Dominik Michalke

Arym Var


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Anwesenden des SHIRE Alpha Teams und wartete auf jedermanns Aufmerksamkeit. »Also. Um es kurz zu machen«, murmelte er, um in lauterem Ton fortzufahren, »im Namen des Karndalf-Kantons, im Auftrag des Andragon-Kanton-Zusammenschlusses und zum Wohl aller Andragon-Kantone – außer der Rebellenkantone, versteht sich ...« Er lächelte leicht und machte eine kurze Pause, aber niemand lachte über seinen Witz. Aus dem Augenwinkel konnte Kargan Anjiara die Augen verdrehen sehen. » ... werden wir nun diesen Außeneinsatz beginnen. Ich habe hohe Erwartungen und bin zuversichtlich, dass wir Erfolg haben werden, oder vielmehr auf etwas stoßen werden, dass die Andragon-Kantone in ihrem Dasein im Arym Var-System weiterbringen wird!«

      Und mich reich und berühmt machen wird, fügte Kargan in Gedanken hinzu.

      Was, wenn hinter dem Ganzen nichts Besonderes steckte? All der Aufwand und das Geschwätz umsonst.

      Kargan war es einerlei.

      Bald war es eh 1200 Infidelis-Zeit und somit Zeit für ein Kom-Schwätzchen mit Dagobert von Andragon Outrange 14, zweihundert Kilometer südlich. Sein Beruf hatte doch auch gute Seiten, stellte Kargan fest und schmunzelte über einen zotigen Witz, den Dagobert am Vortag erzählt hatte. Aber richtig, er sollte ja Privatdetektiv für Werland spielen und den Saboteur finden. So etwas war im Grunde Aufgabe des Sicherheitsoffiziers. Kargan nahm sich vor, noch einmal mit Barg-Sa zu sprechen. Er erschien ihm sympathisch. Vielleicht würden sie zu zweit eine Lösung finden.

      »Wir werden, wenn alles nach Plan verläuft, etwa vier Tage, diesen mitgezählt, unterwegs sein«, ertönte es von Werland. »Wenn es notwendig ist und wir länger bleiben, werden wir sie über das Kom informieren. Also, alle an Bord! Und Mario: zeigen sie uns was sie drauf haben!« Das Außenteam verabschiedete sich von den anderen und betrat den Crawler.

      »Passt auf euch auf«, knurrte Barg-Sa Mario zu. Der Techniker nickte und näherte sich nun etwas angespannter dem geöffneten Cockpit.

      Nachdem alle sechs Mann im Crawler verstaut waren, schloss Mario die Klappen und warf den Motor an. Das Vehikel jaulte auf und die Schaufelräder setzten sich langsam in Bewegung.

      »Das wird eine holprige Fahrt«, brummte Barg-Sa und lachte trocken, während sich der Crawler seinen Weg durch die Betonblöcke zum nordwestlichen Horizont von Infidelis bahnte und langsam kleiner wurde. Die Verbliebenen des SHIRE Alpha Teams standen zwischen den hohen Betonblöcken um Andragon Outrange 15 und warteten, bis der Crawler nur noch als Punkt zu erkennen war.

      »Wieso haben sie dich nicht mitgenommen?«, wandte sich Barg-Sa schließlich an die Ärztin, die die rechte Hand an die Stirn hielt, um das Sonnenlicht abzuschirmen. »Man könnte doch meinen ... eine Ärztin auf so einer Mission ...«

      »Frag’ Werland selbst«, antwortete sie spitz.

      »Der fährt da gerade weg«, murmelte Barg-Sa dümmlich.

      Die Ärztin drehte sich zu ihm. »Pech«, sagte sie kurz und ging zurück zur Hauptschleuse der Station.

      Anjiara warf Barg-Sa einen viel sagenden Blick zu und machte sich auch daran, wieder in die Station zu gehen.

      Kargan wandte sich an Barg-Sa. »Barg-Sa, ich wollte noch einmal mit dir wegen der ... Sabotage reden.«

      »Das klären wir nachher bei einem Bier.«

      »Gibt es so etwas hier?«, fragte Kargan erstaunt.

      Barg-Sa grinste. »Jetzt, da Werland weg ist, schon!«

      Kargan prustete los. »Wo hast du diesen Schwachsinn schon wieder her?«, lachte er in das Kom-Mikrofon.

      »Naja, naja! In dieser netten Strip-Bar auf der Vitalis-Handelsstation ist abends gut was los! Da lernt man die eine oder andere skurrile Gestalt kennen, das darfst du mir glauben. Nicht zu vergessen die unglaublichen Volumen der schnuckeligen Stripperinnen vom Mocker-Kanton!« Dagobert lachte dreckig und Kargan fiel kopfschüttelnd mit ein.

      »Aber ich hab da noch mehr. Also, pass auf. Kennst du den schon? Sitzt Ravenberg im Casino. Links von ihm sitzt eine Prostituierte vom Karndalf-Kanton und rechts von ihm sitzt eine vom Gashlef-Kanton. Sagt die links von ihm ...« Plötzlich stockte Dagobert.

      »Dagobert? Alles in Ordnung?«, fragte Kargan.

      »Da ist schon wieder dieses seltsame Signal ...«, hörte er Dagobert durch das Kom murmeln. »Ich muss ...«

      »Dagobert? Was für ein Signal?«

      »Sorry, Kargan, ich muss schnell Schluss machen. Da ist wieder dieses komische Signal! Das muss ich mir genauer ansehen. Mach’s gut, Kumpel.«

      »Was für ein Signal? Sag schon, Dagobert! Was für ein verdammtes Signal?«

      Stille.

      Die Kom-Verbindung war von der anderen Station bereits beendet worden.

      »Mist.«, fluchte Kargan. Dass Dagobert von einem ‚seltsamen Signal‘ sprach, hatte ihn hellhörig gemacht.

      Überflüssigerweise drehte er am Lautstärke-Regler des Terra-Kom-Receivers herum und grübelte nach. Seit er selbst das seltsame Signal gehört hatte und dann zu Werland ins Büro gegangen war, war es nicht mehr zu hören gewesen.

      Kargan sah sich in seinem Turm um. Der Kom-Raum, der sich sechzig Meter über dem Erdboden befand, war mit einer Röhre aus dreifach geschichtetem dunkelgrauem Flarretstahl mit der Station verbunden. Eine schmale Leiter führte nach oben durch diese Röhre und endete im Kom-Raum an einer verschließbaren Luke im Boden.

      Die enorm leistungsstarken Transceiver des Turmes verlangten, dass sich die Kom-Geräte in unmittelbarer Nähe zu den Antennen befanden. Deswegen war der Kom-Raum überhaupt oben im Kom-Turm angebracht, von dessen Spitze mehrere Antennen in den Himmel ragten.

      Der Raum war gerade so groß, dass drei Leute darin Platz hatten. Die Arbeitsmenge jedoch unter den gegebenen Umständen war für eine Person vorgesehen.

      Die Flarretglasscheiben ermöglichten den Blick nach Norden, Süden und Westen. Im Osten war lediglich eine Kunststoffverkleidung, die die gesamte Kom-Technik verbarg. Drei Hauptkonsolen waren unter den Fenstern angebracht, an denen die unterschiedlichen Transceiver und anderen Funktionen bedient werden konnten.

      Kargan blickte nach Süden.

      Die gleißende Hitze, die zu dieser Uhrzeit nun gerade voll ausreifte, erzeugte das übliche Verschwimmen der Sicht über dem rötlichen Wüstenboden der Teneib-Wüste. Der Nexus stand nun im Zenit.

      Kargan entdeckte eine minimale Verdunklung am Horizont. Da braute sich etwas zusammen.

      Er hatte in seinen vier Tagen an der Station bisher nur einmal einen Sandsturm erlebt. Gleich am ersten Tag ihrer Ankunft mit dem Perser-Shuttle hatte sich am Nachmittag der Himmel verdunkelt und es war ein Sturm gekommen. Allerdings war dieser Sturm nicht besonders spektakulär gewesen.

      Man hatte von oben lediglich das leise Prasseln des Sandes an die Flarretstahlwände des Kom-Turmes gehört.

      Irgendwas sah diesmal aber anders aus. Kargan hatte so ein Gefühl im Magen.

      Er dachte über das Außenteam nach. Aber ein Crawler sollte von einem schlimmen Sandsturm völlig unbeschädigt bleiben.

      Hatte sich Kargan gerade getäuscht, oder war dort eine Art Interferenz im Flimmern der Luft über dem Wüstenboden gewesen? Die Augen spielten einem gerne Streiche in einer Wüste ...

      Um 1300 entschied Kargan, Mittagspause zu machen und dabei mit Barg-Sa zu reden.

      Im Speisesaal stand lediglich die Ärztin, deren Name Kargan immer noch nicht wusste, an der Theke und schnippelte an irgendetwas Essbarem herum.

      Kargan konnte nicht feststellen, um was genau es sich handelte.

      Er entschied, nicht den Muffel zu spielen und sie anzusprechen. »Entschuldigung, ich glaube wir haben uns noch nicht einmal richtig vorgestellt. Ich bin Kargan Saturon, in der Kom-Einheit tätig. Wie ist ihr Name?«

      Er machte Anstalten, ihr seine Hand hinzuhalten, zog sie aber schnell zurück, als sie nur kurz aufblickte.