieder“, flüsterte Faith.
„So, dann wollen wir dich mal ansehen.“ Der Arzt war ein netter Mann, aber, dachte Lisa, seine Angewohnheit von sich in der dritten Person zu sprechen, nervte.
Dr. Dr. Schrader trat an Faith Bett, und Lisa verließ mit der „Kirchheim“ das Zimmer.
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Das verzauberte Tal
Graue Nebelpanther mit sahneweißen Bärten, rote Augen kleiner brauner Bären im Dickicht. Hunderte Arten farbiger Schmetterlinge auf schweren riesengroßen Blüten. Süßer Duft.
Flüsse, in denen es wimmelte von regenbogenfarbenen Fischen und glitzernden Forellen. Der Geruch von frischgemähtem Gras, das Rauschen der Wälder. Wogendes zartgrünes Schilf am Rand einer Seenlandschaft, in der hochbeinige Vögel ihre Jungen großzogen.
Mit gelben langen Schnäbeln suchten sie nach Fröschen, Schlangen und kleinen Säugetieren. Ihre rosafarbenen Beine trugen sie mühelos durch das hohe Gras und über den feuchten schlammigen Boden.
Maia dachte an das Verzauberte Tal, das in einiger Entfernung von Leathans Festung existierte. Unermüdlich und wachsam schwebte ein gewaltiger tiefschwarzer Kondor darüber. Kein Ort in der Anderswelt könnte schöner sein. Das Tal lag zwischen zwei Gebirgszügen und Maia hatte es mit einem starken Zauber geschützt. Nicht einmal Leathan wusste davon. Es war leicht gewesen, dieses kleine Paradies vor Leathan zu verbergen.
Ihr Sohn hatte sich immer lieber über der Schattenwelt aufgehalten. Mit allen Mitteln hatte er versucht, die Macht auch über die Lichte Welt zu gewinnen. Also lag es nahe, sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Hätte er das Tal entdeckt und versucht hineinzugelangen, es wäre ihm nicht gelungen.
Dort wären Lilly und Oskar sicher vor den Bewohnern der Festung und dem Labyrinth. Eines Tages, träumte Maia, würde von diesem Zaubertal aus die dunkle Welt schöner werden. All ihre Macht würde sie einsetzen, um das zu bewirken. Es war jetzt schon schön und farbig. Etwas ganz Besonderes in der Schattenwelt.
Die Quellgeister dort waren stark, aber noch nicht stark genug. Es gab noch zu wenig Feen und Elfen.
Sie alle hüteten ein Geheimnis.
Es gab etwas, das so mächtig war wie das Zeichen der Macht, das wunderschöne Medaillon, das Magalie inzwischen trug.
Von diesem Geheimnis wussten nur ihre Schwester, die alte Herrscherin, die es ihr anvertraut hatte, und natürlich Nathan. Sie sah ihre beiden jungen Besucher an und fragte sich, ob es richtig war, sie dort hinzuschicken.
Auch Elsabe kannte das Verzauberte Tal, aber nicht das Geheimnis, das sich dort verbarg.
Sie musste mit ihr reden. Elsabe würde verstehen, dass Lilly mit ihrem Ungehorsam die Lichte Welt vor Leathan gerettet hatte. Sie müsste Gnade vor Recht ergehen lassen. Lilly war geflogen, was den jungen Hexen streng verboten war. Aber sie hatte es getan, um Magalie das Zeichen der Macht zu bringen, das Faith Leathan abgenommen hatte. Sie hatte es auch getan, um Faith vor dem Dunkelalb zu retten.
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Markt in Waldeck
Der Markt, der jeden Samstag auf dem Rathausplatz in Waldeck stattfand, wäre nicht vollständig gewesen ohne den Stand im Frühjahr mit seinen ersten zarten Sträußen.
Im Sommer gab es dort süß duftende Freilandrosen mit dicken schneeweißen Knospen, die, wenn sie sich öffneten, einen Hauch von Rosa zeigten. Im Herbst lockten dort die köstlichsten Äpfel von allen.
Die alte Frau, die drei Mal im Jahr hinter dem Holztisch hockte, hatte ein freundliches Gesicht und ihre grünen, merkwürdig jungen Augen blitzten spöttisch, wenn sie sah, wie die Kundinnen sich um ihre Waren rissen. Sie war ein paar Jahre zuvor aufgetaucht, war die Erste, die in der Frühe ihren Stand aufbaute und verschwand, ohne dass jemand wahrnahm, wie sie ihren Stand abräumte, bis sie ein paar Monate später wieder erschien.
Wie immer ging Dr. Dr. Schrader, nachdem er Faith noch einmal untersucht und aus der Krankenstation entlassen hatte, über den Markt nach Hause. Heute war sie wieder da, die Frau mit den grünen Augen. Er kaufte gern bei ihr. Sie wusste viel über Heilkräuter und ihre Wirkung und er bewunderte ihre Rosen. Sein eigener kleiner Rosengarten war schon eine Pracht, aber mit den Rosen an diesem Stand konnte er nicht mithalten. Ihr süßer Duft erfüllte, lange bevor man den Stand erreicht hatte, die Luft.
Für die Rosen war es jetzt noch zu früh. Heute gab es zarte Akeleien in allen Farben.
„Wie geht es Faith?“
Die Frage kam ganz unbefangen, als er an ihrem Stand ankam.
„Es geht ihr gut, ich habe sie heute entlassen.“
Der Arzt fragte sich, was in ihn gefahren sein mochte. Niemals hätte er auf diese Frage antworten dürfen. Schließlich gab es so etwas wie die ärztliche Schweigepflicht.
Aber von diesen Augen ging etwas aus, dem er sich nicht entziehen konnte. Er sah das zufriedene Aufblitzen in den grünen Augen und fragte