Klara Bühl

Pornogeschichten über 18 - 440 Seiten


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gar nicht können! Oder ..... ?"

      Das ist mehr als die übliche Schweizer Rhetorik, die ein nicht wörtlich zu nehmendes Fragment einer Frage, das berühmte Schweizer "oder?", an fast jede Behauptung anhängt. Aber Mama meint es ernst mit ihrem "oder?" Man sieht es ihrem Gesicht an.

      Karin hat sich als erste gefasst und meint: "Oder!!!" Mama wird nun richtig verlegen.

      Bine steht ihrer Schwester bei: "Nun", sagt sie, " .... wir haben schon hier und da etwas mitbekommen, aber ....... "

      Pa unterbricht diese, für Mama und ihn unerquickliche Situation, und sagt dann: "Hier ist noch eine andere Nachricht." Pa liest sie aus der Zeitung vor: "Gestern wurden die Personalien einer Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen aufgenommen, die sich in der vergangenen Nacht auf einer Zufahrtsstraße zur Kiesgrube 'Im Sand' ein illegales Autorennen geliefert hatten. Die Gruppe hatte dazu frisierte Kleinwagen benutzt, die nicht mehr zum Straßenverkehr zugelassen waren. Die Polizei konnte eingreifen, als die Gruppe offensichtlich Crashtests vorbereitete. Nachdem ihre Personalien aufgenommen waren und ...... "

      "Wieso weiß man das? Ich meine, woran will man erkennen können, wenn ein Crashtest vorbereitet wird?" unterbreche ich Pa's Vorlesung.

      "Das weiß ich auch nicht. Weißt Du, Robi, Zeitungsjournalisten sind keine Kriminalbeamte und berichten nur das, was sie gesagt bekommen bzw. was sie in Interviews dem Gesagten entnehmen - und dann schreiben sie es in der Zeitung, auch wenn es vielleicht nur ihre eigene Interpretation des Geschehens ist. Solche Journalisten wissen es eben nicht besser - sie sind eben Journalisten und keine Fachleute in bestimmten Wissensgebieten. Und sollten sie es besser wissen, es aber nicht oder so nicht schreiben, dann ist es unseriöser Journalismus. Den gibt es ja auch."

      "Und was geschieht mit denen, den unseriösen Journalisten?" möchte Bine wissen.

      "Tja .... " meint Pa, " ..... die warten in der Redaktion so lange zu, bis sie auffallen und dann gibt es in der Zeitung eine Richtigstellung, mal mit, mal ohne Entschuldigung."

      "Scheiße ..... !!!"

      "Sabine!!!" lässt sich Mama vernehmen und schüttelt missbilligend den Kopf " ..... Du weißt doch, dass Du .... "

      Bine senkt den Kopf und Mama spricht nicht weiter. Sie hat ihr Ziel erreicht und Bine hat verstanden. Leni schaut von einem zum anderen, schaltet sich aber nicht in die Diskussion ein.

      "Eine letzte Meldung, die wohl eher in die Psychiatrie gehört! Vielleicht ist das etwas auch etwas für Leni und ihr Studium?", nimmt Pa den Faden wieder auf.

      "Muss das noch sein?" Mama wendet sich Pa zu, " .... Ich denke, wir haben genug gehört?!"

      "Ich denke schon, weil das, was hier steht, immer wieder vorkommt und Ihr, Karin oder Sabine, aber auch Leni, darauf vorbereitet seid, wenn es Euch selbst passiert! Hier steht: "Vorübergehend festgenommen wurde in den frühen Morgenstunden des Dienstag ein junger Mann, der sich am Rande des Stadtparks einer Frau in unsittlicher Weise gezeigt hatte. Der Mann trug einen dunkelgrünen Trenchcoat und war dieser Frau bereits in der Woche zuvor aufgefallen, weil er sich ihr in ungewöhnlicher Weise genähert hatte. Wer über einen vergleichbaren Vorfall berichten kann, sollte sich umgehend mit der Polizei in Verbindung setzen. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen."

      Wir alle schweigen zunächst, dann fragt Bine: "Was macht so ein Mann, wenn er sich einer Frau 'in unsittlicher Weise' zeigt?"

      Karin antwortet, bevor Pa es tun kann: "Bine ..... nun ja ...... der Mann hat wahrscheinlich nichts unter seinem Trenchcoat angehabt. Und dann hat er wohl seinen Mantel geöffnet, als die Frau kam!"

      "Und dann?"

      "Na jaaaaaa ....." Karin zögert eine Weile, bevor sie fortfährt " ..... es kann sein ..... genau kann man das ja nicht wissen .... aber es kommt wohl häufiger vor, dass sein Penis erigiert ist und er Hand an sich legt ...... und dann weidet er sich am entsetzten Blick der Frauen!"

      "Karin, musst Du das wieder so ausführlich darstellen?", fragt Mama entrüstet, "Wir wissen doch wohl alle, was da passiert und brauchen es nicht noch auszuwalzen!!"

      Karin wehrt sich gegen diesen Vorwurf und antwortet: "Na ja ..... so ist es doch! Er zeigt sich den Frauen eben auf diese Art und handelt auch so ....... und man muss doch immer möglichst genau schildern, wie etwas ist, damit keine Missverständnisse entstehen!"

      "Richtig!", meint Pa, "Viele Missverständnisse entstehen durch Verschweigen oder - was noch häufiger ist - durch eine unpräzise Darstellung. Leni wird das auch wissen." Pa schaut zu ihr hinüber und erwartet Zustimmung: "Was sagt denn unsere Studentin dazu?"

      Leni antwortet erst zögerlich, dann wird sie zunehmend sicherer: "Nun ja ..... es ist doch so ..... Ihr werdet es wissen ...... aus dem wissenschaftlichen Betrieb ...... wenn man etwas sieht oder hört - also wenn man etwas wahrnimmt - , muss man in der Tat erst einmal vorurteilsfrei an die Sache herangehen und sie so schildern, wie sie sich einem darbietet, auch wenn die Wahrnehmung eines Sachverhalts an sich schon subjektiv gefärbt sein kann ..... man kommt aber bereits in diesem Stadium um eine klare Sprache nicht herum, sonst würde man den Sachgegenstand vernebeln ..... ich meine, die vorurteilsfreie Schilderung eines Sachverhalts - so subjektiv diese Schilderung im vorwissenschaftlichen Sinne erst einmal sein mag - ist ja die Grundlage für die spätere diskursive, also wissenschaftliche Analyse ......."

      Mein Gott, was haben wir für eine gebildete junge Dame unter unserem Dach! Ich habe Leni aufmerksam zugehört und mir dabei vorgenommen, alles zu verstehen. Aber ich habe Lenis Erklärung in dieser komprimierten Form noch nicht ganz verstanden. Ich werde mir das noch einmal erläutern lassen müssen.

      Mama sieht Papa und Leni ziemlich skeptisch an und schweigt zu Lenis Argumenten. Ich nehme an, dass es Ma ähnlich geht wie mir. Ma wird auch nur einen Teil von dem, was Leni gesagt hat, verstanden haben.

      Dann meldet sich Bine wieder zu Wort: "Also ....... aber ...... sich den Frauen so zu zeigen und sich dabei an der Reaktion der Frauen zu weiden ...... das kann doch nicht das Einzige sein ...... wichsen können die doch auch zu Hause!!"

      "Sabine!!!!", sagt Mama streng und schaut sie ernst an, "Nun reicht's!!"

      "Ich mein' doch nur ..... Warum machen diese Männer so etwas? Aus was für einem Grund?" Diese Frage musste kommen.

      Karin schaut zu Leni hinüber als erwarte sie von ihr eine erklärende Antwort auf Sabines Frage. Als Leni aber dazu schweigt, äußert sich Karin etwas gestelzt: "Meist ist es doch so, dass solche Männer ihre Sexualität nicht adäquat ausleben können, das heißt, dass ihnen der physische Kontakt zu Frauen sehr schwer fällt oder sogar völlig unmöglich ist. Und daher dieses Sich-zeigen. Es erregt sie ungemein, wenn sie sich Frauen so zeigen können."

      " ...... und es ist auch so, dass sie das Schockiert-Sein der Frauen zusätzlich erregt! Solche Männer ziehen also aus dem Exhibitionismus dieser Art - es gibt ja noch viele anderen Formen - für sich eine doppelte Lust: die Lust am Sich-zeigen und die Lust, dass die Frauen, denen sie sich zeigen können, schockiert sind. Diese Männer haben mit dieser Form des Exhibitionismus etwas bewirkt, was sie sonst wegen fehlender Kontakte zu Frauen sonst nicht können. Sie werden mit einem Mal von Frauen beachtet!" ergänzt Leni.

      "Was Ihr nicht alles wisst?!" hakt Pa nach, " ..... Woher wisst Ihr das denn alles?"

      "Na ja, wir haben im Seminar an der Uni über den Exhibitionismus gesprochen und führen im Augenblick auch eine Studie durch, die mit der begleitenden Fantasie beim Exhibitionismus zu tun hat. Ganz generell geht es aber in der Studie um die Fantasien bei sexuellen Handlungen." Leni blickt uns alle nacheinander kurz an und zeigt sich froh darüber, dass sie ihr Wissen vor uns begründen kann.

      Sabine ergänzt Lenis Erklärung: " ...... und in der 'Bravo' hat es auch gestanden!"

      "So so." Pa zieht erstaunt die Augenbrauen hoch: "Da habt ihr ja einiges an Aufklärung erfahren.