Rafael di Giorgio

Das Miami Syndikat


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eigentlich alles stressfrei klappen sollen. Bis sie auf die Idee kam die Früchte aus dem Baum der Erkenntnis zu kosten.) Und diese Schönheit hier, in meinem Van, hat auch bestimmt etwas vor, was meine Erkenntnis betrifft, mit ihren birnenförmigen Brüsten, die so warm und kalt sind, so weich und hart, dass ich die Klimaanlage nicht mehr spüre. Ich drücke sie zusammen, küsse sie beide auf einmal. Diese Begeisterung mit Titten zu spielen ist vergleichbar mit der Freude jedes kleinen Jungen, der gerade sein erstes Feuerwehrauto bekommen hat. Oder einen Ken zur Barbie. Ihr wisst was ich meine… Ihre schwarzen Haare bedecken ihre Schultern. Ich kann sie daher nicht beschreiben. Ihre Mandelaugen schauen mich auf eine Weise an, dass ich spüre, das hier wird nicht nur ein kleines Feuerwerk, sondern die Explosion des Fujiyama.

      Sie schubst mich, ich falle auf den anderen Sessel und kann meinen Blick nicht von ihr abwenden. Denn dann würde ich zu viel verpassen. Sie setzt sich auf meinen Schoss und ich fühle wie wir ineinander gleiten und dabei auch in Gedanken eins werden. Und obwohl wir erst seit Sekunden verschmelzen, beben unsere Herzen im Einklang. Unsere Körper sind wie für einander geschaffen. Ich versuche ihren tiefen Blick in meine Augen zu ignorieren - er könnte mich zu schnell zum Ende dieses Moments des Ineinandergleitens führen. Ich spüre jeden Millimeter ihres seidigen Körpers. Die Schweissperlen, die ihren Rücken mit einem Muster der Lust schmücken, schimmern in den Farben des Regenbogens, denn sie hatte sich kurz umgedreht, weil sie mir ja auch ihre andere Seite zeigen wollte, nachdem ich ihren tiefen Blick in meine Augen ignorierte. Ich geniesse einfach den Anblick, den Moment und ihren Körper. Aus Dankbarkeit fühle ich den Drang sie entspannen zu lassen und selbst aktiv zu werden, um sie auf meine Art und Weise zu verwöhnen. Und das obwohl sie mit einem unwahrscheinlichen Spass bei der Sache ist.

      Ihre Stimme, mal leise, mal laut, ist ungeheuer sexy. Sie sagt kein Wort, aber ihr Stöhnen verrät mehr als ganze Liebesromane. Ich hebe sie, leicht wie eine Feder, und lasse mich mit ihr auf die hintere Bank des Vans fallen, die schon lange zum Bett umdisponiert wurde. Auf dem Rücken liegend quält sie mich wieder mit ihrem Blick gegen den ich kein Rezept habe. Und langsam schmelze ich in ihren Armen, die mich so zärtlich halten. Wir sind ein Team, unendlich besser als das Team, das die Fussballweltmeisterschaft gewonnen hat. Wir fliegen zum Mars und zurück, tragen zur globalen Klimaerwärmung bei, dazu, dass Komponisten noch zwei zusätzliche Oktaven brauchen, um alle Töne einer Liebessinfonie schreiben zu können. Das alles endet mit einem derartigen Flötensolo für zwei, sogar Bach würde sich fragen wie man auf zwei Flöten eine vierstimmige Melodie spielen kann. Danach spüre ich nur noch ihren phantastischen Duft. Und die seidige Haut ihres Körpers, den sie so fest an mich drückt. Und ihre Brüste… Und das Beben ihres Herzens… Ich habe meine Aufgabe erfüllt, selbstlos, geduldig, aufmerksam, liebevoll. Mit der transzendenten Zärtlichkeit eines traumhaften Liebhabers, in der ewigen Erinnerung der Liebe. Denn dadurch (durch mich und durch meine transzendente Zärtlichkeit), erfahren sie, diese unzähligen schönen, Frauen, was wichtig im Leben ist. Und fortwährend gültig! (Wenn ihr genau wissen wollt, was das ist, strickt euch eine Antwort zusammen, denn eigentlich bin ich überfordert. Ich blieb ja gedanklich bei der Erhaltung meines genetischen Materials…)

      Ihr Kopf liegt auf meiner Brust, ich streichle sie zärtlich. Sie liegt da als ob sie Schutz gefunden hätte, wortlos, zufrieden. Für einen Moment, denn ich erkenne eine gewisse Traurigkeit in ihren Augen. Und das alles nur, weil das Blut langsam wieder in mein Gehirn strömt. Und so wie immer, interpretiere ich ihren traurigen Blick falsch (weil das Blut langsam in mein Gehirn strömt!), denn ich glaube, sie wäre traurig, weil sie glaubt, das Beste wäre schon vorbei. Sie kann natürlich jederzeit vorbeikommen, wann immer sie will! Ich bin ein Priester der Liebe. Immer für meine Schäfchen da.

      Müdigkeit trübt meine Gedanken, meine Augen werden schwer. Ihre Brüste, eng an mich gepresst, sind das Letzte was ich wahrnehme und ich hoffe, dass ich davon auch träumen werde. Denn sie sind traumhaft schön. Bei dem Anblick ihres nackten Körpers fühle ich mich ein wenig wie Zeus. Denn ich liebte nur Göttinnen, körperlich versteht sich. Er hingegen hatte auch für Sterbliche ein Faible. Und Halbgöttinnen. Ich nicht. Und die permanente Frau an meiner Seite, mein blonder Engel, ist nicht so wie Hera (2), hinterlistig, böse, rachsüchtig. Sondern geduldig, verständnisvoll, liebevoll und sie freut sich, wenn ich mich freue. Freut sich über jede neue Liebesgeschichte. Und das macht sie eigentlich zur wahren Göttin.

      Noch ein Blick auf ihre Brüste. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein. Ihre geschlossenen Augen, der tiefe Seufzer und ihre leichte, seidige Umarmung. Danach Dunkelheit. Die Leere. Die Ohnmacht. Kein Zeit-und Raumgefühl. Nichts. Keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist, aber ich stehe auf und nichts erinnert mich an das, was hier gelaufen ist. Nur der Ventilator vom Laptop schreit: “Schalt mich aus, du Blödmann, wenn du nichts Besseres zu tun hast! Ich muss mir doch nicht die Lungen mit eurem Qualm vollpumpen”.

      Das Handy ist mit dem Laptop verbunden und ich sehe eine Nummer und eine Liste auf dem Display. Und das ist nicht die Liste mit Namen der Schönheiten, die ich im Laufe der Zeit verführt und denen ich zu neuen Weltanschauungen verholfen habe. Nein, das ist eine Liste mit Namen von Frauen und Männern. Ich habe viel Perversion in meinem Leben gesehen, aber das hier ist inakzeptabel. Hat sie mich etwa in eine neue, philosophische Dimension des Bewusstseins und danach in den Schlaf gebumst, nur um ihre Hausaufgaben auf meinem Computer machen zu können? Deswegen sage ich euch, liebe Leser, lasst immer die Videokamera laufen. Nach so einem Besuch weiss man nie, wann man Lust zu prüfen hat, ob das Haargel, das man benutzt, auch wirklich hält, was die Packung verspricht.

      Ich bin aus einem Land, in dem die Verfassung Männer gesetzlich dazu verpflichtet schönen Frauen alles zu geben, was sie zu einem ausgeglichenen Leben brauchen. Aus dem Land, aus dem Dracula kommt. (Nicht Bulgarien, ihr Analphabeten, nein! Denkt doch nach!) Aber die Verfassung erwähnt leider mit keinem Punkt, was orientierungslose Männer tun sollten wenn die Schönheiten verschwinden, ohne ihre Telefonnummer zu hinterlassen. Das bleibt ein Mysterium. Wieso hinterlassen sie die Nummer nicht wenn das, was man zusammen erlebt hatte, eigentlich richtungsweisend für ihr Leben war? Im positiven Sinne. Frauen haben echt eine eigene Logik. Aber ist Logik nicht die Lehre der vernünftigen Schlussfolgerung? Diese Wendung gefällt mir nicht… Oder ist die Nummer auf dem Display ihre? (Beachtet meinen gepflegten Schreibstil! Meine Notizen werden an den Unis vorgelesen, um Literaturstudenten gegen Philosophen zu hetzen und ihnen zu erklären, dass man Japanisch nicht wörtlich übersetzen kann!)

      Ohne nachzudenken, wie meistens, wähle ich die Nummer und merke nicht, dass die Schnittstelle zum Computer noch aktiv ist. (Sie ändert sich andauernd! Als ich das Buch schrieb, war es Infrarot. Jetzt Bluetooth. Bis das Buch veröffentlicht wird, werden sonst irgendwelche Laser automatisch Schnittstellen sein… daher nur Schnittstelle… so bleibe ich aktuell…). Es piepst und plötzlich erscheint auf dem Display ein kleines Fenster mit einer langen Nummer. Mit einem Code, Leute, mit einem Code! Ich denke der Hacker, dem ich meinen Laptop abgekauft hab, hat Programme auf der Festplatte gelassen, die mir jetzt die Möglichkeit geben, die grössten Banken in Hong-Kong um ein paar Milliarden zu erleichtern. Aber es passiert nichts. Danach, nach dem Nichts, erscheint wieder die Liste, die ich sowieso schon habe. Das Gefühl ist Scheisse! Das gleiche Gefühl wie die Ex-Freundin zu ficken oder das eigene Auto von den Ärschen zurückzukaufen, die es geklaut haben und nur um die 100.000 Km damit gefahren sind. Ich schalte alles aus und bleibe traurig auf dem Sessel sitzen, nackt, gutaussehend, enttäuscht, hoffend, dass alles in Wirklichkeit passiert ist und nicht nur in meiner Fantasie, die mit mir anscheinend durchgeht.

      Das Syndikat II

      «Er hat sich in unser System eingehackt. Er hat die Listen!» sagte das Monster mit einer sehr tiefen Stimme. Er fühlte sein Herz so stark schlagen, dass er vor Aufregung nicht mehr klar denken konnte. Ob er es jemals getan hatte, war eine andere Frage.

      «Wir werden warten, weil ich nicht weiss, zu wem er gehört! CIA, FBI, Interpol oder KGB! Es gibt nicht viele Möglichkeiten. Seid sein Schatten, seid sein Atem, hört sein Handy ab, prüft alles, alles was er isst, alles was er trinkt! Ich will alles über ihn wissen! Alles! Er darf euch nicht entdecken! Falls er es doch tut, dann verschwindet ihr, nachdem ihr seine Freunde kalt gemacht habt. Er würde dann als Krönung zuletzt dran glauben müssen.» Es brachte ihn um mit diesen Idioten zu kommunizieren. Aber er hatte