Rafael di Giorgio

Das Miami Syndikat


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Brille wahrnehme? Wenn ich alleine bin, werde ich romantisch! Oder philosophisch. Was suche ich hier? Die blonde Katze hat noch ihre Diplomarbeit zu schreiben und dann werde ich sie mit Frau Doktor ansprechen müssen, wenn meine Zunge nicht gerade mit Sachen beschäftigt ist, die die Frauen veranlassen den Namen unseres Schöpfers zu schreien. In Form eines religiösen Orgasmus.

      Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf dem Parkplatz wo viele schwarze, weisse, gelbe und rote Schönheiten und die dazugehörigen Kombinationen hin- und herrennen. Man könnte ihre Bilder den klinisch Toten in den Krankenhäusern zeigen, um sie ohne Elektroschock wieder zum Leben zu erwecken. Denn sie sind atemberaubend schön. (Die klinisch Toten fangen an zu atmen und diejenigen, die atmen, hören damit auf. Ein paradoxer Punkt in meiner Beschreibung, aber ich vertiefe ihn nicht noch mehr…) Plötzlich klopft jemand an die Karosse.

      «Yo babe, what`s up?» sage ich mit müder Stimme im besten Slang den man in zwei Minuten lernen kann und erwarte eigentlich gar keine Antwort auf so eine idiotische Frage. Und da sehe ich sie, Miss World, Mond und Mars, die mich mit unschuldigen Augen anschaut und sagt:

      «Hi! Ich hab dein Auto gesehen und war mir sicher, du freust dich mich zu sehen!» Sie blinzelt schnell und unschuldig während sie spricht. Wie ein Bambi, das gerade den Jäger erspäht hat. Natürlich freue ich mich sie zu sehen. Und wenn die Mieze (die wie ein Bambi blinzelt) meine Gedanken lesen kann und noch nicht weggelaufen ist, dann sind das Vorraussetzungen aus denen Männerträume entstehen.

      «Oh Baby, mir fällt gerade ein, dass ich den Flaschengeist gebeten habe dich vorbeizuschicken», sage ich überzeugt, das sei der beste Witz seit der Erfindung der Globalisierung.

      «Gestern hast du mit deinen Blicken so an meinem Arsch geklebt, dass ich fast Multi-orgasmen bekommen habe! Nur von deinen animalischen Blicken… Wollte nicht primitiv sagen, denn wir wissen beide wie Männer blicken, wenn sie sich paaren wollen…» sagt sie mit ihrer göttlichen Stimme und ich nehme den Sarkasmus gar nicht wahr. Denn sie hat wunderschöne Titten. Und dieses National Geographic Zeug, das sie labert, interessiert mich nicht. Ich bin mir sicher, ihr würdet ihr auch helfen wollen bislang unerreichte Töne zu erreichen, so dass jede Opernsängerin mit einem Sopran-Solo vor Neid platzen würde, wenn sie sie in einem Opernakt der Liebe hören würde.

      «Oh Baby, entschuldige! Gestern sahst du aber auch anders aus!» versuche ich die Situation zu retten. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich das alles sage oder ich es nur in meiner Fantasie so wahrnehme. Und sie eigentlich nur den Esel hört: “Ihaa, Ihaa”. Und woher zum Teufel wusste sie, dass ich es gern vor dem Spiegel treibe?

      «Es war ja auch eine Party! Habe ich dir gefallen?» stellt sie unschuldig die rhetorische Frage und diese Unschuld erweckt in mir Gefühle, die ganz und gar nicht unschuldig sind. Und ich verzeihe ihr den Sarkasmus, den ich nicht wahrgenommen habe.

      «Ist das Schicksal nicht ironisch?» sage ich leise. «Alles was man macht, hat einen Sinn!» versuche ich philosophisch, nachdenklich, ironisch, intelligent, introvertiert und extrovertiert zu wirken. All das auf einmal. «Ausser der blauen Perücke, dem ausgefallenen Make-up und der Dunkelheit ist nichts anders als gestern Nacht. Nur, dass ich dich heute von vorne sehe. Deine Schönheit raubt mir den Atem! Und atemlos werde ich poetisch!»

      «Der Geruch aus deinem Van gefällt mir!» sagt sie begeistert. «Aber alleine Gras rauchen macht keinen Spass!»

      «Seien Sie mein Gast und erlauben Sie mir Ihnen das Beste zu unterbreiten, Mylady!» führe ich ihre Idee fort. Sie steigt ein und lässt sich auf einem Sessel nieder. Ich hoffe, dass die Formen, die sie in den Kissen hinterlässt, mir viel Stoff zum Erzählen geben werden, um meine Enkel zu begeistern wenn ich all diese Geschichten am Weihnachtsabend während des Festessens erzähle. Bei dem mich meine zukünftigen Kinder mit bösen Blicken zum Schweigen bringen wollen und meine zukünftige Ex-Frau mit notdürftigen Erklärungen die Botschaft meiner Geschichten harmloser zu gestalten versuchen wird.

      «Was darf ich dir zum Trinken anbieten? Wasser ist zum Waschen, also denk nicht einmal daran. Prosecco wäre für diesen Anlass passend!» Ich wette, dass ihr nicht erraten könnt, was sie antwortet. «Wie du willst!» Wisst ihr wie Geschichten enden, bei denen die Frauen sagen wie du willst? Wenn man den ganzen Regenwald abholzt und ihn zu Papier verarbeitet würde es nicht ausreichen, um alles niederzuschreiben. Wenn man die chinesische Mauer noch dazu nehmen würde, vielleicht. (Die Wand als Schreibfläche! Seid bitte etwas aufmerksamer, liebe Leser! Ich kann nicht immer alles zweimal erklären.)

      «Während du dich um die Getränke kümmerst, drehe ich den Joint.» Oh, diese göttliche Kreatur ist umwerfend. Sie dreht den Joint! Ich hole die Flasche aber keine Gläser. Wenn man zusammen den selben Joint raucht, kann man auch aus derselben Flasche trinken. Oder nicht? Ich ändere meine Meinung, denn ich habe Stil. Ich schenke ihr das erste Glas ein und serviere es wie ein Gentleman. Wir stossen an und genial wie ich bin, sage ich:

      «Auf einen neuen Anfang. Du bist faszinierend schön, schlagfertig und eine Herausforderung! Ich hätte dich gestern ansprechen und mich vorstellen sollen. Dafür gibt es keine Entschuldigung.» Und das alles sage ich bevor ich den Joint rauche. Nach dem ersten Zug fühle ich wie mein Kopf explodiert, alles schwebt, und ich fange an die Welt zu verstehen, innere Ruhe zu finden. Es gibt noch Hoffnung auf der Welt. Meine neue Flamme schaut mich mit glänzenden Augen an und fragt:

      «Wie heisst du eigentlich? Ich bin Isabelle...»

      «Isabelle! Das ist kein Name, das ist Poesie, das ist die Sonne, die mit ihren warmen Strahlen die kalte Natur am Morgen zum Leben erweckt. Das Wasser, das die Wüste in ein Paradies verwandelt. Der Klang deiner Stimme allein hebt mich über den Regenbogen, wo die Welt in Zeitlupe stattfindet, wo dich die Schönheit in einen Zustand der inneren Ruhe und des inneren Friedens versetzt. Im Einklang mit den Elementen. Jeder Atemzug riecht nach dir und Zitronengrass und wird von den blau-grünen Wellen begleitet, die sich an den Felsen brechen, unaufhörlich, im Takt des Herzens. Und wir schauen einfach nur endlos zu.» (Und ja, über dem Regenbogen gibt es blau-grüne Wellen, die sich and den Felsen brechen. Lasst euch in die Beschreibung, in die Atmosphäre des Moments fallen. «Ich bin Rico! Und meine Goldketten sind alle echt, so echt wie du hier bei mir!» Ich hoffe sie ist noch humorvoll dazu.

      Vertieft in meinem Monolog, merke ich plötzlich, dass sie schon nackt vor mir liegt. Was mich verwirrt, denn in meiner genetischen Programmierung steht “die Beute jagen” an erster Stelle, “die Beute erwischen” an zweiter, “die Beute erobern” an dritter und dann “mich paaren”. Um die Erhaltung meines genetischen Materials zu sichern. Nur jetzt mache ich genau das, was ich immer mache, wenn ich kognitiv überfordert bin. Ziehe mich aus, trage nur noch mein nacktes Muskelkostüm und noch schneller als ihr eure Hand in die Hose stecken könnt, wenn ihr am Samstag Abend diese komischen Aufklärungsfilme aus den Siebzigern anschaut, bin ich bei ihr. Denn sie muss ja wissen was sie tut, angesichts der Tatsache, dass sie sich zuerst ausgezogen hat! Ihre Haut ist so braun, jede Schokolade würde vor Neid schmelzen. Die Beine sind soooo lang, so glatt, so makellos. Ich bin kein Fussfetischist aber wenn ich mir ihre Füsse anschaue, weiss ich, dass es sich lohnen würde einer zu sein. Leonardo da Vinci hätte weniger Zeit gebraucht, um die Mona Lisa zu malen, und die ist nicht mal so perfekt wie Isabelles lackierte Fussnägel. Die Rasur an ihrem Paradieseingang ist so perfekt, dass ich stolz wäre sie auf dem Gesicht zu tragen. Nicht wie ihr gerade gedacht habt, ihr Luder. Obwohl eigentlich auch so... Und davon bin ich nur Sekunden entfernt.

      Ihr Bauch ist mit einem süssen Bauchnabel geschmückt, aus dem ich gerade Prosecco trinke. Ihre Brüste rauben mir den Atem. Mir soll keiner erzählen das Vulkane, Seen, Berge und Kunst schön wären. Oder der Mond. Nicht im Vergleich zu ihren Brüsten. Sie sind nicht zu gross aber erscheinen so überwältigend, dass ich sie gleich in meinen Händen halten muss. Wisst ihr, wie ein Herz schlägt, wenn es erwartet das Beste zu erleben, seit dieser Blödmann aus dem Paradies geworfen wurde? (Adam ihr Ahnungslosen! Ohne ihn wären wir noch alle dort und würden keine Schulen besuchen, nicht arbeiten und sonst irgendwas tun, was uns eigentlich keinen Spass macht. Wir würden nur nackt durch den Garten Eden laufen und uns mit Schönheiten beschäftigen, die wir aus unseren Rippen gebastelt hätten. Die erste dieser Schönheiten, die Gott uns gab, liess sich nicht unterwerfen, denn sie war so wie Adam aus Lehm entstanden, also ebenbürtig.