Valuta Tomas

Verkauft


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verbreitet hat und viele Leute diesem skeptisch gegenübertreten. Aber die Kunden, die wöchentlich erscheinen, wissen was sie an diesem kleinen gemütlichen Geschäft, mit diesem schon wohnlichen Ambiente haben. Sie verbringen gerne ihre Zeit in dem Laden. Es ist keineswegs auf Kommerz ausgelegt, sondern nach den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden abgestimmt.

      In ihren eigenen Laden verliebt, wandert Kim durch die Regale und genießt den Duft der Bücher, der sie wie eine frische Parfümwolke umgibt. Langsam sinkt sie in einen der Sessel und lässt ihre Augen über ihren Traum wandern. Sie hat ihn wirklich wahrwerden lassen und weiß, dass sich dieser kleine Laden früher oder später rentieren wird. Er wird schwarze Zahlen schreiben und noch weit darüber hinaus. Sie muss nur Geduld haben. Die hat sie, aber leider nicht die Rechnungen, die tagtäglich im Laden oder zu Hause eintrudeln. Sie hat all ihre Ersparnisse in diesen Traum gesteckt und hat dafür ihr Privatleben vollkommen zurückgenommen. Vor einiger Zeit entschloss sie sich aber, dieses zu ändern und kam auf diese beschissene Idee, ihren Körper zu verkaufen. Um ihren Laden halten zu können und um zu leben. Ohne auf den Titel zu achten, schnappt sie sich eines der Bücher, die mit dem Cover nach vorne weg im Regal präsentiert werden. So wirken diese ansprechender für den Kunden.

      Kim setzt sich in einen Sessel zurück und beginnt zu lesen.

       Sie bemerkt nicht wie die Zeit verfliegt und schießt erschrocken im Sessel hoch, als sie das bekannte Piepen der Sicherheitsanlage hört, wenn diese unscharf geschaltet wird. Gleich darauf hört sie wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wird und dann geht die Personaltür auf.

      »Was zum…?«, hört sie die Stimme einer Mitarbeiterin fluchen.

      »Keine Panik! Ich bin schon da!!«, ruft Kim lautstark durch den Laden, um ihre Mitarbeiterin zu beruhigen. Sie stellt das Buch schnell in das Regal zurück und eilt in ihre Richtung, um ihre tatsächliche Anwesenheit sicherzustellen.

      Mit einem überraschten Gesicht schaut die Mitarbeiterin sie an.

      »Guten Morgen! Was machst du denn schon so früh hier?«, stellt diese eine berechtigte Frage und blickt auf ihre Armbanduhr. Kim schaut auf ihre eigene und erschrickt. Kurz vor sieben! Oh Gott, sie hat die ganze Nacht hier verbracht und hat nicht eine Stunde Schlaf bekommen! Ist sie tatsächlich so in dem Buch versunken?

      »Ich, äh…«, verwirrt blickt sie um sich und wirft ihre Augen zum Buch zurück, das sie die letzten Stunden in den Händen hielt. Schlagartig wird ihr bewusst, dass sie zwar die Blätter bewegt hat, die Buchstaben entziffert und gelesen hat, aber nichts davon hängengeblieben ist. Sie kann sich in keinster Weise an die Handlung dieses Werkes erinnern. Nichts! Sie weiß gar nichts mehr.

      »ich konnte nicht schlafen!«, spricht sie zerstreut und verlegen weiter. Ohne darüber nachzudenken, weiß sie weshalb sie nicht schlafen konnte. Nach dem Nervenzusammenbruch in der Dusche, hat sie es tunlichst vermieden sich im Spiegel zu betrachten. Sie schämte und ekelte sich vor sich selbst. Dass sie sich das wirklich angetan hat und damit leider auch nicht aufhören wird. Sie wollte diese Schande in ihren grünen Augen nicht sehen! Sie wollte aus unerfindlichen Gründen auch nicht zu Hause bleiben. Sie fühlte sich dort gefangen und gefesselt. Denn dort wuchsen der Gedanke und die Idee für diesen Nebenjob. Beraubt von der guten Moral und ihrem reinen Gewissen, gab sie in ihren vier Wänden die Anzeige für diese Tätigkeit auf. Als ihr das unter der Dusche bewusst wurde, wollte sie nur noch fliehen! Raus aus ihrer Wohnung! Raus aus diesem Horrortrip, der erst begonnen hat. Sie weiß nicht wie lange sie diesen Job machen wird und wie viele Männer sie ertragen muss. Aber sie wird mit Sicherheit nicht schon in zwei Wochen genug Geld verdient haben, um damit aufzuhören. Und dieser Gedanke treibt ihr eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken. Sie schüttelt sich und blickt ihre Mitarbeiterin mit großem Kraftaufwand lächelnd an, obwohl sie derzeit am liebsten in Tränen ausbrechen würde. Heulen wäre jetzt genau das richtige was sie gebrauchen könnte. Heulen, Kaffee und danach eine verdammt große Mütze Schlaf.

      Ohne heulen, ohne Schlaf, aber mit sehr viel Kaffee intus, geht Kim ihrem Traum nach und beginnt mit der Mitarbeiterin die Arbeit.

      ~~~~~~~~

      Am Vormittag reicht sie einem Stammkunden eine Tasse Kaffee, als plötzlich ihr Handy piept. Mit einem ehrlich gemeinten und freundlichen Lächeln, wendet sie sich von dem Kunden ab, holt das Handy aus der Hose und kann sofort Mark als Absender ihrer besonderen Mailadresse erkennen.

       -Wo bist du?- Was soll das denn??

      -Wieso?-

       -Ich habe noch hundert Dollar!-

      -Und?-

      -Und die würde ich gerne bei dir ausgeben! Du hast einen bleibenden Eindruck hinterlassen!-, liest sie und sieht einen zwinkernden Smiley. Nervös blickt sie um sich und sieht all die Kunden in ihrem Laden. Ebenso die zwei Mitarbeiterinnen, die ohne sie kaum zurechtkommen würden. Aber eben hundert Dollar auf die Schnelle verdienen, klingt schon verlockend.

       -Wo bist du? Ich komme zu dir!- Sie überlegt, tippt eine Adresse, die ganz in der Nähe ist und schickt die Nachricht ab.

       -Eine Straße weiter ist ein Lokal. In einer halben Stunde?- Kim überlegt weiter, schreibt flüchtig -Ok! Ich weiß aber nicht ob ich pünktlich da sein kann!-, und steckt das Handy weg. Sie konzentriert sich wieder auf ihre Arbeit, als das Ding nochmal piept. Genervt holt sie es erneut heraus und liest -Lass Dir Zeit!-.

      -Die habe ich nicht!-

       ~~~~~~~~

      Als die halbe Stunde vorbei ist, spürt sie, wie sie wieder Panik bekommt. Aber da sie genauso professionell wie angsterfüllt sein kann, unterrichtet sie eine Mitarbeiterin über den spontanen Ausflug. Sie hätte noch etwas zu erledigen.

      Fast zehn Minuten später betritt sie das besagte Lokal (man könnte es auch gehobene Pommesbude nennen) und sieht Mark auch schon an einem der Tische sitzen. Eine Tasse Kaffee steht vor ihm. Als er sie auf die Entfernung durch die Tür kommen sieht, lächelt er vertraut.

      »Hi!«, begrüßt er sie, als sie sich ihm gegenüber an den Tisch setzt.

      »Möchtest du was trinken?«, fragt er freundlich. Kim schüttelt den Kopf und blickt sich nervös um.

      »Deswegen bin ich nicht hier!«, raunt sie und schaut noch immer unruhig um sich. Hier ist kein Gesicht das sie kennt. Sehr gut!

      »Du warst letzte Nacht aber verdammt schnell weg!«, stellt Mark flüchtig fest.

      »Ja natürlich! Wolltest du etwa noch Small Talk mit mir halten, oder mich zum Kaffeekränzchen einladen?«, wirft sie ihm brutal und rücksichtslos an den Kopf. Sie hebt den Blick und ist für einen kurzen Augenblick positiv überrascht. So gut aussehend hatte sie Mark gestern in dem dunklen Auto gar nicht wahrgenommen. Ein smartes Gesicht mit einem mittlerweile stoppeligen Bart. Weiche Gesichtszüge. Nett und irgendwie vertrauenswürdig. Auch scheint er sehr sportlich zu sein. Sein kräftiger Körperbau verrät das. Dies ist Kim letzte Nacht ebenfalls nicht aufgefallen. Kein Wunder, sie war ja auch mit der Gesamtsituation und ihrer Panik überfordert. Aber jetzt ist sie etwas klarer im Kopf! Auch wenn sie weiß weshalb sie ihm jetzt erneut gegenübersitzt.

      Plötzlich legt Mark seinen Kopf etwas schief und schaut sie musternd und zugleich skeptisch an.

      »Irgendwoher kenne ich dich!«, murmelt er. Kein Wunder, er hat Kim letzte Nacht schließlich gevögelt. Sie zuckt nur mit den Schultern und blickt sich wieder nervös um.

      »Ich habe ein Allerwelts-Gesicht!«, nuschelt sie. Marks prüfender Ausdruck auf dem Gesicht bleibt, bis er ein nettes Lächeln aufsetzt.

      »Könnten wir beide eine kleine Abmachung treffen?«, reißt er Kim leise und ruhig aus ihrer Studie über sein Gesamtbild. Fragend blickt sie ihn an und schaut auf ihre Uhr.

      »So viel Zeit habe ich nun auch wieder nicht, um großartige Gespräche mit dir zu führen!«, versucht sie sich in die Rolle ihres Nebenjobs zu schmeißen. Sie will endlich wieder ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen.

      »Ich würde mich ganz gerne zweimal im Monat