I. Tame

Mika liebt …


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feuert einen bösen Blick auf sein Gegenüber ab.

      „Du weißt genau, dass er weg ist und dass ich keinen Kontakt zu ihm hab‘. David hat’s dir bestimmt erzählt.“

      „Der heult nur noch diesem John hinterher. Hätte ich gewusst, dass der Typ hinter meinem Rücken meinen Sub vögelt, dann …“

      „DEINEN?“, wirft Mika überheblich prustend ein. Er deutet anklagend mit der Kippe in der Hand auf Ben. „Du hast ihn ganz beschissen abserviert. Und jetzt bist du eifersüchtig.“ „Ich weiß, dass du David liebst, du Idiot“, denkt Mika, aber das traut er sich dann doch nicht laut auszusprechen.

      „Werd‘ nicht frech!“ Ben strafft seinen Oberkörper. „Als wenn du alles wüsstest was zwischen Dave und mir abgeht!“ „Zur Strafe erzähl‘ ich dir nicht von deinem Macho-Blödmann und dass er dich sucht wie ‘ne heulende Tussi!“

      „Ach, ihr kennt euch?“ Maddie steht plötzlich lächelnd und mit einem riesigen bunten Cocktail in der Hand vor ihnen. „Wo ist eigentlich Danny abgeblieben?“, fragt sich Mika. „Der muss irgendwann abgehauen sein.“

      „Jaaa“, knurrt Ben, „wir kennen uns ganz gut. Doch dass Blondie jetzt hier arbeitet wusste ich nicht. NETTE Überraschung!“, betont er übertrieben.

      Maddie scheint diese kleine Spitze nicht mitzubekommen. Sie rührt mit dem Strohhalm in ihrem Drink und saugt dann genüsslich daran.

      „Das ist ja schön!“, spricht sie schließlich weiter. „Ben, du bist ja heute schon hier, obwohl die Auswahl-Party erst morgen stattfindet. Wenn du möchtest, kannst du dich gerne mit Mika vergnügen. Er steht dir jederzeit zur Verfügung.“

      Sie lächelt beide breit an und nickt dann Mika zu. „Mika, kümmere dich um unseren Gast!“ Dann dreht sie sich weg, um weitere eingetroffene Gäste zu begrüßen.

      Erst ist Mikas Gesicht komplett blass. Dann schluckt er hart, um seine trockene Kehle anzufeuchten. Langsam – wie in Zeitlupe – dreht er seinen Kopf in Bens Richtung.

      Hätte das Wort ‚Hämisch‘ ein Gesicht, wäre Ben genau der Richtige für ein Foto. Er lacht leise auf. „Gott, Mika! Das tut mir jetzt echt Leid“, ärgert er den zur Salzsäule erstarrten Jungen neben sich. Er stemmt sich aus dem Sand empor. „Na, dann will ich mal meine Sachen verstauen. Wir seh’n uns ja noch.“ Ohne weiteren Kommentar schlendert er davon.

      „Wo ist Maddie???“ Wie von der Tarantel gestochen springt Mika hoch und schwenkt suchend seinen Blick in die Richtung, welche Maddie eingeschlagen hatte. „Da!!! Sie unterhält sich mit Edward auf der anderen Seite des Pools!“ Mika zwingt sich, nicht in einen Laufschritt zu verfallen.

      „Da kommt er schon!“, kichert Maddie leise. Sie und ihr Mann ergötzen sich an Mikas Nervosität und Unsicherheit.

      Was Mika natürlich nicht wissen kann ist: Maddie hat Protokolle all‘ der von George mitgefilmten Gespräche mit Jana im Hotel erhalten. Und natürlich haben sie über die Nacht bei Edwina gesprochen. Nicht zuletzt über seinen damaligen Horror vor Ben, der sich inzwischen in einen enorm großen Respekt vor ihm verwandelt hat. Wie sehr Ben ihn noch verunsichert, wie zwiespältig seine Gefühle ihm gegenüber sind.

      „Perfekt“, hatte Maddie gedacht und ihr Büro beauftragt, diesen Ben ausfindig zu machen. Kontakt mit Leuten aus diesem Milieu aufzunehmen ist die einfachste Sache der Welt.

      Ein wenig atemlos bleibt Mika vor Maddie und Edward stehen.

      „Mika“, lächelt Maddie ihn an. „Was ist los?“

      „Maddie ich … ich hab‘ da ein Problem.“

      „Was denn?“, fragt Maddie gespielt erschrocken zurück. „Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du krank?“

      Mika atmet tief durch. „So ein Scheiß!! Direkt am Anfang einen Rückzieher zu machen!“ Dieser Gedanke ist Mika natürlich auch nicht angenehm.

      „Nein! Nein!“, wiegelt er ab. „Alles in Ordnung. Es ist nur … also, Ben! Muss ich wirklich unbedingt mit ihm …?“

      Maddie zieht fragend die Augenbrauen hoch. „Was hast du gegen ihn einzuwenden? Ich denke, ihr kennt euch sogar? Wie soll das weitergehen, wenn du sogar schon Einwände gegen Personen hast, die du bereits kennst?“

      Mika presst verlegen die Lippen aufeinander. „Ich weiß ja“, gibt er kleinlaut zu. „Aber …“

      „Mika!“, mischt sich nun Edward rigoros ein. „Du zeigst uns heute Abend, ob du das Zeug dazu hast, deinen Körper zu verkaufen, oder nicht. Schalt‘ dein Hirn ab, nimm Drogen oder trink dir einen kleinen Schwips an. Ist mir völlig egal. Doch du wirst mit diesem Mann machen, was er dir sagt. Machst du das nicht, kannst du morgen direkt deine Sachen packen. Hast du mich verstanden?“

      Mika reißt die Augen weit auf. Seine Finger nesteln verlegen an den Taschen der Jeans-Shorts.

      „Ja“, haucht er geradezu.

      „Und du sagst ab heute „Ja, Sir!“ und „Ja, Madam!“ zu uns, wenn du einen Befehl erhältst. Ist das klar?!

      „Ja, Sir!“

      Edward tritt nah zu Mika heran. Mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand packt er Mikas Kinn.

      „Ich will, dass du dich heute Abend von deiner besten Seite zeigst. Egal, welcher meiner Gäste Interesse an dir hat. Das sind alles normale Leute. Niemand, der dir Angst machen müsste. Außer diesem Ben, den kenne ich nicht. Aber DU kennst ihn ja und weißt worauf er steht und was ihn anmacht. Maddie hat ihm bereits versprochen, dass du dich um ihn kümmerst. Jetzt mach‘ uns keine Schande, verstanden?“

      „Ja, Sir!“ Mikas Blick spricht Bände. Wie ein eingeschüchterter Hundewelpe starrt er verzagt in Edwards kleine Augen.

      „Er wird perfekt!“, seufzt Edward zufrieden, als er sich wieder auf seine Liege schmeißt und Mika hinterherblickt, der langsam in Richtung Eingang stapft. Maddie setzt sich schnurrend neben ihn.

      „Ja!“, stimmt sie ihm zu. „Ich finde, du solltest ihn parallel zu seinen neuen Aufgaben noch ein wenig erziehen. Er sollte mehr auf dich fixiert sein. Dressiere ihn wie einen gelehrigen Hund. Er hat alle Anlagen dazu.“

      „Hmm.“ Edward fährt sich überlegend mit der Hand übers Kinn. „Du hast Recht, mein Schatz.“

      „Natürlich!“, lacht sie kalt. „Ich habe immer Recht. Denn sobald er dir hörig ist, kannst du es tausendmal mehr genießen, wenn dein abtrünniger Sklave in Ketten mit ansehen muss, wie du ihm seinen dressierten Boy vorführst. Ooh …“, sie saugt erneut an ihrem Drink und fährt sich genüsslich mit der Zunge über die Lippen. „… das wird ein Fest der Rache!“

      *

      Zu Mikas Erleichterung benimmt sich Ben recht normal. Natürlich, seine dominante Ausstrahlung kann er keine Sekunde lang völlig unterdrücken. Doch er lässt sich wie die anderen Gäste herumführen, alle Räume zeigen und trinkt mit Mika was an einer der kleinen Bars. Danny gesellt sich abends schließlich zu ihnen.

      „Ach, übrigens, einen Raum kennst du noch nicht, Mika!“ Danny macht einen auf ‚geheimnisvoll‘.

      Mika runzelt die Stirn. „Ja? Welchen denn?“

      Danny steckt eine Hand in seine Hosentasche und als er sie anschließend öffnet liegen drei kleine unscheinbare Pillen in seiner Handfläche.

      Ben schmunzelt. „Ach, komm, Candyman, ehrlich?!“, raunt er nur, bevor er sein Bier leert.

      „Das ist das Bonbon, das uns heute ins Wunderland führt“, grinst Danny. Schon nimmt er sich eine Pille und schiebt sie zwischen seine schönen Lippen. Er hält Mika auffordernd die Hand hin.

      „Hmm?“, fragt er und legt erwartungsvoll die Stirn in Falten.

      „Na komm, Blondie“, knurrt Ben und nimmt