Valuta Tomas

Verkauft


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verschwinden. Als sie das ganze Papier spürt, holt sie es hervor. Sie blickt darauf, steckt sich die Zigarette in den Mund und zählt es. Siebenhundert! Siebenhundert Dollar! Es sind tatsächlich siebenhundert Dollar! Von dreihundert auf siebenhundert ist schon ein gewaltiger Sprung! Und das nur, dass Mark ihr fünf Minuten lang in den Arsch ficken konnte!!

      Kim betrachtet die Scheine eine Zeit lang, denkt darüber nach was sie dafür alles gemacht hat und spürt, dass sie damit klarkommt.

      »War doch gar nicht so schlimm!«, murmelt sie in sich hinein und zählt die Scheine erneut durch. Mit einem flüchtigen Lächeln steckt sie das Geld in die Hose zurück und erschrickt, als ein Handyklingelton über den verlassenen Parkplatz huscht. Sie holt ihr Handy heraus und kann erkennen, dass es eine Mail auf ihre bestimmte Adresse ist.

       »Noch einer??«, schießt ihr durch den Kopf, sieht dann aber, dass es eine Mail von Mark ist. Sie öffnet diese und liest nur ein -Danke!-.

      »Bitte!«, murmelt sie und will dieses Wort tippen, als noch eine Mail von ihm kommt.

      -Du warst wirklich fantastisch und ich würde mich gerne öfters mit dir treffen!-, liest sie und überlegt. Sie legt eine Hand an die Hosentasche und spürt durch den Stoff jeden einzelnen Schein.

      -Du weißt, dass dich jeder Fick dreihundert kostet! Wenn du mehr willst, zahlst du auch mehr!-, tippt sie und hat nach ein paar Sekunden schon ein -Ok!- auf ihrem Display stehen.

      -Schreib einfach wann und wo und ich bin da!-, schreibt sie, schickt die Mail los und schmunzelt eiskalt vor sich hin.

      »Stammkunde!«, grinst sie und wirft die Zigarette zu Boden.

      ~~~~~~~~

      Zu Hause angekommen, steigt sie ohne Umwege unter die Dusche und denkt darüber nach, was sie in der vergangenen Stunde getan hat. Wie tief ist sie nur gesunken, um diesen Job tatsächlich machen zu müssen? Sie weiß, dass sie ihre Würde damit beschmutzt, aber trotzdem nicht ganz verliert. Auch wenn es unmoralisch ist und für viele Menschen abstoßend wirkt, weiß sie, wofür sie dieses Opfer vergangene Stunde auf sich genommen hat. Und mit Sicherheit noch öfters auf sich nehmen muss. In diesen Momenten und für diese Taten spielen Gefühle, Gedanken und moralische Predigten keine Rolle. Es war ihre Entscheidung die sie selbst getroffen hat und mit niemanden jemals darüber gesprochen hat und mit Sicherheit nicht wird. Lieber würde sie im Erdboden versinken, als erzählen zu müssen, dass sie ihren Körper an Männer verkauft, um an Geld zu kommen.

      »Verfluchtes Geld!«, murmelt Kim durch die Wassertropfen der Dusche, atmet tief durch und blickt an ihrer Haut entlang. Dass sie diesen Schritt wirklich getan und ihrem Körper diese Aktion zugemutet hat, kann sie selbst noch nicht glauben.

      Sie spürt, wie sich ihr Magen bei dem Gedanken schmerzhaft zusammenzieht und legt beruhigend eine Hand auf die Haut. Minutenlang genießt sie ihre Hand, bis sie sie weiter nach unten führt und zwischen ihre Beine gleiten lässt. Als sie sie an ihrem Schritt spüren kann, zuckt sie erschrocken zusammen. Für den Bruchteil einer Sekunde hat sie das Gesicht von Mark vor sich.

      »Ganz ruhig bleiben!«, flüstert sie leise, atmet erneut tief durch und belässt ihre Hand im Schritt.

      »Ich werde das schon überstehen! Es war doch gar nicht so schlimm!«, grinst sie sarkastisch und übt eine leichten Druck auf ihre Vagina aus. Das erste Mal in ihrem Leben hat sie diesem Teil ihres Körpers etwas angetan, was sie nicht von Herzen wollte. Jede bisherige dort stattgefundene Berührung war gewollt oder herausgefordert. Jetzt war es zwar auch gewollt, aber aus völlig anderen Gründen. Und dieser Gedanke treibt ihr Tränen in die Augen.

      »War doch gar nicht so schlimm!!«, haucht sie. Sie spürt wie ihr Gewissen die Oberhand über ihr Gefühlsleben gewinnt und die ersten Tränen über ihr Gesicht laufen.

      »War doch gar nicht so schlimm!!«, weint sie und sinkt kraftlos in der Duschwanne zu Boden.

      »War doch gar nicht so schlimm!!«, trauert sie wimmernd um sich selbst und ihre Vagina, die diesen Job ungewollt und ungefragt ertragen musste.

      Kims Traum und Schweinchen Babe

      Gegen zwei Uhr nachts, tippt Kim flink eine Zahlenkombination in die Sicherheitsanlage eines Gebäudes. Sie schließt nach dem aufleuchten eines kleinen grünen Lämpchens die Tür auf, huscht durch den schmalen Spalt und zieht die Tür hektisch hinter sich zu. Blind aber sicher, tastet sie nach einem Lichtschalter, betätigt ihn und wartet einige Sekunden. Nach und nach springen wenige Leuchtstoffröhren an. Sie dreht sich in die Halle. Sofort wandert ein glücklicher und zufriedener Ausdruck über ihr Gesicht. Ihre Lippen formen sich zu einem zuckersüßen Lächeln, die Augen strahlen vor Glück. Stolz blickt sie in das sechshundert Quadratmeter große Geschäft und genießt den Anblick, der ihr geboten wird. Das ist der Grund, weshalb sie diesen Nebenjob begonnen hat! Das ist der Grund, weshalb sie sich diesen Qualen aussetzt! Das ist ihr Leben! Dieses Geschäft ist ihr Leben und ihr größter Traum. Ein Traum, den sie in die Realität umgesetzt hat. Es sollte kein Traum mehr bleiben. Kim eröffnete vor über einem Jahr eine Buchhandlung.

      Stolz wandert sie mit ihren Augen über die vielen Regale, in denen unzählige Bücher stehen und ihre Geschichte geschlossen für sich behalten. So lange bis jemand den Umschlag öffnet und beginnt die Buchstaben zu kitzeln, damit diese, die dort befindliche Story, freiwillig herausgeben.

      Lächelnd wandert Kim ein paar Schritte durch die Halle und ist stolz auf das was sie geschaffen hat. Denn sie hat nicht nur einfach eine normale Buchhandlung eröffnet. Sie wollte etwas anderes machen. Etwas Besonderes! Etwas, was es so noch nicht gibt!

      Als Kunde ist sie immer genervt, wenn sie in einer Buchhandlung steht und ihr Genick kurz vorm Bruch ist, wenn sie den Kopf schief legen muss, um den Buchrücken eines Buches lesen zu können. Sie stört die Reizüberflutung der überfüllten Regale. Kim fühlt sich immer so erschlagen von dieser Auswahl an Büchern, dass sie sich dazu entschloss, so eine Buchhandlung nicht zu eröffnen. Die Kunden sollen sich wohl fühlen und sicher sein, dieses Buch (dass sie in ihren Händen halten) wirklich kaufen zu wollen und nicht, weil es ihnen auf dem Weg durch das Geschäft durch einen monströsen Aufbau regelrecht ins Gesicht springt. Sie will den Kunden die Freiheit und Option geben, ihre Wahl sorgfältig zu treffen.

      Kim stellte ein völlig neuartiges System und eine ausgeklügelte Verkaufsstrategie auf. Im gesamten Geschäft stehen kleine Sitzgruppen. Entweder normale Stühle mit Tischen, Sessel oder hin und wieder eine Couch. Der Kunde kann sich aus den liebevoll gefüllten Regalen ein Buch aussuchen und sich überlegen, ob er es sofort kauft oder vorerst eine gemütliche Lesestunde nimmt. Kim ließ ein Programm entwickeln, dass die Kunden an diesen kleinen schnuckeligen Laden liebevoll binden. Man muss kein Mitglied mit jährlichen Gebühren werden, erhält aber trotzdem nach dem ersten Kauf, oder der ersten Leseprobe eine Karte. Somit können sie sich in dem Geschäft ihrer Liebe zu Büchern widmen. Wenn der Kunde noch unentschlossen über einen eventuellen Kauf ist, zieht er einfach seine Mitgliedskarte und das ausgesuchte Buch über einen im Tisch eingebauten Scanner. Das System registriert beides und der Kunde kann sich kostenlos eine Stunde in die Zeilen der Geschichte vertiefen. Wenn er sich dazu entschließt nach dieser Stunde das Buch zu kaufen, kann er dies natürlich machen. Will er aber sitzen bleiben und weiterlesen, bucht das System auf dessen Mitgliedskonto einen Verkauf von zwei Dollar. Je länger der Kunde also in dem Buch im Laden liest, umso teurer wird es für ihn. Dies passiert öfters, als Kim in die damalige Kalkulation einberechnete. Denn in dieser gemütlichen Situation und der vertieften Stimmung der Zeilen, schwindet die Zeit schneller, als dem einen oder anderen Kunden lieb ist. Somit verdient Kim manchmal mehr an den Lesestunden, als das Buch an sich wert ist. Das System rentiert sich, weil sie eine strategische Glanzleistung mit in ihre Idee eingebracht hat. Den Kunden wird in der Zeit der Lesung Kaffee, Tee und sogar Kuchen kostenfrei gereicht. Somit wird es für die Leute noch gemütlicher und die Zeit vergeht schneller als sie glauben.

      Kim genießt jeden Tag aufs Neue den Anblick der zufriedenen Kunden, wie sie in den Sesseln sitzen und in den Büchern blättern, um dieses dann später zu kaufen. Sie nutzt die Leidenschaft der Kunden, die Magie