Stefan G. Rohr

Das geliehene Glück des Samuel Goldman


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lange, handelte und veranlasste, das Molloy noch am selben Tag fristlos gekündigt wurde.

      *

      Paul Wayne war nicht gerade hellauf begeistert, als er erfuhr, dass seine Star-Reporterin am Vorabend eine Viertelmillion Dollar ausgegeben hatte, um diesen Goldman einzukaufen. Er musste sich aber an die eigene Nase fassen. Nicht nur, dass er die Sache um alles in der Welt für NCCB sichern wollte, er hatte ihr auch freie Hand gelassen, ohne Limit. Jetzt war es an Mary zu beweisen, dass ihr Spürsinn sich als richtig erwies und sich diese Geschichte tatsächlich zum Quotenrenner, und damit zum Goldesel entwickelte.

      Wayne blieb also äußerlich gelassen, und kam nicht umher, Mary Thompson einen freundschaftlichen, anerkennenden Klaps unbemerkt von Dritten auf ihren Allerwertesten zu geben. Hiernach schüttelte er Samuel Goldman das erste Mal die Hand. Wayne war in diesem Augenblick, als er Sam zum ersten Male begegnete, etwas enttäuscht. Irgendwie hatte er erwartet, dass Goldman von einer Aura umgeben war, die seine Besonderheit sofort erkennen ließ. Wayne hatte dabei nicht an sprühende Funken, einen Heiligenschein oder an ultraviolett leuchtende Augäpfel gedacht. Auch nicht, dass sich Dinge auf dem Tisch wie von Geisterhand bewegen. Gereicht hätte ihm jedes andere kleine Zeichen für diese Magie, die dem Burschen so eigen sein soll. Aber da Stand der Bursche nun vor ihm und strahlte ebenso wenig mystischer Fähigkeiten ab, wie eine Straßenlaterne. Und für einen Moment überlegte er deshalb tatsächlich, ob er Sam nicht einfach ein paar Haare ausreißen sollte, um diese dann in einem Labor einmal auf außerirdische Lebensform untersuchen zu lassen. Einen kleinen Teil dieser Probe konnte er vielleicht auch in seinem Portemonnaie aufbewahren – nur so, für alle Fälle.

      Was ihm dagegen außerordentlich gut gefiel, war etwas anderes. Als bekannt wurde, dass Goldman exklusiv mit NCCB und Mary arbeiten wird und schon heute für die beginnende Produktion der geplanten Reportagen erstmalig da sein würde, machte sich große Aufregung breit. Und das war nicht allein die Freude daran, dass die Story für NCCB viel Geschäft bringen würde. Ähnlich, wie Paul selbst empfunden hatte, so hofften scheinbar auch seine ganzen Leute im Sender auf so etwas, wie einen Heilsbringer, der mit einem Fingerschnipp das Glück herbeiruft und Wunderbares passieren lässt. Keiner sprach es mit dieser Direktheit aus, aber als Gedanke spukte es in allen Köpfen umher, füllte die Büros und die Sitzungsräume, wie Gas aus einer undichten Leitung. Geräuschlos, geruchsneutral, dennoch sehr gefährlich. Jeder wollte einen Blick von Goldman erhaschen. Es wurden die Köpfe hochgestreckt, aus den Büros herausgetreten, mitunter Beifall geklatscht, als sie durch die Flure gingen. Sam reichten sich Hände entgegen, man klopfte ihm auf die Schulter, zwinkerte ihm zu, und nicht Wenige hielten ihm etwas zu Schreiben hin, sie baten um sein Autogramm.

      Wayne war das mehr als Recht. Wenn schon seine eigenen Mitarbeiter – nicht zu vergessen: er selbst – allein auf den Namen und das Zugegensein von Sam Goldman so reagierten, dann werden es die Zuschauer und Werbekunden, Sponsoren und Kapitalgeber von NCCB in gleicher Weise tun. Und das bedeutet eins: Die Goldmanstory wird ein Knaller. Er war sich jetzt deutlich sicherer, als zuvor. Zufrieden lächelte er und zog sich zurück.

      *

      Als die Gebrüder Skinner zurückkehrten und John´s Büro betraten, saß Mike Fintch schon dort. Er hatte sie ungeduldig erwartet. Und ohne eine Begrüßung redete er los: „Habt Ihr schon von der Goldman-Sache gehört?“ Er wartete erst gar nicht eine Antwort ab. „Ich meine, man kann ja machen, was man will, in jeder Zeitung und auf allen Sendern ist der Mann mit seiner Geschichte vertreten. Und NCCB scheint sich das exklusiv unter den Nagel gerissen zu haben, das spricht ja schon allein für sich. Und ich denke, dass dieser Hype um den Kerl erst der Anfang ist. Wir sollten uns unseren Teil sichern. Goldman ist vielleicht ein Glücksfall für SevenDollies, und könnte uns ganz weit nach Vorn bringen.“ Fintch schaute, leicht außer Atem geraten, von rechts nach links auf die Gebrüder Skinner.

      Ja, auch an ihnen ist es nicht vorbei gegangen, denn in ihrem Jet hatten sie natürlich TV und das registriert, was NCCB den ganzen Tag über alle dreißig Minuten in einer Schleife gesendet hatte. Doch so richtig konnten sie die Aufregung ihres Marketingchefs noch nicht nachvollziehen.

      „Sei so nett, Mike, und erkläre Deinen verblödeten Chefs einmal, was wir mit diesem – ich glaube er ist Banker? – am Hut haben sollten!“ John´s schlecht gelaunter Unterton war durchaus ernst gemeint. Und er fügte ein wenig sanfter hinzu: „Und beruhige Dich erst einmal, bist ja völlig aus dem Häuschen.“

      Fintch versuchte einen neuen Ansatz und war bemüht, sich klarer auszudrücken: „Was ich meine, ist folgendes: Diesem Goldman haftet scheinbar ein Glück am Frack, das nicht von dieser Welt sein kann. So glauben es scheinbar die Leute da draußen. Und NCCB, diese Mary Thompson, zielt mit ihren Aufmachern genau darauf ab. Also, ob Goldman nun Wunder vollbringen kann, oder in Acapulco rutscht ´ne Bratwurst vom Teller, die Leutchen werden ihn als das personifizierte Glück sehen und ihm deshalb nachrennen, wo er auch immer geht und steht. Wisst Ihr nun, worauf ich hinaus will?“

      Maurice war der erste, der von den Brüdern langsam zu nicken begann. Und, erst ein wenig zögerlich, begann er zu resümieren: „Ja ... ja, ich denke, ich kann Dir folgen! Goldman gleich SevenDollies, SevenDollies gleich großes Glück, Goldman und SevenDollies gleich viel, viel mehr Glück, die beste Lotterie ist demnach SevenDollies. Und das bringt eine ganze Menge neuer Kunden. Ist es da, was Du sagen wolltest?“

      „Das Ei des Columbus, könnte man sagen.“ fügte John Skinner hinzu.

      „Beide Eier von ihm, sage ich Dir! Beide!“ rief Mike und war froh, dass die Zwei das nun ebenso einschätzten, wie er.

      „Dein Plan?“ als John Mike das fragte, war ihm klar, dass auf diese Idee auch andere kommen könnten.

      „Wir müssen diesen Goldman einkaufen. Und zwar schnellstmöglich.“ sprudelte es aus Fintch heraus. „Wenn NCCB den Jungen nicht bereits unter Vertrag hat, wären die mehr als nur bescheuert. Und davon ist nun wirklich nicht auszugehen. Es wird demnach wohl unumgänglich, dass wir uns mit dem Sender und dieser Thompson über eine Zusammenarbeit einigen müssen. Je nach Vertragslage zwischen NCCB und Goldman auch mit ihm selbst. Das wird man sehen. Aber als Erstes wäre es das Beste, wenn einer von Euch, als Inhaber von SevenDollies, den Chef von dieser Mary Thompson anruft, und ein sofortiges Treffen vereinbart.“

      „Gute Idee.“ antwortete Maurice. „Wir brauchen dazu aber einen Köder, damit der NCCB-Chef anbeißt. Und der Haken muss spitz sein, damit er auch sitzt.“

      John nickte. „Und es muss für ihn so lecker riechen, dass er sofort zubeißt. Vorschläge?“

      Mike hatte sich hierzu schon Gedanken gemacht. Das war schließlich sein Job. „Was haltet Ihr davon, dass wir NCCB eine Beteiligung an den Spieleinnahmen anbieten, so lange dieser Goldman dabei ist? Vorausgesetzt, dass Ganze entwickelt sich so, wie wir glauben.“

      „Das wird nicht reichen.“ John Skinner zeigte sich skeptisch. „Da muss mehr kommen, als eine Beteiligung an irgendwelchen erhofften Losverkäufen.“

      Maurice schaltete sich wieder ein: „Und wenn wir mit NCCB einen exklusiven Vertrag über unsere Ziehungen abschließen und ein dickes Paket unserer Commercials beifügen ….?" Das wäre ein fettes Ding für diesen Sender. Mit unserer Quote obendrauf explodiert deren eigene über Nacht. Und bei uns gehen die Losverkäufe durch die Decke.“

      John hatte entschieden. „Mike, organisiere mir ein Telefonat mit NCCB, mit dem Boss. Den Rest machen Maurice und ich, wenn wir den Fernsehfritzen am Hörer haben.“

      Kurz darauf stellte die Sekretärin von Paul Wayne ein Telefonanruf von den Inhabern der Firma SevenDollies, Mr. John und Maurice Skinner, zu ihrem Chef durch.

      Kapitel 7

      In den nachfolgenden Tagen war Sam damit beschäftigt, zusammen mit Mary und ihrem Produktionsteam weitere Reportagen zu produzieren. Er selbst hatte bei seinen Eltern