Thomas Hölscher

Der Pferdestricker


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Trotz seiner Fresserei hat er nur drei Kilo zugenommen. (PS: Wie viel wiegt eigentlich so ein Tier? Ich muss es unbedingt wissen.)

      21.7.2000

      Es kann gar nicht schwerer sein als 200 Kilogramm. Es wird mit Sicherheit leichter sein.

      Aber sagen wir einmal, es wiegt 200 Kilogramm. Jonas wiegt jetzt 84,5 Kilogramm. (Es bedurfte einiger Überredungskünste, um ihn heute wiederum auf die Waage zu stellen! Jonas ist gar nicht der Typ für so etwas. Es ist ihm ziemlich gleichgültig, ob er zu schwer, zu leicht oder zu sonst etwas ist. Vielleicht mag ich ihn gerade deshalb so sehr.) Ich möchte aber auf jeden Fall wissen, wie viel Gewicht ich tragen muss, um genauso viel zu tragen, wie dieses Tier, wenn Jonas sich auf seinen Rücken setzt. Das müssten um die 40 bis 45 Kilo sein. (Ich hoffe, es wiegt weniger und meine Bemühungen um Jonas’ Gewicht haben noch Erfolg.)

      22.7.2000

      Mit der Personenwaage habe ich heute in meinem Zimmer 45 Kilo an Büchern abgewogen, in einen Koffer gepackt und hochgehoben. Ich fand das ganz schön schwer. Ich konnte mir den Koffer aber nicht auf den Rücken legen, und das war blöd: Das Vieh wird Jonas auch nicht auf den Vorderbeinen durch die Gegend tragen, sondern auf seinem Rücken. (Jonas nimmt kaum noch zu. Immer noch knapp unter 85 Kilo.)

      30.7.2000

      Es ist jetzt 4 Uhr 15 und noch immer gießt es in Strömen. Heute Nacht haben wir es gemacht! Seit Tagen hatte ich die Wettervorhersage studiert, und ich wusste, dass es heute Nacht stark regnen würde. Du brauchst also nur noch einen Regenschirm und einen festen Willen. Bereits die Episode in Berlin hatte gezeigt, dass das Verwirklichen von Träumen nichts anderes ist als ein logistisches Problem. Du musst dir deine Umwelt vom Hals halten, sie täuschen und verbindliche Absprachen mit Jonas treffen. Das ist alles. Sogar im Haus des Alten war alles dunkel.

      Im strömenden Regen sah es besonders geil aus, so, als hätte Jonas das Biest bis zur Erschöpfung über die Weide getrieben und schwitze es nun aus allen Poren. (Warum sage ich eigentlich „es“? Dieses Tier war eine Frau, das wusste ich schon seit langem, und wenn es eben möglich ist, werde ich für Jonas nur noch Frauen nehmen. Schließlich ist Jonas ja nicht schwul, haha!)

      Regenjacke, Hemd und Unterhemd hat er schließlich ausgezogen und sich mit Jeans und bloßem Oberkörper auf sie gesetzt. Es sah einfach umwerfend aus, und ich habe bedauert, dass ich in diesem Augenblick noch nicht einmal ein Foto von ihm machen konnte. Sie hat es sich einfach gefallen lassen, sie hat sich sein Gewicht auf ihrem Rücken einfach gefallen lassen! Diese Biester sind wirklich lasziv, sie sind von Natur aus masochistisch veranlagt! Auch ansonsten hatte ich Recht: Nur mit den Zehenspitzen konnte Jonas gerade noch die Grasspitzen berühren. Minutenlang hat er auf ihr gesessen und sie musste sein gesamtes Gewicht tragen. Ich werde Jonas noch einmal bequatschen müssen, obschon mir langsam die Geschichten für ihn ausgehen. Aber wir müssen unbedingt wiederkommen. Ich will, dass Jonas sie nackt reitet. (Warum habe ich ihn das nicht schon machen lassen? Er wird es tun. Ich weiß es. Und ich weiß, dass es ihm Spaß machen wird!)

      6.8.2000

      Heute Nacht waren wir wieder dort, aber es ist alles schief gelaufen.

      Dabei hatte sich Jonas wohl von Anfang an vorgenommen, auch ohne meine Anweisungen seinen Spaß zu haben. (Vielleicht ist gerade deshalb alles schief gelaufen. Ich darf mir die Regie nicht aus den Händen nehmen lassen!)

      Als wir dort waren, hat Jonas sofort alle Kleidungsstücke ausgezogen, sogar die Jeans, die ich ihm gestern erst gekauft habe. Es sah gewaltig aus, als er ihren Kopf genommen hat und ihren Mund zu seinem immer größer werdenden Dings geführt hat. Aber als es dann kerzengerade stand, hat sie ihn nicht auf ihren Rücken gelassen. Sie hat sich mit aller Macht gegen sein Gewicht gewehrt, und es muss ein schlimmes Bild abgegeben haben. Erst ganz am Schluss, nachdem auch ich alles Menschenmögliche versucht hatte, habe ich zumindest für kurze Zeit Jonas’ großen Hintern auf ihrem Rücken gesehen. Aber sein Ding war mittlerweile klein und schlaff.

      Sie wird das kein zweites Mal tun! Sie wird dafür büßen! Genau wie die Nutte. Auch das habe ich insgeheim immer schon gewusst: Diese Biester sind nicht nur lasziv, sie sind auch gemein und gefährlich.

      Wenn etwas nicht so geht, wie ich es will oder wie es sich gehört, dann kann ich so wütend werden, dass ich manchmal vor mir selber Angst habe.

      7.8.2000

      Ich will, dass sie Angst hat, aber ich weiß nicht, wo ich die Dinge finde, die sie Mores lehren könnten. In der näheren Umgebung auf gar keinen Fall. Dabei ist es doch eigentlich ganz verrückt: Warum soll ein junger Mann nicht einfach in ein entsprechendes Fachgeschäft gehen und sich eine Reitgerte und Sporen kaufen können?

      Aber aus irgendeinem Grund habe ich dabei ein ungutes Gefühl.

      11.8.2000

      Heute habe ich in der Innenstadt in Bochum in einem Sportgeschäft eine Reitgerte gekauft. Es war wirklich ganz verrückt: Ich hätte dieses Ding ganz einfach kaufen sollen, aber ich hatte wieder dieses alberne Bedürfnis, mich zu rechtfertigen. Ich habe dem pickeligen Verkäufer gesagt, dass ich das Ding haben will für meine kleine Nichte, und dann erst hat der Kerl dämlich gegrinst, als hätte er mich durchschaut.

      Ich werde in Zukunft noch genauer aufpassen, welche Geschichten ich mir ausdenken muss, um das zu erreichen, was ich will, ohne dass andere in irgendeiner Weise argwöhnisch werden.

      Jonas fand die Gerte übrigens ganz ulkig. Er hat mir aus Spaß damit auf den Hintern gehauen. Es hat ganz schön weh getan und Striemen hinterlassen.

      12.8.2000

      Heute habe ich auch die Sporen bekommen. Bei Deichmann habe ich Cowboystiefel gefunden, an denen Blechsporen befestigt sind. Das sieht zwar lächerlich aus, aber wenn man sie abnimmt und bearbeitet, werden sie messerscharf. Unter Jonas’ Gewicht werden sie in den gespannten geilen Bauch des Viehs gehen wie in Butter.

      Jonas hat wieder nur gelacht und gesagt, wenn er mir eine Freude damit machen kann, will er dem Mistvieh schon Angst damit einjagen. Mich hat diese Bemerkung unglaublich angemacht. (In der letzten Zeit hat mich mein Verhältnis zu Jonas etwas des öfteren nachdenklich gemacht: Ich suche seine Nähe, weil ich etwas von ihm will, weil er so gutmütig und unbedarft ist. Oder ganz ehrlich: Weil ich ihn benutze für meine Zwecke. Aber was hält Jonas eigentlich von mir? Warum meidet er zum Beispiel nicht meine Nähe? Wenn er alles tut, weil es ihm selber Spaß macht, dann ist es natürlich umso besser. Also gehe ich mal davon aus, dass es ihm selber Spaß macht! Und doch machen mir solche Gedanken manchmal Angst. Warum tut Jonas eigentlich das, was er tut? Ich weiß es einfach nicht genau und muss wohl vorsichtig sein.

      19.8.2000

      Es war großartig! In der vergangenen Nacht hat es wieder geregnet, und Jonas saß nur mit einer dünnen Turnhose bekleidet auf dem Tier. Wir hatten es zunächst mit einem Seil an einen Baum gebunden, Jonas ist auf seinen Rücken gesprungen und den Rest haben die Gerte und die Sporen erledigt. Irgendwann haben wir gesehen, dass sich das Tier hinlegt, wenn man gegen seine Vorderbeine schlägt. Als es auf dem Boden lag, hat Jonas sich schnell in seinen Nacken gesetzt. Es sah unbeschreiblich aus, wie er mit weit gespreizten Beinen auf dem Tier saß. Er hat gesagt, dass ihn die ganze Sache noch geiler macht als alles, was er bis jetzt gemacht hat, und das hat alle Bedenken bei mir ausgeräumt.

      Zu Hause habe ich erst gesehen, dass die Sporen voller Blut waren. Ich hätte nicht gedacht, dass Jonas derart grausam sein kann! Mich macht diese Tatsache sehr glücklich. Bis jetzt war es für mich immer mit viel Energie verbunden, Jonas meine wahren Beweggründe zu verheimlichen, wieder Distanz herzustellen zu dem, was passiert ist. (Ich kann sie ihm eigentlich auch nur verheimlichen, weil ich sie selber noch nicht genau benennen kann.) Er sollte schließlich nur tun, was er auch selber tun wollte, weil es ganz einfach in ihm steckt. Das war ja gerade so wichtig für mich. Aber heute Nacht ist diese Distanz zwischen uns verschwunden bis auf den kleinen Rest, ohne den das Leben keinen Spaß mehr machen und völlig uninteressant sein würde.

      21.8.2000

      Heute war ich wieder bei Deichmann, weil ich neue Sporen für Jonas brauchte. Die alten will ich verwahren. Weil ich kein Geld ausgeben wollte für ein neues Paar Stiefel, habe ich