K.P. Hand

Das Gold der Felder


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Sergent?«

      Gérard nickte knapp. »Natürlich, Capitaine.«

      Brix senkte die Hand mit dem Bericht und trat noch einen weiteren Schritt auf ihn zu, einen bohrenden Blick in den hellbraunen Augen. »Stimmt etwas nicht, Sergent? Ihr scheint … etwas abgelenkt.«

      Er hat es bemerkt, schoss es Gérard durch den Kopf, und umgehend raste sein Herz vor Furcht.

      »N-nein, Capitaine«, stotterte er und blinzelte verräterisch voller Nervosität, »ich … ich …«

      Unversehens huschten seine Augen wieder hinab, während er angestrengt nach einer guten Ausrede suchte. Er schluckte laut.

      Brix folgte dem Blick und sah Gérard danach sehr kritisch ins Gesicht.

      »Ich … Ich habe nur … Euer Schwert bewundert«, versuchte Gérard, sich zu retten, » … Ihr habt da … ein wirklich prächtiges Schwert.«

      Der darauffolgende Gesichtsausdruck des Capitaine war äußerst misstrauisch, aber ebenso amüsant.

      »Es ist … «, er suchte verzweifelt nach Worten, » … Ist es selbst geschmiedet? Oder hat die Armee es Euch gegeben?«

      Brix musterte ihn, als hätte er den Verstand verloren. »Ich habe es überreicht bekommen, als ich Ruhm auf dem Schlachtfeld erlangte.«

      »Die gleiche Schlacht, als Ihr Euch die Narbe zugezogen habt?«

      Brix sah ihn auf die Frage hin dermaßen zornig an, dass Gérard der eigene Atem im Halse stecken blieb. Der Capitaine blieb ihm die Antwort darauf schuldig.

      Gérard versuchte, Haltung zu wahren, obwohl seine schimmernden Augen sich nur zu gerne mit einem verträumten Blick auf Brix‘ geschwungene Lippen geheftet hätten, die selbst dann ihre Form nicht verloren, wenn Brix dermaßen grimmig dreinblickte wie in jenem Augenblick.

      Als Brix sich nach einer gefühlten Ewigkeit rührte, zuckte Gérard bei dessen Schnauben regelrecht ängstlich zusammen. Der Capitaine wandte sich ab und ließ ihn einfach stehen.

      Aufatmend ließ Gérard die Schultern hängen, als der andere endlich von ihm abließ. Er musste unverzüglich damit aufhören, ihm nachzustellen, sonst würde er sich eines Tages doch noch verraten.

      Gérard wollte sich gerade abwenden und schnell ein Bad im eiskalten Bach nehmen – er kann bis heute nicht verstehen, wie Brix sich darin waschen konnte ohne zu erfrieren – um die Enge in seiner Hose wieder loszuwerden. Doch da landete vor ihm im trockenen Boden ein Eisenschwert.

      Verwundert drehte er sich nach dem Capitaine um, der den Bericht fortgelegt hatte und stattdessen seinen Panzerbrecher aus der Scheide zog.

      »Kommt«, forderte Brix mit einem überheblichen Lächeln, das Gérard gleichermaßen ärgerte und Sehnsucht empfinden ließ. »Ihr seid hier, um von mir zu lernen. Also lernt.«

      Gérard traute der ganzen Angelegenheit nicht, denn das letzte Mal, als Brix ihm etwas lehren wollte, hatte er ihn nur vorgeführt und seine eigene Stärke demonstriert.

      »Das ist ein Befehl, Sergent«, drängte Brix mit strenger Miene.

      Sich ein Seufzen verkneifend, bückte Gérard sich nach dem Schwert. Es war um einiges leichter, kürzer, dünner und von deutlich minderer Qualität als die des Panzerbrechers.

      Brix legte eine Hand auf seinen Rücken und hob mit der anderen sein locker geführtes Schwert, um auf Gérards Brust zu deuten. »Zeigt mir Eure Verteidigungshaltung.«

      Er bat nicht, er befahl auch nicht, er forderte vielmehr. Mit tiefer Stimme, die fast wie ein Knurren klang und umgehend Gérards Blut in Wallung brachte.

      Gérard tat, wie ihm geheißen und zeigte dem Capitaine, was dieser sehen wollte. Nur leider war er derart von der Enge in seiner Hose abgelenkt, dass er recht verkrampft vor ihm stand, um seine Härte vor ihm zu verstecken.

      Wieder schnaubte Brix auf seine ihm eigene hochnäsige Weise. Er sprang plötzlich mit erhobener Klinge auf ihn zu und schlug nach ihm. Es waren nicht einmal raffiniert ausgeführte Hiebe, jeder Bauerntrottel hätte auf diese Weise angreifen können, und trotzdem brachten sie Gérard aus dem Gleichgewicht. Er stolperte über seine eigenen Füße und landete auf dem Po.

      »Ha!« Brix hatte sich den zynischen Laut wohl nicht verkneifen können. Gérard hätte ihm dafür gerne in den Magen geboxt.

      »Was bringen sie euch Burschen eigentlich bei?«, fragte er und schüttelte wieder den Kopf, als bedauerte er Gérard zutiefst. »Oder schickten sie Euch zu mir, weil es sonst niemand vermochte, Euch irgendetwas beizubringen?«

      Gérard sprang auf. »Ich bin ein guter Kämpfer!« Wenn er nicht gerade mit einem angeschwollenen Phallus in der Hose herumlief.

      Brix zog die Augenbrauen mit einem angedeuteten, schiefen Lächeln nach oben. Sein braunschimmerndes Haar wurde ihm von einer sanften Windbrise ins Gesicht geweht. »Ach? Na dann, versucht es noch mal.«

      Als Brix wieder etwas Abstand nahm, atmete Gérard tief durch. Er nahm erneut die ihm beigebrachte Verteidigungsstellung ein, dieses Mal ignorierte er die Beule in seiner Hose.

      Allerdings ließ Brix kopfschüttelnd sein Haupt hängen, ein weiteres Schnauben ausstoßend.

      Gérard knirschte bereits ärgerlich mit den Zähnen, doch er würde niemals einen Vorgesetzten angreifen, ob verbal oder körperlich, ganz gleich wie wütend er war.

      Brix kam auf ihn zu, umrundete ihn und trat ihm die Füße auseinander. »Stellt die Beine nicht so eng beisammen, sonst habt Ihr keinen festen Stand«, erklärte er brüsk. Dann packte er Gérards Arme von hinten und senkte sie ein Stück herab. »Ihr jungen Burschen habt immer Angst um eure Nase, dabei solltet Ihr vor allem eure Brust, den Bauch und auch die Beine schützen. Denn mit einem entstellten Gesicht könnt Ihr weiterleben, aber nicht mit einem durchbohrten Herzen.«

      »Wie soll ich alles auf einmal verteidigen?«, nörgelte Gérard.

      »Eben deshalb ist es wohl klüger, die Waffe mittig zu halten.« Brix stieß ihm mit dem Fuß in die Kniekehlen, damit seine Beine etwas einknickten. »Damit Ihr immer schnell einen Hieb abblocken könnt. Denn verteidigt Ihr nur Euer Gesicht, wird sich der Gegner auf Eure Beine stürzen.«

      Gérard ließ sich formen wie eine Lehmstatue. Er hätte verärgert sein sollen, aber Brix´ Hände auf seinem Körper nahmen ihm die Fähigkeit, Zorn zu empfinden. Jede kleinste Berührung, sei sie noch so grob, sandte Hitzewellen durch seine Venen und ließen ihn mit offenem Mund nach Atem ringen.

      »Also gut, bereit?« Brix ging zurück an seine Position und wartete auf Gérards zustimmendes Nicken.

      Es lag eine gewisse Leichtigkeit in Brix` Lächeln, das er zu verstecken versuchte, genau wie beim ersten Mal, als er Gérard vorgeführt hatte.

      Doch noch bevor Gérard sich darüber Gedanken machen konnte, tänzelte Brix auf ihn zu und verteilte Schwerthiebe.

      Eines musste Gérard ihm zugestehen, er hatte ihm wertvolle Tipps gegeben, die wirklich nützlich waren, denn es schien ihm geradezu kinderleicht, die Hiebe abzufangen.

      »Achtet auf mich«, warnte ihn Brix, »behaltet den Gegner genau im Auge. Ahnt jede Bewegung voraus …«

      Das sagen die Ausbilder zu den Rekruten, aber bei einem Gegner wie Brix war das gar nicht mal so leicht. Und dabei schien Brix sich nicht einmal anzustrengen, er wirkte so entspannt und ruhig wie eine alte Bäuerin beim Häkeln in ihrer Stube. Es brachte ihn auch nicht ins Schwitzen.

      Gérard grinste bald darauf über das ganze Gesicht, denn es gelang ihm trotzdem, Brix` Hiebe stets rechtzeitig abzuwehren, obwohl dieser dazu überging, einen Schlag anzutäuschen und ihn dann in einen nach unten geführten Hieb umzuwandeln.

      Brix kämpfte nicht, stellte Gérard schwärmend fest, er tanzte. Er war ein tödlicher Tänzer.

      Plötzlich schlug der Capitaine derart hart zu, dass Gérard unter der Wucht beinahe ins Straucheln gekommen wäre. Er fing die feindliche