Salakridas W.

Elynne


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und ich bejahen.

      „Auf die Plätze! Fertig? Los!“, ruft Sissy.

      Ich renne los. Malia versucht mich aufzuholen. Doch ich bin zu schnell. Wir springen um den Fussballplatz. Da spüre ich wieder dieses Kribbeln in jeder Pore meines Körpers. Meine Beine werden schneller. Ich erhöhe mein Tempo. Die Stimme in meinem Kopf sagt, ich solle langsamer rennen. Du rennst zu schnell, Ely! Das ist nicht normal. Ich kämpfe gegen den Drang auf allen Vieren zu rennen. Ich bin doch kein Hund! Meine Beine gehorchen meinem Gehirn und verlangsamen. Als Malia mich eingeholt hat, bleibe ich stehen und stütze mich auf meinen Knien ab.

      Malia bleibt ebenfalls stehen und dehnt ihre Beine. „Kannst du etwa schon nicht mehr?“

      Ich schaue zu den Jungs rüber, die am Fussball spielen sind. Scott jubelt, als der Ball an Bixi vorbeifliegt und hinter ihm im Netz zappelt.

      „Nemuel, die Rothaarige schaut zu uns rüber“, höre ich Murphy Nemuel ins Ohr flüstern.

      „Ich kann schon noch, aber das wäre nicht normal gewesen. Murphy hat gerade zu Nemuel gesagt, dass ich rüber schaue.“ Ich wende mich wieder meiner besten Freundin zu.

      „Wieso hat Murphy ihm das gesagt?“, fragt Malia erstaunt und schaut zu den Jungs und Kyara. „Werden die eigentlich nicht müde? Scott und Bixi sind schon ausser Puste, aber die Neuen spielen einfach weiter und scheinen gar nicht ausser Atem zu kommen. Wie kann das sein? Bei dir verstehe ich es, aber bei denen?“

      „Na, vielen Dank auch“, sage ich gekränkt.

      Malia lacht. „Das ist jetzt nicht böse gemeint.“

      Ich schnaube und jogge mit Malia zu Sissy, die uns fragend ansieht. Nachdem wir ihr in kurzen Sätzen erklärt haben, was los ist, gehen Malia und Sissy in Startposition.

      „Auf die Plätze! Fertig? Los!“, schreie ich und schaue meine besten Freundinnen nach, die an mir vorbeirennen.

      Ich setze mich auf den Boden und warte auf die Rückkehr meiner besten Freundinnen. Ein Ball kommt in hohem Bogen auf mich zugeflogen. Er prallt ein paar vor mir am Boden auf, ehe er endlich zum Stillstand kommt und ruhig vor mir liegen bleibt.

      „Ely, wirf den Ball zurück!“, ruft Scott laut.

      Ich strecke meinen Arm nach vorne und greife nach dem Ball. Der Ball ist jedoch zu weit weg. Mühsam, stehe ich auf und hebe den Ball vom Boden auf. Du hast doch nicht wirklich vor denen den Ball zurück zu werfen, oder? Ich betrachte den Ball in meinen Händen. Nein, das werde ich bestimmt nicht machen. Sissy und Malia rennen nebeneinander auf mich zu.

      „Gehen wir wieder zum Pausenplatz?“, will ich von meinen Freundinnen wissen.

      Die beiden bleiben stehen und bejahen. Sissy winkt mich zu sich und geht mit Malia in die entgegengesetzte Richtung. Ich lasse den Ball fallen und renne meinen besten Freundinnen hinterher.

      „Was soll das? Kannst du etwa nicht werfen, oder was ist dein Problem?“, fragt mich Scott wütend.

      Du bist mein Problem, denke ich und laufe einfach weiter. Auf der Treppe entdecke ich Professor Garou, der neben einem unbekannten Mann steht. Professor Garou zerrt den unbekannten Mann die Treppe runter und verschwindet so aus meinem Blickfeld. Ich gehe zur Treppe und schaue voller Neugier meinen neuen Lehrer an, der vor dem unbekannten Mann wild mit den Händen gestikuliert.

      „Verschwinde, Seirios! Ich mache hier nur das, was Saphirus mir befohlen hat“, höre ich Professor Garou mit aufgeregter Stimme zu dem Unbekannten sagen.

      Seirios knurrt ihn wütend an. „Ich weiss, was Saphirus dir befohlen hat. Ich bin schliesslich sein bester Freund!“

      „Das weiss ich, Seirios“, sagt Professor Garou mit ruhiger Stimme.

      Ich renne die Treppe runter. Professor Garou sieht mich erschrocken an, als ich auf ihn zukomme. Seirios dreht seinen Kopf in meine Richtung und sieht mich mit seinen braunen Augen finster an.

      „Ist das auch ein Freund von Ihnen?“, will ich von Professor Garou wissen.

      „Ja. Wieso bist du nicht bei deinen Freunden?“, entgegnet Professor Garou, der mich anscheinend schnellstens wieder loswerden will.

      „Die spielen Fussball“, antworte ich kleinlaut.

      „Und du spielst nicht mit?“, fragt Seirios und mustert mich immer noch mit finsterer Miene.

      Ich blicke Seirios direkt in die braunen Augen. Da spüre ich plötzlich ein unangenehmes Kribbeln in den Fingern. „Nein“, murmle ich und balle meine Hände zu Fäusten. Ich merke, dass es ein Fehler gewesen ist, als mich ein schrecklicher Schmerz durchzuckt.

      „Ely! Was hast du?“ Professor Garou blickt mich besorgt an, seine Hände auf meine Schulter gelegt.

      Seirios schnuppert in der Luft. „Es riecht nach Blut.“ Seine Augen gleiten langsam an mir herunter.

      Etwas Warmes und Flüssiges fliesst durch meine Finger hindurch und tropft leise auf den Asphalt. Neben meinen Füssen bilden sich zwei rote Pfütze und werden mit jedem Blutstropfen grösser. Ich wimmere als mir klar wird, weshalb ich so blute.

      „Ely, du blutest ja!“ Professor Garou versucht meine Faust zu öffnen, doch ich weigere mich und verkrampfe. „Ich will nur mal schauen, wieso du blutest.“

      Und genau das versuche ich zu verhindern. Als in diesem Moment die Schulglocke ertönt, atme ich erleichtert aus und renne die Treppe hoch, ohne mich umzusehen.

      Als wir in die Mittagspause entlassen werden, stürmen alle zu den Spinden. Professor McDermott hat uns allen ein rundes Zahlenschloss gegeben. Meine Freunde und ich gehen auf vier leere Spinden zu, die nebeneinanderstehen. Ich verstaue meine Sachen in meinem neuen Spind und schliesse ihn mit meinem blauen Zahlenschloss ab. Sissy, deren Spind sich neben meinem befindet, lässt ihr grünes Zahlenschloss einrasten.

      „Vergesst euer Zahlencode nicht“, sagt Malia und klingt dabei nach Professor Smack.

      „Unheimlich“, murmle ich und blicke meine beste Freundin angewidert an.

      Malia schupst mich lachend weg und rennt aus dem Schulgebäude nach draussen auf den Pausenplatz.

      „Seht mal, Professor Garou steigt in das schwarze Auto ein!“ Bixi deutet auf den schwarzen Cadillac, der schon heute Morgen vor der Schule stand.

      Seirios steht mit dem Rücken lässig am Auto gelehnt da und schaut zum Pausenplatz rauf. Er sieht sich suchend um. „Wo bleiben die nur?“

      Leyth und Scott rennen die Treppe zum schwarzen Auto runter. Mein Bruder begrüsst Seirios und bewundert das Auto von allen Seiten. „Gehört das Auto Ihnen?“

      „Nein, der gehört meinem besten Freund“, antwortet Seirios gelangweilt.

      „Cool. Ihr bester Freund muss ziemlich reich sein“, meint Leyth begeistert.

      Kaum zu glauben, dass dieser Hampelmann mein Bruder ist. Meine besten Freunde und ich gehen die Treppenstufen bis zur Strasse runter.

      Scott lächelt mich an. „So ein Auto werde ich später auch mal besitzen.“

      „Träum weiter“, sage ich zu Scott und schaue die Strasse rauf und runter.

      Die Autos kriechen an uns vorbei. Hin und wieder hält ein Auto an, um die Schüler über die Strasse zu lassen.

      Scott wirkt verletzt. „Glaubst du mir etwa nicht? Du wirst schon sehen, irgendwann werde ich dich in so einer Kutsche ausführen.“

      „Ich stehe nicht auf Gentleman. Schon vergessen?“ Ich verdrehe genervt die Augen. „Wir sehen uns am Nachmittag!“ Wie von der Tarantel gestochen, renne ich über die Strasse Nachhause.

      Die Autofahrer hupen verärgert, als ich ohne auf den Verkehr zu achten, vor ihrer Nase über die Strasse renne. Ich geniesse die sanfte Brise auf meiner Haut, als ich beim Supermarkt vorbeihetze und die Menschen dort beinahe über den Haufen renne. Einige rufen mir wüste Beschimpfungen hinterher. Ich