I. Tame

Mika liebt …


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Alleine am gestrigen Abend hat er fast ein Drittel mehr verdient, als bei Ralf in einem Monat.

      „Also, das Zimmer behalt ich noch“, beschließt er. So haben Gordana und Nerd keine Schwierigkeiten mit der Miete für die Wohnung. Und wer weiß … vielleicht bringt er die ganze Sache ja nicht so, wie Maddie sich das vorstellt. Sie setzt anscheinend großes Vertrauen in Mikas Fähigkeiten. Ob er das wohl erfüllen kann? Sex haben … mit völlig fremden Leuten? Eine verzagte Gänsehaut lässt ihn sich noch ein wenig näher an Jana kuscheln. Sie streckt und räkelt sich wie eine verwöhnte Katze.

      „Guten Morgen, Schatz.“, nuschelt sie verpennt. „Gut geschlafen?“

      Statt einer Antwort, küsst er sanft ihre Wange. Als sie zu ihm rüber blinzelt, lächelt Mika.

      „Ich werde dich immer lieben, weißt du das?“, raunt er zärtlich. „Egal wie viele Kenos, Georges und wer weiß was für Gestalten da noch kommen. Ich werde immer für dich da sein!“

      Janas Blick wird ganz feucht vor Rührung.

      „Ich weiß, Schatz!“, haucht sie zurück. „Und ich werde immer für dich da sein! Wenn du das hier doch nicht machen willst, ruf mich an und ich hol‘ dich sofort ab.“

      „Danke, Mama!“, grinst Mika jetzt. Doch dann wird er nochmal ernst.

      „Wenn Keno anfangen sollte, DICH mit Anrufen zu überfallen, sag‘ ihm bitte nicht, wo ich bin und was ich mache, okay? Der bringt das fertig und taucht hier mit einer Pump-Gun auf, um meine Herausgabe zu fordern.“

      Beide kichern. „Aber er kann so steinerweichend gucken“, seufzt Jana schließlich. „Wenn er vor mir steht und mich mit seinen unglaublichen Raubtieraugen fixiert, dann …“

      „Janaaa“, warnt Mika und muss doch wieder lachen. „Bitte tu’s nicht! Ich muss einen endgültigen Schlussstrich unter diese Sache ziehen.“

      Jana dreht sich auf die Seite und sieht Mika intensiv an. „Diese Sache … du hast immer gesagt, dass es Liebe ist“, insistiert sie.

      Mika fährt sanft die Konturen ihres zarten Gesichts nach. „Aber ER liebt mich nicht. Er liebt die Idee, mich zu lieben. Er liebt seine Obsession, seine Gier. Er liebt den Gedanken, mich besitzen zu wollen.“ Mika seufzt tief. „Er liebt sich! Und er liebt John! Punkt!“

      Ein feixendes Grinsen zieht über Mikas Gesicht. „Und jetzt raus aus den Federn, du faule Kuh!“

      Sie balgen noch eine Weile und jagen sich schließlich gegenseitig kitzelnd unter die Dusche.

      *

      Nachdem Jana gegen Mittag aufbricht, weil ihre Eltern sie über die Feiertage besuchen kommen, fühlt Mika sich ein wenig verloren. Die nächsten Gäste kommen wohl erst am frühen Abend. Bis dahin … ja, was macht er bis dahin? Er gönnt sich eine entspannte Runde in dem momentan leeren Pool. Schließlich lässt er sich nur noch auf dem Rücken im Wasser treiben und genießt die Ruhe.

      Keno fehlt ihm. „Nein, er fehlt mir überhaupt nicht“, redet er sich selbst in Gedanken gut zu.

      Doch sofort schießen tausend Bilder durch seinen Kopf. Keno beim Sex, kurz bevor er kommt. Keno, wenn er lacht. Keno, wenn er Mika ärgert, ihn durchkitzelt, ihn küsst, seine Haare verwuschelt. Keno, wenn er böse mit ihm ist. Keno, wenn er ihn becirct. Aach, Scheiße!! Keno beim Dies, Keno beim Das. Es ist zum verrückt werden.

      Als ihm wieder einmal die Tränen kommen, gesteht er es sich doch wieder ein: „Du fehlst mir so sehr. Was soll ich nur machen ohne dich?“ Und schnell taucht er unter, damit niemand, der zufällig vorbeikommt, seine Tränen sieht.

      Zusätzlich realisiert Mika erneut, wozu er gestern ‚Ja‘ gesagt hat. Vor Schreck zieht es in seinem Magen. „Kann ich das? Kann ich das wirklich?“ Angst vor der eigenen Courage nennt man das. Und genau diese fährt ihm immer wieder wie ein heißer Stich durch die Eingeweide. Doch dann schwenken seine Gedanken um. „Mein Gott, so viel Kohle! Wenn ich diesen Job eine Weile durchziehe und das ganze Geld spare, dann … dann kann ich in ein-zwei Jahren was ganz anderes machen. Irgendwas! Eine Ausbildung, zum Beispiel. Ganz in Ruhe, ohne nebenbei arbeiten zu müssen. Und dann hab‘ ich trotzdem noch Geld übrig.“

      Ja, der Gedanke an das viele Geld lässt Mikas Entscheidung wieder in einem völlig anderen Licht erscheinen. In einem helleren, freundlicheren, ziemlich weichgespülten Licht. Und dieses Licht macht ihm Mut! „Meine Entscheidung ist richtig, verdammt nochmal!!“

      Irgendwann hat Mika genug vom Wasser und ihm kommt eine Idee. Er duscht sich schnell ab und macht sich alleine auf den Weg in den Keller. Super! Die Masseure scheinen rund um die Uhr angestellt zu sein. Etwas unsicher nähert er sich, doch einer der Angestellten eilt ihm sofort entgegen.

       „Einmal Ganzkörpermassage?“, fragt er freundlich.

       „Ooh ja, gerne!“ Ein vorfreudiges Grinsen zieht über Mikas Gesicht.

       Der Typ breitet weiße Tücher aus und Mika legt sich auf den Bauch. Und dann geht's los. Was für ein geiles Feeling. Duftendes Öl wird mit gekonnten Griffen auf seinem Körper verteilt. Alle Verspannungen werden weggeknetet. Mika grunzt geradezu vor Vergnügen.

       „Wenn irgendwas weh tut, bitte sofort sagen“, ermahnt ihn der Masseur, während er weiter arbeitet.

       „Aalleess suuupeeer“, nuschelt Mika selig.

      Als schließlich sein ganzer Körper durchgewalkt ist, wird Mika zugedeckt und bleibt noch liegen, um zu entspannen. Er döst eine Weile vor sich hin und bekommt von seiner Umgebung nicht viel mit. Doch nach einiger Zeit wird er ruhig von der Seite angesprochen.

       „Das tut gut, was?“

       Mika öffnet erstaunt die Augen. Er dachte, er wäre allein im Raum. Doch neben ihm ist nun eine weitere Liege besetzt. Mika blinzelt einige Male, um einen klaren Blick zu bekommen. „Ach, Danny!“, denkt er und wird sofort verlegen. Mika lächelt verschämt. „Mhmm, einfach geil“, murmelt er zurück.

      „Ich hab‘ dich gesucht“, redet Danny völlig unbefangen weiter. „Maddie meint, ich soll mich ein bisschen um dich kümmern.“

      „Danke, Danny“, erwidert Mika zurückhaltend.

       „Gern geschehen und mir wär’s lieber wenn du mich Daniel nennst – wenn wir unter uns sind“, lacht der Typ, dass Mika seine beeindruckend weißen Zähne bewundern kann. Er legt sich bequem auf den Bauch und ruft dem Masseur ein „Du kannst jetzt anfangen“ zu.

      Mika schmunzelt. „Du bist immer so unglaublich locker. Ich glaube, von dir kann ich Einiges lernen!“, gibt er unumwunden zu.

       „Bring' mich nicht in Verlegenheit. Ich entspann' mich gerade so schön.“, stöhnt Danny unter den zupackenden Händen.

      „Du und verlegen?“, prustet Mika geradezu hervor. „Jetzt mach‘ aber mal ‘nen Punkt!“

      Danny grinst. „Ich bin nicht immer der Sunnyboy – nur beim Sex!“

      „Reicht doch“, murmelt Mika zurück.

      Danny schnaubt einmal kurz auf und legt das Gesicht auf das Loch in der Liege.

      „Du warst gut gestern“, tönt es ein wenig gedämpft von seiner Seite herüber. „Ich meine deinen Sex mit Maddie. Lass dir nichts erzählen. Sie ist üblicherweise kalt wie ein Fisch; auch wenn sie Drogen nimmt. Sie hat immer die Zügel in der Hand. Doch du hast sie ganz schön angetörnt. Respekt dafür, mein Freund!“

      Mikas Wangen erröten in Sekundenschnelle. Mann, der Masseur hört doch alles mit. Doch dieser scheint solche Gespräche gewohnt zu sein. Nicht das kleinste Zucken seiner Gesichtsmuskeln verrät, was in seinem Kopf vorgeht.

      Nachdem auch Danny seine Massage genossen hat, legt er den Kopf auf die Unterarme und blickt verpennt zu Mika rüber.

      „Auf jeden Fall hast du eine gute Einstiegs-Show hingelegt“, setzt Danny ihr Gespräch nahtlos fort und lächelt