Salakridas W.

Elynne


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dich aufhalten! Es ist niemand da, der sich über dein abnormales Verhalten wundern kann. Vor dem Elternhaus meiner Mutter bleibe ich stehen. Voller Energie, stürme ich ins Haus und reisse meine Zimmertüre auf. Ward und James begrüssen mich überschwänglich. Sahira reibt sich schnurrend an mich. Ich hebe meine Katze hoch und drücke sie an mich.

      „Wie war es in der Schule? Sind die neuen Lehrer nett?“, fragt mich Mom, die in der Türe steht.

      „Ja. Wir haben auch noch eine neue Mitschülerin bekommen. Ihr Name ist Kyara“, erzähle ich meiner Mutter und gehe an ihr vorbei aus dem Zimmer.

      „Ist sie nett? Habt ihr euch angefreundet?“, will Mom neugierig wissen und folgt mir in den Eingangsbereich.

      „Sie scheint nett zu sein. Ich habe nicht viel mit ihr gesprochen“, entgegne ich und drücke Sahira einen Kuss auf ihr Köpfchen, ehe ich sie wieder runterlasse und Ward, der geduldig neben mir sitzt, das Geschirr anziehe.

      „In einer halben Stunde gibt es Mittagessen“, teilt Mom mir mit, nachdem ich Ward den Maulkorb angezogen habe.

      „Okay, bis später.“ Ich verlasse das Haus und renne zur Strasse.

      James und Ward bellen freudig. Sahira hat Mühe mit uns Schritt zu halten. Als Ward an einen Baum pinkelt, hebe ich Sahira hoch, die sich schnurrend an meinen Kopf schmiegt. Mit meiner Katze auf dem Arm springe ich am Supermarkt vorbei. Die Menschen springen zur Seite als der Dobermann angerannt kommt. Ich kichere und hetze James nach. Ward hechelt neben mir und sieht mich mit glücklichen Hundeaugen an.

      Lykanthropie

      Am Abend sitze ich am Schreibtisch vor meinem Ultrabook. Ich habe einen ziemlich ereignisvollen Tag hinter mir. Die ganze Mittagspause über hat Leyth unseren Eltern und mir die Ohren voll gequatscht, wie toll dieser Cadillac doch sei. Leyth hat es kaum abwarten können, am Nachmittag den Cadillac wieder von Nahem zu betrachten. Am Nachmittag konnte er es dann einfach nicht lassen und musste mit seinem Handy ein Foto von diesem Cadillac machen. Nach dem Abendessen habe ich mich in meinem Zimmer verkrochen. Ich öffne die Internetseite und gebe meinen Namen ein. Elynne Badrey. Es gibt nur wenige mit Elynne. Die meisten sind auf Facebook oder YouTube. So wird das nichts. Ohne konkrete Anhaltspunkte werde ich nie zu einem Ergebnis kommen. Ich fahre meinen Laptop herunter und klappe den Bildschirm zu. Sahira sitzt auf meinem Schreibtisch und sieht mich fragend an.

      „Heute werden wir das Geheimnis über mich nicht aufdecken können. Wir brauchen mehr Fakten“, erkläre ich meiner Katze.

      Sahira miaut und zeigt mit der Pfote auf Ward, danach auf mich.

      „Ich bin nicht auf den Hund gekommen, Sahira“, sage ich zu ihr und gehe ins Bett.

      Als ich mich in meine Bettdecke kuschle, geht am Himmel der Vollmond auf.

      Das magische Licht des Vollmonds strahlt in meinem Zimmer. Der Mondschein leuchtet auf mein Gesicht. Ich blicke sehnsüchtig zum Mond und öffne wie in Trance das Fenster. Leichtfüssig springe ich nach draussen und ziehe die frische Luft ein. Der Mond lässt die Häuser vor mir in einem atemberaubenden Licht erstrahlen. Endlich frei! Ein Gefühl von Macht überkommt mich, als ich an den Häusern vorbeiziehe. Meine grauen Pfoten verursachen keinerlei Geräusche auf dem asphaltierten Boden. Die Pferde auf der Koppel wiehern ängstlich. Sie stampfen mit den Hufen auf den Boden und schwingen den Kopf hin und her. Ich versuche an eines der Pferde ranzukommen, doch meine Krallen kratzen nur am Holzzaun. Im Bauernhaus geht plötzlich das Licht an. Ich mache mich eilig aus dem Staub, als jemand mit der Taschenlampe rauskommt, um nachzusehen, was mit den Pferden los ist. Der Angstgeruch der Pferde verfolgt mich bis zu einem Gebäude, in der es nach Medizin riecht. Eine Apotheke? Vermutlich. Die Bremsen quietschen ohrenbetäubend laut, als der Autofahrer wegen mir eine Vollbremsung machen muss. Vor Schock wie erstarrt, bleibe ich stehen und starre das Auto an, dass nur wenige Zentimeter vor mir zum Stillstand gekommen ist.

      Der Autofahrer steigt wütend aus. „Pass gefälligst auf, du Drecksköter!“

      Wenn nennst du hier Drecksköter? Ich habe mich noch nicht ganz von meinem Schock erholt und stehe immer noch regungslos mitten auf der Strasse.

      Der Mann kommt näher, um mich besser in Augenschein nehmen zu können. Da sieht er mich plötzlich mit weitaufgerissenen Augen an und flüchtet in sein Auto. „Ach, du Scheisse! Ein Wolf!“

      Die Reifen quietschen, als er mit seinem Auto rückwärtsfährt, um anschliessend an mir vorbei zu preschen. Muss bei ihm eigentlich immer alles so quietschen? Das schmerzt in den Ohren. Ich gehe von der Strasse runter und springe nach links die Strasse runter. Vor zwei blauen Villen bleibe ich stehen. Meine Augen leuchten vor Begeisterung, als ich den riesigen Swimmingpool auf dem grossen Grundstück entdecke. Ohne nachzudenken, eile ich über die Wiese und springe in den Pool. Das Wasser ist angenehm kühl. Seufzend, lasse ich mich im Wasser treiben. Ich tauche unter und fühle mich für eine Weile wie ein Delfin. Als ich wieder an die Oberfläche komme, stehen drei Männer am Beckenrand und blicken mit überraschter Miene auf mich runter. Ich will mich entschuldigen, doch es kommt nur ein leises Winseln aus meiner Kehle raus. Der Rothaarige kniet sich vor mir hin. Er scheint überhaupt keine Angst vor mir zu haben.

      „Die Augen! Sie sind…“ Der Rothaarige hat es die Sprache verschlagen. Er beugt sich noch weiter über den Beckenrand und sieht mir tief in die Augen.

      Ich denke darüber nach, den Mann in den Pool zu zerren. Sein intensiver Blick macht mich irgendwie nervös.

      „Mitternachtsblau!“, beendet Seirios den Satz des Rothaarigen.

      Ich blicke die anderen beiden Männer an. Seirios und Professor Garou. Was macht Professor Garou hier? Wohnt er etwa hier? So schnell ich kann, klettere ich aus dem Pool und mache mich vom Acker. Vor Gerdas Haus bleibe ich stehen und blicke zurück. Keiner der drei Männer ist mir gefolgt. Glück gehabt. Meine nassen Pfoten haben auf dem Asphalt Spuren hinterlassen. Ich gehe zu Gerdas Schuhteppich und putze meine grauen Pfoten ab. Als meine Pfoten wieder trocken sind, gehe ich weiter, an Bixis Haus vorbei, Richtung Wald. Nach einigen Metern im Wald, entdecke ich ein Auto, das auf dem Waldweg steht. Was macht das hier? Offenbar ist das Auto auf dem in die Stadt. Auf der anderen Seite des Waldes liegt eine Stadt, die kleiner ist, als die in der ich lebe. Deshalb kommen viele Menschen hierher, um zu arbeiten. Sie viele nehmen die Abkürzung durch den Wald. Ich gehe langsam auf das Auto zu, das völlig im Dunkeln steht. Plötzlich höre ich es vor mir laut Knacken. Jemand ist gerade auf einen Ast getreten. Das Licht einer Taschenlampe blendet in mein Gesicht. Die Frau kreischt und lässt die Taschenlampe fallen. Der Geruch von Angst liegt in der Luft. Ich stürze mich auf die verängstigte Frau, die sich wehrt und versucht mich in die Flucht zu schlagen. Ihre langen Fingernägel kratzen über meine Vorderbeine. Ich jaule vor Schmerz auf und lasse von der Frau ab, die sich schnell aufrappelt. Nicht mit mir, du Miststück! Mit einem gewaltigen Satz lande ich auf ihren Rücken und bringe sie zum Fall.

      „Nein! Lass mich in Ruhe! Hilfe!“, schreit die Frau aus vollem Halse.

      Ich drehe die Frau auf den Rücken und drücke ihr meine graue Pfote auf den Mund, damit sie ihre Klappe hält. Als die Frau endlich verstummt ist, grab ich meine Reisszähne in ihren Hals. Die Frau keucht vor Schmerz und zuckt mit ihren Gliedmassen. Meine scharfen Reisszähne graben sich noch tiefer in ihre Haut. Eine grosse Blutlache entsteht neben ihrem Kopf und färbt ihr hellbraunes Haar rot. Ich lasse von der Frau ab, die mich mit einer unglaublichen Leere in den Augen ansieht. Meine scharfen Krallen zerkratzen ihren Körper und zerreisst ihre Klamotten. Die Frau rührt sich nicht mehr. Ist sie tot? Habe ich sie etwa umgebracht? Hastig renne ich aus dem Wald Nachhause. Ich flitze über die Wiese und springe durch das offene Fenster in mein Zimmer. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und schlafe direkt ein.

      Schweissgebadet wache ich am nächsten Morgen auf. Ward sitz auf meinem Bein und winselt kläglich. Ich setze mich auf und schaue ihn im Licht der Dämmerung an.

      „Was…“, beginne ich und unterdrücke einen Schrei, als ich sehe, was los ist.

      Alles ist voller Blut! Meine Bettdecke, mein Bettlaken und mein Kissen. Ich springe aus dem Bett und erschrecke, als ich die roten Pfotenabdrücke auf dem Teppich sehe. Meine Augen blicken